Saarland

0.Die Geschichtswerkstatt Brebach

Nicht nur Burgen, Schlösser und Metropolen haben ihre Geschichte. Auch die Vergangenheit einer Industriegemeinde wie Brebach kann für Einheimische wie Auswärtige von Interesse sein. Nach Gründung der Halbergerhütte im Jahre 1756 entstand am heutigen „Alten Werk“ eine erste Werkssiedlung. Im Dorf Brebach in der Nähe der Mündung des Scheidter Bachs in die Saar standen damals fünf Häuser. Mit der Entwicklung der Hütte zum industriellen Großbetrieb ab den 1870er Jahren wuchsen beide Siedlungen zusammen, und es entstand der Ort in seiner heutigen Ausdehnung. Die Hütte hat auch das Landschaftsbild verändert. Alte Verkehrswege wurden durch das Werksgelände unterbrochen, der Scheidter Bach unter die Erde verlegt und aus dem Abraum der Eisenproduktion zwei künstliche Berge aufgeschüttet.

Durch das Hüttenwerk wurde Brebach zum Ziel von Zuwanderern. Schon die ersten Hüttenleute kamen von außerhalb. Ab Ende des 19. Jahrhunderts zogen verstärkt Arbeiter aus dem Hunsrück und der Pfalz nach Brebach. Ende der 1950er Jahre folgten Arbeitsmigranten aus Italien und bald darauf aus der Türkei. Sie alle haben das Lebensumfeld in Brebach mit geprägt. In den vergangenen Jahrzehnten hat der Strukturwandel erneut eine Umwälzung der Beschäftigungs- und Bevölkerungsstruktur bewirkt, was sich auch im Ortsbild niederschlägt.

Alltags- und Industriegeschichte vor Ort

Die Geschichtswerkstatt Brebach besteht seit Herbst 1989. Als Arbeitskreis der Volkshochschule des Regionalverbandes Saarbrücken beschäftigt sie sich mit der Ortsgeschichte Brebachs. Themenschwerpunkte bilden die Alltags- und Industriegeschichte. Die Geschichtswerkstatt untersucht, wie sich allgemeine Entwicklungen - Industrialisierung, Verstädterung, Krisen und Aufschwünge - auf der örtlichen Ebene auswirkten, und wie die Menschen ihre Lebensumstände gestaltet und verändert haben. Der Blick in die Vergangenheit lässt Entwicklungslinien, ihre Ursachen und Folgen, Unterschiede und Übereinstimmungen erkennen und kann hilfreich sein angesichts der Herausforderungen der Gegenwart. Zugleich werden die menschlichen Schicksale, die Hoffnungen, Entbehrungen und Anstrengungen sichtbar, die hinter Begriffen wie Industrialisierung, Migration oder Strukturwandel stehen. Bei der Auseinandersetzung mit der Geschichte kommt den Gebäuden und Plätzen, die einen Bezug zur Vergangenheit des Stadtteils aufweisen, eine besondere Bedeutung zu. Die Geschichtswerkstatt tritt für die Erhaltung dieser „historischen Orte“ ein.

Die Geschichtswerkstatt trägt zum kulturellen Angebot im Stadtteil bei und ist die einzige Arbeitsgruppe mit einer vergleichbaren Zielsetzung. Sie trifft sich regelmäßig einmal im Monat und steht allen Interessierten offen. Ein Austausch mit Arbeitsgruppen, die sich ähnlichen Fragestellungen widmen, ist erwünscht.

Die Arbeit der Geschichtswerkstatt

  • jährliche Herausgabe eines Kalenders mit historischen Aufnahmen und Beiträgen zur Geschichte Brebachs,
  • Pflege und Erweiterung eines Fotoarchivs mit historischen Aufnahmen zu Brebach und der Halbergerhütte,
  • regelmäßiger Beitrag in der Stadtteilzeitung „Schmelztiegel“,
  • Rundgang über den Halberg im Rahmen des Volkshochschulprogramms, i.d.R. einmal im Jahr
  • Veröffentlichungen zur Ortsgeschichte. Eine Häuserchronik ist in Vorbereitung.

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