Erbhuldigung auf dem Schloss
Heitere Episode: Das fürstliche Paar Friedrich Wilhelm und Fürstin Luise Isabella nahm am 17. April 1788 zu Hachenburg die Huldigung entgegen. Sie wurden mit allen, für solche Angelegenheiten herkömmlichen Freudenbezeugungen, namentlich von einer Schar weiß gekleideter, Blumen streuender Jungfrauen empfangen. In Betracht der anmutigen Gruppe hielt der Wagen, die Töchter des Landes umringten ihn von allen Seiten und eine derselben trug ein Gedicht vor, das sie zierlich in Fraktur geschrieben, in Goldpapier geheftet, auf einem silbernen Teller der Prinzessin überreichte. Huldreich die Gabe aufnehmend, erfasste diese den Teller, der Meinung, es sei derselbe zugleich geschenkt. Anderer Meinung war die Sprecherin, wohl wissen, von wem der Teller erborgt worden. Sie bemühte sich ihn zurückzuziehen, in festhaltend die Prinzessin und zwischen beiden entgegengesetzten Ansichten ergab sich ein Hin- und Herzerren, das wohl eine Minute anhielt, endlich aber zum Vorteil der Beschenkten ausfiel. Triumphierend rollte die Berline davon, trauernd folgten die Jungfrauen. Gegen die Anführerin haben sie der Vorwürfe nicht gespart, denn ihrer Unvorsichtigkeit maßen sie allein den Verlust des Tellers und die damit erwachsene Verpflichtung, dem Eigentümer den Wert derselben zu erstatten, bei. Einen solchen traurigen Ausgang nahm die Sache jedoch nicht; es fand sich eine mitleidige Seele, der Fürstin den wahren Sachverhalt darzustellen, und ohne Säumnis wurde der unglückliche Teller zurückgegeben.