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Text: Stefan Grathoff

Ringelkapuze (Hersenier)

Um 1200 trugen die Ritter unter dem Helm häufig Ringelkapuzen aus Kettengeflecht mit großer Gesichtsöffnung, sog. Herseniere. Diese schützten Hals und Kopf gleichermaßen. Zunächst gesondert vom Ketten- bzw. Panzerhemd getragen, wurde das Hersenier später fest mit diesem verbunden. An der rechten Schläfenseite konnte ein Schurz befestigt sein, die sog. Vinteile (finteile). Der Ritter stülpte das Hersenier über den Kopf und band dann die Vinteile fest um Kinn und Mund. Die Region um die Augen und die Nase blieb ungeschützt. Im 14. Jahrhundert wurde das Hersenier von der Helmbrünne abgelöst [Beckenhaube]. Einige Ritter trugen auch einen Gesichtsschutz aus Kettengeflecht, der wie im Wilden Westen über Mund und Nase gezogen werden konnte und im Schläfenbereich am Helm befestigt wurde.

Kopfbedeckung des Ritters

Der vollständig gewappnete Ritter trug einen eisernen Helm, ein kunstvoll geschmiedetes Kettenhemd oder den Plattenharnisch. Man weiß nicht genau, welche Ausrüstung ein mittelalterlicher Ritter im Detail mit sich führte, die Statuten des Templerordens legen aber fest, was ein Ordensritter alles brauchte, um für den Kampf gewappnet zu sein: Er trug Panzerhemd, Eisenhosen, Helm mit eiserner Helmkappe, Schulterschutz und Eisenschuhe. Die Bekleidung bestand aus einem Waffenrock, zwei Hemden, zwei Beinkleidern, zwei Paar Strümpfen, einer Leibbinde, dem Ordensmantel und einem rauhhaarigen Pelz. Bewaffnet war er mit Schwert, Schild, Stoßlanze, Keule und Dolchmesser. Das Schwert des mittelalterlichen Ritters hing an einem Gurt an der linken Seite, in der rechten Hand hielt er die Lanze, in der linken den Schild. Er saß auf einem kräftigen Pferd in einem robusten Sattel, an dem sich Steigbügel befanden. Die Eisenschuhe waren mit Sporen ausgestattet.

Nasalhelm

Der Ritter des 11. Jahrhunderts trug einen Helm, der aus einer halbkugeligen gerundeten oder eher spitz zulaufenden Helmschale bestand, die bis zur Stirn reichte. Die Helmschale war aus einem Stück Eisen getrieben und dadurch recht widerstandsfähig. Vorne wurde ein Nasenschutz (Nasal), ein schmales senkrecht über den Nasenrücken verlaufendes Eisenband, angenietet. Unter dem Helm trug der Ritter eine gepolsterte Kapuze bzw. eine lederne Helmhaube.  

Eisenhut und Anfänge des Topfhelms (12. Jahrhundert)

Nach dem 2. Kreuzzug (1147-1149) tauchte der Eisenhut im Abendland auf. Sein kennzeichnendes Merkmal war eine breite Krempe. Der Eisenhut war der typische Kopfschutz der Fußsoldaten, der vor allem von den Schanzarbeitern getragen wurde, die sich gegen Beschuss von der Mauer schützen mussten. Der Eisenhut wurde im 13. Jahrhundert auch von Rittern getragen, die ihn über die Ringelkapuze (Hersenier) stülpten. Einige Eisenhüte verfügten über ein Naseneisen. Diese wurden im Laufe der Zeit zu einer maskenförmigen Visierplatte (Barbiere) mit zwei Sehschlitzen und Atemlöchern verbreitert, die an den Helm genietet wurde. Indem man schrittweise die Ohren und Seitenpartien des Kopfes bedeckte, entwickelte sich gegen Ende des 12.Jahrhunderts ein vollständiger Eisenschutz für den Kopf, der dann als Topfhelm bezeichnet wurde.

Topfhelm

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts setzte sich der Topfhelm durch, der zum typischen Helm der Ritterzeit wurde. Er hatte eine zylindrische Form, schloss oben mit flachem Scheitel ab und Sehschlitze und Nasenfalz bildeten häufig ein Kreuz. Der Topfhelm bestand aus zusammen genieteten bzw. geschmiedeten Eisenplatten und schützte den gesamten Kopf und Halsbereich. Die Entwicklung eines Rundumschutzes für den Kopf wurde notwendig, weil sich die Kampftaktik der Ritterheere änderte und das einfache Kettengeflecht nicht mehr ausreichte. Zum einen gingen die Ritter dazu über, mit wuchtigen Lanzenstößen auf den Kopf des Feindes zu zielen, zum anderen wurde die Zahl der Bogen- und Armbrustschützen bei den Fußtruppen immer größer. Unter dem Helm trug der Ritter eine schützende weiche textile oder eine lederne bzw. metallene Helmhaube. Als der Topfhelm immer höher wurde, musste auch die Helmhaube entsprechend angepasst werden. So entstand die sog. Kleine Beckenhaube, die man unter dem Helm, aber über der Ringelkapuze trug. Auch der obere Helmabschluss wandelte sich um 1300 vom ursprünglich flachen zu einem abgerundeten oder spitzen Scheitel. Zu dieser Form führten praktische Überlegungen: Schläge mit Schwert und Kolben auf den Helm sollten seitlich abgleiten und an Wucht verlieren. Der Topfhelm wird Ende des 13. Jahrhunderts allmählich von der Großen Beckenhaube abgelöst.  

Beckenhaube und erste Visierhelme (14. Jahrhundert)

Die Beckenhaube, ursprünglich eine eiserne Kappe unter dem Topfhelm, entwickelte sich seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts zu einer eigenständigen Helmform, die unabhängig vom Topfhelm getragen wurde.  

Der mit dem Topfhelm und der Beckenhaube verwandte Kübelhelm wurde durch die Beckenhaube von den Schlachtfeldern verdrängt und nur noch im Turnier verwendet.  

Die Beckenhaube hatte ein eiförmiges Aussehen und schützte die Schädeldecke sowie die Ohren und den Nackenbereich. An ihren unteren Rändern war meistens die sog. Helmbrünne mit Lederbändern befestigt. Sie bestand aus Kettengeflecht, schützte vor allem den gesamten Hals und ließ das Gesicht frei. Ein an der Helmbrünne befestigtes Naseneisen konnte über die Nase hochgeklappt und in der Stirnmitte der Beckenhaube eingehakt werden. Da das durchlässige Kettengeflecht der Helmbrünne dem Hals keinen optimalen Schutz bot, wurde sie zu Beginn des 15. Jahrhunderts von einem eisernen Kragen verdrängt. Kragen und Helm ergaben zusammen die sog. Große Beckenhaube. Als man dann dazu überging, die große Beckenhaube mit verschiedenen aufklappbaren Visieren zu versehen, war der Visierhelm geboren.   Erste Visiere als Gesichtsschutz kamen bereits Anfang des 14. Jahrhunderts auf. Sie waren entweder an Bolzen im Schläfenbereich drehbar oder wurden mittels eines Scharniers in Stirnmitte hochgeklappt. Während in Deutschland das Rundvisier Mode wurde, bevorzugten italienische Ritter das Kantenvisier. In einem Vollvisier befanden sich kleine Sehschlitze. Das Halbvisier bedeckte das untere Gesicht nur bis zur Augenhöhe.  

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts, um 1360/70, bekam die Beckenhaube ein Visier in Form einer Hundeschnauze (Hundsgugel).  

Die Hundsgugel bestand aus einer spitzen Beckenhaube und einem spitzen Schnauzenvisier mit Sehschlitz und Atemlöchern. Die deutsche Hundsgugel hing an einem Stirnscharnier, in Italien war das Visier an zwei Drehbolzen befestigt und abnehmbar. Die Helmspitze konnte ein Federbusch zieren.  

Die Hundsgugel hatte nicht lange Bestand. Obwohl mehrfach verändert, verschwand sie im frühen 15. Jahrhundert endgültig.

Visierhelm

Der Visierhelm hat sich seit der Mitte des 14. Jahrhunderts aus der Beckenhaube entwickelt. Er wurde der typische Helm der späten Ritterzeit. Die rundlichen Visierhelme umschlossen den Kopf vollständig und schützten zusammen mit dem "Kragen" auch Nacken und Hals. Sie kommen in außerordentlich vielen Formen vor. Meist wurde das Visier hochgeklappt, es gab aber auch Ausführungen, bei denen man zwei Klappen seitlich öffnen konnte. Der Sehspalt war im Visier integriert, bei manchen Helmen schaute der Ritter durch einen schmalen Spalt zwischen Visier und Helm. Die Atemlöcher bestanden aus mehr oder weniger kleinen Bohrungen im unteren Bereich des Visiers. Die Schlachthelme wogen zwischen 3 und 4 kg, die Turnierhelme, die besonders für das Lanzenstechen konstruiert wurden, waren etwas schwerer.

Schaller (15. Jahrhundert)

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstand im Zusammenhang mit der Entwicklung des Plattenharnisches die Deutsche Schaller.  

Das Wort Schaller rührt vom deutschen Wort "Schale" her. Als Schaller wird zuweilen auch die italienische Barbuta bezeichnet, die aber eher einer Beckenhaube ähnelt. Kennzeichen der Barbuta sind lang heruntergezogene Wangenbleche, welche die Augen-Mund-Nase-Partie frei lassen. An diese Barbuta wurden zuweilen Helmbrünnen, selten auch Visiere angehängt.  

Die Schaller ist eine Kombination aus Beckenhaube und Eisenhut. Sie reicht über die Augen und besaß entweder ein bewegliches Visier oder einen einfachen Sehschlitz. Ihr typisches Kennzeichen ist der spitze Nackenschutz, der weit nach hinten ausläuft. Sie wurde zusammen mit dem sog. Bart getragen, einem stählernen Schutz für Hals und Kinn, der am Brustharnisch befestigt war. Die Deutsche Schaller wurde von Fußsoldaten, aber auch von Reitern getragen. Mit der Zeit passte sich ihre Form immer mehr dem Visierhelm an, da dieser praktischer war.