Ingelheim in Rheinhessen

Kloster Ingelheimerhausen - Haxthäuser Hof

Östlich von Nieder-Ingelheim an der Stelle des "Häuser Hofes" lag vor der Glaubensspaltung ein Augustinerinnen-Kloster, welches in Urkunden unter dem Namen Husen (1190), Husse (1276) und Ingelheimerhusen (1319) vorkommt. Es bestand bereits im 12. Jahrhundert. Die Vogtei über das Kloster hatte 1190 Werner II. von Bolanden. Mit der Verpfändung des Ingelheimer Reichsgutes im Jahr 1375 kam das Kloster in der Verfügungsgewalt der Pfalzgrafen bei Rhein. Diese unterstellten es dem Karmeliterorden, der es mit eigenen Leuten besetzte. Bis zum Jahr 1432 gab Pfalzgraf Otto dem Erzbischof Dietrich von Mainz seine Zustimmung dazu, dass die Karmeliter in Mainz die heilige Stätte zu Ingelheimerhausen durch ein Mitglied ihres Konvents leiten lassen und präsentierte einen Bruder für diese Aufgabe.

Im 16. Jahrhundert scheint das Kloster eingegangen zu sein, denn 1537 war Erzbischof Albrecht von Mainz damit einverstanden, dass der Karmeliterprovinzial Dietrich von Gauda das jetzt als Hof Ingelheimerhausen genannte Anwesen für 2.000 Gulden an die Brüder, den kurpfälzischen Kammermeister Damm Knebel und Kaspar Knebel von Katzenelnbogen verkaufte. Diesen Kauf bestätigte Bruder Nikolaus, Generalprior des Karmeliterordens, von Neapel aus am 6. September 1538. Die Käufer verpflichteten sich, jede Woche eine Messe in der Kapelle zu Ingelheimerhausen lesen zu lassen.

Der Hof gelangte 1650 als pfälzisches Lehen an Hans Joachim Kamptz von Godau und durch dessen Tochter an die Familie von Haxthausen, deren Namen er heute noch trägt. Die Familie Haxthausen hat dagegen das Anwesen im Zuge der französischen Revolutions und der Besetzung des Rheinlandes Ende des 18. Jahrhunderts verloren.

Eine "Baubeschreibung"

Aus: Emmerling, Aufsätze über Ingelheim (1967), S. 88f.:

Von dem einst stattlichen Bau sind heute nur noch dürftige Reste erhalten, der dann auch wieder durch Umbauten und durch einen Brand im Jahr 1919 beeinträchtigt wurde. An die Zeit der adligen Grundherrschaft erinnert heute (1967) außer einigen Barocktüren und  Ausstattungsreste in den Zimmern des Wohnhauses fast nichts mehr. Ursache hierfür ist einem Bericht des Mainzer Domkapitualrs Friedrich Schneider von 1905 nach vor allem, dass die Gebäude seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die neueste Zeit hinein als Steinbruch genutzt wurden. So wurden u.a. nicht wenige Steine nach Groß-Winternheim transportiert, vier Karren Steine nach Finthen verkauft.

Erhalten haben sich (1967) zwei stattliche Torpfeiler aus Sandstein. Sie dürften ursprünglich als drei bis vier Meter hohe kannelierte Vierkantpfeiler gearbeitet gewesen sein, die von Urnen mit plastischen Tuchgehängen bekrönt waren. Diese Urnen, mit der obersten Pfeilerpartie aus einem Stück gearbeitet, erwarb Ende des 19. Jahrhunderts Frau von Krieken und ließ sie in ihrem Rosengarten aufstellen. Dort sind sie bis zum Jahr 1948 verblieben. Dann aber wurde das Gelände, das vormals Wein und Spargel getragen hatte, wieder nutzbar gemacht. Die von Verwitterung bedrohten Stücke wurden auf Sockel gesetzt und an günstigerer Stelle verwahrt.
Die Pfeiler, wohl um 1700 entstanden, sind Beispiele für den sog. Zopfstil, der nach dem französischen König auch als Louis-Seize bezeichnet wird. Sie haben ein schmiedeeisernes zweigflügeliges Tor gefasst, das wohl als Parktor die Gartenanlagen gegen den eigentlichen Hof hin begrenzte.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

  • Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Neudruck. Würzburg 1985.
  • Emmerling, Ernst: Aufsätze über Ingelheim und den Ingelheimer Grund. In: Beiträge zur Ingelheimer Geschichte 17 (1967), S. 88ff.

Aktualisiert am: 24.08.2014