Aktionen

  • Türchen 14

Werschetzer Weihnachten

„Banatski Rizling“[Bild: Wikipedia-Nutzer „Aalfons“ [CC BY-SA 4.0]]

Werschetz, im heutigen Serbien gelegen, war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs von einer deutschen Minderheit, den Donauschwaben, bewohnt. Nach dem Krieg versuchten sie, die Erinnerung an ihre osteuropäische Geschichte in sogenannten Heimatbüchern festzuhalten. So auch Helmut Frisch, der im Rahmen seines über 1.000 Seiten umfassenden „Heimatbuch Werschetz“ die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner sammelte.

Viele Donauschwaben waren katholischen Glaubens.[Anm. 1] Bräuche und "Aberglauben"[Anm. 2] der Donauschwaben erforschte Dr. Eugen Klier. Er befragte zahlreiche Personen und sammelte die Ergebnisse. Zu Weihnachten stellte er fest, dass „Orthodoxe und viele Katholiken […] zu Weihnachten Nüsse in alle vier Zimmerecken [werfen]".[Anm. 3] Neben Nüssen zu Weihnachten spielte zu jeder Jahreszeit der Weinbau der Stadt eine große Rolle. Im Kapitel „Lostage und Gesundheitsregeln“ finden sich für den Dezember folgende Merksprüche:

  • „Wenn‘s um Weihnachten ist gelind‘ sich dann noch viel Kält‘ einfind’t.“
  • „Kommt die Sonne nicht durchs Fenster, kommt der Tierarzt durch die Tür.“
  • „Grüne Weihnachten und weiße Ostern gehen selten ohne Gefahr für die Saaten ab.“
  • „Weihnachten klar, gutes Weinjahr.“ [Anm. 4] 

Das Werschetzer Weihnachten im Jahr 1837 fiel wahrscheinlich wenig festlich aus, denn „den 23ten Dezember zwischen 11 und 12 Uhr in der Nacht war[en] merkliche Erdböhben.“[Anm. 5]

Die Geschichte der römisch-katholischen Pfarrkirche schilderte Felix Milleker in seinem zweiten Band zur Stadtgeschichte. Ab 1825 war der Vorgängerbau baufällig – eine Renovierung blieb aus Kostengründen aus. 1856 wurde die Interimskirche, ein Provisorium, errichtet. Am 20. Dezember 1859 wurde der Bauauftrag für die neue Kirche versteigert. Dies fand per „Minuendo-Lizitation“ statt.[Anm. 6] Im Folgejahr wurde die alte, seit dem Bau der Interimskirche vier Jahre zuvor verödete, Kirche abgerissen und mit dem Bau der neuen begonnen. 1861, am 21. Dezember, wurde die Decke des Kirchenschiffs vollendet. Am 24. Dezember 1863 wurde der Bau beendet und am 27. Dezember wurde die neue Kirche festlich eingeweiht. [Anm. 7]

Verfasser: Konstantin Arnold
Literaturhinweise:

  • Baumann, Kristoph: Katastrophales. In. Frisch, Helmut: Heimatbuch Werschetz. Wien 1982, S.592.
  • Brunner, Andrea: „Wir sind ausgewandert. Oder ausgesiedelt. Oder Heimkehrer gewesen.“ Das Spannungsfeld der Repräsentation Vertriebener zwischen persönlicher und institutionalisierter Identität – politische Instrumentalisierung von Gedächtniskultur am Beispiel der Werschetzer Donauschwaben. Wien 2012, S.56-60. Online verfügbar unter: https://core.ac.uk/download/pdf/11598253.pdf [Aufruf am 16.12.2020].
  • N.N.:Lostage und Gesundheitsregeln. In: Frisch, Helmut: Heimatbuch Werschetz. Wien 1982, S.578.
  • Klier, Eugen: Der Aberglaube im Banat. In: Ders., S.565.
  • Klier, Eugen: Rebensorten, die im Wrschatzer Weingebiet gebaut werden. Wrschatz [Vršac] : J. E. Kirchner's Witwe 1939.
  • Steiner, Fee Nana: Der moderne Kunsthandel in Wien im europäischen Kontext. Wien 2008. S.44. Online verfügbar unter: https://core.ac.uk/download/pdf/11582407.pdf [Aufruf am 04.11.2020).
  • Ziwritsch-Binder, Hermine: Die römisch-katholische Pfarrkirche. In: Frisch, Werschetz. S.333ff.

Anmerkungen:

  1. siehe auch: Brunner, Andrea: „Wir sind ausgewandert. Oder ausgesiedelt. Oder Heimkehrer gewesen.“ Das Spannungsfeld der Repräsentation Vertriebener zwischen persönlicher und institutionalisierter Identität – politische Instrumentalisierung von Gedächtniskultur am Beispiel der Werschetzer Donauschwaben. Wien 2012, S.56-60. Online verfügbar unter: https://core.ac.uk/download/pdf/11598253.pdf [Aufruf am 16.12.2020]. Zurück
  2. Klier, Eugen: Der Aberglaube im Banat. In: Frisch, Helmut: Heimatbuch Werschetz. Wien 1982. S. 565. Vergleiche auch: Klier, Eugen: Der Aberglaube im Banat. Wrschatz : Kirchners Witwe 1939. Zurück
  3. Klier, Eugen: Der Aberglaube im Banat. In: Frisch, Helmut: Heimatbuch Werschetz. Wien 1982. S. 565. Zurück
  4. N.N.:Lostage und Gesundheitsregeln. In: Frisch, Werschetz. S. 578. Zum Weinbau im Banat siehe auch: Klier, Eugen: Rebensorten, die im Wrschatzer Weingebiet gebaut werden. Wrschatz [Vršac] : J. E. Kirchner's Witwe 1939. Zurück
  5.  Baumann, Kristoph: Katastrophales. In. Frisch, Werschetz. S.592./anm> Zurück
  6.  Ziwritsch-Binder, Hermine: Die römisch-katholische Pfarrkirche. In: Frisch, Werschetz. S.333ff. Diese Art der Versteigerung wird auch „Holländische Auktion“ genannt und beginnt mit dem Maximalbetrag. Dann wird der Preis gesenkt, bis jemand auf das Angebot eingeht und den die Auktion gewinnt. Steiner, Fee Nana: Der moderne Kunsthandel in Wien im europäischen Kontext. Wien 2008. S.44. Online verfügbar unter: https://core.ac.uk/download/pdf/11582407.pdf [Aufruf am 04.11.2020) Zurück
  7. Ziwritsch-Binder, Hermine: Die römisch-katholische Pfarrkirche. In: Frisch, Werschetz. S.333ff. Zurück