Ruthweiler in der Pfalz

Ruthweiler

0.1.Allgemeine Angaben

Unterhalb der Burg Lichtenberg

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Kusel

Einwohner (1960): 562 

Einwohner (2005): 540

Einwohner (2007): 516

Einwohner (2008): 523

Einwohner (2010): 489

Wohnplätze: Ortskern und Krankenhaus

Gemarkung: 332 ha, davon 36 ha Wald

0.2.Lage

Der Ort liegt im hier engen Tal des Pfeffelbachs, der auch Aalbach genannt wird, im Talgrund in ca. 270 Metern Höhe über NN, überragt von der großen Anlage der Burg Lichtenberg, die sich hart an der Gemarkungsgrenze von Ruthweiler hinzieht, aber selbst zur Gemarkung des Nachbarortes Thallichtenberg gehört. Zwischen Thallichtenberg und Ruthweiler durchbricht der Pfeffelbach das Bergplateau in einer engen Schlucht mit steil ansteigenden Felsen, deren ursprüngliches Aussehen allerdings durch die Anlage von Steinbrüchen verändert wurde. Ansonsten erreichen die Anhöhen rechts des Baches mehr als 400 Meter über NN (Niederberg 446 m) und links des Baches ca. 350 Meter. Das geschlossene Waldgebiet erstreckt sich im Osten der Ortslage am Niederberg. Die Gemarkung von Ruthweiler grenzt im Osten und Süden an die Gemarkung der Stadt Kusel an (Bereiche Diedelkopf und Bledesbach), im Westen an die Gemarkung von Pfeffelbach, im Norden an die Gemarkungen von Thallichtenberg und Körborn.

0.3.Siedlung und Wohnung

Es handelte sich ursprünglich um ein reines Straßendorf mit der Bebauung rechts des Bachufers. Schon hier entstanden während des 19. Jahrhunderts Abzweigungen und Ausbuchtungen. Ein neueres Bebauungsgebiet entstand am Berghang links des Bachs. Von den zwei ehemaligen Bannmühlen des Dorfes befindet sich eine am oberen und eine am unteren Ortsende. In der Mitte des Dorfes steht das ehemalige Schulhaus, heute Dorfgemeinschaftshaus. Der Friedhof liegt talabwärts an einer Abzweigung der Straße nach Kusel. Das Krankenhaus Kusel am östlichen Abhang des Heibelbergs (Westpfalzklinikum II) steht östlich der Ortslage noch in der Gemarkung Ruthweiler. Neue Baugebiete sollen erschlossen werden. Neben der Straße durchzog die 1936 erbaute und 1969 stillgelegte Eisenbahnstrecke Kusel-Türkismühle den Ort, deren Trasse heute als Wander- und Radfahrweg dient.

Die Dorfstraße unterhalb der Burg Lichtenberg

0.4.Wüstungen

Es ist nicht geklärt, ob das im 14. Jahrhundert erwähnte Dorf Heubweiler in der Gemarkung von Ruthweiler lag oder in der Gemarkung von Kusel-Diedelkopf. Wahrscheinlich hatten beide Gemarkungen Anteil an dem untergegangenen Ort (s. unter Diedelkopf). 

0.5.Name

Bei dem Dorf mit dem Grundwort -weiler und dem Bestimmungswort "Ruth" dürfte es sich ursprünglich um die Siedlung eines Mannes mit Namen Ruodo gehandelt haben. Nach J. Weingarth wurde der Ort zum ersten Mal 1267 in einem Remigiusberger Kopialbuch genannt und als "Rudewiler" bezeichnet. 1371 erscheint die Form "Nyeder Rudewilre". Andere Nennungen sind: Rudewilr (1390), Rudewiller (1436), Rothweiler (1740)

0.6.Wappen

Das Wappen ist horizontal zweigeteilt und zeigt in der oberen Hälfte einen blauen rotbezungten und rotbewehrten Löwen auf silbernem Grund, in der unteren Hälfte auf blauem Grund zwei übereinander liegende silberne Mühleisen. Der Löwe deutet auf die frühere Zugehörigkeit zur Grafschaft Veldenz hin, die Mühleisen stehen symbolisch für die beiden Bannmühlen, deren Räder sich früher am Bach in Ruthweiler drehten. Dieses Wappen genehmigte das Ministerium des Inneren von Rheinland-Pfalz im Jahr 1962.  (Vgl. Debus 1988)

0.7.Abriss der Ortsgeschichte

0.7.1.Frühgeschichte

In der Umgebung des Ortes siedelten Menschen in vorgeschichtlicher Zeit. So fand man ein "Walzenbeil mit geschliffener Schneide, Porphyr, Länge 20 cm. An der Fundstelle wurden eine feine Aschenschicht sowie zwei ortsfremde Achat- bzw. Basaltsteine festgestellt. Möglicherweise handelt es sich um einen Siedlungsfund."  (Bantelmann 1972 S. 52) Lange galt dieses Steinbeil als der älteste vorgeschichtliche Fund im Kreis Kusel (Mittlere Jungsteinzeit). Nach den Angaben von Bantelmann ist die Fundstelle fälschlich in die Gemarkung von Kusel verlegt. Tatsächlich wurde das Beil in einer Lehmgrube am Ostabhang des Heibelbergs im Bereich des später erbauten Westpfalzklinikums II gefunden. Die unkorrekte  Angabe erfolgte durch Heimatforscher aus Kusel, die das Beil im Stadt- und Heimatmuseum deponierten. Bei der richtigen Angabe des Fundortes jenseits der damaligen Regierungsbezirksgrenze hätte der Fund in einem Museum der Stadt Trier verwahrt werden müssen.

Zusätzlich belegen Funde in den Nachbarorten, dass sich in vorgeschichtlicher Zeit Menschen in der Umgebung nicht nur vorübergehend aufhielten. Vor allem in der gallo-römischen Epoche war die Gegend verhältnismäßig dicht besiedelt, wie die Funde aus der Nachbarschaft beweisen (Gigantenreiter von Diedelkopf, mehrere villae rusticae in der Gemarkung von Thallichtenberg, Mithräum von Reichweiler).

0.7.2.Mittelalter

Als Zeit der Ortsgründung setzen die Regionalhistoriker das 8. oder 9. Jahrhundert innerhalb der fränkischen Neubesiedlung des Landes fest. Wahrscheinlich erfolgte die Gründung später, aber doch schon lange vor der Ersterwähnung in einer Urkunde. Ruthweiler lag im Remigiusland und wurde somit im frühen 12. Jahrhundert ein Ort der Grafschaft Veldenz und gelangte wie alle Orte dieser Grafschaft 1444 unter die Oberhoheit der damals neu gegründeten Pfalzgrafschaft Zweibrücken. Die urkundliche Ersterwähnung von 1267 (nach Weingarth) erfolgte in einem Zinsbuch des Klosters auf dem Remigiusberg. Die Urkunde von 1371 mit dem Namen Nyder Rudewilre bezieht sich auf eine Grenzbeschreibung des Burgfriedens der Burg Lichtenberg. Zugleich lässt dieser Name erkennen, dass es in der frühen Zeit in dem Tal ein Ober- und ein Nieder-Ruthweiler gab. Die Bauern von Ruthweiler mussten wie die Bauern der anderen Orte des Burgfriedens Frondienste für die Burg Lichtenberg leisten. Gleichzeitig waren Steuern zu zahlen an die Pfalzgrafschaft, auch an das Kloster Wörschweiler und an den Grafen von Sickingen.

0.7.3.Neuzeit

Zur Zeit der Pfalzgrafschaft (des Herzogtums) Zweibrücken erhalten wir genauere Nachrichten über den Ort. 1446 ernteten Winzer im "Rudewillr Wingert" 3 1/2 Fuder Wein(3500 Liter). Aus dem Jahr 1544 erfahren wir, dass ein Müller Leonhard aus Schweinfurt Erbeständer der oberen Mühle war. 1570 war Ruthweiler auch dem Ritter Stumpf von Simmern steuerpflichtig. Johannes Hoffmann beschrieb den Ort und seine Umgebung in der 1588 erstellten Beschreibung des Oberamtes Lichtenberg. Während des 30-jährigen Krieges wurde die benachbarte Burg Lichtenberg nicht zerstört, doch die umliegenden Ortschaften litten schwer unter den Kriegseinwirkungen wie unter verheerenden Krankheiten, vor allem unter der Pest. Ruthweiler wurde während dieses Krieges vollkommen zerstört und anschließend neu besiedelt. Zu weiterer Bedrängnis kam es im späten 17. Jahrhundert während der Eroberungskriege des französischen Königs Ludwigs XIV. Im 18. Jahrhundert erreichte das Dorf wieder seine ursprüngliche Größe. 1749 wurde die oft baufällige Stegbrücke durch eine Brücke aus Stein ersetzt, und die Bauern konnten nun problemlos ihre Grundstücke jenseits des Baches erreichen. Im Zusammenhang mit den Ereignissen der Französischen Revolution kam es zu einem völligen Verfall der alten Feudalordnung, und es entstanden neue territoriale Einheiten. Ruthweiler gehörte während der französischen Zeit zu der Mairie Burglichtenberg im Canton Kusel des Arrondissements Birkenfeld innerhalb des Départements de la Sarre (Saar). Nach der Besiegung der Truppen des Kaisers Napoléon und dem Rückzug der Franzosen aus Deutschland berieten die Siegermächte ab dem Jahr 1815 über eine territoriale Neuordnung. Für Ruthweiler hatte dies zur Folge, dass es nun im Kanton Baumholder hart an der Ostgrenze des neu geschaffenen Fürstentums Lichtenberg lag, das selbst wiederum zu dem Herzogtum Sachsen-Coburg gehörte. Dieses Fürstentum verkaufte Sachsen-Coburg im Jahr 1834 zu einem Preis von 1 200 000 Talern an Preußen, und es wurde Teil der preußischen Rheinprovinz, in der Ruthweiler zu dem Kreis St. Wendel gehörte und zu der Bürgermeisterei (später Amt) Burglichtenberg. Der Name Burglichtenberg bezeichnete nicht die Burg selbst, sondern ein kleines Dorfes, das innerhalb der inzwischen durch das Feuer von 1799 zerstörten Burganlagen auf dem Burggelände entstanden war. Weitere Veränderungen ergaben sich nach dem Ersten Weltkrieg. Ein Großteil des Kreises St. Wendel verblieb 1919 bei dem autonomen Saargebiet. Aus dem bei Preußen verbliebenen Teil des Kreises entstand zunächst der so genannte "Restkreis St. Wendel-Baumholder" mit Sitz in Baumholder. 1937 wurde dieser Restkreis mit dem bis dahin oldenburgischen Kreis Birkenfeld vereinigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Ort zunächst im Regierungsbezirk Koblenz des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Durch die Regional- und Verwaltungsreform von 1968 wurde das Amt Burglichtenberg am 1. Januar 1972 aufgelöst. Ruthweiler kam zur neu gegründeten Verbandsgemeinde Kusel und zum Landkreis Kusel in dem damals neu gegründeten Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz.

0.8.Wahlergebnisse in Prozent

Bundestag 2002
SPDCDUFDPGrüneRep.PDSTiersch.NPDSchill
48,98,10,25,63,60,70,31.0
Bundestag 2005
CDUSPDFDPGrüneLinkeSonstige
20,539,910,16,314,98,3
Bundestag 2009
CDUSPDGrüneFDPLinkeSonstige
20,526,215,211,918,18,1
Bundestag 2013
CDUSPDGrüneFDPLinkeSonstige
24,534,67,29,613,011,0
Landtag 2001
SPDCDUFDPGrüneRep.FWGTiersch.
51,126,18,23,88,60,81,5
Landtag 2006
SPDCDUFDPGrüneLinkeRep.Sonstige
52.719,85,83,90,87,010,0
Landtag 2011
SPDCDUFDPGrüneLinkeRep.Sonstige
38.721,53,116,013,31,65,8

0.9.Zeittafel

VorgeschichteFund eines Steinbeils am Heibelberg, zahlreiche Funde aus römischer Zeit in den benachbarten Ortschaften
10 /11. Jhd.Mögliche Gründungen der Siedlungen Ruthweiler und Haubweiler
1112Graf Gerlach I. Vogt im Remigiusland, Begründung der Grafschaft Veldenz
1264Der Name Rudewiler erscheint in einer Steuerliste des Remigiusbergs
1371Der Name Nyder Rudwylre erscheint im Zusammenhang mit einer Neuordnung des Burgfriedens
1444Pfalzgraf Stephan von der Kurpfalz begründet die Pfalzgrafschaft Zweibrücken
1536Einführung der Reformation nach der Lehre Martin Luthers
1588Ruthweiler in Hoffmanns Beschreibung des Oberamtes Lichtenberg
1588Unter Herzog Johannes I. müssen sich die Bewohner der Lehre Calvins zuwenden
1632Spanische Truppen verwüsten den Ort, die Pest wütet im Land
1648Ende des Dreißigjährigen Krieges, der Ort wird neu besiedelt
um 1690Zerstörung durch die Franzosen unter Ludwigs XIV.
1801Ruthweiler in der Mairie Burglichtenberg, im Canton Kusel, im Arondissement Birkenfeld des Départements de la Sarre (Saar)
1816Ruthweiler gehört im Amt Burglichtenberg zum Fürstentum Lichtenberg des Herzogtums Sachsen-Coburg
1834Ruthweiler gehört innerhalb des Kreises St. Wendel zur preußischen Rheinprovinz und zum Amt Burglichtenberg
1918Ende des Ersten Weltkrieges. Ruthweiler liegt zunächst im Restkreis St. Wendel-Baumholder
1937Ruthweiler kommt zum Kreis Birkenfeld
1946Ruthweiler im Bundesland Rheinland-Pfalz und im Amt Burglichtenberg
1968Funktional- und Verwaltungsreform des Landes Rheinland-Pfalz, Ruthweiler wird 1972 Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Kusel

0.10.Religiöse Verhältnisse

Als ein Ort des Burgfriedens der Burg Lichtenberg besuchten die Bewohner allzeit die Kirche auf der Burg, während des Mittelalters und in der frühen Neuzeit die St. Georgskapelle, ab 1758 die neu erbaute Kirche nahe der Zehntscheune. Schon der 1532 verstorbene Pfalzgraf (Herzog) Ludwig II. war ein Freund der Reformation, die unter Ludwigs Bruder Ruprecht als Vormund des minderjährigen Herzogs Wolfgang für alle Bewohner des Herzogtums Zweibrücken verbindlich nach der Lehre von Martin Luther eingeführt wurde. 1588 bestimmte dann Pfalzgraf (Herzog) Johannes I. den Übertritt aller Bewohner zum reformierten Glauben des Reformators Johannes Calvin. Indem Ruthweiler nach der französischen Zeit zunächst im Fürstentum Lichtenberg des Herzogtums Sachsen-Coburg und danach in der Preußischen Rheinprovinz lag, nahm das evangelische Kirchenwesen den Weg zur heutigen Rheinischen Landeskirche. Der Herzog von Sachsen-Coburg veranlasste 1818 den Zusammenschluss der beiden reformierten Konfessionen, und der Beschluss einer Synode in Baumholder von 1820 führte die "völlige Vereinigung" der beiden Bekenntnisse herbei. Die nun vereinigte Evangelische Kirche des Fürstentums Lichtenberg wurde in der preußischen Epoche nach 1836 innerhalb der Rheinischen Kirche zum Kirchenkreis Sankt Wendel. Im Grunde genommen blieb dieses Organisationsschema bis heute erhalten. Einen ersten Friedhof erhielt die Gemeinde im Jahr 1828. Zuvor waren die Toten in Pfeffelbach oder in Kusel beigesetzt worden. Der neue Friedhof entstand 1925. Wiewohl nach dem 30-jährigen Krieg auch der römisch-katholische Glaube wieder erlaubt war, blieben die evangelischen Christen bis heute in der Mehrzahl. Die römisch-katholischen Christen des Ortes gehören entsprechend der geschichtlichen Entwicklung zum Dekanat St. Wendel in der Diözese Trier.  

0.11.Bewohner

Die Dorfbewohner lebten in früherer Zeit hauptsächlich von der Landwirtschaft, doch auch schon im Mittelalter bis hin zur Zeit der Französischen Revolution beschäftigte auch die Burg Lichtenberg Fronarbeiter und Tagelöhner, Dienstmägde und Knechte. Da in der  Landwirtschaft heute nur noch wenige Menschen Arbeit finden, wurde Ruthweiler zum Wohnort für Menschen, die als Arbeiter und Angestellte in vielerlei Berufen zumeist außerhalb des Ortes dem Broterwerb nachgehen müssen. Das Kirchenvisitationsprotokoll des Oberamts Lichtenberg von 1609 weist Ruthweiler als ein zu jener Zeit verhältnismäßig großes Dorf aus. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort durch die Kriegseinwirkungen und durch die Pest entvölkert, auch nach dem Krieg stiegen die Bevölkerungszahlen nur langsam an. Vom späten 18. Jahrhundert an bis hin zur Mitte des 19. Jahrhunderts ist dann ein beständiges Wachstum bis auf etwa 150 Einwohner zu erkennen. Seitdem ist eine Stagnation eingetreten, allerdings im Zeichen eines allgemeinen Bevölkerungsrückgangs im Landkreis Kusel. Dass Ruthweilers Bevölkerungszahlen kaum abfallen, ist wohl der Nähe der Kreisstadt Kusel zu verdanken.

0.12.Einwohnerzahlen seit 1609 (nach Weingarth)

609164816751772178918161843186119261960199220032005
86---45120150197286366520556550553540

0.13.Schulen, Kultur, Vereinswesen

0.13.1.Schulen

Als Auswirkung der Reformationsbewegung und des Bemühens, Gläubigen selbst die Auslegung der Bibel zu überlassen, versuchten die evangelischen Landesfürsten allgemein das Schulwesen zu fördern. So entstand schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Schule auf der Burg Lichtenberg für die schulpflichtigen Kinder des Burgfriedens, also für die Dörfer Thallichtenberg, Ruthweiler, Körborn, Bistert (Wüstung bei Thallichtenberg) und  Frohnbacher Hof. Diese erste Schule für die Region rings um die Burg Lichtenberg wurde nur spärlich besucht, nicht zuletzt wegen der langen und nicht unbeschwerlichen Schulwege. Während des Dreißigjährigen Krieges kam das Schulwesen vollkommen zum Erliegen, doch verhältnismäßig früh fand nach dem Krieg wieder Unterricht statt. In einer Aufstellung des Kellers der Burg aus dem Jahr 1671 sind drei Schüler aus  Ruthweiler aufgeführt. Das waren weniger als die Hälfte der eigentlich Schulpflichtigen. Gewöhnlich musste ein Junge zu Hause bei dem Vieh bleiben, und von dem wurde dann behauptet, er könne bereits lesen und schreiben. Vor allem von jüngeren Kindern wurde die Abwesenheit auch mit vorherrschender Kälte und wegen schlechten Wetters entschuldigt. Die Verpflichtung, den Unterricht auf der Burg zu besuchen, galt für Ruthweiler auch während der Zugehörigkeit zu Sachsen-Coburg und zu Preußen. 1834 ersteigerte der damalige Amtsbürgermeister Sohns die ehemalige Landschreiberei auf der Burg Lichtenberg, um darin ein Schulhaus für die Schüler von Burglichtenberg, Thallichtenberg und von Ruthweiler einrichten zu lassen. Von den Dörfern des Burgfriedens bestand das Dorf Bistert inzwischen nicht mehr, Körborn und der Frohnbacherhof gehörten jetzt zu Bayern und und damit auch zu einer anderen Schulorganisation. Nachdem Thallichtenberg 1845 ein eigenes Schulhaus erhalten hatte, diente die Schule auf der Burg nur noch den Schülern von Burglichtenberg und von Ruthweiler. 1870 brannte das Schulhaus auf der Burg ab, und jetzt errichteten die Gemeinden Burglichtenberg und Ruthweiler im Oberdorf ein neues Schulhaus. 1910 wurde Burglichtenberg, die Siedlung innerhalb des Burggeländes, aufgelöst. Familien, die doch im Burgbereich wohnen blieben, gehörten von nun an zur Gemeinde Thallichtenberg. Da Thallichtenberg nun auch Besitzrechte an dem Schulhaus in Ruthweiler geltend machte und einen finanziellen Ausgleich forderte, kam es zu einem Prozess, der erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch einen Vergleich beendet wurde. Nachdem Ruthweiler 1969 dem Landkreis Kusel angegliedert worden war, besuchten die Grundschüler den Unterricht in Pfeffelbach. Die Hauptschüler besuchen seitdem die ihnen entsprechenden Schulen in Kusel. Auch die anderen Schularten (Gymnasium, Realschule, Berufsbildende Schulen, Förderschulen) sind in Kusel vertreten. 

0.13.2.Feste, Brauchtum, Vereinswesen

Die Kirmes von Ruthweiler findet am 1. Wochenende im Juli statt. Weiteres altes und neues Brauchtum entspricht den Gegebenheiten des Kuseler Landes. Im Dorf besteht ein FCK-Fanclub „Briggedeiwel“, ein Landfrauenverein, der Schützenverein „Germania“ und ein Unterhaltungsverein

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Allgemeinärzte und Spezialärzte werden allgemein in Kusel aufgesucht. Das Krankenhaus Kusel (Westpfalzklinikum II) steht in der Gemarkung von Ruthweiler. Für Pflegebetreuung zuständig ist u. a. die Sozialstation Kusel - Altenglan. 

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

Über die Entwicklung der Landwirtschaft, ihre Maschinisierung und ihre Konzentrierung, liegt eine ausführliche Studie vor (Weingarth 1996). Heute spielt die Landwirtschaft im Leben des Dorfes nur noch eine untergeordnete Rolle, indem viele Betriebe stillgelegt wurden, einige wenige sich aber vergrößerten. Heute ist das Dorf Wohnort für Menschen unterschiedlichster Berufe. Durch die Nähe der Burg besteht eine gute Chance zur Förderung des Fremdenverkehrs. „In den letzten Jahren hat Ruthweiler sein Gesicht zum Vorteil verändert. Nach grundlegender Verbesserung der Straßenverhältnisse, nach dem Umbau des Schulhauses zu einem Dorfgemeinschaftshaus, nach Schaffung von Neubaugebieten und Verschönerung des Ortsbildes präsentiert sich die Gemeinde heute als attraktive Wohngemeinde, von deren Gemarkung 87 ha aus Wald bestehen“ (Homepage VG Kusel)

Ruthweiler liegt an der Landesstraße 176, die Kusel mit Baumholder verbindet. Die Autobahnauffahrten zur A 62  Landstuhl-Trier von Kusel und von Reichweiler liegen etwa fünf bzw. acht Kilometer weit entfernt. Die Kreisstraße 23 führt über die Burg Lichtenberg nach Körborn. Nächster Bahnanschluss ist heute die Station Kusel.  

0.15.Persönlichkeiten

Gassert, Ludwig (Louis)  * um 1770 auf der Burg Lichtenberg.  Er war ein Sohn von Christoph Gassert (1756 bis 1795), der auf der Burg das Amt eines Kellers ausübte. Louis G. lebte in Ruthweiler und war hier Bürgermeister. (Stuck 1993 S. 120)

0.16.Nachweise

Verfasser: Jakob Weingarth und Ernst Schworm

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Altpeter, Heinrich: Amt Burglichtenberg im Landkreis Birkenfeld, Birkenfeld 1962.
  • Hinkelmann, Daniel: Sachsen-Coburg-Lichtenbergisches Nebenzollamt Ruthweiler, in: Westrichkalender Kusel 1977, S. 102-106.
  • Lißmann, Otto: Copia der Ordnung von Lichtenberg und Bistart so 1580 publiciert (Weistum des Burgfriedens), in: Westricher Heimatblätter Jg. 18, Kusel 1987, S. 149-154.
  • Stuck, Kurt: Verwaltungspersonal im Herzogtum Zweibrücken, Ludwigshafen 1993.
  • Weingarth, Jakob: Die Wasserversorgung der Gemeinde Ruthweiler, Findling in: Westricher Heimatblätter Jg. 9, Kusel 1978, S. 171.
  • Weingarth, Jakob: Aus der Welt der Sage, in: Westrichkalender Kusel 1982, S. 117-118.
  • Weingarth, Jakob: Der Streit um das Schulhaus zwischen den Gemeinden Ruthweiler und Thallichtenberg, in: Westrichkalender 1984, S. 100-103.
  • Weingarth, Jakob: Aus der Geschichte des Dorfes Ruthweiler, in: Westricher Heimatblätter Jg. 26 (=3), Kusel 1995, S. 4-16.
  • Weingarth, Jakob: Landwirtschaft früher und heute, in: Westrichkalender Kusel 1996, S. 44-46.
  • Verbandsgemeinde Kusel (Hrsg.): Festschrift zum 725. Ortsjubiläum im Rahmen des Feuerwehrfestes der Verbandsgemeinde, Kusel 1996. (Labi 15669/7.1996)