Gau-Weinheim in Rheinhessen

Gemeindeturm - "der schiefe Turm von Gau-Weinheim"

Der "schiefe Turm von Gau-Weinheim". Eckturm der ehemaligen Friedhofsbefestigung.
Der "schiefe Turm von Gau-Weinheim". Eckturm der ehemaligen Friedhofsbefestigung.[Bild: Erwin Gottschlich [CC BY-SA 4.0]]

Der sogenannte Gemeindeturm, der als ein Wahrzeichen von Gau-Weinheim gilt, ist ein ursprünglich aus dem Mittelalter stammender Wehrturm der ehemaligen Friedhofsbefestigung und war damit Teil der historischen Ortsbefestigung. Der dreigeschossige Bruchsteinbau mit quadratischem Grundriss war ein Eckturm des Wehrfriedhofs, der zusammen mit der 1180 erbauten Wehrkirche der Gau-Weinheimer Bevölkerung in Notfällen als Zufluchtsort diente. In den oberen beiden Geschossen befinden sich auf drei Seiten schmale Rechteckfenster. Der Zugang in den Turm erfolgt über ein Spitzbogenportal mit s-förmigen Schmuckprofilen, das vermutlich nachträglich mit 17[??] bezeichnet wurde.

Im Jahr 1749 wurde der Gemeindeturm grundlegend umgestaltet. Er wurde aufgestockt und mit einer barocken Schiefer-Haube mit Laterne versehen. Gleichzeitig wurde der Turm zu einem Glockenturm umgebaut und diente mit seinem Geläut lange Zeit beiden christlichen Gemeinden Gau-Weinheims gleichzeitig. Heute beherbergt der Turm nur noch die Gemeindeglocken, die 1929 neuangeschafft wurden, nachdem die Vorgängerglocken für die Kriegswirtschaft des Ersten Weltkriegs beschlagnahmt worden waren. 1991 wurde der Turm umfassend saniert und in der Folge das „bürgerliche Läuten“ wieder eingeführt, sodass die Glocken des Gemeindeturms in der Sommerzeit um 11, 13 und 18 Uhr läuten.

Der denkmalgeschützte Gau-Weinheimer Gemeindeturm fällt vor allem durch seine ungewöhnliche Neigung auf. Jede der vier Seiten ist unterschiedlich schief, wobei die größte Neigung 5,38% beträgt. Aus diesem Grund wird der Gemeindeturm in Anlehnung an den schiefen Turm von Pisa auch der „schiefe Turm von Gau-Weinheim“ genannt und hat sich zum Wahrzeichen der Weinbaugemeinde entwickelt.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

  • Gottschlich, Erwin; Klein, Gabriele: Gau-Weinheim, am Fuße des Wißbergs. In: Heimatjahrbuch Landkreis Alzey-Worms 39 (2004), S. 125–128.
  • Gottschlich, Erwin: 767 – 2017. 1250 Jahre Gau-Weinheim. Gau-Weinheim 2017.
  • Ortsgemeinde Gau-Weinheim. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. 20. Kreis Alzey-Worms. 4. Kreis Alzey Worms: Verbandsgemeinden Wöllstein und Wörrstadt. Hrsg. von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege, unter Mitarbeit von Ingrid Westerhoff. Worms 2021. S. 142–145.
  • Schiefster Turm – Gau-Weinheim. In: Internetseite der Ortsgemeinde Gau-Weinheim, URL: https://www.gau-weinheim.de/ortsgemeinde/bauwerke/gemeindeturm.html (aufgerufen am: 01.04.2022).

Aktualisiert am: 01.04.2022