.1.Allgemeine Angaben
Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Altenglan
Einwohner (2006): 208
davon ev. 75 %, kath. 14 %,
ohne Angabe 3 %, Sonstige 1 %,
ohne Konfession 6 %
Hinzu kommen 16 Einwohner in Nebenwohnungen
Ausländer insgesamt 2 %
Einwohner (2007): 220
Einwohner (2010): 200
Gemarkung: 348 ha, davon 5 ha Wald
.1.1.Wirtschaft und Verkehr
Landschaftliche Betriebe werden zum großen Teil stillgelegt. Arbeit vor Ort (Waldarbeit, Steinbruch) verliert immer mehr an Bedeutung. Somit müssen fast alle Arbeitnehmer in die Städte auspendeln. Eine Chance zum Gedeihen des Ortes könnte der Fremdenverkehr bringen. Die Verkehrslage ist nicht besonders günstig. Die Landesstraße L 368 Altenglan Hinzweiler berührt den Ort. Inzwischen wurden auch direkte Straßenverbindungen nach Bedesbach und nach St. Julian hergestellt über die Kreisstraßen K 27 und K 36. Nächste Bahnstation ist Altenglan (5 km). Die nächsten Autobahnauffahrten bei Glan-Münchweiler und bei Kusel sind jeweils ca. 15 km weit entfernt.
.2.Nachweise
Verfasser: Ernst Schworm
Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm
Literatur:
- Dolch, Martin; Greule, Albrecht: Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz, Speyer 1991.
- N. N.: 75 Jahre Spielvereinigung Herrmannsberg Welchweiler, Welchweiler 1998.
.3.Gesundheits- und Sozialwesen
Ärzte werden vor allem in Altenglan und in Kusel aufgesucht. Nächstes Krankenhaus ist die Abteilung II des Westpfalzklinikums in Kusel. Für Pflegefälle ist u. a. die Ökumenische Sozialstation Altenglan-Kusel zuständig.
.4.Schule, Kultur, Vereinswesen
.4.1.Schule
Es ist nicht bekannt, wann in dem Dorf zum ersten Mal eine Schule eingerichtet wurde. Zunächst erfolgte der Unterricht nur in einer Winterschule. 1784 betreute der 27 Jahre alte Lehrer Johann Geibel aus Erzweiler zusätzlich die Winterschule in Welchweiler. Dabei war die örtliche Schule der "Hauptschule" Ulmet zugeordnet, und dort hin musste die Gemeinde 5 Fass und 2 Sester Korn abliefern, zusätzlich 3 Gulden, 5 Batzen und 12 Pfennige. Während des 19. Jahrhunderts erhielt das Dorf ein eigenes Schulgebäude, und fortan wurde in der Schule einklassig unterrichtet. 1962 wurde die örtliche Schule still gelegt, indem die Hauptschüler den Unterricht in der Zentralschule Sankt Julian (ab 1969 Hauptschule Offenbach-St. Julian) besuchten, während die Grundschüler im Schulhaus von Elzweiler mit den Grundschülern des Nachbarortes zusammengefasst wurden. Zwischen 1964 und 1966 wurde das Schulhaus Welchweiler durch Umbau in ein "Gemeindehaus" umgewandelt. Auch die Schule Elzweiler blieb nur noch kurze Zeit bestehen, und durch die Einführung der Verbandsgemeinden ergab sich eine grundsätzlich neue Schulorganisation. Seit 1974 besuchen die Hauptschüler die Hauptschule (heute Regionale Schule) Altenglan, die Grundschüler die Grundschule Altenglan in Rammelsbach.
.4.2.Brauchtum und Vereinswesen
Altes Brauchtum hat sich ein wenig länger erhalten als an vielen anderen Orten, geht aber auch hier zunehmend verloren. Die Kerwe wird am 2. Wochenende im August gefeiert. Das Vereinsleben ist mit der Spielvereinigung Herrmannsberg Welchweiler, mit dem Obst- und Gartenbauverein und mit dem Landfrauenverein nicht besonders stark ausgeprägt.
.5.Religiöse Verhältnisse
Die religiöse Entwicklung vollzog sich entsprechend der Kirchengeschichte des Remigiuslandes, der Grafschaft Veldenz und der Pfalzgrafschaft Zweibrücken, also Übertritt zur Reformation um 1545, Übertritt zum Kalvinismus 1588. Die Bevölkerung ist bis heute überwiegend evangelisch. Welchweiler gehörte im Mittelalter innerhalb des Glankapitels zum Kirchspiel Ulmet. Das Dorf besitzt keine eigene Kirche. Die evangelischen Christen gehören heute zur Pfarrei Hinzweiler und besuchen die Kirche in Horschbach. Katholische Christen werden durch die Pfarrei Rammelsbach betreut.
.6.Einwohnerzahlen
1609 | 1675 | 1688 | 1825 | 1835 | 1871 | 1905 | 1939 | 1961 | 1997 | 2005 | |
gesamt | 106 | ca. 50 | ca.80 | 254 | 318 | 313 | 390 | 395 | 350 | 242 | 209 |
katholisch | 15 | 23 | |||||||||
evangelisch | 239 | 327 |
.7.Zeittafel
1320 | Erste urkundliche Erwähnung als Ort in der Grafschaft Veldenz |
1444 | Neugründung der Pfalzgrafschaft Zweibrücken mit Einschluss der Grafschaft Veldenz |
1535 | Übertritt der Bevölkerung zur lutherischen Lehre während der Reformationszeit |
1588 | Übertritt zur kalvinistischen Glaubenslehre |
1635 | Durch die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges wird die Bevölkerung dezimiert |
1801-1814 | Département Donnersberg, Arrondissement Kaiserslautern, Canton Wolfstein, Mairie Horschbach |
1817 | Königreich Bayern, Landkommissariat (Bezirksamt, Landkreis) Kusel, Bürgermeisterei Horschbach |
1946 | Land Rheinland-Pfalz, Regierungsbezirk Pfalz |
1972 | Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz, Verbandsgemeinde Altenglan |
.8.Wahlergebnisse in Prozent, Bundestag Zweitstimmen
SPD | KPD | DVP/BVP | NSDAP | Bauern | ||
Reichstag 1924 | 43 | 23,7 | 32,5 | --- | --- | |
Reichstag 1928 | 58,6 | 9,2 | 16,1 | 1,1 | --- | |
Reichstag 1930 | 58,2 | 6,3 | 7,6 | --- | 27,8* | |
Reichstag 1933 (März) | 27,1 | 17,9 | 5,7 | 49,3 | --- | |
*Landvolk | ||||||
SPD | CDU | FDP | Grüne | Linke | Sonstige | |
Landtag 2001 | 63,9 | 14,3 | 3,4 | 4,2 | --- | 14,3 |
Landtag 2006 | 57,3 | 14,6 | 6,3 | 6,3 | 3,3* | 12,4 |
Landtag 2011 | 45,5 | 23,8 | 2,0 | 14,9 | 5,9 | 8,0 |
Bundestag 2002 | 52,9 | 24,4 | 5,9 | 8,4 | --- | 8,4 |
Bundestag 2005 | 43,6 | 24,5 | 5,5 | 4,5 | 15,5 | 6,3 |
Bundestag 2009 | 31,2 | 19,4 | 14,0 | 8,6 | 23,7 | 3,3 |
Bundestag 2013 | 37,0 | 29,0 | 1,0 | 5,0 | 9,0 | 19,0 |
*WASG |
.8.1.Neueste Zeit
Während der französischen Zeit von 1801 bis 1814 gehörte Welchweiler in der Mairie Horschbach zum Canton Wolfstein des Arrondissements Kaiserslautern im Département Mont Tonnerre (Donnersberg) mit der Hauptstadt Mainz. Auch in der bayerischen Zeit ab 1816 gehörte das Dorf zu dem Kanton Wolfstein, jetzt jedoch innerhalb des Landcommissariats Kusel, später Bezirksamt und Landkreis Kusel. Die Gemeinde Welchweiler gehörte innerhalb des Königreichs Bayern und innerhalb des späteren Landes Bayern, auch noch innerhalb des Landes Rheinland-Pfalz bis zum Jahr 1968 stets zur Bürgermeisterei Horschbach. Am Ende des Ersten Weltkrieges verlor Bayern seinen Status als Königreich, am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Pfalz ganz von Bayern losgetrennt und wurde Teil des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Durch die Gebiets- und Verwaltungsreform von 1968 kam Welchweiler 1972 als Ortsgemeinde zur Verbandsgemeinde Altenglan. Das Wahlverhalten der Bewohner ist dadurch gekennzeichnet, dass die Bewohner durchgängig der SPD eine satte Mehrheit gönnen. Im Prinzip war dieses Wählerverhalten schon vor 1933 ausgeprägt
.8.2.Neuzeit
Welchweiler teilte nun die Geschichte der Pfalzgrafschaft Zweibrücken bis zu deren endgültiger Auflösung während der Französischen Revolution im Jahre 1801. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf wiederholt von Truppen der miteinander streitenden Parteien besetzt und zerstört. Kriegshandlungen und die Pest dezimierten die Bevölkerung. Wahrscheinlich wurde das Dorf erst nach dem schrecklichen Krieg vollkommen neu besiedelt. Im 18. Jahrhundert ist dann ein deutliches Wachstum der Bevölkerung zu erkennen.
.8.3.Mittelalter
Seit seiner Gründung lag der Ort Welchweiler innerhalb des sogenannten Remigiuslandes, dessen Grenzen durch ein Weistum von 1355 genau umschrieben sind. Das Dorf war ursprünglich abhängig vom Erzbistum Reims und von dem Kloster Saint Remi in Reims. Indem Gerlach I. von Veldenz 1136 die Grafschaft Veldenz begründete und zum Schutzvogt über das Remigiusland erhoben wurde, waren hinfort auch die Grafen von Veldenz als Herren über den Ort anzusehen. Zum ersten Mal wird Welchweiler 1320 in einer Urkunde erwähnt, nach der Erzbischof Balduin von Trier drei Burgmannen der Rheingrafen, die Brüder Heinrich, Gerhard und Simon aus Heppenheim, als bewaffnete Männer in seinen Dienst aufnahm und diese u. a. mit einem Stück Land bei Welchweiler belehnte. Welchweiler wird auch in der berühmten Urkunde von 1365 genannt, in der Heinrich II. von Veldenz seinem Sohn, dem späteren Heinrich III. und dessen Ehefrau Lauretta von Spanheim den Zehnten aus dem ganzen Unteramt Altenglan und Brücken vermachte. Die Grafen von Veldenz starben 1444 im Mannesstamm aus, Erbtochter Anna verheiratete sich mit dem Pfalzgrafen Stephan, einem Sohn König Ruprechts. Stephan verband seinen kurpfälzischen Eigenbesitz mit der Erbschaft seiner Frau und begründete die neue Pfalzgrafschaft Zweibrücken, die später allgemein als Herzogtum bezeichnet wurde.
.9.Abriss der Ortsgeschichte
.10.Wappen
Der Wappenschild ist senkrecht zweigeteilt und hat links einen schwarzen, rechts einen silbernen Grund. In der linken schwarzen Hälfte erscheinen zwei übereinandergestellte goldene W. Die silberne rechte Hälfte zeigt einen rotbewehrten und rotbezungten blauen Löwen. Die beiden W für Welch-Weiler erscheinen schon in einem Ortssiegel von 1742. Bei dem Löwen handelt es sich um das Wappentier des Hauses Wittelsbach. (Vgl. Debus 1988)
.11.Name
1320 hieß der Ort Weldichwilre, 1364 Welchwijlre, 1460 Welchwillr, 1588 Welchweiler. Das Grundwort -weiler geht auf das romanische Wort villare zurück und bedeutet Gehöft, Bauernhof. Während nur wenige Weilerorte schon in der frühen Zeit der fränkischen Besiedlung entstanden sind, wurden bis in das 13. Jahrhundert hinein Neugründungen von Gehöften und kleinen Dörfern mit dem Grundwort -weiler benannt. Welchweiler könnte immerhin schon im 7. Jahrhundert als ein Einzelgehöft entstanden sein. Beim ursprünglichen Beinamen "Weldicho" dürfte es sich um einen germanischen Vornamen handeln. (Vgl. Dolch/Greule 1991 S. 485)
.12.Siedlung und Wohnung
Mit der Mehrzahl seiner Häuser liegt das Dorf seitlich der Kreisstraße, die von Glanbrücken her nach Altenglan führt an kleinen Dorfstraßen. Das Dorf hat sich auch im 19. Jahrhundert nur geringfügig erweitert, die Neubautätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg hielt sich in Grenzen. Bei den Häusern handelt es sich zum großen Teil um Bauernhäuser vom Typ Einfirsthaus und um kleinere Arbeiterhäuser.
.13.Lage
Welchweiler liegt auf der Westseite des 536 Meter hohen Herrmannsbergs in etwa 300 Metern Höhe über dem Meeresspiegel an dem kleinen Welchbach, der dem Sachsbach zufließt. Vom Fuß des Herrmannsberges wird Welchweiler durch einen schmalen Höhenrücken und durch das Tal des Sachsbachs getrennt. Der Sachsbach fließt dem Glan entgegen und heißt in seinem unteren Lauf Horschbach. Welchweiler liegt nur wenige hundert Meter weit von dem Dorf Elzweiler entfernt, das im Tal des Sachsbachs liegt.
.13.1.Frühgeschichte
Vorgeschichtliche Funde wurden bislang in der näheren Umgebung von Welchweiler nicht nachgewiesen. Möglicherweise wurde das Gebiet westlich des Herrmannsbergs erst in der frühen fränkischen Zeit besiedelt.
.14.Bewohner
Die Bewohner lebten ursprünglich von der Landwirtschaft, später verdienten sich viele Bewohner als Tagner und Waldarbeiter ihren Lebensunterhalt. Heute sind die erwerbstätigen Bewohner in der großen Mehrzahl Arbeitnehmer, die zu ihrer Arbeit aus dem Ort auspendeln. Infolge der ungünstigen Verkehrsbedingungen verlaufen die Einwohnerzahlen seit Jahrzehnten rückläufig. Bei der Kirchenvisitation des Oberamts Lichtenberg von 1609 lebten im Dorf 106 Bewohner. Nach dem Aderlass durch Krankheiten und Dreißigjährigen Krieg erfolgte eine Neubesiedlung. 1675 gab es 9, 1688 wieder 14 Familien im Dorf. Der Rückgang auf wieder 10 Familien und 11 Familien 1693 und 1704 ist vor allem durch die Kriegseinwirkungen während der Kriege Ludwigs XIV. von Frankreich zu erklären.