Horrweiler in Rheinhessen

Die evangelische Kirche in Horrweiler

Das Bild zeigt eine Ansicht der evangelischen Kirche in Horrweiler
Evangelische Pfarrkirche in Horrweiler.[Bild: Harald Strube]

Die evangelische Pfarrkirche von Horrweiler ist ein geosteter, verputzter Saalbau mit steilem Walmdach auf einer Anhöhe am Südrand des Ortskerns. Im 14. Jahrhundert wurde die damalige Kirche zu einer Wehrkirche ausgebaut und zusammen mit dem benachbarten Friedhof befestigt. Im 15./16. wurde der spätgotische Saalbau errichtet und 1764 umfassend renoviert und barock überformt, wodurch die Kirche ihr heutiges Aussehen erhielt.

Die ältesten datierbaren Überreste der Kirche sind Steinfragmente in der Nordwand, die auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert werden. Zu diesem Zeitpunkt scheint sich also bereits eine Kirche in Horrweiler befunden zu haben, über die jedoch nur wenig überliefert ist. Die erste Erwähnung eines Pfarrers in Horrweiler stammt erst aus dem Jahr 1396. Die Pfarrei Horrweiler gehörte damals zum Erzbistum Mainz unter dem Archidiakonat des Propstes zu St. Maria im Felde in Mainz und dem Dekanat Partenheim. Die Grafen von Leiningen hielten das Patronatsrecht sowie den Kirchensatz und den Zehnten und verlehnten diese an Angehörige des Niederadels weiter. 1518 wurden die Patronats- und Zehntrechte an das Mainzer St. Petersstift verkauft, das diese bis 1802 hielt.

Ab 1545 wurde die Reformation in den kurpfälzischen Gebieten vorangetrieben, sodass sich bald auch in Horrweiler der reformatorische Glaube verbreitete. Die zunehmenden religiösen Spannungen boten Anfang des 17. Jahrhunderts einen Vorwand für den blutigen Machtkampf der europäischen Mächte, der 1618 zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) führte. Der Krieg sorgte für schwierige Religionsverhältnisse im rheinhessischen Gebiet, da sich die jeweiligen Ortsbewohner*innen der Konfession ihres jeweiligen Herrschers anpassen mussten. Im Laufe des Krieges änderte sich dadurch nicht nur mehrfach die Herrschaft, sondern auch die Konfession der Bevölkerung. Nach dieser wechselhaften Phase ließ Kurfürst Johann Wilhelm 1698 das Simultaneum für die kurpfälzischen Kirchen anordnen, sodass diese von Reformierten und Katholiken gemeinsam genutzt wurden. Im Zuge der sogenannten Pfälzischen Kirchenteilung 1705 wurden diese Kirchen zwischen Katholiken und Reformierten aufgeteilt. So fiel die Kirche in Horrweiler vollständig an die reformierte Gemeinde, die zusammen mit den Gemeinden in Welgesheim und Aspisheim eine Pfarrei bildete.

Heute bildet die Horrweiler Kirche zusammen mit der Kirche in Aspisheim die evangelische Kirchengemeinde Horrweiler-Aspisheim.

Baugeschichte

Im 15./16. Jahrhundert wurde auf den bestehenden Fundamenten eine neue Kirche im (spät-)gotischen Stil errichtet, die beispielweise mit den Rundbogenfenstern in der Südwand auch romanische Teile einschloss. Der genaue Zeitpunkt für diesen Neubau ist nicht überliefert. Bereits im 14. Jahrhundert – vermutlich zwischen 1320 und 1400 – war die Kirche und der benachbarte Friedhof zu einer Wehrkirche befestigt worden. Diese Wehranlage bestand aus einer breiten, mit Türmen und Schießscharten versehenen Ringmauer, die von einem Graben und einem mit Effen (Ulmen) bepflanzten Wall umgeben war. Über Jahrhunderte bot die Wehrkirche zusammen mit der übrigen Ortsbefestigung den Horrweiler Bewohner*innen in Notfällen Schutz. 1848 wurde die Befestigungsanlage der Wehrkirche teilweise zurückgebaut und im ehemaligen Graben Erdkeller („Kellergasse“) errichtet. Die Mauer und ein Großteil der Wehrtürme wurde abgetragen und heute ist von diesen nur noch der Torturm erhalten ist.

Dieser Torturm an der Nordostseite der Ringbefestigung wurde seit dem 16. Jahrhundert als Glockenturm genutzt. Der Bau ist im Kern spätgotisch und verfügt über drei Geschosse in einem längsrechteckigen Grundriss unter einem Krüppelwalmdach. Die Torbögen sind unterschiedlich groß und aus der Mittelachse verschoben. Eine von einem Meister Otto 1431 gegossene Glocke mit Darstellungen der Muttergottes und der Kreuzigung, sowie eine Renaissanceglocke sind heute noch erhalten. Der Turm wurde 1912 und 1966 umfassend saniert.

Nachdem die Horrweiler Kirche ab 1705 vollständig an die reformierte Gemeinde fiel, wurde sie 1764 umfangreich renoviert, erweitert und barock überformt, wobei sie ihr heutiges Aussehen erhielt. Die Kirche wurde nach Osten erweitert und mit einem Chorabschluss versehen, der gekuppelte Rundbogenfenster aufweist. Das Westportal ist ein Stichbogenportal mit Profilgewänden und Wappenstein (Schlüssel und Dolch gekreuzt), das mit der Jahreszahl 1764 bezeichnet ist. Im Zuge der Erweiterung wurde auch der Dachstuhl verändert, bei dem ein Hängewerk eingefügt wurde. Dadurch wurde das Gewicht des Daches auf die Querbalken verteilt, was einen Mittelpfeiler in der Kirche notwendig machte. Im Innenraum wurden vermutlich zu diesem Zeitpunkt auch die dreiseitig umlaufende Empore mit Brüstungsgeländern aus Brett- und plastischen Balustern errichtet. Das fünfteilige geschnitzte Rokokoprospekt der Orgel von 1773 stammt aus der Werkstatt der Gebrüder Stumm, Rhaunen-Sulzbach. Umfassende Innen- beziehungsweise Außenrenovierungen fanden seither 1864, 1954 (Innen), 1963 (Außen) und 1981/82 (Innen) statt.

Auf dem alten Friedhof neben der Kirche wurde 1923 ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Dabei führen Treppen zu einer von dorischen Säulen mit Architrav gerahmten Schauwand. Diese zeigt ein aufwendiges Relief mit einer Darstellung des Soldatenlebens und eine Namensliste der Gefallenen.

Die evangelische Kirche Horrweiler bildet zusammen mit Turm, Kirchhof und Wallgraben als bauliche Gesamtanlage eine Denkmalzone und ist eine der anschaulichsten erhaltenen Wehrkirchenanlagen der Umgebung.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

  • Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler, Höfe und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905. Online verfügbar unter: https://gutenberg-capture.ub.uni-mainz.de/histbuch/content/pageview/147301 (aufgerufen am 17.06.2022)
  • Kern, Jakob; Müller Peter: Die Evangelische Kirche zu Horrweiler. Wissenswertes und Interessantes aus Geschichte und Gegenwart. Horrweiler 1982. In: Website der Kirchengemeinde Horrweiler Aspisheim, URL: https://kirchengemeinde-horrweiler-aspisheim.ekhn.de/fileadmin/content/gemeinden/horrweiler-aspisheim/Kirche_Horrweiler.pdf (aufgerufen am 17.06.2022)
  • Ortsgemeinde Horrweiler. In: Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. 18. Kreis Mainz-Bingen. 1. Städte Bingen und Ingelheim, Gemeinde Budenheim, Verbandsgemeinden Gau-Algesheim, Heidesheim, Rhein-Nahe und Sprendlingen-Gensingen. Unter Mitarbeit von Dieter Krienke. Worms 2007.

Aktualisiert am: 17.06.2022