Der alte „Juden Kirchoff“ am Kreuznacher Schlossberg
von Jörg Julius Reisek
Bad Kreuznach ist reich an Geschichte und an gedenkwürdigen Plätzen. Zahlreiche Hinweistafeln informieren Einheimische und Besucher über diese Vielfalt. Nun soll an eine weitere in Vergessenheit geratene Örtlichkeit erinnert werden. Es handelt sich hierbei um den ältesten jüdischen Friedhof der Stadt. Er befindet sich außerhalb der ehemaligen Stadtmauern am Hang des Schlossberges. Wenige Dokumente weisen auf die Stätte hin.
Am 8. April 1525, als Kreuznach noch dreiherrisch war, gestatteten Pfalzgraf Ludwig, Pfalzgraf Johann und Markgraf Philipp von Baden den städtischen Juden die Einrichtung eines Friedhofes: „Auch dürfen sie in der Nähe von Kreuznach einen Platz ankaufen, um die Ihrigen oder ander Juden woher sie waren doret zu begraben. Für einen jeden Toten sollen sie 2 Goldgulden bezahlen.“
Ein weiteres Dokument stammt aus dem Jahre 1636. Johann Philipp von Hartung, Besitzer des „adlichen freyen Rittergutes“ im Bangert, fertigte einen als Besitzverzeichnis dienenden Plan, auf dem zwischen den Gärten von „Schleger“ und „Castilet“ der „Juden Kirchoff“ eingezeichnet ist. Diese drei Grundstücke können noch heute am Hang des Schlossberges identifiziert werden. Geländeabstufungen in der Böschung zwischen dem Stadtgraben am Zwingeltor und „dem Fußpfad so den berg hinauf gehet“ zeigen Grabstellen und somit die Größe der Parzelle an. Für die in der Mitte des 17. Jh. stark angewachsene jüdische Gemeinde reichte dieser Platz wohl nicht mehr aus und wurde verlegt. Nach jüdischem Verständnis bestand ein Friedhof ewig und die mehrfache Belegung eines Grabes war in der Regel nicht möglich. Deshalb genehmigte der Stadtrat 1661 „allhier in der Leymkauten neustädterseits“ den „Gesampten hiesicher Juden ihre abgestorbene oder Judenleichnom zu begraben“. Dabei handelte es sich um den heute noch existierenden Friedhof in der Stromberger Straße.
Nachweise
Verfasser: Jörg Julius Reisek
Redaktionelle Bearbeitung: Dominik Kasper
Literatur:
- Geib, Karl: Historische Topographie. Tl. 1, S. 95
- Jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach: Geschichte und Gestaltung. Tl. 1 1995. (Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz)
- Molitor, Matthias; Reisek, Jörg Julius: Neue Erkenntnisse über den ältesten jüdischen Friedhof in Bad Kreuznach. 1991 (in: Sachor, 1)
- Preuschen, Gerhardt: Zur Geschichte des Schlosses im Bangert in Bad Kreuznach. 1981. (Schriftenreihe des Amtes für Schul- und Kulturwesen der Stadt Bad Kreuznach, Nr. 1) hier Abb. 1: Besitzverzeichnis des Johann Philipp Hartung, 1636
Erstellt: 15.03.2010