Älteste Straßen in Hachenburg
Die älteste namentlich bekannte Straße Hachenburgs ist die Leingasse, die bereits 1343 in den Quellen erscheint. Als älteste heute noch existierende Straße gilt die "Straße", die quer durch Hachenburg führte und 1416 erstmals genannt wird. Die "Gasse" wird 1436, der Steinweg 1463/64, die Borngasse 1470 erstmals genannt. Zu diesen ältesten Straßennamen der Stadt gehört auch die Creutzstraße, die 1594 in den Quellen auftaucht.
Bis in das 19. Jahrhundert hinein waren Straßennamen eher die Ausnahme, Hausnummern völlig unbekannt. Jeder Hachenburger wusste, wo welche Familie wohnte und wo sich die öffentlichen Gebäude befanden. Es bestand keine Notwendigkeit, unterscheidende Straßennamen oder gar Hausnummern einzuführen. Musste man einzelne Ortslagen näher bezeichnen, wählte man anschauliche Beschreibungen. 1448 wurde eine Lokalität mit intgeen sente Kathrinen kirchen ubir die gasse angegeben, wobei die gasse nicht die »Straße« war, die in derselben Urkunde ebenfalls genannt wird. Häufige Ortsbezeichnungen einzelner Häuser sind etwa 1585 gegen dem Schloss uber oder 1622 vor der Schlosspforten am Markt, 1624 gegen der Kirchen uber oder "an der Marktpütz" o.ä.
Im "Grundriss der Stadt Hachenburg im Mittelalter" sind einige Straßen vermerkt, ohne dass bisher Näheres zu ihrer Geschichte bekannt ist.
Hierzu gehören etwa die Zeitzengasse (Sperlingsgasse) und das Kirchenkreuz, die Verbindungsgasse zwischen der Obergasse (Friedrichstraße) und dem Schlossberg sowie die Perlengasse, die in bekannten Schriftquellen vor dem 20. Jahrhundert nicht erscheint. Weiterhin sind die Mittelgasse (Mittelstraße), die Salzgasse und die Oeconomiegasse zu nennen, die im Grundriss und Stadtplan von 1884 auftauchen, ansonsten in alten Quellen aber nie genannt werden. Die heute u.a. vom Blumenhaus Georg bzw. vom Johann August-Ring überbaute ehemalige Gasse »Dreckberg«, wenige Meter neben der Straße "Grüner Berg" (Enggasse) ist im "Grundriss der Stadt Hachenburg im Mittelalter" ebenfalls eingezeichnet.
Im Häuserverzeichnis von 1791 wird das »Trierische Ländgen« genannt, das wohl ähnlich wie die Feilhau einen Stadteil beschreibt. Am 8. September 1828 wird die Bewegasse oder Buwegasse erwähnt, die heute nicht mehr bekannt ist.
Im Stadtplan von 1884 tauchen weitere Straßen auf, wie etwa die Neugasse, die Nottorstraße bzw. später das Nothofgässchen.
Der Ursprung der Paderwän (Paderwängässchen) neben der katholischen Kirche liegt noch im Dunkel. Besonders zwischen Oekonomie- und Judengasse, aber auch zwischen Weber- und Färberstraße finden sich etliche Verbindungswege, die zwar für den öffentlichen Verkehr zugänglich sind, aber keinen Namen führen und einfach nur als »Wän« (wohl von Gewann) oder »Wänd« bezeichnet werden (Latschenwende).
Erst mit der verordneten Einführung von Brandkatastern wurden 1816 auch Hausnummern vergeben, um die Beitragszahlungen der einzelnen Haushalte kontrollieren zu können. Dabei wurden die Häuser der Stadt einfach durchnummeriert. Dieses System wurde dann 1958/1960 in der Weise geändert, dass man – wie andernorts auch - die Häuser in den einzelnen Straßen so nummerierte, dass beginnend von der Stadtmitte rechts die geraden und links die ungeraden Hausnummern vergeben wurden. Zu Anfang des Jahres 1960 befasste sich der Stadtrat mit der Umsetzung dieses Vorhabens.
Pflasterung der Straßen
Bis in das 20. Jahrhundert hinein waren die meisten Ortsstraßen nur mehr oder weniger gut befestigte Feldwege. Der viel benutzte Weg nach Altstadt war wohl einer der ersten gepflasterten Straßen, dem man bezeichnenderweise den Namen Steinweg gab.
Schon im 15. Jahrhundert achteten Grafen und Stadt darauf, dass die Straßen der Stadt in Ordnung gehalten wurden. Im sog. Stadtregiment vom 1. Mai 1470 wurde bestimmt, dass alle gemeinen Wege zur Kirche, zum Markt und auch die Bornwege außerhalb der Stadt vom Bürgermeister und innerhalb der Stadt von den Anliegern reinlichen, ziemblich und fledig zu halten seien, damit man "sauberen Fußes" zur Kirche gelangen und auf den Straßen wandeln konnte. Wer sich nicht daran hielt, musste Strafe zahlen. Jeder Bürger war auch verpflichtet, einen redlich zimblich Steinweg vor seiner Tür anzulegen, aber nur längs der beiden Straßen in Richtung der Kirche auf der Straße zwischen den beiden Pforten. Hielt sich ein Anwohner nicht an diese Anweisung, wurde die Arbeit von der Stadt geleistet, dem Hausbesitzer aber nicht nur die Kosten in Rechnung gestellt, sondern zusätzlich eine Strafgebühr auferlegt. Inwieweit das Gebot umgesetzt wurde, geht aus den Quellen nur bruchstückhaft hervor.
Im Jahr 1558 war die Straße entlang der Tränke (heute Alexanderring) mit Steinen befestigt. 1561/63 wurde der Weg nach der Oberpforte durch Meister Peter aus Siegen erneut gepflastert. Die Nebenstraßen waren dagegen unbefestigt. 1666 wurde betont, dass die Gasse, die von der Mauer oben an bey des Schreiners Hauß biß an Peter Scholtzen Hauß ging, etliche diffe pühle aufweise, weilen solche Gaß nicht gepflastert sei.
1751/52 wurde die Straße beim Untertor neu gepflastert, 1753/54 wurde der "Neue Weg" nach der Altstadt mit Steinen befestigt. In der Hintergasse wurde im Sommer 1778 ein neues Stück Pflaster eingesetzt. Die Pflasterung weiterer Teilstücke war für die kommenden Jahre vorgesehen.
Die intensive Nutzung mancher Wege, setzte dem Straßenbelag zuweilen arg zu. 1794 verlangte die Stadt deshalb von schweren Fuhrwerken ein Pflastergeld.29
Nach dem 2. Weltkrieg wurden schadhafte Straßen erneuert und vor allem in den 1960-er Jahren nach und nach alle Straßen mit einem festen Belag versehen.30 Im Zuge der Stadtsanierung wurden alle Straßen nicht nur instandgesetzt, sondern auch mit einem traditionellen Steinbelag ausgestattet. Es ist vor allem der Initiative des Bürgermeisters Peter Klöckner und seines Vorgängers Hendrik Hering zu verdanken, dass die Straßen der "Unterstadt" eine Einheit mit den restaurierten Fachwerkhäusern bilden und im "alten Glanz" erscheinen.
Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.