0.Gräfin Wilhelmine, das Waisenhaus in Hachenburg und Berganteile in Hamm/Sieg
Waren in der Antike ausgesetzte Kinder rechtlos und wurden häufig versklavt, so galten im Christentum Findelkinder und Waisen seit jeher als besonders schutzwürdig und hilfsbedürftig. Zur Versorgung von Findelkindern entstanden daher vielerorts Findelhäuser, zunächst vor allem in Italien, später auch in Deutschland, zum Beispiel 1341 in Köln, 1471 in Augsburg, 1556 in Leipzig.
Die Kinder waren aber auf die Barmherzigkeit von Einzelpersonen angewiesen. Auch für Waisen wurden schon im Mittelalter einzelne eigene Stuben oder Häuser eingerichtet, in denen sie auf Kosten der Bürgerschaft erzogen wurden. Waisenhäuser entwickelten sich aus diesen Findelhäusern, besonders zahlreich seit dem 17. Jahrhundert aus Stiftungen und den Gründungen der Pietisten.[Anm. 1]
0.1.Das Waisenhaus in Hachenburg
Neben diesen Angaben zu Waisenhäusern im Allgemeinen finden sich zu Hachenburg folgende Informationen:
… Im Jahr 1715 gründete die edle Frau Wilhelmine Christine Sibylle, Burggräfin von Kirchberg, in Hachenburg ein Waisenhaus. Da sie aber selbst zu arm war, um die Unterhaltung zu bestreiten, wandte sie sich in Aufrufen nach allen Gegenden Deutschlands, um Gelder zu erlangen.
In der Grafschaft selbst wurde kollektiert. Von ihrem Bruder, dem regierenden Grafen Wilhelm, von den geistlichen und weltlichen Behörden wurde sie gar nicht unterstützt, ja, sie lebte mit der Hachenburger Regierung dieserhalb in steter Fehde.
Der große Menschenfreund August Hermann Franke aus Halle kam selbst nach Hachenburg und versprach, sie in ihrem edlen Beginnen zu unterstützen.
Der Inspektor des Waisenhauses erhielt neben Wohnung, Kost und Licht, 20 Taler Besoldung. Die Stifterin, die am 5. August 1684 geboren war, starb am 30. Juni 1735. Nach ihrem Tode zerfiel ihr Werk bald. Im Jahr 1765 wurden die angesammelten Gelder, es waren 367 gl, der lutherischen Gemeinde zur Bestreitung der Pfarr- und Organistenbesoldung und der Bezahlung der nötigen Reparaturen des Pfarrhauses von der Obervormundschaft geschenkt. Von den Zänkereien, die zwischen Reformierten und Lutherischen wegen der Aufnahme von reformierten Kindern in das Waisenhaus im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts öfters vorkamen, will ich, weil es zu weit führen würde, weiter nichts erwähnen.[Anm. 2]
Gräfin Wilhelmine Christine Sibylla von Kirchberg, geboren am 5.8.1684 in Hachenburg, getauft am 6.8.1684, gestorben am 30.6.1735, war die Schwester des Burggrafen Georg Friedrich von Kirchberg (1683-1749).
… Bei Stiftungen durch fürstliche Personen ist eine Unterscheidung zwischen der privaten und der öffentlichen Sphäre schwerer zu treffen, insofern es bei kleinen Territorien meist noch keine klare Trennung der Haushalte gab, andererseits zur Unterstützung solcher privat fundierten Stiftungen auch kirchliche Mittel akquiriert wurden.
Beispiele solcher Stiftungen sind etwa die Waldeckischen Waisenhäuser in Pyrmont und Wildungen oder das von der Burggräfin von Kirchberg in Hachenburg gestiftete Waisenhaus. Zu dessen Finanzierung, für die die Mittel der Gräfin nicht ausreichten, wurden auch, zum Teil von Francke durch Empfehlungsschreiben unterstützt, Kollekten durchgeführt und schließlich eine Manufaktur eingerichtet. Bezeichnenderweise musste das Haus nach dem Tod seiner Stifterin 1735 geschlossen werden, nur die Manufaktur wurde staatlicherseits übernommen.[Anm. 3]
0.2.August Hermann Francke
August Hermann Francke wurde 1663 in Lübeck geboren und starb 1727 in Halle an der Saale. Er war ein deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer, Pädagoge, Kirchenlied Dichter, war der Hauptvertreter des Halleschen Pietismus und gründete im Jahr 1698 die bis heute bestehenden Frankeschen Stiftungen. Die Begründung der Franckeschen Stiftungen in Halle stellt sein eigentliches Lebenswerk dar.
1695 begann Francke Kinder in seiner Gemeinde Glaucha zu unterrichten.
Am 18. September 1698 wurde der Grundstein für ein neues Waisenhaus gelegt und innerhalb von 30 Jahren entstanden Schul- und Wohngebäude, Werkstätten, Gärten und eine Apotheke. In insgesamt 50-jähriger Bautätigkeit wuchs eine Schulstadt heran, in der bis zu 2.500 Menschen lebten und an der Konzeption einer christlich inspirierten Gesellschaftsreform arbeiteten.
Im Jahr 1708 projektierte Francke zudem einen notwendigen Krankenhausneubau. In seinen Instruktionen Regeln für die Pflege- oder Krancken-Mutter legte Francke seine Vorstellungen von den Aufgaben der Pflegekräfte dar, die im frühen 18. Jahrhundert richtungsweisend wurden.
Francke, von dessen Schulen aus viele Schullehrerstellen und Pfarrämter mit seinen Schülern besetzt wurden und der daher auch „Seelsorger Deutschlands“ genannt wurde, war zunächst auf direkte Spenden für sein Unternehmen angewiesen, vermochte aber durch schriftstellerische Tätigkeit, anstaltseigene Betriebe, fiskalische Privilegien etc. die Einkünfte zu steigern.[Anm. 4]
Gräfin Wilhelmine unterhielt Kontakte zu August Hermann Francke und stand mit diesem in schriftlichem Austausch. Aus den bisher gesichteten Unterlagen bei der Francke Stiftung finden sich Schreiben aus dieser Zeit, die mit einem kurzen Inhaltsvermerk angelegt wurden.
Zunächst wurde ein Brief von Johann Heinrich Wölffing vermerkt:
11.5.1711 Ersuchen im Auftrag [von [W] Christine von Kirchberg] um Aufnahme von zwei Waisenkindern im Waisenhaus Halle. Regelung der Kostgeldzahlung.[Anm. 5]
In der Folge wurden Schreiben der Gräfin Wilhelmine an August Hermann Francke genannt:
3.1.1712: Bitte um Aufnahme des Jungen [Ch.M.Rab] in die Glauchaischen (a) Anstalten;
(a) Bezeichnung für die Franckeschen Stiftungen, bis ca. 1790 verwendet;
Biografie: Christian Maximilan Rab geboren 1702, gestorben 11.5.1715 in Halle, aus Heggeburg im Westerwald, 1712 Hachenburg, 13.3.1712 Aufnahme in das Waisenhaus Halle;
7.4.1712: Die Verfasserin hat die Nachricht von der glücklichen Ankunft des von ihr empfohlenen Jungen [Ch.M. Rab] in die Glauchaischen Anstalten erhalten und hofft auf seine gottesfürchtige Erziehung.
24.10.1712: Die Verfasserin erkundigt sich über die Entwicklung des von ihr an die Glauchaischen Anstalten empfohlenen Jungen. Sie verspricht weitere Geldspenden.
25.11.[1712]: Die Verfasserin ist erfreut über die gute Beurteilung, die ein Informator (b) dem von ihr an die Glauchaischen Anstalten empfohlenen Jungen gegeben hat.
(b) Lehrer
4.3.1714: Die Verfasserin bestellt Bibeln, neue Testamente und Gesangbücher. Sie bittet um Auskunft zu dem von ihr an die Glauchaischen Anstalten geschickten Jungen.
17.7.1717: Die Verfasserin bietet dem [Hofprediger] Heine, der von Francke geschickt wurde und seit einem Jahr in Hachenburg tätig ist, eine Rektorenstelle an.
Wegen einer Erbschaftsangelegenheit bittet sie um eine Sterbeurkunde Ch. M. Rabs.
27.10.1717: Die Verfasserin erinnert sich an den Besuch Franckes in Hachenburg und hofft auf einen guten Ausgang der Reise.
Sie beschreibt den Abschied des Hofpredigers [G.Ch. Haine].
Das Waisenhaus in Hachenburg wird nach den Vorschlägen G.H. Neubauers ausgebaut.
3.7.1718: Die Verfasserin schreibt über die Einrichtung des Waisenhauses und einer angeschlossenen Lateinschule in Hachenburg.
Ohne Datum: Die Verfasserin beabsichtigt, den Vorsteher des Waisenhauses nach Halle zu schicken, um aus den dortigen Erfahrungen zu lernen.
Ohne Datum: Die Verfasserin berichtet von Versuchen, ihr durch Intrigen die Leitung des Waisenhauses in Hachenburg abzunehmen.
Ohne Datum: Die Verfasserin berichtet von Versuchen, das Waisenhaus in Hachenburg zu beseitigen. (wie 5)
0.3.Der Besuch in Hachenburg 1717
Aus dem Tagebuch August Hermann Franckes folgen einige Einträge zu dieser Reise:
… 23. Sept 1717 Ankunft in Hachenburg um 10 Uhr. Herr Past. Heine ist mit an der Tafel gewesen, mit welchem der Herr Prof. auch von Herrn Gravenhorsten gesprochen hat.
… Der Herr Graff hat nach Alt Kirchen zu dem Herrn von Grießheim einen expressen geschickt und melden laßen, daß der Herr Professor morgendes Tages zu ihnen kommen werde. Der Herr v. Griesheim und seine Frau Liebste haben hiervon dem Herrn Professor hernach bezeuget, daß sie vor Freuden die Nacht nicht schlafen können.
Den 24. September 1717, vor der Abreise redeten der Herr Professor mit dem Past. Heinen, da resolviert ward, daß er nach Alt Kirchen mit gehen könne. Um 7 Uhr sind der Professor mit der Comtesse Elisabeth nach Alt-Kirchen abgefahren. Weil sie begehret mit dem Herrn Professor allein zu fahren, so hat der Herr Heine die Reise zu Pferd gethan.
Die Comtesse Elisabeth entdecket dem Herrn Professor den gantzen Zustand des Hofes des angefangenen Waysenhauses und ihrer eigenen Seele. Sie hat einen herrlichen Grund des Glaubens und der Liebe gezeiget, so ist auch viele Weißheit zu erkennen gewesen, daß also in ihr ein seliger Funcke der Gnade Gottes verborgen ligt.
Um 10 Uhr sind sie zu Alt Kirchen ankommen und mit vielen Freuden empfangen worden. Dem Herrn Professori werden die Kinder des Herrn von Grießheim vorgeführet, welchen er nebst einer herzlichen Zurede einem jeden ein Büchlein geschencket hat.
Diese haben darauf ein jegliches wieder etwas vors Waysenhaus offeriert, als Johann Wilhelm von Grießheim von 8 Jahren ein Goldstück ducaten schwer. Carl Günther von Grießheim ein silbern Schaustück von 5 species thl (auch 8 Jahr alt). Christian Ludwig von Grießheim, alt 7 Jahr eine kleinere silberne Medaille. Und das kleinste Kind des Herrn von Grießheim, welches man noch auf dem Arm getragen eine von fast gleicher Größe.
Hierauff hat der Herr Prof. auch die 9 Waysenknaben, so gegenwärtig in des Herrn Ober Auffsehers Haus gewohnet und von dem Herrn Breithaupt informiert worden, gesprochen ermahnet und ihnen Büchlein ausgetheilet.
… Bey der Mahlzeit sind nebst der Comtesse Elisabeth und Herrn Heinen auch die Frau von Diest und ihre eine Tochter ingleichen der Herr Rath Pistorius zugegen gewesen.
… Nachdem man der Tafel auffgestanden ward des Waysenhaues gedacht, welches die Comtesse Wilhelmina angefangen. Der Herr Professor nahm daher Gelegenheit zu erzehlen, wie er, da er das Werk in Halle angefangen, dabey in in eine genaue Prüfung seines Grundes sey geführet worden; wie es allein habe müßen auff Gott sehen; wie er sich durchbeten müßen welches eine gute halbe Stunde gewähret und großen Eindruck in die Gemüter gegeben.
… Der Herr Graf sandte dem Herrn Professor annoch eine Historische deduction des status Religionis in der halben Graffschafft Sayn Hachenburg von der Zeit Reformation her.
… ist er zu Gräfin Wilhelmine geruffen, welche demselben die gantze Beschaffenheit ihres Waysenhauses samt deßelben Anfang und Fortgang erzehlet hat. Der erste Grund ist gewesen daß sie so viele unerzogene Kinder mit erbarmenden Augen angesehen hat, worauff sie ein gewisses ihr zugefallenes legatum von ettlichen 100 fl einer solchen Anstalt destiniret, einige arme Kinder angenommen, und selbige zu anfangs auff ihrem Zimmer täglich eine Stunde selbst mit informiret hat.
Jetzo sind ohngefehr 16 Kinder von derselben angenommen. Die Gräfin Wilhelmina hat auch dem Herrn Professori eine Schriftliche Verzeichnis ihrer Güter zum Waysenhause, samt der administration auch der Erziehung der Kinder comuniciret, welches alles der Herr Professor dem Herrn Neubauer durch zusehen übergeben, und seine reflexiones dabey zu notiren auffgetragen hat.
… Der Herr Hoffprediger Emminghausen ist zu dem Herrn Professore kommen, da sie mit einander geredet haben.
… Nachdem der Herr Neubauer einige Erinnerungen und Gedancken wegen des Waysenhauses der Gräfin Wilhelmina auffgesetzt, ist er von Derselben herumgeführet, ihm auch die 16 Kinder vorgestellet worden, welchen er kleine Bücher geschencket hat.[Anm. 6]
Am 26. Sept. 1717 hielt Herr Francke in Hachenburg eine Sonntagspredigt.[Anm. 7]
Am 27. September sprach er zum Ende seines Besuches ein Abschiedsgebet.
Zugegen waren:
Herr Oberauffseher und seine Frau Gemahlin [Griesheim], die Frl. Dietz [Diest], Herr Heine, Herr Gravenhorst, Herr Kayser und seine Frau aus Hachenburg, Pfarrer Lange bey Alt Kirch her, Herr Birckholtz, Herr Breithaupt, Herr Crispinus …
Nach dem Gebet hat die Comtesse Wilhelmina Abschied genommen, auch der Herr Graff und die Frau Gräfin waren im Saal, da sie der Herr Professor noch einmal gesprochen und Abschied genommen.
...Gegen 8 Uhr sind wir von Hachenburg abgefahren und der Herr Pastor Heine die Reise bis Wetzlar mit getan.
Herr August Nebe hatte 1935 anhand der Unterlagen einen Bericht zu dieser Reise geschrieben, daraus möchte ich einige Zeilen wiedergeben:[Anm. 8]
… Der Graf von Kirchberg hatte Kutsche und 6 Pferde geschickt und die Kosten für Zehrung und Nachtquartier übernommen. In Hachenburg wurden Francke und sein Sohn im Schloß, seine beiden Begleiter bei dem Hoffprediger Emminghaus untergebracht.
Es sind inhaltreiche, wertvolle Tage, die Francke im Kreise dieser frommen und opferbereiten Grafenfamilie von Kirchberg bis 27. September erleben konnte.
Zu dem Besuch am 24.9.1717 im Hause Griesheim in Altenkirchen schrieb er:
Vor und nach der Mahlzeit redeten die frommen Eltern allein lange mit ihrem Gast, nachdem ihm zunächst das kleine Waisenhaus mit seinen neun Knaben gezeigt worden war.
Und im November kam für Francke eine neue Überraschung als er in Schwäbisch=Hall als Dank für die erfolgte geistliche Förderung von dem Ehepaar eine Einladung zur Patenschaft bei dessen jüngst geborenem Töchterlein Henriette Auguste erhielt.
Johann Heinrich von Griesheim galt als guter Freund von August Hermann Francke.
Bei der Francke Stiftung werden folgende Daten für ihn angegeben:
geboren 2.10.1674 in Merseburg, gestorben in Altenkirchen 20.6.1727; Sommersemester 1698 Immatrikulation Universität Leipzig; Geheimrat in Eisenach, 1718 in Jena, Besitzer des Gutes Heerda in Thüringen.[Anm. 9]
Johann Heinrich von Griesheim (Excellenz) geboren berechnet 1673, 1709-1723 Oberaufseher in der Grafschaft Sayn, 1725-27 Hochfürstl. Sachsen-Eisenachischer geheimer Rath, gestorben 20.5.1727; verheiratet vor 1709 mit Charlotte (auch Johanna Charlotte) Marschalk;
Auguste Henriette getauft 5.10.1717 in Altenkirchen; Paten: Hr. Inspector Franckenhall / Praesentes Wihelmina Frl. von Diest / Hr Hayn Königl. Preussischer Garnison-Prediger zu Berlin / NN Efr. v. Hr. Pfarrer Keyser von Höchstenbach / Johann Anton Reusch Pastor zu Almersbach und Consistorial Assessor;[Anm. 10]
Zu August Hermann Francke schrieb Herr Nebe:
Eine besondere Genugtuung aber ist es ihm, wenn er Waisenhäuser findet, deren Gründung durch sein Vorbild angeregt ist, wie in Hersfeld, in Hachenburg und in Altenkirchen; da unterläßt er es nicht, sie zu besuchen, mit den Kindern in seiner herzlichen Weise zu reden und, wenn sie gut geantwortet oder ihre Sprüche aufgesagt haben, sie mit kleinen Traktaten für das kindliche Verständnis zu belohnen.
0.4.Die Lateinschule in Hachenburg
Im obengenannten Schreiben vom 3. Juli 1718 hatte Gräfin Wilhelmine die Lateinschule in Hachenburg angesprochen.
Herr Wilhelm Söhngen hatte im Kapitel zur Lateinschule festgehalten:
Am 10. Januar 1715 berief die Regierung den Kandidat der Theologie Christian Heyne [Anm. 11] von Gießen als 2. Stadtprediger für die evangelische Gemeinde.
Sein Nachfolger Ohrlich [Anm. 12] wurde auch zugleich als Rektor für die neu einzurichtende Schule vorgesehen.
Das neue Schulgebäude muß in den Jahren 1718/19 errichtet worden sein. Ein Grundstück des Johann Elias Wolfen, was dieser nicht gutwillig hergeben wollte, wurde deshalb zwangsweise „enterbt“.
Nach Ohrlich wurde 1721 Gravenhorst [Anm. 13] zweiter Stadtprediger und Rektor.
1720 war Studiosus Crispini [Anm. 14] Lehrer an der Schule.
… 1723 schrieb Georg Friedrich Burggraf von Kirchberg, daß er eine lateinische Schule für die einheimische und fremde Jugend gegründet und die „dazu erforderlichen subjecta als Rektoren und Conrektoren auf seine Kosten bestellet, so möchten sich vielleicht einige finden, die Freiwillig etwas beibringen, es solle in ein Stammbuch aufgeschrieben und für ewige Zeiten nur für die Schule verwandt werden.“[Anm. 15]
August Hermann Francke beantwortete das Schreiben der Gräfin Wilhelmine vom 3. Juli am 16.7.1718:
Hochgebohrene Comtesse
Euer hochgräfl. Gnaden an mich abgelaßen von hachenburg den 3. Juli a.c. habe ich wohl erhalten und bin sowol durch denselben, als durch den an Herr Neubauer geschriebenen Inhalt sehr erfreut worden; Denn ich sehe aus beyden Briefen, welcher gestalt dieselben bis hirher ahn hand von dem Werk des dort angefangenen Waysen=hauses noch nicht abgethan u dabey die hülfe des hern so erfahren haben daß sie noch erst die gantze Sache mit größerem Ernst und Nachdruck anzugreifen gesonnen sind.
So finde ich auch nicht die geringste Ursach warum ich dero Vorschlag nemlich Herr Crispini zum Inspector des Waysenhauses zu setzen, demselben eine Vocation u instruction zu geben, u einen gewißen gehalt zu bestimmen, mithin ihn auch dem herr Orlich an der lateinischen Schule helfen zu laßen, in das erlangete haus die lateinischen Schule zu legen, in was dieselben mehr dieses Inhalts geschrieben, nicht völlig approbieren (a) solte.
Sonderlich wünschte ich wohl von hertzen, daß sie die latein. Schule nur sein bald (b) in gedachtes haus nehmen mochte, da mit H Orlich sein bald luft und Raum kriegte etwas gutes an u aus zu richten; inmaßen es in d jetzigen beschaffenheit unmögl einen rechten fortgang haben kann.
Wegen eines Waysen Vatters mögte fast die größte Schwierigkeit seyn und halte ich davon, es wäre das beste wenn man dort jemand der des landes schon gewohnt wäre haben könnte.
Solte uns aber Gott jemand zeigen, der sich unseren Wünschen nach in dortige umstände wohl schicke, wollen wir ihn gerne in Vorschlag bringen, nur daß ich kein gewißheit geben kann, ob wir auch einen solchen finden werden.
Es wäre auf solchen fall von nöthen, daß deutl auf einen blatt Papier geschrieben würde worin überall eines solchen Waysen Vatters Verrichtung bestehen sollen, auch was in allem sein gehalt u accomodement (c) seyn soll: denn nach solche Umstände wird gleich gefraget.
Übrigens bleiben Eure hochgräfl Gnaden da bey dem Vertrauen auf den lebendig Gott u sorgen ja nicht, daß er sie werde stecken laßen, in daß man alsdan ihrer spotten werde: denn ein solches mistrauen ist dem lebendigen Glauben starck zu wider, zu deßen gift und todt …[Anm. 16]
(a) approbieren= annehmen, zulassen; (b) sein bald= wird bald/schnell sein; (c) accommodement= gütliche Einigung, Vergleich;
1719 stellte August Hermann Francke ein „Attestat“ für Niklas Trutschler aus, in dem er eine Kollekte von diesem zugunsten des Waisenhauses in Hachenburg befürwortete, sich zu einer Hervorhebung der Bedeutung dieses Waisenhauses und der gewissenhaften Führung äußerte, von der er, August Hermann Francke, sich bei seinem Besuch 1717 selbst überzeugt habe.
In seiner Biografie wurde Nikolaus Trutschler 1719 als Hausvater des Waisenhauses in Hachenburg angegeben. Zu einem Besuch am 15. Februar 1719 in Halle heißt es:
„Der hachenburgische Collector Trutschler ist hier gewesen und der herr Prof. hat eine gantze Stunde mit ihm gesprochen.“[Anm. 17]
0.5.Anteile an Bergwerken in Hamm/Sieg
Wie man aus den obigen Schreiben erfahren konnte, suchte Gräfin Wilhelmine nach Möglichkeiten zur Finanzierung des Waisenhauses. Sie führte regen Briefkontakt mit angesehenen Persönlichkeiten, es wurden Spendenaufrufe, die in Form von „Kollekten“ durchgeführt werden sollten, in verschiedene Landesteile geschickt und es gab Hinweise, dass sie einen Teil ihres Besitzes zu Gunsten ihres Projektes verkaufte.[Anm. 18]
Es fand sich eine Archivale, aus der hervorgeht, dass Gräfin Wilhelmine Anteile an Bergwerken in Hamm besaß. Wie es zu der „Schenkung“ und den späteren Anteilen kam ist nicht ersichtlich, ebenso wenig, an wen das folgende Schreiben gerichtet war.[Anm. 19]
Edel und Hochgelährte,
sonders (a) hochgeehrter Herr!
Deßelben hochgeehrtes vom 17. Aug laufenden Jahres und Monaths an Mich erlaßenen Schreiben habe ich zurecht erhalten, und daraus ersehen, daß Ihre hochgrfl Gnad die gnädige Gräfin zu wißen verlangen, wie viel Kuxe in dem hachenbuger berg-wercke ich in dasieges Waysen=haus zu deßen besten solche entweder zu bauen oder zu verkaufen geschenket habe, auch wie viel auff die abgestanden Kuxe, deren 26 an der Zahl seyn, annoch zu zahlen ist; so diene hierauf zur Nachricht, daß:
1) auf die 10 Kuxe auf der Neuen Hoffnung auf nechst stehenden Michaels (b) zu zahlen seyend drey achtel
2) auf den ErtzEngel Michael, worauf zwey Kuxe aus werfen auf vorigen Termin vier Quartal
3) Sechs Kuxe auf St. George biß Michael, vier Quartal
4) Zwey Kuxe auf die Güte Gottes worauf zu zahlen vier Quartal
5) Sechs Kuxe auf den rothen Löwen im Berckischen,
wovor (c) den 1th Obris 1723 26 Rhtl baar geldt bezahlt, worauf aber keine Zubuße bezahlt, weilen aber H bergmeister Mir versprochen daß sich zwey Quartal selbst verbautes, worauf auch gehoffet, aber dem ansehen nach alles falsch so kan das Waysenhauß solche sechs kuxe entweder verkaufen oder die davor bezahlte 26 Rhtl wiederumb sich restituieren (d) laßen. Zu denen geschenkten 26 Kuxe wünsche ich dem Waisenhaus alles Glück und Segen, welches Gott Meinem hertzl Wunsch nach an solchem erfüllen wolle, der indeßen bey Ihrer Hochgräfl Gnad meine unterthänigste Empfehlung aus bitte, anbey beständig verharre
Hanau
d. 21 Aug 1724 Meines Sondern hochgeehrten Herrn
ergebenster diener
Sebastian Aschmann
Wacht Meister (e) in der
alte stat Hanau
(a) sonders= besonderes, in ungewöhnlicher, hervorstehender Weise: „sonders hochgeehrter Herr“; aus Grimm Wörterbuch;
(b) Michael= 29. September; Traditionell war Michael/is ein beliebter Termin für laufende Miet-, Pacht- oder Zinszahlungen;
(c) wovor= wofür
(d) restituieren= wieder hergestellt, wieder gutgemachtes, rückerstatten;
(e) Wachtmeister= Dienstgrad beim Militär, später bei Behörde/Polizei;
Sebastian Aschmann, zu dem ich bisher keine weiteren Daten gefunden habe, verschenkte mit obigem Schreiben 26 Kuxe [Anm. 20] zur Verwendung für das Waisenhaus in Hachenburg. Dazu gehörten sechs Kuxe auf den „Roten Löwen“,[Anm. 21] die er im Oktober 1723 für 26 Reichsthaler gekauft hatte. Weiter schrieb er, dass das Waisenhaus diese 6 Anteile weiter verkaufen oder sich den Wert erstatten lassen könnte.
Hochgebohrene Reichsgräffin
gnädigste Gräffin p
Dem nach der Wach Meister Aschmann zu Hanau 6 Kuxe auf den Rothen Löwen gebauet hat / um Mehro aber laß sagen daß er solche kuxe an Eure hoch gräfl Excell zu Waisenhauß geschänket, sie wirdt auch seiner zubußen dieser darauf schuldig waren zahlen, so wird sie nebst deßen auch diese 3 Zettel überkommen, und So gnedig und mir solche zahlen, so Sie aber die kuxe nicht ferner zu bauen geliebt, bitte ich nur es auff denselben zettel loß zu schreiben, bitte Eure hochgraffl. Excell: Sie wolte gelieber doch dann Güte Gottes er [?] Zettel sehen ob sie den von Quart Reminiscere 172[4] habe oder nicht in dem eine … nung vorgegangen mit dem bergpoth nur geliebtes überbringen dieses zu sagen wie es sich befindet beygelegt
verharre ver bleiben
Eu: hochgräfl: Excell: Sproß
Bergmeister Samuel Sproß [Anm. 22] bezog sich in seinem Brief, ohne Datum, auf diese Schenkung, insbesondere auf die Anteile an dem „Roten Löwen“. Es waren Zahlungen dafür zu leisten, von denen er annahm, dass Gräfin Wilhelmine sie leisten würde und wofür sie im Anschluss die Quittungen erhalten würde.
Er bot an, dass sie ihm mitteilen sollte, wenn sie diese Anteile nicht behalten wollte. Darüber hinaus schien er dazu zu raten, dass sie statt dessen, nachdem sie sich an älteren Belegen informiert hatte, an Anteilen der „Güte Gottes“ festhalten oder die Gelder aus dem Verkauf/Erstattung des „Roten Löwen“ dort investieren sollte.
Das nächste in der Akte enthaltene Schreiben ist scheinbar ein Antwortschreiben aus dem Jahr 1726. Es geht um Zubußen, die bezahlt werden mussten, damit die Anteile nicht verfielen.
Gräfin Wilhelmine wurden hierin entgegenkommender Weise rund vier Wochen mehr Zeit eingeräumt, um dieses durch Zahlung verhindern zu können.
Hochgebohrene
Gnädige Gräffin
Eu: hochgrafl. Gnad. Gnädigem Ansinnen unterthänig nachzuleben, ist nicht mehr als meine Schuldigkeit. Ich kan aber unterthänig versichern, daß diesmahl gar schwer fält die begehrten Zubußen, so nebst beygesanden Zetteln 248 Rhtl 45 Kr ertragen länger zu entrahten (a) zumahls da die jetzigen Einnahmen fehlens die armen Arbeiter hingegen ihren lohn nicht minder pratendiren (b) jedoch habe es eingerichtet, daß Eu: hochgräfl. Gnad. biß nächste Ostermeß Zeit gewinnen und durch als dann erfolgend Zahlung die Kuxen von Caducierung (c) salvieren (d) können.
Meine instruction weist mich auf naßauische Ordnung kraft welcher ins retard (e) kommen, die nicht ihr contigent (f) 4 Wochen nach ausgeschriebenes Zubuße erlegen. Eu:hochgrafl. hohes mir vor das Waißenhaus gegebene Wort mache hingegen einen längeren Ausstand (g).
Ich wünsche daher unterthg daß Eu: hochgr. Gn zum gnädigen gefallen, dem Waißenhaus aber zu beyhülff das bergwerk gereichen möge. Eu hochgeehrte Gn gnädigen befehl mich erlaßend um unterthanigsten respect beharrend
Hochgebohrene
Gnädigste Gräffin
Eu: hochgräffl. Gnad.
Hamm d 13t Marty (h) 1726 unterthänig kn[echt] von Drach
(a) entrahten= entbehren, missen;
(b) prätendieren= Anspruch erheben
(c) caducieren= Kuxe wegen nicht gezahlter Abgaben amtlich für verfallen erklären
(d) salvieren= in Sicherheit bringen;
(e) Retardat= Kuxe ins Retardat setzen, Androhung des Verfallens, wenn Zubuße nach einem Quartal nicht gezahlt wird; retard= verzögern
(f) Contingent= das (jemandem) Zufallende
(g) Ausstand= noch ausstehende Geld [stunden, verlängern]
(h) 13. März 1726= Mittwoch; Ostern 1726= 21. April;
Das Schreiben von 1726 war nur mit „von Drach“ unterschrieben, während 1732 weitere Schreiben mit „Ernst Wilhelm … “ und „Berghauptmann von Drach“ [Anm. 23] unterzeichnet wurden. Ernst Wilhelm von Drach stellte zwei Nachweise der zugeschriebenen Anteile aus, wobei der erste „Gewährschein“ die Kuxe des Waisenhauses in Hachenburg auflistete, der zweite betraf Gräfin Wilhelmine, die damit getrennt darüber verfügen konnte:
Zwey Kuxen von St Andreas
Zwey Kuxen von St Michael
Zwey Kuxen von der Güte Gottes
Zehn Kuxen von der neuen Hoffnung
werden dem Waysenhauße zu Hachenburg zugeschrieben, allermaßen sich solche im berg- Amts Gegenbuch (a) richtig befinden und sub lit W gehörigen Orts notiert stehen, als worüber gegenwärtiger Gewährschein (b) nachgereicht wird.
3. Quartal Reminiscere 1732 von Drach berghaubtmann
Sechs Kuxen am St Michael
Vier Kuxen an der Güte Gottes
werden der hochgebohrenen Gräffin Wilhelmina, burggräfin von Kirchberg p hiermit zugeschrieben, maßen dieselbe solche richtig im Gegenbuch besitzen und sub lit W daselbst notiert sind, als worüber dieser Gewährschein erteilt wird.
Hamm 3. Quartal Reminiscere (c) 1732 Ernst Wilhelm von Drach berghaubtm
(a) Gegenbuch= im Bergbuch geführter Nachweis über Besitz-, Betriebs u.a. Verhältnisse aller Bergwerke;
(b) Gewährschein= Liste der übernommenen Kuxe;
(c) Reminiscere= 1. Januar - 1. April
Bereits 1720 wird Gräfin Henriette Amalie von Nassau-Dietz [Anm. 24] als Anteilsbesitzerin an Kuxen im Raum Hamm [Anm. 25] genannt, was mutmaßen lässt, dass dies nicht ganz ungewöhnlich war:
Einen halben /½ /Kux in Ertz Engel Michael=fundgrube sambt tiefen Erbstollen by unterschützen an der ziegen hartte im Kirchspiel hamm gelegen Ist an Ihro hochfürstl durchl Frau Amalie fürstin zu Nassau-Dietz als für Zutheilung in daß hochgräfl berg Ambts gegenbuch krafft dieses gewehrscheines …. ein verlaibet und zugewiesen worden.
Sigt bergAmbt Sayn Hachenburg den 5. Febr. 1720 Samuel Sproß diz.b.meißter
Zwey /2/ Kuxe in Ertz Engel Michael fundgrube sambt tiefen Erbstollen an der Ziegenharte im Kirchspiel hamm gelegen sind Der durchlauchigsten Fürstin Frauen Amalien verwittweten fürstin zu naßau, gebohrenen fürstin zu Anhalt, …. krafft dieses gewehrscheins Erb und eigenthumlig einverlaibet und zugewehret worden
Sig Hachenburg den 17. Febr. 1720 Samuel Sproß derz[eitiger] berg M[eister]
Hier muss man anmerken, dass diese Anteile eher dem privaten Gebrauch zuzuordnen waren, während es bei den Anteilen von Gräfin Wilhelmine vorrangig um die Finanzierung des Waisenhauses ging.
0.6.Auswertung
Wie man aus den eingangs erwähnten Texten erkennen kann, versuchte man, Möglichkeiten für Waisenkinder und benachteiligte Kinder zu finden. Dabei sollte die Versorgung, Unterbringung und eine gute Ausbildung gewährleistet werden.
So beteiligte sich Friederike Elisabeth von Sachsen-Eisenach, geboren am 5. Mai 1669 in Altenkirchen, gestorben am 12. November 1730 in Langensalza, an einem Waisenhaus, das 1710 an ihrem Geburtstag in Langendorf, Ortsteil von Weißenfels in Sachsen-Anhalt eröffnet wurde und das sie anschließend weiter materiell unterstützte.[Anm. 26]
Dazu hieß es, dass der Fuhrmann Christian Buch und der Pfarrer „Chryselius“, mit Unterstützung der Herzogsfamilie, ein Waisenhaus für Jungen und Mädchen gründeten, das nach dem hallischen Vorbild ausgerichtet war und 1714 20 Waisen versorgte.
Inwieweit die Gründungen im hiesigen Raum und Umkreis auf das Vorbild, die Anregungen, Besuche und Gepräche von und mit August Hermann Francke zurück zu führen waren, ist mir nicht bekannt.
Seine Funktion und Unterstützung waren aber sicher maßgebend für die Entwicklung in Hachenburg und wie man aus den Texten erfährt, gab es entsprechende Aktivitäten in Altenkirchen, die bisher wenig bekannt waren.
So wurde für Altenkirchen eine Einrichtung mit neun Jungen erwähnt, die durch Förderung oder Beteiligung von Heinrich von Griesheim bestand und die während des Besuches 1717 als „kleines Waisenhaus“ bezeichnet und besichtigt wurde.
Heinrich von Griesheim hatte sich bereits 1701 für schulische und soziale Belange in Altenkirchen eingesetzt:
… Eine höhere Lehranstalt scheint daher für manche Bürger und die Beamten, die ihren Kindern eine wissenschaftliche Bildung geben wollten, dringendes Bedürfnis gewesen zu sein.
… Vereint trugen nun beide Stände bei den höchsten Landesbehörden auf Wiederherstellung der vormals dort bestandenen lateinischen Schule an, und sowohl die dasige Canzlei, als auch der Gräflich Saynische Oberaufseher der Graffschaft, Se. Excell. Geheim=Rath von Griesheim, gewährten 1701 den Antragstellern die Gründung einer solchen Unterrichtsanstalt.[Anm. 27]
Durch den Briefkontakt und die Besuche in Halle entstanden sehr viele Verbindungen, die man hier nicht alle auflisten kann.
Ich finde es immer faszinierend wie Kontakte, die man eher nicht vermutete, entstanden, sich weiter verzweigten und zu einem großen Ganzen wurden.
So kam es zu einer Verbindung und späterer Heirat zwischen Gräfin Magdalena Christine von Kirchberg, der Schwester von Burggraf Georg Friedrich von Kirchberg, und dem zeitlichen Hofprediger in Hachenburg Georg Christian Haine 1719 in seinem Geburtsort Finsterwalde, die ich bei der Recherche fand. (wie 11)
Herr George Christian Hayne feld Prediger beym königlichen Leib Regiment zu Berlin, Herr Johann Christian Haynens Sel gewehsen wohl verdienter Cantors alhier nachgelaßener ehel. Herr Sohn, ein Jgfr Magdalena Christina von Kirchberg weyland fil[ia] Herr George von Kirchberg gewehsenen Gißen darmstadtischen Raths eheleibl nachgelaßenen Jgfr Dochter 15. Januar 1719;
Gräfin Wilhelmine hatte sich dafür eingesetzt, dass der Junge, Christian Maximilian Rab, in das Waisenhaus aufgenommen wurde und zu dem sich Hinweise auf seine genaue Herkunft ergaben.
Es wurden demnach nicht nur Vollwaisen angenommen, sondern auf Anfrage teilte die Francke Stiftung freundlicherweise mit:
In unser Waisenhaus wurden vaterlose Kinder ab dem 10. Lebensjahr aufgenommen. Sie besuchten die Knabenbürgerschule und bei besonderer Eignung durften ausgewählte Kinder auch auf die Lateinische Schule (Gymnasium). Rab ist nicht auf der Lateinischen Schule gewesen, sondern auf der Bürgerschule.[Anm. 28]
Ich denke, dass es sich wegen des seltenen Namen um den Sohn des Oberschultheißen Raabe in Hamm, Christian Maximilian Hermann Raabe, handelte:
19.2.1703 getauft H. Oberschultheißen Adolph Wilhelmi Raben Söhnlein
Testes: Ihro Excell Graffin Christina Magdalena Graffin von Kirchberg zu Sayn und Wittgenstein
geborene [kein Platz mehr], Wittib Fr. Johanna Lucretitia von Diest, H. Johann Herman
Reusch, Stadtschultheiß zu Hachenburg
N [ame]: Christianus Maximilian Hermanus
Der Vorname Maximilian wurde ihm wahrscheinlich durch die Witwe von Diest für ihren wenige Tage zuvor verstorbenen Ehemann Maximilian von Diest verliehen.
Der Oberschultheiß Adolf Wilhelm Raabe, gebürtig aus Eisenach, verstarb im Juli 1704 in Hamm.[Anm. 29]
Es war aus den gegebenen Gründen vermutlich beabsichtigt, dass dem Jungen eine gute Schulausbildung ermöglicht wurde, was leider durch seinen frühen Tod vereitelt wurde.
Sehr beeindruckend finde ich den Einsatz von Gräfin Wilhelmine, die als alleinstehende Frau in dieser Zeit mit enormen Schwierigkeiten die Einrichtung eines Waisenhauses anging und mit allen Mitteln versuchte, die Finanzierung und den Erhalt ihres Projektes sicher zu stellen.
Schwierig waren dabei vermutlich die Anteile an den verschiedenen Bergwerken, da man für diese einen immensen Aufwand bei der Buchhaltung benötigte.
Bei vier Quartalsabrechnungen im Jahr musste genau berechnet werden, wie hoch die „Zubußen“ im Vergleich zu der „Ausbeute“ waren. Denn die Einnahmen und Ausgaben waren entscheidend dafür, welche „Kuxe“ man behielt oder wieder verkaufte.
In obigen Schreiben erkennt man, dass der Bergmeister Samuel Sproß und Berghauptmann Ernst Wilhelm Drach in ihren Schreiben Hinweise und Hilfestellung boten, ob dies aber die Regel blieb, ist nicht ersichtlich.
Durch die Recherche ergaben sich einige neue Erkenntnisse, unter anderem zu Personen und Nennungen von Bergwerken und Lagebezeichnungen, auf die ich zu einem Teil in den Anmerkungen eingegangen bin und die man bei Gelegenheit durch andere Unterlagen oder weitere neue Erkenntnisse sicher vertiefen und abrunden kann.
Anmerkungen:
- Der Pietismus entsprang einem Gefühl der mangelhaften Frömmigkeit, unzureichender christlicher Lebensführung und dem Drang zur Verifizierbarkeit des persönlichen Glaubens. Theologisch reagiert er auf die Spannung und das Trauma des Dreißigjährigen Krieges durch Neuorientierung auf die Bibel bzw. die christlichen Traditionen.“Pietismus“ Wikipedia; „Waisenhaus“ Wikipedia. Zurück
- Wilhelm Söhngen, Geschichte der Stadt Hachenburg, Bungeroth 1914, S. 351-352. Zurück
- Geschichte des Pietismus, Glaubenswelt und Lebenswelten, Ruth Albrecht, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2004, S. 631. Zurück
- „August Hermann Francke“, Wikipedia. Zurück
- Angaben zu Schriftwechsel mit Inhaltsangabe der Briefe; Digitale Sammlungen oder https://digital.francke-halle.de
Johann Heinrich Wölffing: In Diensten der Gräfin Christine von Kirchberg, 1711 in Hachenburg; Es werden des weiteren Briefwechsel zwischen August Hermann Francke und Burggraf Georg Friedrich von Kirchberg angegeben. So ging es in einem um Empfehlung und Zeugnis für den Pfarradjunkten Christian Paul Kaiser/Kayser, der als Pfarradjunkt in Schöneberg? im Bistum Hachenburg eingesetzt wurde. Schreiben vom 16.9.1715 und 1.11.1715; Dahlhoff: Christian Peter Kaiser kam auf seine Vorstellung nach Schöneberg, wo er bis 1729 fungierte. Zurück - Georg Heinrich Neubauer, 1666-1725, gehörte zu den engsten Mitarbeitern Franckes. Er war 1695 als Student Aufseher des Waisenhauses in Halle, unternahm 1697-98 eine Reise in die Niederlande zur Besichtigung von Waisenhäusern, war 1698-1700 am Neubau des Waisenhauses in Halle und 1711-1713 bei der Errichtung des königlichen Pädagogiums beteiligt.
Er schrieb in einem Brief vom 9.10.1717 zu dem Besuch in Hachenburg:
… werden die Gemahlin des Grafen und seine drei Schwestern als wahrheitsliebende Frauen ohne Einschränkung anerkannt, bei dem Grafen selbst wünscht er noch „eine weisliche Handleitung zum ernstlichen Christentum, als woran es bei demselben noch sehr gefehlet“. Desgleichen bedauert er, „daß die Kirchensachen zu Hachenburg annoch in großer Confusion stehen und die Schule erst noch eingerichtete werden muß, ingleichen, daß nebst den Lutheranern auch Katholische und Reformierte an dem Ort sind, und zu diese letztern sich gegen die Lutheraner und Regenten auflehnen.“
Nur ein besonders tüchtiger Mann werde nach seinem Urteil da Besserung bringen können. Zurück - „Der Wille Gottes nach dem Gesetz und dem Evangelium“:
Am 18. Sonntage nach Trinit. 1717 aus dem ordentlichen evangelischen Text Matt. XXII 34-46 in einer zu Hachenburg auf dem Westerwalde bey damaliger Reise auf der Hoch=Gräflichen Herrschaft Verlangen gehaltenen Predigt vorgestellet von August Hermann Francken / S Theol Prof Past Ulric & Gynansii Scholarcha Halle / Gedruckt im Waysen=hause, MDCCXXI
Franckische Stiftungen Digitalisate;
Bei der Abschiedspredigt von August Hermann Francke 1717 wurde „Pfarrer Lange von Alt- Kirch her“ genannt, der vermutlich identisch mit folgendem Eintrag im Einwohnerbuch Altenkirchen/Hilgenroth ist:
Lange, Johann Heinrich, 1711 Schul-Rektor, verheiratet mit Maria Christina Cellary; Taufe Johann Heinrich Christoph 27.3.1711; Paten:
Exc. Hr. Johann Heinrich von Griesheim, Hr. Johann Christian Drache, Maria Christina geb. Fabarin, Ehefr. H. Pfarrer Cellary v. Gebhardshain, Eleonore Ehefr. v. Hr. Rath u. Secretarie [Friedrich] Pistori;
Dazu bei Matthias Dahlhoff, „Geschichte der Grafschaft Sayn...“: 1710 Rektorenstelle in Altenkirchen, 1711 Pfarrer in Kirchen [Freusburg], wohin er 1712 zog und 1724 verstarb. Zurück - August Nebe: „Zu August Hermann Franckens Reise ins Reich von Hersfeld bis Indelfingen 1717“; Darmstadt 1935 in Beiträge zur hess. Kirchengeschichte 10; S. 376-413 Halle Sonderdruck 693 a-b;
Emminghaus Johann Daniel Anton, geboren 1682 in Dabringhausen, 1701 Pfarrer in Stolberg (Rhl.), 1711 berief ihn der Graf von Sayn als Hof-, Stadtprediger und Inspektor nach Hachenburg, bis 1749; Titel mit Digitalisaten. Zurück - Franckesche Stiftungen zu Halle (Saale) Zurück
- Einwohnerbuch Altenkirchen Hilgenroth, Dr. Eyl Neuwied 2016, Kreisarchiv Altenkirchen. Zurück
- Georg Christian Haine [Heine/Heyne] geboren 7.4.1685 in Finsterwalde, gestorben 1757, Gymnasium Dresden, Gymnasium Stargard, 27.4.1709 Immatrikulation Universität Halle, spätestens 1714-1717 Hofprediger in Hachenburg, 1718 Regimentsprediger des Regiments Gendarmes in Berlin, 1720 Superindendent in Perleberg, 1734-1757 Archidiakon an der St. Nikolaikirche in Berlin;
Am 15.1.1719 Heirat mit Magdalena Christina von Kirchberg in Finsterwalde; Magdalena Christina geboren 19.9.1681 Hachenburg, gestorben 20.3.1751, Schwester von Burggraf Georg Friedrich, Gräfin Wilhelmina Christina und Gräfin Elisabeth Dorothea, geboren 1680.
Angaben Francke Stiftungen;
Angabe zur Hochzeit:
Pietismus und Neuzeit Band 43 – 2017, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, S. 175. Zurück - Orlich Gottfried Valentin, geboren 1689 Nelben, gestorben 1766 Lobenstein, besuchte das Waisenhaus in Halle, Freitischler und Lehrer am Waisenhaus in Halle, Informator von Graf Solms-Wildenfels, Informator 1714 der Kinder von Heinrich XXIV in Köstritz, 1718 2. Hofprediger und Rektor in Hachenburg, 1719 Pfarrer in Höchstenbach in der Grafschaft Sayn, 1729 Superintendent in Lobenstein;
Herr Matthias Dahlhoff nannte in seiner „Geschichte der Grafschaft Sayn“ unter luth. Pfarrer in Höchstenbach: Georg Valentin Orlich 1718-20. Er starb hier im letzten Jahre. Zurück - Andreas Gravenhorst geboren 1684 in Croppenstedt/Halberstadt, 1707-1716 Informator am Pädagogium Halle, 1716-1720 Pfarrer in Schöneberg, 1720-1725 Rektor in Hachenburg, 1725 Esens, +27. Oktober 1727; Vater: Konrad, Leutnant, Mutter: Margarethe, verheiratet mit Marie Elisabeth Rigelmann;
1710 Ersuchen um Aufnahme seines Bruders Justus Conrad in das Waisenhaus Halle und um Gewährung eines extraordinären Freitisches (a) für diesen.
(a) Freitisch= unentgeltlicher Tisch – frühe Form des Stipendiums, Studentenverpflegung. Zurück - Adam Crispinus (1721-1735) in Höchstenbach. Seine Gattin Maria Johanne wird als Taufzeugin 1730/32 genannt. Von ihm existiert noch ein Verzeichnis über die Schulgüter …
Matthias Dahlhoff „Geschichte der Grafschaft Sayn“, E. Weidenbach Dillenburg 1874. Zurück - Wilhelm Söhngen, Geschichte der Stadt Hachenburg, Bungeroth 1914, S. 304. Zurück
- HHStAW 340/1616 Korrespondenz der Burggäfin Wilhelmine von Kirchberg mit fremden Gelehrten über das Waisenhaus zu Hachenburg; Briefe und Korrespondenten u.a. in Halle, Frankfurt, Eisenach, Wetzlar, Weilburg, Laufzeit 1718-1734. Zurück
- Angabe Francke Stiftung, ebenso folgende Angabe:
Herling Johann Jakob, 8.5.1699 Aufnahme in das Waisenhaus Halle, Schneiderlehre in Halle, um 1717 Kammerdiener des Grafen Georg Friedrich von Kirchberg in Hachenburg;
Angaben Familienforschung Bierbrauer für Hachenburg:
Trutschler Johann Nikolaus geboren 1688 in Wallwitz [Sachsen-Anhalt], Heirat 1716 in Hachenburg mit Anna Katharina Bast;
Sein Sohn Johann Georg Trutschler, geboren 13.1.1718 in Hachenburg, heiratete 1746 Katharina Elisabeth Herling in Hachenburg. Sie war die Tochter von Johann Jakob Herling, der 1686 in Lichtenberg [Erzgebirge] geboren wurde. Drei Töchter wurden 1720, 1724 und 1729 in Hachenburg geboren. Zurück - Korrespondenz mit fremden Gelehrten in Halle, Frankfurt, Eisenach, Berlin, Wetzlar, Weilburg; Aufrufe zu Kollekten im Grund Seelbach und Burbach, Almersbach, Kroppach, Brandenburg-Ansbach, Nassau Idstein, Hanau u.a. Arcinsys Hessen;
HHStAW 340/1141 k Verkauf der Juwelen und des Silbergeschirrs der Wilhelmine von Kirchberg z.T. durch den Waisenhausvater zu Hachenburg Laufzeit (1712) 1716-1726. Zurück - HHStAW 340/1726 Berganteile und Kuxen der Wilhelmine (Louise) von Kirchberg, dann des Waisenhaus zu Hachenburg an Bergwerken im Kirchspiel Hamm Laufzeit 1724-1732. Zurück
- Ein Gewerke erwarb einen oder mehrere Kuxe (manchmal auch nur Teile eines Kuxes) und dadurch Anteil an dem die Kuxe ausstellenden Bergwerk, er „baute Kuxe“.
Dies verpflichtete ihn, dem Bergwerk Kapital zu geben (Zubuße zu zahlen) und berechtigte ihn, am möglichen Gewinn des Bergwerks teilzuhaben (Ausbeute zu heben). Wikipedia: „Gewerke“ oder auch „Kux“. Zurück - HHStAW 340/1731 Rechnungen und Berichte über das Kupferbergwerk zu dem roten Löwen bei Opperzaw [Opperzau] auf kurpfälzischem Territorium (1727) 1730-1731. Zurück
- Samuel Sproß war Bergmeister und lebte mit seiner Familie bis etwa 1724/25 in Hamm. „Kammerrat Johann Hermann Wirths und seine Beziehung zu Hamm/Sieg“ Annette Röcher 2019 und Arcinsys Hessen Suche: Samuel Sproß. Zurück
- Ernst Wilhelm von Drach, geboren 1695, Gräflich Saynischer Berghauptmann; Bruder von Johann Christoph Drach, geboren 1681 in Kirchen/Sieg, der 1711-13 als Landschultheiß, später als Hochfürstlicher Rentmeister, Amtsverweser und 1727 als Kammerrat in Altenkirchen genannt wurde. Zurück
- Henriette Amalie von Anhalt-Dessau, geboren 26. August 1666 in Kleve, gestorben 18. April 1726 in Diez, war eine Prinzessin von Anhalt-Dessau und wurde durch Heirat am 26. Nov. 1683 mit Fürst Henrich Casimir II. von Nassau-Dietz (1657-1696) Fürstin von Nassau-Dietz; Wikipedia. Zurück
- Teilübertragung aus HHSTAW 171 Nr. Z 1250:
Beteiligung der Fürstin Henriette Amalie von Nassau-Diez am Bergwerk bei Unterschützen im Kirchspiel Hamm Sieg 1720-1722 (Altes Dillenburger Archiv);
Darin genannte Bergwerke:
Einen / 1/ Kux in S: georgen fundgruge sambt tiefen Erbstollen an silber Thall bey Obherzhau im Kirchspiel hamm gelegen ißt an Ihro hochfürstl … 23. Nob 1720 Obige Kux ist m 5 ? richtig bezahlt Sproß … S. georgen obertzhau silberthal 22. April 1721 … fünf Sechzehn Theil 5/16 in Sang: georgen fundgrube sambt tiefen Erbstollen am Silberthal bey Oppertzhau im Kirchspiel hamm gelegen und seiend drey Quardal … 13/4 3/16 Kux Michael bey Unterschützen an der Ziegenharte
Besonders interessant ist hier die Nennung des Flurstückes „an der Ziegenharte“ in Unterschützen, sowie des Bergwerkes „St. Geoerg/en am Silberthal bei Opperzau im Kirchspiel Hamm“ gelegen, demnach auf Sayn-Hachenburger Gebiet.
Nennungen zu den Werken „Roter Löwe“ und St. Georg findet man in den alten Kirchenbüchern von Hamm:
Johann Georg Langhammer, der vermutlich nur wenige Jahre (etwa 1732-1736) in Hamm/Oppertsau war, wurde als „Steiger auf`m rothen Löwen“ genannt.
Bei der Taufe des Sohnes Samuel Unger am 15.2.1722, der Namensgeber war Bergmeister Samuel Sproß als Pate, wurde der Vater Johann Georg Unger als Bergsteiger auf „S. Georgen“ eingetragen. Zurück - Friederike Elisabeth von Sachsen-Eisenach war die dritte Tochter des Herzogs Johannes Georg I. von Sachsen Eisenach und dessen Gemahlin Johannetta von Sayn-Wittgenstein-Sayn. Sie wurde in der Schlosskirche Weißenfels beerdigt. Sächsische Biografie. Zurück
- Matthias Dahlhoff „Geschichte der Grafschaft Sayn“ S. 99. Zurück
- Eintrag aus der Knaben Waisenanstalt Bl. 49 Nr. 486, Signatur AFSt/S B I 93:
Geboren 1702, Aufnahme 13.3.1712, aus Heggeburg im Westerwald, der Vater: ein Rendmeister
Qualitates accedentium ad ord III Kont bereits fein lesen, war ab intio modestus ac probus dazu auch nach seinem Alter, sehr verstendig; starb 1715 den 11 May, wuchs in gutem bis ans Ende
[Heißt in etwa: zunächst, von Anfang an, gut erzogen, zeigte sich als gut erzogen]. Zurück - Angaben zur Familie Raabe aus dem evangelischen Kirchenbuch Hamm:
20.7.1700 getauft H. Adolph Wilhelmi Raben Oberschultheisen alhier Tochterlein.
T: Meine Hausfrau, Catharina Elisabeth, H. Adam Anthon Fuchß Sayn Hachenburg
Landhauptmann, H. Martinus Gertner jetziger Rentm zu Hachenburg und Fr. Oberschulzin H.
Bruder Ernst Friedrich Clemens Cantzeleyschreiber zu Weilburg
N: Elisabeth Antonetta Friderica
Anmerkung: „meine Hausfrau“= Ehefrau von Pfarrer Johann Müller in Hamm. 1702 wurde „Rentmeister Kertner“ als Pate in Hachenburg eingetragen, vermutlich als Nachfolger von Raabe.
19.7.1704 Adolph Wilhelm Rabe, Oberschultheis alhier, er geboren zu Eisenach Ao 1669 den 18. Aug, also aetatis 34 und 11 Monath, dann er gestorben den 18.7. vormittag zwischen 1 und 2 Uhr
Adolph Wilhelm Raabe war verheiratet mit Anna Loysa Clemens.
Sie heiratete in 2. Ehe Gerhard Müller, den Sohn des Pfarrers Israel Müller in Hachenburg und wurde am 21.9.1718 in Hamm „Aetatis 50 Jahr“ beerdigt.
Evangelisches Kirchenbuch Hachenburg:
2. Febr 1708 H Johann Gerhard Müller ehel Sohn H Israeli Müller gewesener Hoff- und Stadtprediger alhier hinterlaßener ehel. Sohn mit Frau Loysa Rabin geborenen Clementzen, weyl Adolph Wilhelm Rabens Hochgräfl Kirchberg Ober Schultheiß zu ham hinterlaßene Wittib Abends zwischen 3 und 4 Uhr auf … Specification hochgräfl Excell von Kirchb in meinem Hauße copuliert
In anderen Einträgen heißt es „in der Kirche copuliert“, demnach handelte es sich um eine „herrschaftlich“ erlaubte Ausnahmesituation für die Trauung.
Eintrag von Vitus Heinrich Biedermann 1704-1710 in Hachenburg, danach Pfarrer in Altenkirchen, Nachfolger von Pfarrer Israel Müller 1660-1703 (+20. Nov. 1703);
Friedrich Clemens geboren am 7.9.1678 in Weilburg, kirchliche Heirat 1712 [Hachenburg] mit Schumacher Johanna Catharina; Eltern: Jo. Leonhard Clemens und Barbara Grittner (Bierbrauer).
Johann Hermann Reusch Stadtschultheiß von Hachenburg, Heirat 19.Sept.1700 mit Barbara Clemens; Bei der Taufe seines Sohnes Wilhelmus Friedericus 1701 waren als Paten eingetragen:
Adolph Wilhelm Raabe Praetor in Hamm, Ernst Friedrich Clemens von Weilburg et Maria Gertraud Reuschin;
Adolph Wilhelm Raabe wurde zunächst in Hachenburg genannt und zwar als Pate 1697: „Dn Adolph Wilhelm Rabe, Hofmeister Ihrer Excell Von Kirchberg“ und 1698: „aulae huius Magister und Praetor Camer de Kirchberg“ [Vorsteher/Aufseher dieses Hofes]; ab etwa 1700 war er mit seiner Familie in Hamm ansässig. Zurück