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Die universitären und wissenschafts-politischen Ansprüche des Reichserzkanzlers im 18. Jahrhundert

von Helmut Mathy

Um die universitären und wissenschaftspolitischen Ansprüche des Reichserzkanzlers im 18. Jahrhundert zu behandeln, führe der Einstieg in das Thema zunächst genau in die Mitte jener Zeit bis 1792, als durch die Eroberung der Hauptstadt des Erzkanzlers und ihres linksrheinischen Umfeldes durch den Revolutionsgeneral Adam Philippe Custine und der Installierung der Mainzer Republik der Anfang vom Ende des Alten Reiches , der Säkularisation katholischer Universitäten eingeläutet wurde und sodann durch die Einfügung des linksrheinischen Deutschlands in das Empire Napoleons das in Frankreich entwickelte System der Spezialhochschulen auch am Rhein vorübergehend Einzug hielt: in der Errichtung einer medizinischen Spezialhochschule, die auch nach dem Wiener Kongress noch teilweise fortgesetzt wurde, bis der Großherzog Ludewig I. von Hessen-Darmstadt eindeutig das rechtsrheinische Gießen dem linksrheinischen Mainz vorzog und die Universitas Moguntina sozusagen in jenen Dornröschenschlaf versank, aus dem sie erst unter tatkräftiger Initiative der Franzosen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zu ihrer zweiten Karriere "wachgeküsst" worden ist.[Anm. 1]
Die genaue Mitte dieses Zeitraumes seit Beginn des 18. Jahrhunderts ist das Jahr 1746. Der berühmte Reichspublicist Johann Jakob Moser, dessen Kenntnis der komplizierten Verfassung des Reiches sprichwörtlich war, der aber auch einen guten Einblick in das Geistesleben aller Staaten und Kleinterritorien seiner Zeit besaß, hatte 1746 eine Unterredung mit dem Mainzer Kurfürsten und Erzkanzler Johann Friedrich Karl von Ostein über Fragen des Studium Moguntinum. Darin ließ er dem Ehrenrektor der Universitas semper catholica nicht viel Hoffnung, dass die soeben verabschiedete Reform der Hochschule große Früchte trage. Denn die Lehrer auf allen katholischen Universitäten und zumal die von den Jesuiten dominierten besäßen besonders in den modernen Wissenschaften, mit denen man Fremde in die Universitätsstädte locken könne, eine zu geringe Freiheit der Feder und des Vortrags. Und bei einem herausgehobenen geistlichen Staat wie Mainz seien zukunftsträchtige Entwicklungen zudem umso weniger wahrscheinlich, als bei einer Sedisvakanz das jeweilige Domkapitel oder dann ein – wie er sagt – "in der Religion eifrigerer Regierungs-Nachfolger" alle etwa gewährten Freiheiten und erzielten Fortschritte zu leicht wieder über den Haufen werfen könne.
Derselbe Moser hat an anderer Stelle, nämlich in seinen 1767 erschienenen "Reliquien", die seiner Meinung nach größte Misere im Wissenschafts- und Bildungswesen der Germania Sacra in folgender negativ akzentuierten Überlegung charakterisiert: "Verständige und wohlgesinnte katholische Ministri beklagen laut den schlechten Zustand ihrer hohen und niederen Schulen in Absicht auf die Bildung des Herzens und Erleuchtung des Verstandes und gestehen unseren protestantischen Anstalten den Vorzug in beidem willig ein. Jenes werden aber ewig unfruchtbare Klagen bleiben, solange die Jesuiten den vornehmsten Anteil an der Erziehung der Jugend behalten; bei ihnen ist überall Paraguay" – also rigide, überholte Kolonisierungspolitik und Missionierung, die freilich in der heutigen Forschung nicht mehr derart negativ gesehen wird,[Anm. 2] da die Menschenrechtsverletzungen in den südamerikanischen Reduktionen bei weitem nicht derart extensiv waren wie jene der weltlichen Kolonialstaaten.
Neben dem konfessionellen Element war für Moser, der sich aus den Erfahrungen seiner Studentenzeit ein kritisches Verhältnis zur Universität bewahrt und später wegen Zensurproblemen sowohl in Tübingen wie Frankfurt an der Oder 1739 alle Universitätspläne für seine eigene Person zugunsten der 1749 in Hanau eröffneten Staats- und Kanzlei-Akademie aufgegeben hatte, die dann jedoch wegen seiner Unstetigkeit auch nicht recht reussierte, die fehlende Abstimmung und Verbindung zwischen theoretischer Erkenntnis und praktischer Erfahrung das Grundübel des Universitätsstudiums. Darüber hinaus forderte er immer wieder eine fundierte Ausbildung der Hochschullehrer, die zu stark durch Protektionen und nicht so sehr als Lehrer, auch bisweilen aufgrund ihrer in anderen Bereichen erworbenen Kenntnisse auf den Hochschulen agierten und zu wenig eine dem Staatswesen seiner Zeit angemessene pragmatische Gelehrsamkeit pflegten. Unter Ablehnung eines vagen enzyklopädischen Ideals trat er einerseits für eine Spezialisierung der Disziplinen ein und andererseits – besonders auf juridischem und staatsrechtlichem Feld – für eine gediegene Erfahrung in der Praxis. Alles war jedoch bei ihm auch – wie übrigens bei August Hermann Francke in Halle – von pietistischen Grundanschauungen geprägt. Von daher erschienen ihm die Reformen im Universitätsbereich sowie in Landesverwaltung und Justiz – die Medizin lag außerhalb seiner Interessen – mit dem göttlichen Willen konform und in dieser Welt realisierbar.[Anm. 3]
Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts und hundert Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg, also beim Regierungsantritt des Kurfürsten Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim 1763, waren diese Äußerungen, einmal auf Mainz direkt bezogen, zum anderen auf Schulen und Universitäten in der Germania Sacra allgemein, Zusammenfassungen von gängigen Kritikpunkten, die eigentlich die geistige Führungsschicht am erzkanzlerischen Hofe erst in Ansätzen erreichten und denen sie allmählich durch eine größere Öffnung ihrer Schul- und Wissenschaftspolitik zu begegnen suchte.[Anm. 4] Doch solche reformpolitischen Notwendigkeiten wurden eher an den Höfen selber als an Schulen und Universitäten geäußert, wo noch traditional-orthodoxes System gepflegt wurde und die Rechtgläubigkeit oberstes Gebot blieb.
So auch noch in der Mainzer Universitätsverfassung Osteins von 1746 unter dem Titel "Statuta et Ordinata", was in der deutschen Übersetzung mit "Erneuert- und vermehrte Freyheiten und Ordnungen" gekennzeichnet wurde.[Anm. 5] In Titel I dieser Satzungen wird dem Rektor der Universität unter dem Stichwort "vom Glauben" eingeschärft, "dass unser heiliger Catholischer Glaub in seiner unversehrten Reinigkeit erhalten und mit Entfernung aller Freyheiten widrige Meynungen zu hegen und zu lehren durchgehends einstimmig nach dem Sinne der Kirche, sodann dem Ausspruch und Erklärung der Tridentinisch- und anderer allgemeinen Kirchenversammlungen auff unserer Universität, welche vor anderen besonders den Nahmen ALLZEIT CATHOLISCH führet, in der Stadt und dem gantzen Vatterland bestens bevestiget werde."
Das bedeutete unter anderem, dass niemand ein Lehramt antreten konnte, der nicht vorher, nach Erfüllung einer akademischen oder vorwiegend jesuitischen Laufbahn, öffentlich in einer Universitätsversammlung das katholische Glaubensbekenntnis "dem Tridentino gemäß" abgelegt hatte. Andererseits wurden alle Professoren, zumal die Theologen und Kanonisten, aufgefordert, jene, die „gefährliche, ärgerliche, der Glaubenslehr entgegen“ stehende und anstößige Thesen vorbrächten, dem Dekan oder Rektor anzuzeigen, damit zeitige Vorkehr "diesertwegen", im extremen Fall Entzug der Lehrerlaubnis, veranlasst werden könne. Dann aber folgte doch wenigstens ein Hauch von Toleranz, der in der bisherigen Überlieferung eine neue Qualität anzunehmen schien, wenn es in § 3 heißt: "Zu allen Lehrern in der Gottes- und Rechts-Gelahrtheit, Artznei-Kunst und Welt-Weisheit (also Philosophie) sollen alle Religions-Verwandte ohne Unterschied freyen Zutritt und niemand Erlaubniß haben, dem Studierenden, so einer anderen Glaubens-Bekanntnuß zugethan ist, die geringste Unbild in Wort oder Thaten zuzufügen". Gleich anschließend dann die Postulierung einer Art negativer Religionsfreiheit, damit Minderheit nicht Mehrheit überwältige: "Hingegen hat sich auch ein widriger Glaubens-Genossener zu bescheiden, dass ihme nichts zu thuen erlaubt seye, was zur Verachtung unseres heiligen Catholischen Glaubens gereichig seyn könnte, gestalten dann ein so anderes auff vorherige Anzeig allerdings soll geahndet und eingestellet werden".
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts und eigentlich bis zur Reform Osteins hatte sich die Mainzer Universität von ihrer zeitweisen Schließung im Dreißigjährigen Krieg und dem Aderlass, den das geistige Leben damals – nicht zuletzt durch Wegführung der Schwedenbeute an Bibliotheken, Kunstwerken und "Kulturmitteln" – erlitten hatte, noch nicht erholt. Während für längere Zeit nach der Jahrhundertwende überhaupt keine Medizinstudenten belegt sind, schwankte der Besuch der juristischen Fakultät zwischen 5, 10 und allenfalls 15 Hörern, zu schweigen von den notwendigen wissenschaftlichen Anstalten wie Anatomie, Botanischer Garten und dergleichen mehr. Um nun vor allem die Professoren-Besoldung auf eine feste Grundlage zu stellen, holte Kurfürst-Erzkanzler Lothar Franz von Schönborn die Lektoralpräbenden aus ihrer jährlichen Zufälligkeit heraus, indem er die 14 zur Versorgung der Professoren zuständigen Stifter nötigte – mit Zustimmung Roms, die 1714 erfolgte, die gesamte jeweilige Pfründe, also einen Teil ihres Stiftsvermögens, in die Universität zu inkorporieren.
Schon unter dem Nachfolger des Schönborners, Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, der nur drei Jahre, von 1729 bis 1732, den Mainzer Stuhl innehatte, während er durch seine sonstigen Pfründen in Trier und Breslau eine Brücke zwischen dem Osten und Westen des Reiches spannte und zudem mit dem Hochmeisteramt des Deutschen Ordens einer der mobilsten geistlichen Fürsten seiner Zeit war,[Anm. 6] ließ das Interesse an der Mainzer Universität, nicht zuletzt aus Mangel an qualifizierten Beratern, zwischenzeitlich wieder ab. Man konzentrierte die Hochschule wieder auf das Ziel, vornehmlich theologische und philosphische Studien unter den Jesuiten anzubieten, um sie, wie es hieß, von den Ketzern im Reich abzusondern.
Auch unter Philipp Karl von Eltz, dessen Reichspolitik unter den Erzkanzlern des 18. Jahrhunderts am intensivsten und geschlossensten von Heinz Duchhardt untersucht wurde,[Anm. 7] kam die Universität Mainz zunächst nicht aus dem Tief heraus. Erst gegen Ende seiner Regierungszeit, 1742/43, begann er, sich nach dem Anstoß durch einige Beamte, Berater und Domkapitulare, stärker für das Bildungs- und Ausbildungswesen zu interessieren und setzte eine Kommission ein, um einen grundsätzlichen Plan auszuarbeiten.
Diese Kommission hat dann sein Nachfolger, der zu Beginn genannte Kurfürst-Erzkanzler von Ostein, erneuert: es gehörten ihr an Carl Philipp Heinrich Freiherr von Greiffenclau zu Vollrads, Scholaster und Kapitular am Domstift – er war zudem auch in Speyer und Würzburg mit Dompräbenden versehen und Propst an Liebfrauen in Mainz. Er hatte als langjähriger Rektor der Universität den "natürlichen" Vorsitz in dieser neuen Institution inne. Dazu trat Joseph Franz Freiherr von Kesselstatt, geboren zu Trier 1695, dort als Nachfolger des Philipp Karl von Eltz zum Dompropst ernannt und, mit allerlei Dispensen versehen, Inhaber verschiedener Pfründen in Mainz sowie Dekan am Ritterstift St. Ferrutius in Bleidenstadt. Er war schon Geheimer Rat des Kurfürsten Franz Ludwig und wurde von seinem Nachfolger zum Regierungspräsidenten bestellt. Ihm wurden hervorragende geistige Fähigkeiten und weitgespannte Interessen attestiert ja er war sogar bei der Wahl eines neuen Erzbischofs 1743 selber Kandidat gewesen. An Persönlichkeiten aus dem weltlichen Staat des Erzkanzlers war bei diesem Unternehmen führend Friedrich Reichsgraf von und zu Stadion, Thann- und Warthausen, der profilierte Wirtschaftsreformer, der Hofkanzler Johann Jakob Joseph von Bentzel sowie Hof- und Regierungsrat, auch Beisitzer am Vikariats- und Hofgericht Johann Georg Reitzer. Der Rektor Greiffenclau-Vollrads hatte aus allen vier Fakultäten Spezialkenner in die Beratungen abgeordnet: Bernhard Gottfried Reider, Johann Rudolf Heinrich Decius, Pater Friedrich Wunderlich, Johann Georg Neureuter, Johannes Vogelmann, Philipp Kolligs und Pater Kaspar Bruch.[Anm. 8] Damit war fast ein Drittel der im Sommersemester 1747 lesenden Professoren in die Arbeit der Reform eingebunden. Die bedeutendsten darunter waren der Jurist Neureuter, der u. a. Naturrecht nach Hugo Grotius lehrte, der Mediziner Johannes Vogelmann, in seiner Lehre auf Praxis und Institutionen spezialisiert, sowie Caspar Bruch als Moraltheologe. Aus der Professoren- und Dozentenzahl von 1747, im ganzen lediglich ein Dutzend, also unmittelbar nach Osteins neuer Ordnung, ragen im übrigen bei den Theologen noch der Kanonist Ludwig Philipp von Behlen als Interpret der Concordata Germaniae sowie der Anatom Franz Georg Ignaz Ittner heraus, dessen Porträt sich heute noch im Medizinhistorischen Institut befindet, was deshalb erwähnenswert ist, weil es das einzige Orginalbildnis eines Gelehrten der Alten Universität im Besitz der Johannes Gutenberg-Universität darstellt.[Anm. 9]
Die Arbeiten der Kommission konzentrierten sich zunächst auf Maßnahmen zur Hebung der Frequenz und zum ökonomischen Nutzen der Stadt. Und dann trat das Vorbild Göttingen in seine Rechte ein. Besondere Besoldung und Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Lehrer korrespondierte mit Straffung der Gremien, Instanzen und Entscheidungen, auch strikterer Einhaltung der Juristdiktionsbefugnisse. Inhaltliche Reformen und Erweiterungen waren auf Jus Publicum, Naturrecht und Völkerrecht sowie die Reichshistorie zugeschnitten.[Anm. 10]
Doch immer noch blieb als Resümee des Osteinschen Reformversuchs mehr der gute Wille als die effiziente Umsetzung im Raum, und lediglich der schon genannte Neureuter empfahl gegen den Universitätsbann expressis verbis seinen Studenten, ihre Studien in Göttingen zu komplettieren.[Anm. 11] Dies tat übrigens als erster Franz Anton Dürr, 1748 in die dortige Matrikel eingetragen als Mannheimensis ex academia Moguntina, hic volens frequentare iura publica, civilia et Collegia practica, was er dann auch mit großem Erfolg getan haben dürfte, wie seine späteren Vorlesungsankündigungen in Mainz beweisen, wo er jedoch im Laufe seiner Reformbemühungen nicht so zum Zuge kam, wie es seinen Erfahrungen entsprochen hätte. Denn er stieß mit seiner Radikalkritik an der Mainzer „Universitätsschlamperei“ nicht nur viele Kollegen, sondern auch Berater im Stab der Kurfürsten-Erzkanzler unter Breidbach-Bürresheim und Erthal vor den Kopf, obwohl oder weil er universal gebildet war und sogar in bis dahin in Mainz nicht realisierten kulturpolitischen Bereichen, so z. B. der Ehrung Gutenbergs, eines – nach seinen eigenen Worten – Vaters und Lichtgebers der Aufklärung, Initiativen entfaltete.[Anm. 12]
Es kann nicht wundernehmen, dass sich vor allem Artisten bzw. Philosophen und Theologen, die vorwiegend durch die Jesuiten dominiert waren, grosso modo gegenüber dem seit Gründung von Göttingen auch nach Mainz herüberwehenden Geist des Empirismus und der Experimental-Wissenschaften wehrten und auf der Tradition beharrten, während die wenigen nicht einem Orden angehörenden Professoren gegenüber den Neuerungen aufgeschlossener waren. Bezeichnend aber bleibt, dass der Reformimpuls nicht von den Wissenschaftlern selber kam, sondern mehr oder minder von oben, den Landesherren und ihren Kommissionen verordnet wurde. Dies geschah besonders unter dem 1763, nach dem Frieden von Hubertusburg, auf den Mainzer Stuhl gelangten Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim, der nach Konsolidierung des Haushalts, durch die Kriegskosten in große Unordnung geraten, der Aufklärung, zumal in der Theologie, die Bahnen öffnete und in Kenntnis der Neuerungen in Halle sowie in der Leinestadt einem rationaleren Verständnis von Wissenschaft zum Durchbruch verhelfen wollte. Er, der einer moderneren Staatskirchenlehre, aber auch dem Episkopalismus und Febronianismus das Wort sprach, die neben den kirchenpolitischen Maßnahmen das Bildungswesen von der Volksschule bis zur Universität als eine Einheit ansah, gründete im Jahre 1771 eine Schulkommission, in der bereits seine engen Ratgeber, Friedrich Karl Willibald Frh. von Groschlag und Anselm Franz von Bentzel mit den Reformen begannen, die durch die Aufhebung des Jesuitenordens eine ungeheuren Drive erfuhren, der hier im einzelnen nicht dargestellt werden kann. Bezeichnend aber bleibt, dass im Vorfeld der Umkrempelung des jesuitischen Lehrsystems und der wie anderswo im katholischen Deutschland erfolgten Entsetzung der Professores S. J. von ihren Lehrstühlen bereits ein heftiger Kampf zwischen Konservativen und Fortschrittlern innerhalb der theologischen Fakultät entbrannt war, der zunächst aus der eher belanglosen Frage resultierte, ob in den Vorlesungen weiterhin in altmodischer Weise noch der Lehrstoff und die verwickelten, weltfremden scholastischen Quisquilien diktiert werden sollten.[Anm. 13] Der Kanonist Johann Baptist Horix hat in einem Gutachten zur Dreihundertjahrfeier der Mainzer Universität 1777 gemeint, „dass der Vorteil gedruckter Bücher, welcher nirgends (außer etwa in der Türkei) mißkannt wird, anjetzt noch in der Geburtsstadt der Druckerei, also Gutenbergs, nicht durchgehend einen Eingang gefunden habe, ja noch in Ansehung theologischer Kollegien in Zweifel gestellt werden wolle“.[Anm. 14]
Unverblümt und sehr direkt übernahmen also die Mainzer Reformer ihre Argumente von der Georgia Augusta, wenn sie herausstellten, dass eine verbesserte Exegese mit der Kenntnis der alten Sprachen, aber auch der Kirchenhistorie, einer weniger polemischen Dogmatik sowie einer den modernen Bedürfnissen entsprechende Pastoral, welche die altmodisch-scholastische und unergiebige, die Denkfreiheit zugunsten einer übertriebenen Rezeptivität hintanstellende Lehrmethode erneuere, zur Notwendigkeit geworden seien.
Unter Emmerich-Joseph bildete sich bei dem damaligen Hofvizekanzler Bentzel, dem späteren Kurator, das Ziel und die Absicht heraus, "Aufklärung in dem Kurstaate zu verbreiten", und – was dann immer wieder der Theorie nach wichtig bleibt – "diese von da aus über das ganze katholische Deutschland zu ergießen". Alle Schritte zur Reform des Schul- und Universitätswesens sollten vor, während und nach Aufhebung des Jesuitenordens zum Nutzen des Staates sein, seiner Stärkung, Festigung und auch wirtschaftlichen Blüte dienen und damit zum Vorbild im „ganzen katholischen Deutschland“ werden.[Anm. 15] Neben der politischen hatte die Aufklärung in den Augen Bentzels auch eine religiöse Qualität. Er war sich von Anfang an klar, dass eine solche Umsetzung in die Praxis mit Widerständen zu ringen habe und formulierte sehr realistisch: "Eine Völkerschaft, welche schon einen ziemlichen Grad von Kultur habe, zu vollkommender Aufklärung zu führen und sie zugleich" – hier steckte er schon die Grenzen ab – "vor dem Luxus der Aufklärung, wenn es erlaubt ist, sich also auszudrücken, zu wahren, mit den zunehmenden Begriffen den Geist der Arbeitsamkeit zu vermehren, die Sitten bei reichem Genuß zu erhalten und öffentliche bürgerliche Tugend zu gründen": das war in seinen und der Reformer Augen eine Herkulesarbeit. Was unter Emmerich-Joseph allerdings erst in Anfängen sichtbar wurde, das erreichte Bentzel unter dessen Nachfolger Erthal besser und konsequenter, wobei auch hier der Anspruch, die Stellung des ersten Erzbischofs und Kurfürsten im Reich zu stärken, ein wichtiges Motiv blieb. Die Beamten dieses Erzkanzlers sollten eben an seinem Hofe und „Beritt“ selber ausgebildet werden, wenn und insoweit dort die Disziplinen wie deutsches geistliches Recht und deutsches Staatsrecht vorzüglich besetzt seien.[Anm. 16]
Bentzel war aber kein kritikloser Bewunderer des protestantischen Deutschlands und auch nicht ein Anhänger der dort – also in Halle, Göttingen, Jena und anderswo – herrschenden eigenen Autonomie und Gerichtsbarkeit. Er argumentierte vielmehr im Vorfeld seiner Neuen Verfassung der verbesserten Hohen Schule zu Mainz von 1784: "Ich bin aus vollkommener Überzeugung sehr weit entfernt, all jenes gut zu heißen, was bei den vorgedachten Universitäten in Ausübung ist, wenigstens halte ich für ganz gewiß, dass der wahre oder scheinbare Glanz, den dieselben genießen, nicht von dem Einfluß des privilegierten Gerichtsstandes, sondern von dem Verdienste und dem Rufe einiger vortrefflicher Lehrer und von der – meiner beharrlichen Meinung nach – unzweckmäßigen Freiheit, welche den Kandidaten gestattet wird, herrühren".
Auch an die berühmteste protestantische Universität, also die Georgia Augusta, legte er die Elle seiner Kritik an, weil er sich nicht willenlos dem Argument "Was würde Schlözer dazu sagen?" ergab. Wenn Göttingen eine Universität für die Welt war, so gingen die Nationalbedürfnisse von Mainz von anderen Voraussetzungen aus, um sich nicht sklavisch an dieses Muster anzulehnen. Bentzel meinte, dass in Göttingen z. B. ein Professor sein ganzes Glück auf den Katheder ausrichte, weil er auf ihm reich und geehrt werden könne und nichts seiner Ruhmbegierde Schranken setze. Und was die Studierenden betrifft, so hätten sie keine Aussichten auf so viel bequeme und ohne große Wissenschaft zu erhaltende Auskömmlichkeiten wie in den katholischen Staaten, wo die Lebensart und Mentalität etwas weniger streng seien. Dort oben müsse man sich mit hartnäckigem Fleiß durcharbeiten oder werde scheitern und zugrunde gehen. "Das Klima ist meistens rauher, die Erde undankbarer und folglich die Bewohner arbeitsamer." Bentzel möchte Realist bleiben und nicht in Utopien verfallen. Er fragt: "Wie soll es also möglich sein, bei einer weit mehr beschränkten Denkfreiheit, bei ganz anderen politischen Verhältnissen, bei einem weit größeren Luxus das nämliche Muster anzunehmen oder von demselben die nämlichen Wirkungen erwarten zu können". Für Bentzel gilt also keineswegs, wie man auf den ersten Blick vermuten möchte: Extra Göttingen non est vita, sondern diesem seinem Aphorismus setzt er die These entgegen: "Nicht alles, was Göttingen möglich ist, ist auch für Mainz, den Sitz des ersten Erzbischofs und Kurfürstens zugleich rätlich".[Anm. 17]
Trotz aller Liebe zum Detail und aller intensiven Aktenkenntnis und -bearbeitung ging es dem akademischen Reformer Bentzel letzten Endes um das Ganze, d. h. nicht zuletzt den systematisch straff geordneten Staat und eine Zukunftsvision, die er freilich auch im geistigen Bereich unter gewissen militärischen Kategorien wie Disziplin und straffe Verwaltung am besten erreichbar glaubte. Mit anderen Worten: Kultur und Aufklärung mit ihren Voraussetzungen einer guten Schule, Universität und Wissenschaft sollten den Staat menschlicher machen und damit im Bereich der "Jugendpolitik" nicht nur, sondern der allgemeinen Politik konzeptionelle Wege erschließen – so wie Bentzel auch der festen Überzeugung war, eine nach aufgeklärtem Prinzipien neu zu erarbeitende Strafrechtsreform bedürfe der tätigen Mitwirkung der Universitätsjuristen.
Je länger die neue Verfassung der verbesserten hohen Schule in Kraft war, umso mehr scheint die zunächst mit großem Pathos verkündete Losung einer Verbreitung rechter Aufklärung vom ersten Kurfürstentum aus über das gesamte katholische und womöglich auch akatholische Deutschland immer weniger Anklang und Widerhall gefunden zu haben. Diese fast ideologisch aufgepfropfte Dreingabe, die ein wenig auch der Eitelkeit des Erzkanzlers Erthal entsprang, behinderte allerdings nicht den Hauptzweck der Veranstaltung, den Bentzel als die Heranbildung der Landeskinder im Hinblick auf ihre spätere Bestimmung wiederholt umschrieb. Der österreichische Gesandte Franz Georg von Metternich berichtete bereits demgemäß am 2. September 1783 an den Reichsvizekanzler Rudolf Colloredo nach Wien, wo man ja auch von Mainzer Seite aus dem Gewicht der kaiserlichen Residenz in fruchtbarem Austausch und auch Konkurrenz mit der Hebung des intellektuellen Standards begegnen wollte: "Da man anfangs bei Einziehung der drei reichen Klöster (also zur Schaffung des Universitätsfonds) die große Absicht zu erkennen gegeben, zu Mainz die Mutter- oder hauptkatholische Universität von dem ganzen Deutschen Reich aufzustellen, nunmehr aber, vermutlich der Kosten halber, von diesem Gedanken abkommt, und sich nur auf eine Provinzialuniversität beschränkt, so erregt dieses allgemeines Mißvergnügen." Das hier konstatierte Mißvergnügen steigerte sich später besonders bei protestantischen Gelehrten und Intellektuellen, die aufgrund der Bentzelschen Verfassung vom Kurfürsten nach Mainz berufen worden waren[Anm. 18] – zumal bei Soemmerring[Anm. 19] und bei Georg Forster, die immer wieder die schwache finanzielle Fundamentierung der Anstalt kritisierten, die zu geringen Forschungsmittel, etwa in der Anatomie und in der Bibliothek anprangerten, weil der Fonds, der Unterhalt, der Haushalt der Universität zu schmalbrüstig sei und der Kurfürst-Erzkanzler in seiner gewissen Großspurigkeit des mehr Versprechens als Haltens in Bezug auf die wirtschaftliche Potenz seines überalterten Staatswesens sich übernommen hätte.
Nach dem heute in Universitätsgremien oft gehandelten Ausspruch: Je forscher die Lehre, desto leerer die Forschung, war auch Bentzel bereits der Meinung, dass ein über das notwendige Minimum hinausgehender Wissenschaftsbetrieb à la Göttingen eine große Gefährdung seiner Schöpfung bedeuten könne. Doch diese Akzentuierung der Lehre gegenüber der Forschung brachte ihm durchaus oppositionelle Stimmen ein, die mittelbar auch auf den Kurfürsten zielten, der sozusagen in erster Linie lediglich gut ausgebildete und funktionierende Staatsbedienstete und keine Wissenschaftler erhalten wollte.
Bentzel aber sah bei den Forschungs-Enthusiasten die Grenzen der Universität hin zu einer Akademie verschoben; an der Universität durfte es nach seiner Meinung kein schädliches Monopolisieren geben, zumal die größten Wissenschaftler – dachte er vielleicht an Leibniz in Mainz, der in keinerlei Kontakt zur ziemlich darniederliegenden Universität gestanden hat?[Anm. 20] – keine Fakultisten gewesen. Besonders das perpetuierliche Examenswesen, das der Kurator allenthalben verordnete – wie weit der Kurfürst im einzelnen dahinterstand, ist schwer auszumachen –, aber vor allem seine Definition der hergebrachten und erneuerten akademischen Freiheit, welche vor allem die Göttinger als ein non plus ultra und mit dem Geist einer der Forschung und Lehre gleichermaßen verpflichteten Universität verteidigten, brachte der Mainzer Reform äußerst kritische Stimmen bei aufgeklärten Kritikern ein, weil hier bisweilen eher ein Schritt zurück als nach vorn getan worden sei. Bentzel erklärte unumwunden und „antiautonomistisch“ in § 172 seiner Neuen Verfassung: „Die sogenannte akademische Freiheit ist ein Überbleibsel falscher Begriffe, und sie passt auf die Bedürfnisse der heutigen Zeiten gar nicht. Der Staat will, und die Eltern erwarten es, dass junge Leute in Gottesfurcht und Tugend, zur Weisheit, zu Wissenschaften und Künsten eingeführt werden, damit sie seiner Zeit den großen Volkshaufen aufklären, ihm bessere Denkungsart, Sitten und Karakter beibringen sollen. Zucht, Ehrbarkeit, Mäßigkeit, Ordnung, echte Religion sind dahin führende Mittel. Hingegen richtet die brausende Lebensart, welche junge Leute oft auf Universitäten führen, Sitten, Gesundheit und wohl das Leben selbst zugrunde. Zeit und Geld werden verschwendet und Unwissenheit gepflanzt. Rohe, untaugliche Leute kehren von da nach Hause, um Geistliche, Magistratspersonen, Ärzte, Lehrer, Hausväter zu werden“[Anm. 21]. Bentzel geht sogar so weit, die auf katholischen Hochschulen üblichen ausgedehnten Ferien, von denen man bei Protestanten kaum etwas wisse, als Ausfluss einer falsch verstandenen akademischen Freiheit zu geißeln, selbst bei den den Mainzern schon zu dieser Zeit quasi heiligen Fastnachtstagen.
Obwohl der Funke der religiösen Toleranz um die Mitte des 18. Jahrhunderts keineswegs hellauf zündete[Anm. 22] und kaum einer der Berater im Umkreis des Kurfürsten, mit Ausnahme etwa von Friedrich Graf Stadion, daran dachte, jemals akatholische Lehrer und Wissenschaftler an der Universität des ersten Kurfürsten und Erzkanzlers anzustellen, so war doch ein Anfangsfeuer gelegt, das sich unter Osteins Nachfolger Breidbach-Bürresheim durchaus verstärkte und schließlich unter Friedrich Karl Joseph von Erthal nach einer Phase der Reaktion ab etwa 1782 dazu führte, dass man protestantische Gelehrte im Zeichen einer Öffnungspolitik an die Alma Mater Catholica berief, um sie im Zeichen der Spätaufklärung „fit“ zu machen für eine überregionale Rolle, zunächst im katholischen Deutschland – mit dem Ziel, in Mainz zu einer Art geistig-wissenschaftlichem Zentrum des Dritten Deutschlands zwischen den dualistisch-zentripetalen Großmächten Österreich und Preußen zu gelangen.
Auf weite Strecken des 18. Jahrhunderts waren die geistlichen Territorien Südwest- und Süddeutschlands und damit vor allem auch Kurmainz prokaiserlich-habsburgisch gesinnt, zumal es ihnen an den notwendigen Voraussetzungen für eine eigenständig-unabhängige Politik fehlte. Als jedoch Joseph II. immer stärker in die Praerogativen und Gerechtsame des Erzkanzlers in den siebziger und achtziger Jahren eingriff, da hatte er den Widerstand des Erzkanzlers Erthal erregt, der als erster Reichsfürst eine Rückbesinnung auf historische Verfassungsansprüche einleitete und die Praerogativa Moguntina von mehreren Juristen seiner mainzischen National-Universität in wissenschaftlichen Deduktionen herleiten und verteidigen ließ – eine Art zeithistorisches Forschungsprogramm, dem die Staats-, Kirchen- und Reichsrechtler in der Domus Universitatis umso eher und williger nachkamen, als sie durch die Reform von 1784 in das prestige-trächtige Corpus der wirklichen Hof- und Regierungsräte aufgestiegen waren.[Anm. 23]
Erthal suchte sich nicht nur geistig, sondern eben auch politisch sozusagen einer erdrückenden Übermacht Österreichs als Reichsstand durch den Einfluß der habsburgischen Kaiser zu erwehren, und obwohl seine Solidarität mit dem Hof in Wien von weltanschaulichem Selbstverständnis und sozialer Herkunft, aber auch deswegen besonders groß gewesen sein mochte, weil er als Gesandter am kaiserlichen Hof bis zu seiner überraschenden Wahl in Mainz 1774 in der Gunst der dortigen Diplomatie stand, kam eine Präponderanz Österreichs für ihn nicht in Frage, weswegen er ja später auch zeitweilig die Karte des preußisch dominierten Fürstenbundes spielen wird. Jedenfalls ging es ihm am Ende der Regierungszeit Josephs II. immer mehr darum, den reichspolitischen Handlungsspielraum als Erzkanzler – und dies nicht nur durch die Reichsvizekanzler in Wien – stärker zu erweitern. Auf der anderen Seite aber musste er mitsamt seiner verwaltungsmäßigen und wissenschaftlich-universitären Führungsschicht, die stark von den Tendenzen der französischen Aufklärung, ja in gewisser Weise von den freigeistigen Ideen eines Voltaire beeinflusst war, immer darauf bedacht bleiben, nicht in die Gefahr zu verfallen, den habsburgischen Teufel, der seiner Ambition die Schranken setzte, gegen den französischen Beelzebub auszutauschen. Mit anderen Worten: Mainz als Vorfeld Frankreichs und seine Universität, verbunden mit der französischen Aufklärung, die freilich hier nie so weit wirken konnte, dass sie den Rahmen der Kirchlichkeit zu sprengen vermochte, hatte, wenn es geistig und politisch eine ambitioniertere Rolle zu spielen wünschte, den Kontakt mit Wien und dem Reich nicht vollends oder leichtfertig zu lösen.
Dennoch gab es in Erthals Zeit, angestoßen von Bentzels Verfassung, was die wissenschaftlichen Anstalten betrifft, gewisse Fortschritte, zumindest aber wichtige Projekte, um Mainz und seine Universität dem Anspruch nach attraktiver zu machen. Zunächst wären da die Pläne zu nennen, die Bibliothek zu modernisieren, indem man es nicht genug sein ließ, die jesuitischen Bestände und die der zugunsten des Universitätsfonds aufgehobenen drei Klöster Kartaus, Altmünster und Reichklara zusammenzuführen, sondern diese Bestände durch Ankäufe von Nachlässen und Dissertations-Sammlungen entscheidend zu vermehren. Zu diesem Zweck hat der Kurfürst, der ja auch aus seiner Privatbibliothek seiner Anstalt vieles zur Verfügung stellte, Experten durch die Zentren des Buchhandels, etwa nach Leipzig, geschickt, so seinen in literarischen Dingen erfahrenen Hofkaplan Heinrich Günther, aber er hat auch durch die Berufung von überdurchschnittlich qualifizierten Persönlichkeiten als Bibliothekare, so des Göttingers Johann Andreas Dieze, dann des Schweizer Geschichtsschreibers Johannes von Müller[Anm. 24] und schließlich des Weltumseglers Georg Forster die personellen Voraussetzungen zu einem nach dem Vorbild der Göttinger UB wohl eingerichteten Forschungsinstrument geschaffen.[Anm. 25] Theoretisch zumindest. Denn alle Pläne zum Neubau und einer modernen Einrichtung scheiterten ebenso an Geldmangel wie die projektierten Umbauten der obsolet gewordenen Jesuitenkirche zu diesem Zweck, was nicht zuletzt zur Frustation von Forster beitrug, der nach anfänglicher Begeisterung über den "Vater des Vaterlandes" und Erzkanzler Erthal nach Ankunft der Franzosen im Oktober 1792 zu seinem ersten Verächter wurde.
Erwähnt seien die Pläne zum Allgemeinen Krankenhaus, die Erneuerung des Botanischen Gartens und der Anatomie, die bereits unter Ostein geschmiedet worden waren, aber nunmehr in eine entscheidende Phase treten sollten. Ebenso beziehe mich auf das Accouchement unter dem Gynäkologen Johann Peter Weidmann,[Anm. 26] das wohl am weitesten vorangetriebene Institut im Rahmen der nach 1784 durch auswärtige Berufungen besonders aufblühenden Mainzer Medizin, die sich um die Person von Thomas Samuel Soemmerring und Georg Wedekind bildete, wobei Soemmerring nicht nur mit seinesgleichen, sondern auch mit Literaten, Intellektuellen und Gelehrten anderer Fächer in brieflicher Verbindung und geistigem Austausch stand[Anm. 27] – von der damals errichteten Professoren-Siedlung in der Neuen Universitätsstraße, die sich zu so etwas wie einem akademischen Musterquartier entwickelte, von der kein geringerer als Johann Wolfgang von Goethe zu Beginn seiner Kampagne in Frankreich mit großer Anerkennung referierte,[Anm. 28] ganz zu schweigen.
Schon um 1786 hatte Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim die Universität Erfurt dem Einfluß der traditionell-kirchlichen Kreise zu entziehen gesucht und mit der Berufung von Riedel, der eine Theorie der schönen Künste und Wissenschaften verfasste und darin die Ästhetik aus ihrem bisherigen Dienst an Moral und Religion herauslöste, aber auch des Dichters Christoph Martin Wieland, der von Groschlag und Stadion empfohlen worden war und nunmehr zum Professor primarius der Philosophie promoviert wurde, bis er einige Jahre später nach Weimar weiterwanderte, neue Akzente zu setzen versucht. Und schließlich kam als Dritter im Bunde der professores novae fundationis der aufklärerische und in vielerlei Zensuraffären verstrickte evangelische Theologe Carl Friedrich Bahrdt hinzu, alle drei von den orthodoxen Lehrkräften vom Schlag des Augustiners Simon Jordan und anderen von vornherein angefeindet, weswegen diese als Denunzianten und Reaktionäre Auftretenden zunächst ihres Lehramtes entsetzt wurden, während Wieland und Co. bald nach dem Tod des Erzkanzlers in Mainz 1774 wiederum in große Bedrängnis gerieten. Bahrdt hat darüber berichtet: „Die neuen Professoren machten damals eine ordentliche Parthei aus, welche mit dem aufgeklärten Kurfürsten, dem würdigen Groschlag und Bentzel in Mainz, dem Statthalter von Breidbach, einem Verwandten des Kurfürsten, und einigen Räthen in Erfurt nebst der ganzen Brut heller Köpfe (...) der Gegenstand des Hasses und der Verfolgung waren“.[Anm. 29]
Wir wissen relativ viel über diese Auseinandersetzungen zwischen Konservativen und Reformern in Erfurt durch Wilhelm Heinse, der eigentlich durch diese Erfahrungen im Kurmainzer Staat und vor allem die von ihm geschilderte Intoleranz der kurfürstlichen Behörden gegen die Neuerer in seiner Aversion gegen Kirche und Christentum entscheidend bestärkt und zu seinem Bekenntnis reiner Diesseitigkeit und höchstmöglichen Lebensgenusses geführt worden ist. Als er 1771 über Frankfurt nach Mainz reist, ist seine Stimmung ambivalent zwischen Begeisterung und Nierdergeschlagenheit: "O wie glückselig könnten nicht die Bewohner dieser entzückenden Gegenden des Rheins sein, wenn sie eine bessere Religion, bessere Gesetze, oder vielmehr – wenn sie eine gute Religion und wenigstens nur erträgliche Gesetze hätten! In die schönsten Gegenden sind immer bald ein Klöstergen und bald eine Capelle und bald ein trauriges Crucifix hingebauet; und überall wimmelt es von fettgemästeten Pfaffen und sehnsuchtsvollen Nonnen. Die Gegend um Mainz könnte zu einem würklichen Paradiese gemacht werden (...) Dichter und Maler und auch Weise könnten sich hier begeistern, aber eben die Örter, wo die entzückendsten Aussichten sind, sind mit Dummköpfen besetzt, die nicht wert sind, das Sonnenlicht zu genießen."
Heinse, der seine Kritik an der Germania Sacra nach dem Regierungsantritt Erthals noch außerordentlich verschärfte, indem er 1774 bemerkte, die Mönche und Pfaffen kröchen wieder aus ihren Nestern – gleich den Fledermäusen und Eulen, wenn die Sonne untergegangen ist, hat sich in den folgenden Jahren – nach seiner Begegnung mit Goethe und Friedrich Heinrich Jacobi in Düsseldorf-Pempelfort – zu einem Natur-Vitalisten entwickelt, der ohne Rücksichten der christlichen Moral von der Nächstenliebe gegenübertritt, die er als "schales Wasser" abqualifiziert.[Anm. 30] 1786, als sein freigeistiger Roman Ardinghello oder die glücklichen Inseln bereis im Druck ist, wurde er von Erthal dennoch zum Vorleser am Hofe bestimmt. In diesem Roman, den der Kurfürst und seine Umgebung zweifellos intensiv kannten, wird die freie Liebe als Ideal beschworen und geschildert, wie Ardinghello und seine Anhänger die christliche Religion ausrotten. Dennoch wird Heinse von der Mätresse Gräfin Sophie von Coudenhoven als trefflicher Mensch empfohlen. Nachdem er sogar zum Privatbibliothekar und Hofrat avanciert war, konnte kein Geringerer als Wilhelm von Humboldt 1788 auf einer Reise nach Mainz konstatieren: "Ardinghello ist in Mainz ein allgemein gelesenes Buch, was aber zugleich von der moralischen Delicatesse Seiner Kurfürstlichen Gnaden keinen hohen Begriff gibt, der Kurfürst hat ihn den Damen des Hofes selbst vorgelesen."
Die Brandraketen gegen die überlieferte mainzische Religion hatten das Vikariat und andere geistliche Instanzen durchaus zur Abwehr in Stellung gebracht, doch die Protektion des Kurfürsten war stärker, wenn sie auch schließlich zu intensiven Angriffen aus Verwaltung und Universität gegen solch' falsch verstandene und frivole Öffnungspolitik führte. Auf der anderen Seite aber kämpfte Heinse, der voll Voltairschen Geistes war und die Transferierung der revolutionären Postulate nach Mainz eigentlich befürwortet haben müßte, mit großem Engagement einen Kampf gegen die Jakobiner der ersten Stunde – und auch der zweiten, Forster zumal, dem er eine illusionäre Haltung auf die Mainzer Republik von Custines Gnaden, jene wörtlich und in einem Wort "Mainzerfreyheitsfarce" vorwirft,[Anm. 31] wobei er in Gänze den Gedanken der Freiheit als "gegen die Natur" gerichtet abtut und auch Begriffe und Reichweite der Volkssouveränität ablehnt, weil sie in seinen Augen, gleichwie auch die Proklamtion der Menschen- und Bürgerrechte, etwas Erkünsteltes, Konstruiertes darstellen. Er wird fast zu einem nachträglichen Verfechter der Alten Reichsverfassung mit ihrer erstaunlichen Vielfalt an politischen Formen und Gebilden gegenüber dem rationalistisch-uniformen Charakter der Revolutions-Errungenschaften.[Anm. 32]

Es ist deutlich, dass Bentzel und Erthal bei ihren Initiativen in Mainz immer auch mit an Erfurt dachten, wo unter der Statthalterschaft von Dalberg die dortige Universität ebenso aus tiefem Verfall herausgerissen werden sollte – aus einem Verfall, der durch eine pedantische Lehrmethode und eine entsprechend unaufgeklärte Studentenschaft in dieser einst führenden Stadt des Humanismus gekennzeichnet war. Es kann hier nicht mehr dargestellt werden, wie – trotz allen Konsenses in der allgemeinen Zielsetzung – Erthal, Bentzel und Dalberg in einzelnen Reformfragen über Kreuz gerieten und dadurch der Urimpuls, in Erfurt vor allem die Brotstudien, also auch eine kleinere Anstalt zu fördern, während die Elegantiora der Mainzer Hochschule vorbehalten werden sollten,[Anm. 33] allmählich versandete – dies nicht zuletzt auch wegen der Probleme des Nervus Rerum. Dalberg[Anm. 34] selber wollte einen Gesamtfonds zur Finanzierung beider erzstiftischer Hochschulen bilden, in denen der Stadt an der Gera ein Drittel zur Verfügung gestanden hätte, während Bentzel zur finanziellen Absicherung wie in Mainz an Beiträge von Klöstern und Stiftern, d. h. an ihre Säkularisierung dachte. Doch als Bentzel am 7. März 1786 plötzlich starb, erlosch Dalbergs Interesse, das ja von vornherein mehr der Akademie nützlicher Wissenschaften galt, wo er sich selber als Gelehrter wie als Mäzen beteiligte. Und der Kurfürst-Erzkanzler Erthal hat, nicht zuletzt wegen des statthalterischen Renomees, als Hoffnung des katholischen Deutschlands und als Koadjutor der deutschen Literatur, das ihm den Rang abzulaufen schien, nach anfänglichem Interesse bis hin zur Französischen Revolution kein besonderes Augenmerk mehr auf Erfurt gerichtet und sich auch hier nicht wie in Mainz persönlich oder über seinen intimen Berater Johannes von Müller in Personalangelegenheiten der Universität eingeschaltet, wobei gerade dieser Müller, der nach Bentzels Tod als Graue Eminenz immer stärkeren Einfluß auch auf geistige und wissenschaftliche Belange erhielt und mit zahlreichen Mainzer Gelehrten in brieflichem Austausch stand, eine Gegenfigur konservativer Theologen blieb, die ihn, der – wie es tadelnd hieß – das gute Brot des Erzkanzlers esse, wegen seiner nicht othodoxen Haltung in verschiedenen Kirchenfragen und seiner Prestige- und Protektionspolitik innerhalb der Universität sehr harsch kritisierten.
Müller hatte jedenfalls in seinen im Auftrag des Kurfürsten erfolgten Eingriffen in die Universität und in seiner politischen Beratertätigkeit im Umfeld des Fürstenbundes nur jene Gedankengänge vollenden und umsetzen wollen, die eine Generation zuvor ein Graf Friedrich Stadion und der Staats- und Konerenminister Groschlag unter Kurfürst Emmerich-Joseph konzipiert hatten, um die Kluft zum protestantischen Deutschland in Mainz zu schließen.
Wenn auch der Berliner Schulmann und Universitätsbereiser Friedrich Gedike, der "Erfinder" des Abiturs in Preußen, im Sommer 1789 bei seinem Besuch in Mainz feststellte, es mache der Denkungsart der erzkanzlerischen Regierung große Ehre, dass man seit Beginn der Bentzelschen Restauration keine Bedenken getragen habe, auch protestantische Lehrer anzustellen, und Protestanten wie Juden den Erwerb des Doktorgrades zu gestatten,[Anm. 35] so haben doch weite Kreise, vor allem im Primar- und Sekundarklerus, allen voran wohl der Weihbischof Valentin Heimes,[Anm. 36] anders in diesem Punkt gedacht, und auch die Masse der Bevölkerung blieb gewiss von diesen Bestrebungen noch ziemlich unberührt oder betrachtete gar mit vielen traditionell Denkenden in der Führungsschicht die progressiv-liberalen Maßnahmen des Erzkanzlers[Anm. 37] und seines neuen Beraterstabes eher mit Misstrauen.
Mit Notker Hammerstein in seinem 1977 erschienenen Buch "Aufklärung und katholisches Reich. Untersuchungen zur Universitätsreform und Politik katholischer Territorien des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im 18. Jahrhundert", bei dem er meine vorbereitenden Quellenpublikationen, nicht jedoch die gleichzeitig erscheinende Jubiläumsschrift der Universität Mainz 1477 bis 1977 heranziehen konnte, war das geistliche Territorium des Erzkanzlers für viele glaubensverwandte Reichsteile der Maßstab katholischer Reichspolitik schlechthin,[Anm. 38] zumal der erste katholische Kurstaat, der sich seit Johann Philipp von Schönborn an einer kaisernahen, jedoch auch eigenständigen Reichspolitik orientierte, das Reichserzkanzleramt "gewichtig" verwaltete und, wie im übrigen immer wieder K. O. von Aretin[Anm. 39] herausgearbeitet hat, die katholische Sache gleichsam durchgehend als bedeutsamen Teil seiner selbst verstand.[Anm. 40]
Hammersteins grundlegender Charakteristik der Rolle von Mainz zwischen Westfälischem Frieden und endendem Ancien Régime ist gewiss zuzustimmen. Er führt aus: "Unbeschadet gegenseitiger Eifersüchteleien innerhalb dieser Territorien, gegenseitigen Argwohns und Rangstreitigkeiten erschien der ‘Mainzer' doch vielfach als kluger, traditionell wohlberatener Führer einer ersprießlichen Reichspolitik, die in Nähe zu Habsburg bei gleichzeitiger Wahrung der Eigenständigkeit und recht einvernehmlich zudem mit den nichtkatholischen Reichsteilen die eigenen territorialen Interessen und damit auch die des Reichs zu vertreten wusste. Allerdings konnte diese Rolle des kurfürstlichen Reichserzkanzlers nur von den Staaten akzeptiert werden, die diese an den kaiserlichen Oberherren sich anlehnende Politik wenigstens in den Grundzügen teilten, die nicht eine Wien konkurrierende Haltung einnahmen wie im Umkreis des Hauses Wittelsbach. Dort in München – und demnach auch oftmals in Köln – konnte die Haltung des Mainzers in keiner Weise als Vorbild für Fragen rechtgläubiger Reichs- und Bildungspolitik betrachtet werden. Im fernen Olmütz, in Salzburg, in Würzburg und Trier hingegen konnte der Verweis auf Mainzer Praktiken und Verhältnisse den eigenen Standort neu – und das ist fast immer großzügiger – bestimmen lassen".[Anm. 41]
Gegenüber Halle und Göttingen waren die katholischen Neugründungen im 18. Jahrhundert, nämlich Münster (1773) und die Maxsche Akademie in Bonn, trotz aller neuen Impulse und auch der Tatsache, dass der Minister und Generalvikar Franz von Fürstenberg in der westfälischen Stadt die Philosophie als Grundwissenschaft erneuerte und von der Vorstufen-Funktion zu einer Art eigenständiger Fakultät emanzipierte, keine initiativ-revolutionären Ansätze. Und auch die Reformbestrebungen an anderen süddeutschen Anstalten, etwa Heidelberg unter Karl Theodor von Pfalz-Sulzbach, Ingolstadt unter dem Wolff-Schüler Johann Adam Ickstatt, der dorthin 1746 berufen wurde und der Gefährdung katholischer Religion durch Unwissenheit und Aberglaube gegensteuern wollte, aber auch die Ansätze in Freiburg, Würzburg und Trier, wobei lediglich an die Namen Barthel, Nalbach und Neller erinnert sei, hatten für die Germania Sacra letzten Endes nicht den Erfolg gebracht, den sich dann Erthal, Bentzel und seinesgleichen eigentlich für Stadt und Universität des Erzkanzlers erwarteten.[Anm. 42]
In einem solchen reichsgeschichtlichen und territorialen Zusammenhang erwiesen sich für Mainz und den Erzkanzler die Aufgaben, die seinem Hof im Hinblick auf das Reich in besonderer Weise oblagen und die sich bis heute in den Beständen des Erzkanzlerarchivs im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv widerspiegeln, auch Ausbildungs- und Wissenschaftsfragen sowie der Status seiner Universität am Regierungssitz selbst und teilweise in Erfurt als wichtige Bereiche. Und man darf auch nicht verkennen, dass die geopolitische Lage im Herzen des westlichen Reiches, aber mit Öffnung nach Osten hin und am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege und in Nachbarschaft zu aktiv veranlagten protestantischen Territorien Voraussetzungen und Motive darstellten, dass man mit immer wacherem Sinn die Vorgänge, Geschehnisse, Strukturen und Zusammenhänge dieser Umgebung am Rhein im Auge hatte.
So kam es im 18. Jahrhundert zu einer positiv-flexiblen Haltung gegenüber den Neuerungen auf protestantischer Seite. Man wollte diese sobald wie möglich den eigenen politischen und ausbildungsmäßig-wissenschaftlichen Interessen dienstbar machen, sie einverleiben, soweit sie nützlich sein konnten. Als der Stern des Universitätsmodells Göttingen zu leuchten begann, bemühte sich die kurfürstlich-erzkanzlerische Regierung am Rhein, seine Leuchtkraft auf ihre Vorbildtauglichkeit abzuklopfen und fruchtbar zu machen.
Und die im unmittelbaren Einzugsbereich der neu erstrahlenden Georgia Augusta dahinsiechende Kurmainzische Hochschule im Erfurter Nebenstaat vermittelte noch mehr als die Mainzer selbst den Eindruck einer fatalen Unterlegenheit. So kann man durchaus konstatieren, es sei der eigentliche Inhalt der Mainzer Universitätsgeschichte vor allem der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewesen, einerseits Begabungen im eigenen Lande vermehrt zu erschließen, zu fördern und fruchtbar zu machen, und andererseits einen am Muster und Vorbild Göttingen orientierten beamteten wie akademisch-wissenschaftlichen Nachwuchs heranzuziehen und damit jenes katholische Bildungsdefizit aufzuholen, das die Jesuiten-Universität in immer stärkeren Rückstand gegenüber der protestantischen Konkurrenz brachte.[Anm. 43] Dennoch sollte nicht verkannt werden, dass es in Mainz auf der Jesuitenhochschule in modernen Wissenschaften schon im 17. Jahrhundert durchaus auch progressive Ansätze gab, wie etwa der Jesuitenprofessor Otto Cattenius beweist, der bereits in seinen Vorlesungen vor dem Dreißigjährigen Krieg – entgegen der allgemeinen Zensur, die er geschickt umging – die Lehren und Experimente des Galileo Galilei offen und eingängig vortrug.[Anm. 44]
So bleibt die Mainzer Universitätspolitik der Öffnung, die in verschiedenen Anläufen von Lothar Franz von Schönborn, Emmerich-Joseph und Erthal unternommen wurde, bis zum Ende des Alten Reiches zumindest widersprüchlich: einerseits wollte man Mainz zur führenden Reichsuniversität erheben und orientierte sich neben dem Blick auf Wien auf das protestantische Göttingen, um eine Pflanzschule für alle hohen Schulen zu kreieren, wie es der Jurist Franz Joseph Hartleben 1783 postulierte.[Anm. 45] Andererseits blieb die Grundmaxime und damit Hemmung des letzten Erzkanzlers Erthal bestehen, dass sein Staat und seine Hauptstadt niemals vergessen dürfe, ein geistliches Reichsterritorium zu bilden und von daher eine konfessionsfreie Wissenschaft und akademische Erziehung letzten Endes nicht in Frage komme. Schon bei den Restaurationsfeierlichkeiten hatte 1784 er die Professoren als "Zierden seines Hauptes" apostrophiert, die dennoch immer Bereitschaft zeigen müssten, "die Wissenschaften der Religion jedesmal (und wohl im Konfliktfall erst recht) unterzuordnen".[Anm. 46] Es war für Erthal und seine Vorgänger selbstverständlich, eine verbesserte und modernere und zumal nach der sozusagen von außen kommenden Aufhebung des Jesuitenordens und damit dem Umsturz der alten Universitätsverfassung notwendige, die Bedürfnisse des Staates und der Kirche differenziert betrachtende Wissenschaft und eine entsprechend angepasste Erziehung und Hochschul-Ausbildung ins Werk zu setzen – zum Wohle des Territoriums, des katholischen Deutschlands und schließlich des ganzen Reiches.[Anm. 47]
Dieses erstrebte und teilweise auch erreichte Ziel bedeutete aber eben noch nicht eine völlige Verweltlichung des Kurstaates und seiner Universität, auch wenn dieser geistliche Güter zur wirtschaftlichen Sustenierung zugeschlagen wurden. So etwas lag außerhalb seiner Denkungsart und hätte niemals seine Zustimmung gefunden. Denn trotz aller Änderungen und sogar dem Abschluss des Fürstenbundes war er sich seiner erzkanzlerischen Pflichten als erster Reichsstand bewusst, die, wenn sie auch nicht mehr in der praktischen Politik der dualistischen Großmächte auf deutschem Boden sich unmissverständlich im Dritten Deutschland artikulieren ließ, dennoch der Idee nach weiterhin standhaft verteidigt wurde, nicht zuletzt auf der Universität selber, wo Erthal die Anregung einbrachte, seine Kompetenzen und Praerogativen als Erzkanzler historisch-politisch untersuchen zu lassen, um die alten Jura Moguntina zu verteidigen. Mit anderen Worten: Die Mainzer Kurfürsten wollten sich nicht den Boden unter den Füßen wegziehen lassen durch eine Säkularisierung von Kurstaat und Universität vor der eigentlichen reichsrechtlichen Säkularisation, sondern in einem für sie dennoch weiten und aufgeklärten Rahmen die eben beschriebenen Ziele einer Öffnung zu erreichen suchen.
Noch heute verleiht die 1949 mit wesentlicher Unterstützung der französischen Militärregierung und vor allem Afred Döblins gegründete Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur an Persönlichkeiten, die sich um die Förderung der Forschung verdient gemacht haben, die Leibniz-Medaille – in Erinnerung daran, dass der große barocke Universalgelehrte, der bald nach seiner Promotion von 1667 an den Hof des Kurfürsten-Erzkanzlers Johann Philipp von Schönborn hier an den Rhein gekommen war, einen Plan für die Gründung einer „Sozietät in Teutschland zu Aufnehmen der Wissenschaften und Künste“ konzipiert hat.[Anm. 48] Diese wollte er, der die hohe Schule von Mainz, die während des Dreißigjährigen Krieges ihren Lehrbetrieb für mehrere Jahre eingestellt hatte, kaum wahrnahm, zumindest nicht als wissenschaftlich satisfaktionsfähig ansah, am Sitz des Erzkanzlers realisieren. Eine Gelehrtengemeinschaft von interdisziplinärer Struktur, die den Kosmos der damals gepflegten Wissenszweige umfasste, und die nach schließlichem Schwinden der Realisierungschance eine Generation später, im Jahre 1700 in Berlin verwirklicht wurde, sollte ein an die Renaissance anknüpfendes Muster für spätere Neugründungen gelehrter Akademien und wissenschaftlichen Sozietäten im Reich darstellen.
In Mainz selber war damit die Chance verpasst worden, sich zum wissenschaftlichen Mittelpunkt des Reiches aufzuschwingen und der Erzkanzlerposition neuen Glanz und Politur hinzuzufügen. Auch alle Nachfolger des großen Schönborn, eines der Väter der Westfälischen Friedens, hatten von vornherein nicht mehr die Kraft und das notwendige intellektuelle, literarische wie künstlerische Umfeld, um den zunächst gescheiterten Versuch zu reanimieren. Sie mussten letzten Endes froh sein, wenn die zweite wissenschaftliche Anstalt, die Universität also, allmählich aus ihrem Verfall in die lokale Bedeutungslosigkeit erwachte und als Lehrinstitut, das in weiten Teilen vom Jesuitenorden bestimmt war, wenigstens den einem akademischen Beruf zustrebenden Landeskindern eine an den Bedürfnissen und wissenschaftlichen Erkenntnissen der Zeit orientierte Ausbildung zu geben sich wenigstens bemühte. Dabei konnte an einer Jesuiten-Universität selbstverständlich von einer dann im 19. Jahrhundert installierten Einheit von Forschung und Lehre noch keine Rede sein, zumal es selbst im protestantischen Deutschland in Halle und Göttingen noch lange dauerte, bis hier aus dem Geist der frühen Aufklärung hervorgehende neue Universitäten mit scholastischen Systemen brachen und der wissenschaftlichen Ausbildung und theologischen wie geisteswissenschaftlichen Forschung den Weg in die Moderne wiesen.
So ist wissenschaftliche Bestrebung der Mainzer Erzkanzler des 18. Jahrhunderts zunächst gleichbedeutend mit mehr oder minder einschneidendem Kurieren an den Universitäts-Verhältnissen und hat den Kairos unter Leibniz und Johann Philipp von Schönborn zur Gründung einer Akademie der Wissenschaften nicht mehr, auch unter dem letzten Erzkanzler Erthal nicht, erreichen können. Insofern haben wir es bei diesem Thema also nicht mit einer Erfolgsgeschichte und glänzenden Aufbauarbeit zu tun, sondern eher mit einem immer wieder von Rückschlägen und Phasen der Stagnation unterbrochenen Bohren dicker Bretter. Der Anspruch, den der eine oder andere Erzbischof-Kurfürst-Erzkanzler an eine zeitgemäße Wissenschaftspolitik stellte, konnte nur in Ansätzen in die Realität eines Staatswesens in der Germania Sacra umgesetzt werden. Ich denke dennoch, dass die Darlegung wenigstens der reformerischen Ideen und etlicher Konzepte, so weit sie etwa originell waren, zu nennen lohnen dürfte, ohne die Kluft zwischen Postulat und Wirklichkeit zu verwischen.
Neben der sporadisch greifbaren Nachwuchspflege für einzelne Fächer wie Kameralwissenschaft,[Anm. 49] Philosophie und Theologie und der Bereitstellung wenigstens der Pläne für etliche Forschungsstätten im naturwissenschaftlichen und medizinischen Bereich gab es im Mainz der Erthal-Zeit konkrete Bestrebungen, in interdisziplinärer Zusammenarbeit Gemeinschaftsprojekte in Angriff zu nehmen, um wenigstens in nuce an den alten Akademie-Gedanken anzuknüpfen, der durch die Gründung von umfassenderen Institutionen in Göttingen 1752, in München 1759 und in Mannheim 1763 präformiert worden war.[Anm. 50] Da ist zunächst der Historikerkreis um den Weihbischof Stephan Alexander Würdtwein (1722-1796) zu nennen, der mit seinen Quelleneditionen zur Kirchengeschichte, zum Kirchenrecht und aus den Historischen Hilfswissenschaften eine wichtige Schneise in jene Forschungsrichtung schlug, die dann der gelehrte Abt Martin Gerbert von St. Blasien in seinem Germania-Sacra-Projekt noch mehr verfeinerte. Als Mitglied der kurpfälzischen Akademie in Mannheim ließ Würdtwein seit Anfang der achtziger Jahre seine weit gespannten Forschungsprojekte in der Mainzer Lesegesellschaft diskutieren, nachdem er bereits 1769 unter Mitwirkung des jungen Domkapitulars Karl Theodor von Dalberg, des Kanonisten Johann Baptist Horix und des Geistlichen Rats Augustin Franz von Strauß eine literarische Gesellschaft zur Erforschung der Kurmainzer Geschichte und des Erzkanzleramtes vorgeschlagen und gebildet hatte, die jedoch wesentlich auf seiner Person beruhte und den Weg zur fruchtbaren Teamarbeit letzten Endes nicht eingeschlagen hat.
Immerhin aber hat der Ausschuss der Lesegesellschaft vom 7. Mai 1782 bis 9. März 1783 29 Sitzungen abgehalten; es gehörte zu ihm auch der dann mit einer mehrbändigen Mainzer Geschichte hervortretende Kanonikus Heinrich Schunk, bis Würdtwein zum Weihbischof nach Worms berufen wurde und damit diesen hoffnungsvoll angelaufenen Bestrebungen der Kopf und die Seele genommen war.[Anm. 51]
Unter die gelehrten Institutionen und Sozietäten während der Erthal-Zeit ist auch die durch den Professor für Naturgeschichte, Bernhard Sebastian Nau, den späteren bayerischen Staatsrat und Präsidenten der Rheinschiffahrtskommission, 1787 aus der Taufe gehobene Physikalisch-Ökonomische Gesellschaft zu zählen sowie entfernt der korrespondierende Lesezirkel, den der Jurist Franz Joseph Hartleben 1789 eröffnete, um der gegenseitigen Durchdrinung von Kunst, Literatur und Wissenschaft ein Forum zu schaffen, was allerdings mehr publizistisch als originär-schöpferisch gedacht war. Hartleben strebte – wie er ausführte – mit diesem Zirkel an, unbemerkte Genies in wissenschaftliche Projekte einzubinden und zugleich gelehrte Vorurteile wie Machtansprüche seiner Zunftgenossen zu verdrängen. Doch der Erfolg war eher kläglich. 1791 erschien ein einziger Band der besten Arbeiten seiner Mitglieder im Druck, von dem allerdings ein Rezensent anmerkte, er enthalte lediglich "Schülerarbeiten, mittelmäßige und schlechte Poetereien und andere Sächelchen".[Anm. 52]
Erfolgversprechender war dann schon der 1792 lancierte Plan einer Katholischen Akademie zu Mainz, ausgehend vom gelehrten Pfarrer Brunner aus Tiefenthal im Bistum Speyer (heutiger Kreis Frankenthal), ein Projekt, das er in Zusammenarbeit mit aufgeklärten Theologen und Philosophen, vor allem Blau und Nimis entwickelt hat. In der Einleitung zu seinen Projekt bemerkt er, dass nunmehr, nach Ausbruch der Revolution in Paris, in den rheinischen Landen das ehemalige Jesuiten- und Mönchsvolk in Reaktion zu ihr einen Sieg nach dem anderen erringe, so dass es noch niemals so notwendig gewesen, "den Verwüstungen der Obskuranten einen starken Damm entgegenzustellen" und den "Strom der Barbarei" zu hemmen. Allerdings war auch hier ein Stück ideologischer Absicht verborgen, zumal Brunner seinem Mitinitiator Nimis auseinanderlegt: „Ich setze zum voraus, dass Sie mit mir einig sind, der Illuminatism – gereinigt von seinen schädlichen Auswüchsen und den Bedürfnissen unserer Zeit angepasst – werde den Machinationen des Despotismus der Jesuiten und Kosorten den kräftigen Widerstand leisten und den Wachstum des Lichts am sichersten und geschwindesten befördern.“ Es geht den Initiatoren um den Esprit de corps innerhalb der theologischen Richtungen und um eine Art Demonstration gegenüber dem protestantischen Deutschland, um einen Ausgleich zwischen Orthodoxie einerseits und Öffnung in weite wissenschaftliche Kreise andererseits. Sogar von einer öffenlichkeitswirksamen Medaille für die "Akademisten" ist die Rede – und zwar mit der Umschrift: Religioni et Scientiis. Die Gründer sind der arg euphorischen Meinung, "dass dies Sternchen und das schöne Band, an dem es prangt, gewiss viele nach der Aufnahme in die Akademie lüstern machen wird, die vielleicht ohne dasselbe nicht einträten." Außerdem wurde der Wunsch geäußert, dass ein profilierter Staatsmann und Fürst eine solche Akademie als Mäzen protegiere, um auch „auf den großen Haufen“ Wirkung zu erzielen. Jedoch dürfte dieser Protektor keinen Einfluss auf das Innere der Akademie besitzen, sondern lediglich Ehrenrechte, z. B. die Auswahl von hochgestellten Ehrenmitgliedern. Und schließlich die personalpolitische Vision diesbezüglich:“ Wenn Dalberg einmal an die Regierung kömmt, so taugte freilich kein Fürst besser als er. Man würde ihm vielleicht unseren ganzen Plan vorlegen und das Zentrum der Akademie nach Mainz verlegen dürfen“.[Anm. 53]
Mit Dalberg[Anm. 54] und mit dem weiterhin in diesem Akademieprojekt herausgestellten Johann Michael Sailer (1751-1832) steht eine Richtung innerhalb der katholischen Aufklärung vor uns, welche die überlieferten Glaubensformen von Missbräuchen, Entstellungen und alten Zöpfen reinigen wollte und bestrebt war, den Katholizismus mit den geistigen, politischen und gesellschaftlichen Forderungen der Zeit in Einklang zu bringen. Diese Katholische Akademie in Mainz kam jedoch nicht mehr zum Tragen; der Custinesche Vorstoß im Oktober 1792 versetzte dem erzkanzlerischen System und der Hauptstadt des Kurfürstentums seinen Stoß,[Anm. 55] und in späterer, napoleonischer Zeit sollte es lediglich, in gewandelter staatsrechtlicher und wissenschaftspolitischer Form unter dem Präfekten des Departements Mont-Tonnerre, Jeanbon St. André, zur Gründung einer Société des Sciences et beaux arts kommen, die aber auch – obgleich viele überregionale Wissenschaftler und Schriftsteller aus Frankreich und Deutschland, der Schweiz etc., u. a. Goethe und Pestalozzi, ihr auf dem Papier angehörten – außer den intensiven Grabungen zur keltischen Frühzeit auf dem Donnersberg und den als notwendig erachteten Ehrungen Gutenbergs[Anm. 56] keine weiteren Spuren im wissenschaftlichen Feld hinterlassen hat.
Neben der Erneuerung der Jurisprudenz, wie sie von Göttingen und seinen reichsrechtlichen Schulen auch auf die Germania Sacra übergriff – vor allem Eckhart Pick[Anm. 57] hat die Arbeiten von Notker Hammerstein[Anm. 58] und neuerdings von Horst Möller[Anm. 59] für Mainz verifizieren können –, war es die Geschichte selber, d. h. eine gewisse Historisierung, die nunmehr als wichtiges Element, ja Prinzip im Wissenschaftskanon Platz griff. Während man das Naturrecht in seiner Normativität als zu abstrakt und zu wenig der Realität im Heiligen Römischen Reich adäquat beurteilte, betrachtete man den nun einmal in historischer Entwicklung entstandenen Status Imperii mehr oder minder als gelungen, segensreich und friedensstiftend oder – anders ausgedrückt – man verlieh ihm in historisierender Ableitung so etwas wie naturrechtliche Würde.
Dieser historisierende Grundzug hat sich dann in vielen Wissenschaften durchzusetzen versucht. Kirchengeschichte, Bibelexegese, Patristik, Homiletik bei den Theologen, aber auch die Philologien und juristischen Hilfsdisziplinen sowie in Kunstgeschichte und Altertumswissenschaft öffneten sich mehr und mehr dem, was man später historisch-kritische Methode nennen wird. Trotz aller untergründigen Verbindungen zwischen dem Zeitalter der Vernunft und dem späteren aus der Romantik resultierenden eigentliche Historismus, hatte man im 18. Jahrhundert allenthalben den Glauben an eine Enzyklopädie und an den Zusammenhang des Kosmos innerhalb der Wissenschaften gefühlsmäßig aufrecht erhalten. Man verfügte eben noch nicht über die Vorstellung eines Systems der Wissenschaften, wie es später der Neuhumanismus entwickeln wird. Auch war man bis ans Ende des Alten Reiches in Mainz durchweg nicht der Auffassung, wie sie erst im Bereich von Neuhumanismus und Idealismus dann virulent wurde, die Aufgabe der Universitäten sei vor allem Forschung und das Vorantreiben des Wissens in bisher unbekannte Dimensionen. Der gelehrte Kosmos blieb, so gesehen, für Bentzel und seinesgleichen immer noch ein in sich abgeschlossener, abgerundeter, ein ruhender und zu vermittelnder, also noch in einer älteren Stufe der Wissenschaftsauffassung zu begreifender Komplex.
Auch im Vorfeld der Französischen Revolution wurden die neuen wie die erneuerten Universitäten im 18. Jahrhundert in evangelischen wie katholischen Territorien des Reiches, von Ausnahmen abgesehen, nicht an sich, wie in anderen Ländern, etwa Frankreich, total in Frage gestellt und aus ihrem universellen Zusammenhang herausgelöst, indem man die Ausbildung an Spezial- und Fachschulen für Ärzte, Kameralisten, Ingenieure und Agrartechniker verlegte und sie von dem vermeintlich überflüssigen theoretischen Bildungsballast befreite.
Diesen Weg gingen Deutschland und die Mitte Europas nicht, und er besaß in unseren Breiten nur wenige Anhänger. Die gewissen Erfolge und das in Göttingen errichtete, von Halle herkommende Vorbild einer reformierten Universität, das bei weiteren Anstalten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts teilweise einlinear nachgeahmt, teilweise, wie in Mainz, mit charakteristischen Zutaten adaptiert wurde, deuten an, dass bei uns die Aufklärer einem solchen Modell – wie in Frankreich – nicht das Wort redeten, sondern dass sie bestrebt blieben, außerhalb jeden Spezialistentums eine solide Theorie mit der Praxis zu verbinden.
An den wenigen Beispielen der vorrevolutionären Versuche in Mainz, wissenschaftliche Gremien, Institute, Akademien, Gesellschaften von mehr oder minder großer Ausstrahlungskraft und Substanz zu begründen, die dennoch alle etwas kleingeschnitten gegenüber der sonst zum Tragen kommenden Akademiebewegung im 18. Jahrhundert anmuten, war gewiss nicht jener Bedeutungsverlust gänzlich aufgefangen, den die Mainzer Universität auch nach Aufhebung des Jesuitenordens zugunsten ihres Staatsausbildungscharakters für den Beamtenstab des ersten Kurfürsten und zweiten Mannes im Alten Reich im Forschungsbereich immer noch aufwies. Denn die Bedeutung der Universitäten als Forschungsstätten war im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus zu einer sekundären Nebensache geworden, weil man statt gelehrter Studien auf verwertbare Kenntnisse aus war – besonders in der Berücksichtigung der sogenannten Geschäftswissenschaften.
Mit anderen Worten: es musste erst nach einigen Jahrzehnten ein Mann wie Humboldt kommen, der dem ganzen Universitäts- und Wissenschaftsbetrieb eine neue und erfolgversprechende Idee einpflanzte, über deren Erfolgsgeheimnisse heute vielleicht noch stärker im Ausland als bei uns selber Rühmendes berichtet wird: die Einheit von Forschung und Lehre sowie – in Bezug auf den Lehrer und Wissenschaftler – die heute weithin unzeitgemäß erscheinende „Einsamkeit und die Freiheit“.
Trotz aller An- und Ausstände, die man aus der späteren Warte der Humboldtschen Universitätsidee an allen Reformbemühungen des 18. Jahrhunderts, sowohl im katholischen wie auch, wenn auch abgeschwächter, im protestantischen Bereich, anbringen muss, gab es durchaus ernsthafte Versuche, die Wissenschaft auf die Höhe der Zeit zu führen – Bentzel z. B. war nicht nur Nachahmer, sondern auch von eigenständiger Substanz in der Erweiterung des Fächerkanons und seinen interdisziplinären Bestrebungen. Es war weiterhin wohl theoretisch dem im 19. Jahrhundert, also seit Begründung der Berliner Universität im Jahre 1810, Kommenden sozusagen vorgebaut, wenn der Reichsrechtler Johann David Michaelis 1770 in seinem Raisonnement über die protestantischen Universitäten folgende, im Grunde bereits hochmoderne Anschauung von Wissenschaft, ihrer Fortbildung und Anwendung zum Ausdruck brachte: "Die Wissenschaften befinden sich in einer ständigen Veränderung, und, wenn es glücklich gehet, in einer Zunahme, doch so, dass jedes Menschenalter seine eigene Krankheit und Thorheit hat, die die Methode mit betrifft".[Anm. 60]

Eine Schlussbemerkung zur Mainzer Entwicklung im weiteren 19. Jahrhundert – nach dem Ende des Alten Reiches und der Eingliederung des linksrheinischen Umfeldes nach Hessen-Darmstadt: Der Rückstand der neuen Provinzialstadt gegenüber der alten Metropolis des Reiches ging mit weiteren kulturellen Substanzverlusten einher, wenn auch die Mainzer Theologenschulen noch gewisse überregionale Impulse als Nachklang zur alten Universität ausstrahlen mochten. Im Gedenkbuch der vierten Jubelfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst heißt es 1840 in ziemlich resignativen Feststellungen:
"Mainz hat keinen zahlreichen, keinen begüterten Adel, keinen reichen Klerus mehr. Staats- und andere Angestellte, nebst allen Subalternen, gibt es hier etwa 300; davon haben nicht alle eine wissenschaftliche Bildung genossen. Die Auswanderungen von 1792/93, 1797 usw. haben den größeren Teil der hochgebildeten und reicheren Klassen entführt, ohne dass die spätere Zeit diesen Verlust genügend ersetzt hätte, und zwar aus dem Grunde, weil die früheren bedingenden Verhältnisse sich nicht mehr erneuert haben. Unter der bürgerlichen Einwohnerschaft gibt es wenige ererbte, in den Familien längst einheimische große Vermögen, mit ihrer schönsten Frucht, dem tätigen Sinn für Wissenschaft und Kunst. Die hiesigen Vermögens-Zustände beruhen fast durchgehend auf neuer Errungenschaft; der Mäcenas-Geist hat noch nicht Zeit gefunden, sich festzustellen und auszubilden..."  

Anmerkungen:

  1. Helmut Mathy: Die Universität Mainz 1477 bis 1977, Mainz 1977, Kapitel IV: Von der "alten" zur "neuen" Universität. Zurück
  2. Peter Claus Hartmann: Der Jesuitenstaat in Südamerika 1609-1768. Eine christliche Alternative zu Kolonialismus und Marxismus, Weißenhorn 1994. H. gelangt zu dem Schluss, dass dieses sehr oft verurteilte Experiment "als realisiertes Modell einer erfolgreichen, der Mentalität der Bevölkerung angepassten Zivilisierung und Entwicklungshilfe auch heute noch aktuell und interessant" sei. (S. 71). Zurück
  3. Eckhart Pick: Aufklärung und Erneuerung des juristischen Studiums. Verfassung, Studium und Reform in Dokumenten am Beispiel der Mainzer Fakultät gegen Ende des Ancien régime, Berlin 1983, S. 23ff. Zurück
  4. Mathy, Die Universität Mainz (wie Anm. 1), S. 97ff. Zurück
  5. Der ausführliche Titel der Osteinschen Reformschrift, aus der in der Folge die wichtigsten Daten und Fakten eruiert sind, lautet: "Des Hochwürdigsten Fürsten und Herrn Johann Friedrich Carl / des H. Stuhls zu Mayntz Ertz-Bischoffen / des H. R. Reichs durch Germanien Ertz-Cantzlern und Churfürsten / Unsers Gnädigsten Herrns / Erneuert- und vermehrte Freyheiten und Ordnungen für Dero Uralte Universität zu Mayntz. 1746. / Mayntz, gedruckt in der Churfürstl. Hoff- und Univ. Buchdruckerey bey Johann Haeffner." Zurück
  6. Ludwig Petry hat eine ganze Reihe von Aufsätzen diesem Kurfürsten gewidmet; so z. B.: Das Meisteramt (1694-1732) in der Würdenkette Franz Ludwigs von Pfalz-Neuburg (1644-1732). In: Acht Jahrhunderte Deutscher Orden. Bad, Godesberg 1967, S. 429-440. Zurück
  7. Heinz Duchhardt: Philipp Karl von Eltz, Kurfürst von Mainz, Erzkanzler des Reiches (1732-1743). Studien zur kurmainzischen Reichs- und Innenpolitik, Mainz 1969 (=Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte. Bd. 10). Zurück
  8. Mathy: Die Universität Mainz (wie Anm. 1), S. 101ff.: Die Vorbereitung der Osteinschen Reform. Zurück
  9. Vgl. meine beiden Abhandlungen: Das Gutachten des Mainzer Anatomen Franz Georg Ittner zur Reform von Universität und medizinischer Fakultät (1782). In: Jahrbuch der Vereinigung „Freunde der Universität Mainz“ 25/26 (1976/77), S. 90-116; Neue Quellen zur Biographie des Mainzer Anatomen Franz Georg Ittner und seiner Familie sowie zum Maler seines Porträts. In: Medizinhistorisches Journal 13 (1978), S. 93-111. Zurück
  10. Notker Hammerstein: Jus und Historie. Ein Beitrag zur Geschichte des historischen Denkens an den europäischen Universitäten im späten 17. und 18. Jahrhundert, Göttingen 1972. Zurück
  11. Vgl. dazu vor allem Eckhart Pick: Mainzer Reichsstaatsrecht. Inhalt und Methode. Ein Beitrag zum Ius Publicum an der Universität Mainz im 18. Jahrhundert, Wiesbaden 1977. Siehe auch Helmut Mathy: Über das Mainzer Erzkanzleramt in der Neuzeit. Stand und Aufgaben der Forschung. In: Geschichtliche Landeskunde 2 (1965), S. 109-149. Zurück
  12. Zu Dürr vgl. man Pick: Mainzer Reichsstaatsrecht (wie Anm. 11), passim. Siehe auch meine bisherigen Abhandlungen, die ich demnächst zu einer eigenen Monographie, verbunden mit weiteren Quelleneditionen, auszubauen gedenke: Franz Anton Dürr, ein Mainzer Historiker des 18. Jahrhunderts. In: Mainzer Almanach 1969, S. 61-80; Die Vorschläge des Historikers und Juristen Franz Anton Dürr zur Reform der Mainzer Universität (1782). In: Jahrbuch der Vereinigung „Freunde der Universität Mainz“ 1970, S. 72-87; Franz Anton Dürr und die Gutenberg-Forschung an der Mainzer Universität im Jahre 1784. In: Gutenberg-Jahrbuch 1970, S. 73-82; Zwei Briefe des Historikers und Juristen Franz Anton Dürr über die Restauration der Mainzer Universität. In: Tradition und Gegenwart 1 (1977), S. 206-226. Zurück
  13. Anton Philipp Brück: Die Mainzer theologische Fakultät im 18. Jahrhundert, Wiesbaden 1955. Zurück
  14. Helmut Mathy: Das Gutachten des Juristen Johann Baptist Horix (1777). In: Leo Just und Helmut Mathy: Die Universität Mainz. Grundzüge ihrer Geschichte, Trautheim über Darmstadt und Mainz 1965, S. 83-117. Zurück
  15. Horst-Wilhelm Jung: Anselm Franz von Bentzel im Dienste der Kurfürsten von Mainz, Wiesbaden 1966, passim. Zurück
  16. Notker Hammerstein: Aufklärung und katholisches Reich. Untersuchungen zur Universitätsreform und Politik katholischer Territorien des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation im 18. Jahrhundert, Berlin 1977, S. 150f. Zurück
  17. Jung, Bentzel (wie Anm. 15), S. 76ff. u. 80ff. Zurück
  18. Helmut Mathy: Moguntia academica von der Spätaufklärung über die Große Revolution bis zum Ende der französischen Herrschaft. In: Christoph Jamme und Otto Pöggeler (Hg.): Mainz, "Centralort des Reiches". Politik, Literatur und Philosophie im Umbruch der Revolutionszeit,  Stuttgart 1986, S. 94-121. Zurück
  19. Über Soemmerring unterrichten einige Brief- und Werksausgaben, die Franz Dumont im Auftrag der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur sowie des Medizinhistorischen Instituts der Johannes Gutenberg-Universität (Soemmerring-Forschungsstelle) herausgegeben hat. Zurück
  20. Vgl. vor allem die ausführliche, wenn auch in manchen Formulierungen nicht ganz geglückte, Arbeit von Paul Wiedeburg: Der junge Leibniz. Das Reich und Europa, 1. Teil: Mainz, Wiesbaden 1962. Zusätzlich die Studie von Notker Hammerstein: Leibniz und das Heilige Römische Reich deutscher Nation. In: Nassauische Annalen 85 (1974), S. 87-102. Zurück
  21. Neue Verfassung der verbesserten hohen Schule. 1784, S. 125 f. Zurück
  22. Hierzu auch der Sammelband von P. F. Barton (Hg.): Im Lichte der Toleranz. Aufsätze zur Toleranzgesetzgebung des 18. Jahrhunderts in den Reichen Josephs II., ihren Voraussetzungen und ihren Folgen, Wien 1981, sowie Helmut Mathy: Toleranz im Kur- und Erzstift Mainz. In: Isnard W. Frank (Hg.): Toleranz am Mittelrhein, Mainz 1984, S. 45-77, bes. S. 58ff. Zurück
  23. Pick, Mainzer Reichsstatsrecht (wie Anm. 11), passim. Zurück
  24. Zur Mainzer Tätigkeit Johannes von Müllers Marita Haller-Dirr: Johannes von Müller und das Reich. Studien zur Kurmainzer Fürstenbundspolitik. In: Mainzer Zeitschrift 77/78 (1982/83), S. 1-86, und 79/80 (1984/85), S. 87-154. Vgl. auch meine beiden Abhandlungen: Analecta Moguntina zu einer neuen Johannes-von-Müller-Biographie. In: Mainzer Zeitschrift 65 (1970), S. 93-110; Beiträge zur Mainzer Universitätsgeschichte aus dem Nachlaß Johannes von Müllers. In: Jahrbuch der Vereinigung "Freunde der Universität Mainz" 21 (1972), S. 75-94. Zurück
  25. Zu Forsters Mainzer Bibliothekarszeit vgl. - neben der Werks- und Briefedition der Berliner Akademie der Wissenschaften - meinen Aufsatz: Die letzten Aktivitäten Georg Forsters als Mainzer Universitätsbibliothekar. In: Gutenberg-Jahrbuch 1979, S. 319-324. Zurück
  26. Helmut Mathy: Die Gründung des Mainzer Accouchements unter Johann Peter Weidmann im Jahre 1784. In: Medizinhistorisches Journal 12 (1977), S. 108-134. Zurück
  27. Siehe oben Anm. 19. Zurück
  28. Dazu der ausführliche Ausstellungskatalog von Horst Reber (Hg.): Goethe: "Die Belagerung von Mainz 1793". Ursachen und Auswirkungen, Landesmuseum Mainz 1993. Zurück
  29. Vgl. den anregenden Aufsatz von Manfred Dick: Wilhelm Heinse und der Mainzer Kurstaat. In: Hermann Weber (Hg.): Aufklärung in Mainz, Wiesbaden 1984, S. 5-30, hier S. 9. Zurück
  30. Dick (wie Anm. 29), S. 15ff. Zurück
  31. Dick (wie Anm. 29), S. 22. Zurück
  32. Dick (wie Anm. 29), S. 27. Zurück
  33. Jung, Bentzel (wie Anm. 15), S. 149. Zurück
  34. Zu Dalberg vgl. neuerdings - neben den entscheidenden Arbeiten K. O. Frh. von Aretins - Konrad M. Färber, Albrecht Klose, Hermann Reidel (Hgg.): Carl von Dalberg, Erzbischof und Staatsmann (1744-1817), Regensburg 1994, und Hans-Bernd Spies: Carl von Dalberg. Beiträge zu seiner Biographie, Neustadt a. d. Aisch 1994. Zurück
  35. Helmut Mathy: Um die Promotion von Protestanten und Juden an der alten Mainzer Universität. In: Jahrbuch der Vereinigung „Freunde der Universität Mainz“ 1962, S. 51-69. - Zur Judenpolitik insgesamt Heinz Duchhardt (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Mainzer Juden in der Frühneuzeit, Mainz 1981. Bernhard Post: Judentoleranz und Judenemanzipation in Kurmainz 1774-1813, Wiesbaden 1985 (=Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen Bd. VII). Zurück
  36. Vgl. zu den geistig-kulturellen Implikationen auch meine Darstellung: Feste und Gäste im höfischen Mainz, Mainz 1989. - Zu Heimes siehe meinen Aufsatz im  in Anm. 28 verzeichneten Ausstellungskatalog, S. 90-105. Zurück
  37. Helmut Mathy: Friedrich Carl Joseph von Erthal. In: Horst Reber (Hg.): Goethe: "Die Belagerung von Mainz 1793". Ursachen und Auswirkungen. Ausstellung im Landesmuseum Mainz, 1993, S. 53-69. Zurück
  38. Notker Hammerstein: Aufklärung und katholisches Reich. Untersuchungen zur Universitätsreform und Politik katholischer Territorien des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im 18. Jahrhundert, Berlin 1985 (=Historische Forschungen Bd. 12). Zurück
  39. Karl Otmar von Aretin: Heiliges Römisches Reich 1776 bis 1806, 2 Bde., Wiesbaden 1967. Zurück
  40. Zur Mainzer Aufklärung vgl. den Sammelband von Hermann Weber (Hg.): Aufklärung in Mainz, Wiesbaden 1984 (=Schriften der Mainzer Philosophischen Fakultätsgesellschaft Nr. 9). Zurück
  41. Hammerstein, Aufklärung und katholisches Reich (wie Anm. 38), S. 142f. Zurück
  42. Ebd. Zurück
  43. Karl Hengst: Jesuiten an Universitäten und Jesuitenuniversitäten. Zur Geschichte der Universitäten in der Oberdeutschen und Rheinischen Provinz der Gesellschaft Jesu im Zeitalter der konfessionellen Auseinandersetzung, Paderborn 1982 (=Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte N. F. Heft 2). - Leider ist in dieser ansonsten vorzüglichen Untersuchung der Bezug zu Mainz nicht der am intensivsten herausgestellte. Zurück
  44. Vgl. hierzu die Dissertation im FB 17 der Johannes Gutenberg-Universität von Albert Krayer. Zurück
  45. Vgl. meine Abhandlung: Das Gutachten des Juristen Franz Joseph Hartleben zur Reform der Mainzer Universität 1783. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde N. F. 30 (1969/70), S. 169-245. Zurück
  46. Helmut Mathy: Das Zeremoniell und die Ansprachen beim Restaurationsfest der Mainzer Universität im Jahre 1784. In: Jahrbuch der Vereinigung „Freunde der Universität Mainz“ 25/26 (1976/77), S. 139-154. Zurück
  47. Horst Möller: Vernunft und Kritik. Deutsche Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert, Frankfurt 1986, S. 232ff. Zurück
  48. Carlo Servatius: Bewahrung und Förderung geistiger Kultur. Die Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz. In: Mainz. Porträt einer wiedererstandenen Stadt, Mainz 1985, S. 235-250. Zurück
  49. Zum Mainzer Kameralisten v. Pfeiffer neuerdings Uwe Wilhelm: Staat, Gesellschaft und Nation im Denken Johann Friedrich von Pfeiffers (1718-1787). In: Historisches Jahrbuch 115 (1995), S. 125-152. Zurück
  50. Zu diesen Projekten und Fakten vgl. meine vorläufige Darstellung, die demnächst in einer größeren Arbeit über Wissenschaftspolitik am Mittelrhein vor der Französischen Revolution einmünden wird: Gelehrte, literarische, okkulte und studentische Vereinigungen und Gesellschaften in Mainz am Ende des 18. Jahrhunderts. In: Jahrbuch der Vereinigung der „Freunde der Universität Mainz“ 1969, S. 70-103. Zurück
  51. Mathy, Erzkanzleramt (wie Anm. 11), Anhang. Zurück
  52. Vgl. Anm. 50. Zurück
  53. Ebd. Zurück
  54. Karl Otmar Frh. von Aretin: Carl Theodor von Dalberg. In: Horst Reber (Hg.): Goethe: "Die Belagerung von Mainz 1793", Mainz 1993, S. 323-330. Zurück
  55. Hierzu das Standardwerk von Franz Dumont: Die Mainzer Republik von 1792/93. Studien zur Revolutionierung in Rheinhessen und der Pfalz, 2. Aufl. Alzey 1993. Zurück
  56. Vgl. Helmut Mathy: Jeanbon St. André, der Präfekt Napoleons in Mainz und Förderer des Gutenberggedankens, Mainz 1969, S. 26f. Zurück
  57. Vgl. die in Anm. 3 und 11 zitierten Arbeiten. Zurück
  58. Titel der Arbeiten in Anm. 10 und 16. Zurück
  59. S. Anm. 47. Zurück
  60. Zitat nach Pick, Aufklärung und Erneuerung des juristischen Studiums (wie Anm. 3), S. 36. Zurück