Bibliothek

0.Die Familie von Diest in Hamm/Sieg

von Annette Röcher

Die Familie von Diest wurde meist in Verbindung mit den Hammer Bergwerken und dem Niedersalterberger Hof erwähnt. Es hieß, sie sei in der Zeit zwischen ca. 1650 und 1700 im Raum Hamm ansässig und tätig gewesen. Doch es gab nicht viele Informationen, wer die Familie war und woher sie kam. Nachfolgend finden sich die Ergebnisse meiner Suche nach Informationen:

0.1.Die Herkunft der Familie von Diest

Die Familie von Diest ist ein briefadeliges Geschlecht, dessen Ursprünge in Westfalen liegen. Es ist zu unterscheiden von dem ursprünglich brabanter Geschlecht Diest.
Die Familie ist offensichtlich bürgerlicher Herkunft, obwohl sie eine mündliche Überlieferung gepflegt hat, wonach sie sich von den bei Erscheinen des ersten fassbaren Familienangehörigen längst erloschenen edelfreien brabanter von Diest herleitet. Diese angebliche Herkunft wird zwar auch im kaiserlichen Adelsdiplom vom 22.September 1687 erwähnt, aber die Familie tritt zuerst mit dem Namen Tegeler von Diest auf, was vermuten lässt, dass „Tegeler“ der bürgerliche Name war und „von Diest“ eine Herkunftsbezeichnung ist. Letztere Auffassung wird auch durch den Umstand gestützt, dass der erste urkundlich erwähnte Familienangehörige Hermann Tegeler von Diest (um 1507-1540) lutherischer Pfarrer in Diestedde bei Beckum war und auch sein Sohn Simeon noch den Namen Tegeler führte, den dessen Nachkommen ablegten und sich nur noch von Diest nannten.
Die Familie spielte dann in der brandenburgischen Grafschaft Mark und im ebenfalls brandenburgischen Kleve in der Verwaltung und in der wirtschaftlichen Entwicklung eine bedeutende Rolle. Sie waren brandenburgische Regierungsbeamte und stellten über mehrere Generationen die Bürgermeister von Altena. Ihre Anerkennung als adlig erfolgte in Preußen am 7.Mai 1790 durch Allerhöchste Kabinettsorder für Friedrich von Diest, preußischer Regierungsassistenzrat, und für Leonhard Reinhard von Diest, preußischer Oberreferendar …

… Bekannte Namensträger … Johann von Diest (1598-1665), brandenburgischer Vizekanzler und Direktor der kleve-märkischen Regierung, Kurator der Universität Duisburg.[Anm. 1]

Zum Briefadel zählen, im Unterschied zum Uradel, adelige Häuser, die ursprünglich bürgerlicher oder bäuerlicher Herkunft waren und in der Neuzeit durch einen Adelsbrief in den Adelsstand erhoben wurden.

Johann von Diest entstammte einer protestantischen westfälischen Familie Diest, die besonders im 17. und 18. Jahrhundert in den brandenburgisch-preußischen Besitzungen in Westfalen und am Niederrhein (Kleve, Mark und Ravensberg) sowohl in der Staatsverwaltung als auch im Wirtschaftsleben eine bedeutende Rolle spielte. Er wurde am 6.April 1598 in Altena als Sohn und 7. überlebendes Kind des Rentmeisters von Altena Simeon Tegeler von Diest (1536-1605), Erwerber des Eisenbergwerkes „Ziegenkamp“ bei Plettenberg und der Anna von der Beck (1565-1648) geboren. Johann von Diest studierte die Rechte und wurde zum Dr. jur. promoviert. Er war viermal verheiratet und hatte 6 überlebende (von 15) Kinder.

Johann von Diest widmete sich sein ganzes Leben lang dem Dienst in seiner Vaterstadt Altena und dem Dienst in der kurfürstlich – brandenburgischen Verwaltung. Bereits 1632 ist er nicht nur Bürgermeister von Altena, sondern auch brandenburgischer Rat. Zugleich ist er Deputierter der Städte der Grafschaft Mark und Amtswalter des Grafen von Schwarzenberg in dessen reichsunmittelbarer Herrschaft Gimborn-Neustadt.
Er steigt, vom Vertrauen seines Kurfürsten getragen, schnell weiter auf. So wird er bereits 1634 brandenburgischer Geheimrat in Emmerich und Kurator der Landesuniversität Duisburg. Von 1652 bis zu seinem Tod im Jahre 1665 bekleidete er das Amt eines Vizekanzlers und Direktors der kleve - märkischen Regierung.
Johann von Diest war von zu Hause aus ein reicher Mann. Er beschränkte sich aber nicht nur auf die Verwaltung seines ererbten Vermögens. Schon 1634 pachtete er von der Stadt Altena den Drahtstapel, und wurde ferner der Begründer des Salzwerkes in Werdohl und wurde so ein Vorreiter für die industrielle Entwicklung im späteren Ruhrgebiet. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg erkannte seine wirtschaftliche Begabung und belehnte ihn deshalb 1662
[Anm. 2] mit sämtlichen Bergwerken des Hammer Kirchspiels.[Anm. 3]

0.2.Die Familie von Diest in Hamm

Frau Brigitte Burbach schrieb:

... Am 4./14. November 1650 wird ein Belehnungsbrief für Johann von Diest und seine Familie ausgestellt (KO 30/3375). Es heißt darin: "Wir Luisa Juliana, Gräfin zu Sayn ... tun kund und fügen hiermit jedermännlich zu wissen, daß wir für uns, unsere Erben und Nachkommen dem edlen und hochgelehrten ... Johann von Diest, der Rechten Doktor, seinen Erben und Nackommen und welche er ferner zu seinen gewerken zu sich nehmen wird auf die bei uns und den Unsrigen beschehene Mutung und Gesinnung bergläufigerweise belehnt haben und belehnen hiermit, wie es sich nach gelegenem Bergrecht eignet und gebührte, mit allen ... im Kirchspiel Hamm gelegenen Bergwerken, nämlich mit der Hohen Grete oberhalb Niederhausen, mit der Huth über dem Dorf Hamm und der Masselbach unter diesem Dorf über der Hütte und anderen Eisen- und Erzgruben im Kirchspiel Hamm mit allen dazu gehörenden Schächten und Stollen, die vorher daselbst gemacht, verfallen und wieder aufzumachen oder von neuem zu bauen und zu treiben sind, solche zu seiner und der Seinen besten Gelegenheit nach Bergrecht noch diesen Winter oder noch auf den Frühling und Sommer gegen den gewöhnlichen Bergzehnten zu bauen, erblich zu haben und zu genießen ...[Anm. 4]

In den Hammer Kirchenbüchern erschien die Familie jedoch erst später, wie man an den folgenden Einträgen sehen kann, die aus dem ältesten Kirchenbuch der Reformierten Gemeinde stammen und von Herbert Paul in der Vorbereitung zu einem Familienbuch für Hamm/Sieg zusammengestellt wurden:[Anm. 5]

28.1.1696 hatt H. Maximilian von Diest zu Salterberg ein Töchterlein taufen laßen, Gevattern sindt gewesen Herr hochgeborener Graff Georg Friederich zu Hachenburg, die Hochgeborene Gräffin Johanna Friederica dasselbst, Elisabetha, H. Friederich Wilhelm von Diest Chur=Brand: Envoye Eheliche Tochter, voo (Name): Friderica Charlotta

21.7br. 1698 (hat) H. Maximilian von Diest zu Salterberg ein Töchterlein taufen lassen, Gevattern sind gewesen der Hochgeborene Graff Gustav zu Wittgenstein, die Hochgeborene Gräffin Amalia ibidem

Anmerkung von Herbert Paul: hierauf folgen bis zum nächsten Eintrag einige freigelassene Zeilen, die vermutlich später gefüllt werden sollten, was aber nicht geschah und es wurde auch kein Kindsname angegeben.

17.10.1700 (hat) H. Maximilian von Diest zu Salterberg ein Söhnlein taufen laßen, Gevattern sind gewesen die Hochgeborene Gräffin Christina von Hachenburg, H. Rudolph von Bünau undt H. Rudolph de Witt aus Amsterdam, voo: Christian Rudolph

26.9.1701 (hat) H. Maximilian von Diest zu Salterberg ein Söhnlein begraben laßen

5. 0br.1702 (hat) Maximilian von Diest zu Salterberg ein Töchterlein taufen laßen, Gevattern sind gewesen die durchleuchtige Prinzessin Wilhelmina Henrietta zu Dillenburg undt die Hochgeborene Gräfin Wilhelmina von Hachenburg et voo: Wilhelmina

9.2.1703 ist der hochedelgeborene Herr Maximilian von Diest von Salterberg der Mutter Schoß der Erden einverleibt worden.

29.3.1706 ist die Hochedele und wohlgebohrene Frau Elisabeth von Frentz, verwittibte von Diest, des weylandt Hochedelgebornnen H. Johannes von Diest Ehegattin, nachdem sie auf dem Hof Salterberg den 22. Martij im 77. Jahr Ihres Alters in xto seeligst entschlafen, in volkreicher Versammlung in den Schooß der Erdten versetzt worden, der Text den sie erwählt hatt war Psalm 27 V. 13,14.

1706 Mich.(aelis Tag) (29.9.), (wurde konfirmiert) des Hochedeln H. Maximilian von Diest Ehlich hinterlassene Tochter von Salterberg (kein Name).

Durch meine Ausarbeitung wird sich kein genauer Stammbaum der Familie Diest ergeben, da bedingt durch die "frühe" Zeit und die wechselnden Orte, auch die im weiteren Verlauf zitierte Ahnentafel vermutlich nicht vollständig ist. Sie soll helfen, die Familie von Diest ein wenig greifbarer zu machen, zu erfahren, wie lange sie in Hamm lebte und welche sozialen Kontakte sie pflegte. Dazu einige Beispiele, in denen Mitglieder der Familie als Taufpaten genannt wurden:

Reformiert: 19.8.1696 hab ich, Albertuß G,W. Herhauß, zeitlicher reformieter Prediger alhier ein Söhnlein taufen laßen,
Gevattern sind gewesen H. Joh. M. Müller, zeitlicher prediger der Lutherischen Gemeinde alhier, die hochedelgeborene Frau Johaneta Lucretia, des hochadeligengebohrenen H.H. Maximilian von Diest zu Salterberg hertzgeliebte ...

Reformiert: ... 5.1698 Johann Adam Hirtz h.t. wonhaft zu Salterberg ein Töchterlein taufen laßen,
Gevattern sind gewesen der wohlgeborne H. Maximilian von Diest ibidem, Johann Anthon Fuchs ...

Lutherisch: 25.7.1695 ... war die Hochedelgebore frau Johanneta Lucretia geborene von Bünau, Herr Maximilian von Diest zu Salterberg Eheliebste, Patin bei Johannetta Elisabeth, Tochter von Wilhelm Raider, Geschworener des Kirchspiels

Reformiert: 9.6.1700 dieselbe bei der Tochter Johanna Lucretia von Matthias Schlosser zu Scheidt

Lutherisch: 19.2.1703 dieselbe als Witwe bei dem Sohn Christianus Maximilianus Hermanus Rabe, Oberschultheiß in Hamm

Lutherisch: 4.11.1703 Elisabeth Juliana weyl. Herr Maximilian von Diest zu Salterberg Tochter, Patin bei Sohn Wilhelm von Christian Richter, Steiger - in frühen Einträgen als "Steiger/Obersteiger auf dem Eselsberg" genannt, wechselte vermutlich später zur Eisenhütte -

Reformiert: 6.2.1707 war Juliana Elisabeth von Diest Tochter von Maximilian von Diest, Patin bei Juliana Elisabeth, Tochter von Christoph Schmidt (Wasenmeister in Hamm)

Lutherisch: 7.7.1715 Wilhelmina weyl. Herr Maximilian von Diest Fräulein Tochter, Patin bei Johann Abel Sohn von Hans Heinrich Weller.
Als weiterer Pate wird Johann Friedrich, Herr Johann Heinrich von Griesheim, Sachsen- Saynisch Oberaufseher zu Altenkirchen Sohn, genannt.

Durch die obigen Einträge sind folgende Personen in Hamm belegt:
Johann von Diest und Ehefrau Elisabeth von Frentz (+1706)
Maximilian von Diest (+1703) und Ehefrau Johannetta Lucretia geb. von Bünau, mit Verwandtschaft zu Rudolph von Bünau (Pate 1700) sowie deren Töchter:
Elisabeth Juliana, Patin 1703
Friederica Charlotta *28.1.1696 in Hamm
ohne Namen *21.September 1698 in Hamm
Wilhelmina *5.Okt.1702 in Hamm, Patin 1715 und 1717

Bei der Taufe 1696 wurde Herr Friedrich Wilhelm von Diest genannt, der seine eheliche Tochter Elisabeth als Patin "geschickt" hatte ("seine Gesandte"). Friedrich Wilhelm wurde 1647 in dritter Ehe des Johann von Diest geboren. Unklar bleibt die Konfirmation einer Tochter 1706, deren Geburt demzufolge ca. 1692/93 war.

Dazu finden sich Nennungen als Paten in Altenkirchen bei Kindern von Johann Henrich von Griesheim (Excellenz) *(berechnet) 1673, Altenkirchen 1709-1723 Oberaufseher in der Grafschaft Sayn, 1725-1727 Hochfürstlicher Sachsen-Eisenachischer geheimer Rath, +20.5.1727 (evgl.-luth. KB Altenkirchen); verheiratet vor 1709 mit Charlotte (auch Johanna Charlotte) Marschalk.
1711, 1712, 1713 und 1715 wurde Frau Lucretia von Diest als Patin genannt; 1713: derselben älteste Tochter und als Praesentes (Zeugin, Anwesende) 1717 Wilhelmina Frl. von Diest

Fr. Johanna von Diest 1713 Patin bei der Taufe einer Tochter von Drach Johann Christoph in Altenkirchen, 1711-13 Landschultheiß, 1713 Hochfürstlicher Rentmeister, 1713-16 Amtsverweser, 1727 Cammerrat, verheiratet vor 1712 mit Maria Magdalena Ruppertsberger.

Es gab einen Hinweis auf ein Schreiben, das Johanna Lucretia von Diest am 25.8.1721 in Altenkirchen verfasst und an August Hermann Francke verschickt hatte. Darin dankt sie dem Empfänger für die Fürsorge um ihre Kinder, insbesondere galt ihr Dank der Aufnahme ihrer Tochter Friederike Charlotte Amalie in das Frauenzimmerstift in Halle/Saale.[Anm. 6]

0.3.Informationen aus privaten Aufzeichungen und Genealogien

Walter von Diest veröffentliche das Buch „Die Geschichte der Familie Diest“:
„Seinem lieben jüngsten Sohne Harald von Diest zur 9. Wiederkehr seines Geburtstages am 2ten Dezember 1926 vom Verfasser gewidmet.“

ab Seite 134:

0.3.1.Johannes IV. (1598-1665)

Seite 140 … in diesem Chaos hatten die der Regierung beigeordneten kurfürstlichen „Geheimen Räthe“, wenig zu sagen, ja es traten unter ihnen, wie naheliegend Spaltungen ein, die ihr Ansehen vollends schwächten. In ihren Kreis trat, wie schon erwähnt, im Jahre 1632 der 33jährige Johann von Diest. Er hatte in Basel die Rechte studiert, und wir besitzen von ihm (Archiv Daber) ein besonders schönes und künstlerisch auf Pergament geschriebenes lateinisches Diplom dieser Universität für den Doktor utriusque iuris, welcher den Charakter einer Auszeichnung trägt ...1632 wird Johannes Ratsherr von Altena und schon im folgenden Jahr im Alter von 33 Jahren kurbrandischer Geheimrat …
Doctor iurius utriusque oder Juris utriusque: Doktor beider Rechte (weltliches und kirchliches Recht)

Seite 148: … Aus Johanns Tätigkeit in diesem letzten Jahr sind uns noch die folgende seine Eigenart kennzeichnende Diensthandlung näher bekannt geworden. Im Jahr 1655 erhielt er den Auftrag, die Einweihung der vom Großen Kurfürsten gegründeten Universität vorzunehmen …

Seite 150-157: Genealogische Hintergründe - wobei ich lediglich auf einige Dinge eingehe, die Zusammenhänge verdeutlichen können:

1598 Geburt, 1621 Doktor in Basel, 1627 erste Heirat mit Gertrud Pabst, 1635 Geburt des Sohnes Heinrich und vier folgender Kinder in Emmerich, so dass Emmerich zu dieser Zeit wohl Wohnort war.
1647 11. Oktober erster Sohn in der dritten Ehe mit Elisabeth von Frentz genannt Illis, mit Namen Friedrich Wilhelm, der 1680 Anna von Goor heiratete. Seine Tochter Elisabeth vermählt an Doktor Eck von Panthaleon Freiherren von Gent, aus einer alten schon im Jahre 1279 erwähnten Kölner Familie.
Friedrich Wilhelm wurde als sehr wohlhabend bezeichnet, da er nach dem Tod seiner Mutter 1655, als einzig überlebendes Kind aus dieser Ehe, das Erbe seiner Mutter antrat … - Friedrich Wilhelm war Oberrezeptor von Cleve, Vizekanzler, Domprobst von Utrecht ...

1652 25. Juli zum Vizekanzler und Direktor der Clev. und Märkischen Lande angestellt.

1656 „habe ich durch Gottes Schickung meine vierte Eheliebste Elisabetha von Frentz weiland Maximilian von Frentz sergeant major zu (unleserlich) und Sophia van de Sande eheliche Tochter zu (unleserlich) getraut und den 4. Juny nach Cleve geführt und daselbst Hochzeit gehalten, quae nata (geboren) AO 1627 d. 19t Augusti, obit (gestorben) 1706 den 21. Martii auf Salterberg, d 29t sepulta (begraben) in der Kirche zu Hamm in der Grafschaft Sein auf`m Hogreter Bergwerk als sie 41 Jahre Witwe gewesen“; dieser Zusatz später eingefügt.

1657 Sohn Maximilian geboren … nach Diplom, Stammbaum und späterer Randbemerkung in der „Annotation“ heiratete Maximilian Lucretia von Bünau, wird (durch die Heirat) Herr zum Salterberg in der Grafschaft Sayn (Burgruine Sayn? am Rhein bei Engers gelegen); stirbt 1703 und hinterläßt Elisabeth Juliana, auf dem Stammbaum in Utrecht lebend; Friederike Charlotte, Hofdame in Dresden; Johann Friedrich – alle ohne Nachkommen -.

1662 Sohn Ludwig geboren, starb mit 5 Tagen und wurde zu Emmerich beerdigt
1664 Tochter Johannetta geboren und mit zwei Wochen gestorben, beerdigt „zu Altenkirchen in der Kirch ins niedersteinische Begräbnis“ (?)

… Es folgt nun der oben vermerkte Zusatz der Witwe:
1665 den 26/16 März ist mein Herr Johannes von Diest in seinem Leben Geheimraht, Vizekanzler und Direktor des Fürstentums Cleve und Graffschaft Mark im Dienst von Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg und zu Cleve in seiner Behausung seelig und gar christlich in meinem … (unleserlich) entschlafen, Gott gebe wenn unsere Stunden wird da sein wir im Leben also christlich mögen nachfolgen und ist den 2t April des Morgens um 2 Uhr in der Stille mit seiner Kutsche in sein Ruhebette nach Emmerich geführt und in (unleserlich) Begräbnis begraben.

Seite 320: Cleve den 4. Januar 1663 Johann von Diest Vizekanzler I. Antrag Johann IV. beim Deutschen Kaiser auf Erneuerung seines Uradels …
Seite 321 – 324: Bestätigung des Uradels für Johann (IV) von Diest vom 24. Sept. 1690; … zwei Söhne, Maximilian von Diest Herr zu Salterberg ahn eine Vornehme Ritterbürtige Von Bünau geheiratet … (Aus Erlaß des Königs von Preußen vom 28 XI 1750 erhellt, daß dieses Diplom ausgestellt wurde d.d. 24. September 1690) …

Seite 330: Stammtafel … Maximilian *1657 +1703 Herr aus Salterberg in der Grafschaft Sayn x Lukrezia von Bünau …[Anm. 7]

Ergänzende Angaben aus dem Handbuch des Adels:

Johann von Diest stammte aus der dritten Ehe, Heirat 1583, seines Vaters mit Anna von der Beck (Beek, Becke), geboren 1565, +Altena 1.2.1648, Tochter des Bürgers und Höchstbesteuerten in Altena Heinrich von der Beeke und Anna Klocke aus Lüdenscheid.
… Johann von Diest starb in Kleve am 16.3.1665.

Sohn Maximilian von Diest: *Kleve ? 15.4.1657, +Hof Salterberg, beerdigt Hamm a.d.Sieg 9.2.1703 auf dem adeligen Hof Salterberg; verheiratet mit Johanna Lucretia von Bünau
*Zschagast 14.11.1660, + …, Tochter des Rudolf von Bünau auf Prößdorf und der Amalia von Kayn; Kinder (2 Söhne jung gestorben): 1) Elisabeth Juliana *... +..., lebte in Utrecht; 2) Friederike Charlotte ~Hamm 28.1.1696, +..., Kurfürstl. sächs. HofD. in Dresden

Sohn Alexander *Kleve (?) 5.8.1658, +Schwelm 17.11.1687, kurfürstl. brandenburgischer Hogrefe, Schwelm

Sohn Jakob *Kleve (?) 3.7.1660, +...; 1679 kurfürstl. brandenburgischer Amtsrichter in Büderich, Kommissionsrat in Kleve[Anm. 8]

Der Sohn Alexander von Diest begann am 17.4.1676 in Herborn ein Studium und wurde im Anschluss am 4.1.1677 als Jurastudent an der Universität Duisburg eingeschrieben. Die Immatrikulation seines Bruders Jakob von Diest erfolgte am 14.10.1679 ebenfalls in Duisburg.[Anm. 9]
Jakob von Diest… später Adjunkt seines Bruders Friedrich Wilhelm...; … zu seiner Unterstützung und Vertretung wurde ihm sein Bruder Jakob beigegeben ...,[Anm. 10]

Als Johann von Diest 1665 starb, hinterließ er seine Frau mit den drei gemeinsamen, noch jungen Söhnen, sodass sie sich vermutlich zunächst allein um Familie und die Belange in Hamm kümmern musste. Zu Frau von Diest hieß es in einer Belehnungsurkunde von 1685, dass der „Canzlerin 1. die hohe greth 2. die huth“ verlehnt worden seien, während die Masselbach an den Amtmann Fischer aus Neuwied wechselte.
In diese denkbar schwierige Zeit fiel der Tod des Sohnes Alexander 1687.

Zu Maximilian von Diest habe ich keine Angaben zu Ausbildung oder Aufenthaltsorten in der Jugend gefunden. Aus den verschiedenen Texten zu den Hammer Bergwerken ist ersichtlich, dass er seine Mutter im Lauf der Jahre bei der „Geschäftsführung“ unterstützte und sie später übernahm.

Laut den Hinweisen auf Kleve und Emmerich, muss sich die Familie an unterschiedlichen Orten aufgehalten haben. Laut den Kirchbucheinträgen wurde die Anwesenheit in Hamm später dauerhafter und nach den Patenschaften, belegt bis 1717, lebte Lucretia von Diest mit ihren Töchtern zeitweilig, wenn nicht ständig, im hiesigen Gebiet und auch zu einer Zeit, als sich die Bergwerke bereits in anderem Besitz befanden.

Johann von Diest hatte sich offensichtlich eingehend mit den Bergwerken befasst, denn es fanden sich zwei Textstellen, in denen er darauf Bezug nahm:

Seite 60: Tränke bei Breitscheid im Kirchspiel Hamm im Hachenburgischen (in einer alten Handschrift des Johann von Diest*) vom Jahre 1650 steht die Nachricht:
„Daroben über dem Dorf Breitscheid in der Tränke, ist ein Kupferbergwerk da der alte Görg Molle gesagt, daß das Kupfererz so dick gestanden als ein Backofen und (man) darauf so blank gesehen als auf einem Kessel.“ *Er war Doctor der Rechte und mit dem Bergreviere von Hamm beliehen.
Seite 61: Wahrscheinlich also war dieses im vorigen Jahrhundert so wichtig gewordene Werk, schon im sechzehnten Säkulo entdeckt.
Seite 63: Hohegrethe, nun Friedrich Wilhelm bei Niederhausen im Kirchspiel Hamm (in dem angeführten Mspt. des Johann von Diest) sezt derselbe den Anfang des nach dem vorliegenden alten Bauen getriebenen und noch sichtbaren Stollens, in das Jahr 1618, und führt dabei den Nahmen des ersten Hauers an. Folglich ist dieses sehr beträchtliche Werk, zuverlässig schon im sechzehnten Jahrhundert, wo nicht früher, im Gange gewesen.[Anm. 11]

Aus der Arbeit von Brigitte Burbach, die verschiedene Akten dazu transkribiert hatte, geht hervor, dass es immer wieder Streit wegen der Bergwerke gegeben hatte.
So wurde auch anderen Personen der Abbau in einigen Gruben erlaubt und die Landesherrschaft war mit den bisher erzielten Ergebnissen der Familie Diest nicht zufrieden. Zudem gab es Einbußen bei Holz- und Kohlenverkauf, sowie dringenden Bedarf an Fachkräften. Es wurden verschiedene Schriften von Maximillian von Diest, Gutachtern und der Landesherrschaft genannt, doch es gab keine Angaben, ob die Belehnung in einen Kauf geändert wurde.
Der nächste Hinweis bestand darin, dass die Bergwerke von Abraham Melchior und Rudolf de Witt um 1700 übernommen wurden. In den Texten hieß es, dass die Bergwerke an diese „verpfändet“ wurden, während in einer neueren Ausarbeitung eines „Hüttenbuches“ von Norbert Langenbach ein Pachtvertrag vom 20. August 1700 zwischen Witwe von Diest und Maximilian von Diest einerseits und Abraham Melchior und Rudolf de Witt andererseits genannt wurde.[Anm. 12]

0.4.Der Niedersalterberger Hof

… Aus einem Schreiben vom November 1664 (WI 340/2061) geht hervor, daß die Familie von Diest inzwischen den Niedersalterberger Hof gekauft hatte. Der Kanzler Johann von Diest hatte den Grafen gebeten, ihn nicht höher zu besteuern als den Pächter Theiß, der vorher auf dem Hof gesessen hatte. Von Diest führt an, daß er diesen Hof durch Kauf an sich gebracht habe, damit er die Bergwerke im Kirchspiel Hamm desto besser „fördern“ könne. Der Graf, offensichtlich froh darüber, daß die Bergwerke wieder in Gang kommen würden, gab der Bitte nach und drückt gleichzeitig seine Hoffnung aus, der Kanzler möge fortfahren, zum Wohle aller die Bergwerke zu betreiben.[Anm. 13]

Zu Bewohnern oder Pächtern von Niedersalterberg ist mir keine Aufstellung bekannt. Angaben finden sich teilweise durch Kirchbucheinträge, doch in der „frühen“ Zeit ist dies schwierig, weil Familiennamen noch nicht gebräuchlich waren und man Nennungen nicht zweifelsfrei verbinden kann.
Dazu gab es Einträge zu „Ortsfremden“, die manchmal nur mit einem Eintrag erschienen, sodass man nicht weiß, wie lange sie im Hammer Gebiet waren. So lebten scheinbar folgende Personen eine gewisse Zeit auf Niedersalterberg:
1698 der unter Paten genannte Adam Hirtz wohnhaft zu Salterberg und am 24.10.1700 die Geburt der Tochter Louisa Catharina von Hans Joachum Klein, Steiger auf der Hohen Greten, zu Salterberg.

Ich denke, dass man bei dem Niedersalterberger Hof, ähnlich wie bei anderen Höfen, davon ausgehen kann, dass mehrere Personen oder kleine Familien in einem Verbund lebten, um die anstehende Arbeit bewältigen zu können.
Denkbar wäre auch, dass die Familie von Diest Vertrauenspersonen mitbrachte, was nicht an den Einträgen zu erkennen wäre. Bedingt durch den Bergbau und politische Verhältnisse, kam es zu einer gewünschten Zuwanderung von Fachleuten aus anderen Landesteilen.

Für die Zeit nach 1700 fanden sich etwas genauere Angaben zu Bewohnern des Hofes. Lucretia von Diest war laut eingangs genannter Kirchbucheinträge 1700 Patin bei einer Tochter des Matthias Schlosser von Scheidt. Er wurde meist als „Theiß zu Scheidt“ benannt und war zeitlicher, reformierter Kirchmeister.
Eine weitere Tochter, Anna Margaretha Schlosser, heiratete am 27.2.1702 Johann Christian Schmidt, geboren vor 1684 aus Hämmerholz. Als Wohnort des Paares wurde 1707 Scheidt angegeben, doch bei der Geburt eines Sohnes 1711 und einer Tochter 1713 lebte die Familie auf Niedersalterberg, wo Christian Schmidt im November 1717 und Anna Margaretha im September 1726 verstarb.
… Der Schreinergeselle Christ Schmidt zu Hämmerholz beantragte, als er 1702 die Tochter des Theis zu Scheid ehelichen wollte, sogar 50 Paare einladen zu dürfen.[Anm. 14]

Adolph Scheidt geboren um 1688, wohnte in Wickhausen und starb dort 1742. Er war der Sohn von Peter Scheidt und es galt als sicher, dass eine Abstammung/Zugehörigkeit zu Scheidt bestand.
Adolph Scheidt wurde um 1716 als Hofmann auf Niedersalterberg angegeben. Seine Tochter Maria Christine war am 23.6.1716 Patin: „Adolph Scheidts zu Salterberg Tochter“.
Am 25.10.1716 war er selbst Pate: „Adolph Scheidt zu Salterberg“ und am 1.4.1716 in Obererbach bei Anna Maria Schneider hieß es: Adolf Scheid von Scheidt, Hofmann von Niedersalterberg.
Seine Frau starb 1719, dabei wurde eingetragen: „Veronica Adolph zu Salterberg Hausfrau“.[Anm. 15]

Diese beiden Familien lebten demnach zu der Zeit auf Niedersalterberg, in der Lucretia von Diest und ihre Töchter als Paten genannt wurden. Später hieß es, dass sich der Niedersalterberger Hof 1749 im Besitz von Johann Peter Hatterodt befunden habe, zu dem bisher keine weiteren Angaben gemacht wurden.

Wie man erkennen kann, bleiben weiterhin Fragen ungeklärt:

  • Was bewog Lucretia von Diest im hiesigen Raum zu bleiben?
  • Wann wurde der Niedersalterberger Hof weiter verkauft?
  • Wie verhielt es sich genau mit den Bergwerken ab 1700?

Es wäre schön, wenn durch weitere Recherchen noch einige Fragen geklärt werden könnten.

0.5.Anmerkung

Frau Johanna von Diest (Witwe Johann von Diest) lieh im Juli 1672 von der Kirche in Hamm 150 Reichsthaler und gab als Pfand den Hof zu Niedersalterberg. Wofür dieses Geld benötigt wurde, war nicht angegeben und möglicherweise war es in dem Moment eine einfache Lösung, wenn man bedenkt, dass die Familie als sehr vermögend bezeichnet wurde.
Möglicherweise gewinnt das Datum der Rückzahlung bei weiteren Recherchen eine Bedeutung.

„Ich, Elisabeth von Frentz, hinterlassene Wittib des hochedlen Johannen von Diest weiland Kurfürstl. Brandenburgischen Kanzlers zu Cleve, urkund und bekenne hiermit und kraft dieses für mich, meine Kinder und Erben … nach allen Rechten und in der hochlöb. Grafschaft Sayn Ordnungen, Statuten, Landrechten und gewohnheiten … daß auf mein gütliches Gesinnen und Begehren zur Beförderung meines Bergwerkes unten im Kirchspiel Hamm und was demselben anklebet in meinem kundbarlichen Nöten zu Abwand und Verhütung vorhandenen Schadens und Ungelegenheit, der ehrwürdig und wohlgeborene Herr Albertus Weißenbruch, Evang. Pastor ob berührtem Kirchspiels Hamm, Catharina Apollinia, seine eheliche Hausfrau, den 1./11. Tag des Monats Juli des abgewichenen 1672ten Jahres mir in einer unzerteilten Summe … 150 Reichsthaler … gelehnt … haben … und mich verpflichte, allsolche mit fünf pro cento nach saynischem Brauch zu verpensionieren … „ „ Gibt zur Sicherheit ihren Hof zu Niedersalterberg. Das Geld wurde erlegt am 24.5.1714.

Brigitte Burbach, Dez. 1986: Hamm an der Sieg – Dorf – Kirchspiel – Gemeinde S. 73.

0.6.Nachweise

Verfasserin: Annette Röcher

Red. Bearb.: Lutz Luckhaupt

Erstellt am: 12.06.2019

Anmerkungen:

  1. Diest (westfälisches Adelsgeschlecht): Wikipedia. Zurück
  2. Worauf sich die Angabe „1662“ bezieht ist nicht klar. Es gibt eine Akte LHKo Bestand 33 Nr. U 16663 in der Friedrich Wilhelm Markgraf von Brandenburg genannt wird und das Datum 13. Juni 1662; Unterschriften: … Johann von Diest u.a. - der Inhalt ist mir nicht bekannt. Das Jahr 1650, das Frau Burbach angab, ist laut angegebener Akte belegt. Zurück
  3. Johann von Diest: Wikipedia Zurück
  4. Brigitte Burbach, Dez. 1986: Hamm an der Sieg – Dorf – Kirchspiel – Gemeinde; Kapitel Bergbau, ab Seite 253. Zurück
  5. Kopien im Kreisarchiv Altenkirchen. Zurück
  6. Angaben Evangelisch Hamm: Familienbuch Hamm Herr Strombach/Herr Geilhausen; Angaben Altenkirchen: Einwohnerbuch Dr. Eyl, Neuwied 2016 – beide im Kreisarchiv Altenkirchen; Frankesche Stiftungen zu Halle (Saale), Internet. Zurück
  7. Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Digitales Portal Mecklenburg, Signatur 570 La 528;4 Erscheinungsdatum 1926, Ort: Kolberg / Pommern. Zurück
  8. Genealogisches Handbuch des Adels, Band B VIII, C. A. Starke Verlag Limburg 1698 S.25f. Zurück
  9. http://matrikeldb.ub.uni-due.de/depa/suche.jspZurück
  10. https://www.deutsche-biographie.de/sfz11206.html zu Friedrich Wilhelm von Diest. Zurück
  11. Ueber den Bergbau der Alten, in den Ländern des Rheins, der Lahn und der Sieg, von J.D.Engels – Großherzogl. Bergischem Bergmeister und der Herzogl. mineralogischen Societät zu Jena auswärtigem Assessor; Siegen in der Jordan`schen Verlagshandlung 1808 (google.books). Zurück
  12. Die Sayner Hütte oder die Heinrichshütte … Norbert Langenbach 2006, Eigenverlag, Kreisarchiv Altenkirchen, Seite 9 und 10. Zurück
  13. wie 4, Kapitel Bergbau ab Seite 253. Zurück
  14. Jakob Wirths 500 Jahre Marienthal bei Hamm a.d. Sieg, Druck und Verlag der Franziskus Druckerei Werl 1927, Seite 121/122. Zurück
  15. wie 6. Zurück