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Gründung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz

Das Logo des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.

Am 1. April 1960 fand im Schönborner Hof in Mainz die Gründungsversammlung des „Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Main e.V.“ statt. An der Sitzung nahmen 34 Personen teil, vor allem Mitglieder der Mainzer Universität und anderer wissenschaftlicher Einrichtungen – wie Archive oder Museen – aber auch Vertreter der Bezirksregierungen und des Kultusministeriums. Die Institutssatzung sah bereits die in den Grundzügen bis heute existierenden Strukturen vor: Das An-Institut der Universität sollte einen gemeinnützigen Verein als Basis haben. Die Vereinsorgane und Aufgaben waren zuvor von dem in der Gründungsversammlung dann auch zum ersten Vorsitzenden des Instituts gewählten Ludwig Petry und dem zweiten Vorsitzenden Johannes Bärmann zusammen mit dem Kultusministerium erarbeitet worden. Die Gründungsmitglieder des neuen Vereins waren Ludwig Petry, Johannes Bärmann, Alois Gerlich, Rudolph Walther, Kurt Voit (Rektor der Johannes Gutenberg-Universität), Hans Werle und Winfried Trusen; außerdem traten unmittelbar nach der Vereinsgründung auch die Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, das Hessische Hauptsstaatsarchiv Wiesbaden, das Landesarchiv Speyer sowie der Verband der rheinland-pfälzischen Volkshochschulen als institutionelle Mitglieder bei. [Anm. 1]

Bereits mit der Gründung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz 1946 hatte dort der Professor für Mittelalterliche Geschichte, Historische Hilfswissenschaften und Landesgeschichte am Mittelrhein, Heinrich Büttner, am Historischen Seminar der Universität mit der Arbeit über die Geschichte der Region begonnen. Im Herbst 1947 verfasste er eine „Denkschrift über die Aufgaben der mittelrheinischen Landesgeschichte an der Universität Mainz“, worin er bereits die Idee eines landesgeschichtlichen Instituts an der Universität begrüßte. Wenngleich dies an der noch im Aufbau begriffenen Universität nicht mehr als eine ferne Zukunftsvision war, entwarf Büttner schon weitreichende Pläne, welchen Großprojekten sich ein solches Institut widmen könne. Nachdem Büttner 1949 an die Universität Marburg gewechselt war, übernahm Ludwig Petry die Professur, welche ab 1953 zu einer eigenständigen Abteilung „Geschichtliche Landeskunde“ des Historischen Seminars aufgewertet wurde. Petry, nun Direktor dieser neuen Abteilung III des Historischen Seminars, bemühte sich um den Austausch mit der Landesforschung außerhalb der Universität und spätestens seit 1958 forderte er die Gründung eines eigenen „Instituts für Geschichtliche Landeskunde“. [Anm. 2]

In einem Memorandum legte Petry 1958 seine Pläne für ein landesgeschichtliches Institut dar und richtete noch im gleichen Jahr einen offiziellen Antrag zur „Einrichtung eines Instituts für Geschichtliche Landeskunde von Rheinland-Pfalz in Mainz“ an das rheinland-pfälzische Kultusministerium. Im Kultusministerium und in der Staatskanzlei wurde die Idee zwar grundsätzlich begrüßt, wegen finanzieller Engpässe des Landes sah die Regierung jedoch zunächst keine Möglichkeit ein solches Institut einzurichten. Letztendlich war es wohl das persönliche Engagement von Ministerpräsident Peter Altmeier, das dazu führte, dass die Regierung für den Landeshaushalt 1960 dann doch noch einen Zuschuss für ein Institut für Geschichtliche Landeskunde einplante. Dies ermöglichte schließlich die Gründung des Instituts im Jahr 1960. [Anm. 3] Nachfolger von Gründer Ludwig Petry waren in den über 50 Jahren, die das Institut nun besteht, Alois Gerlich, Michael Matheus und Franz J. Felten – derzeitiger Leiter ist Michael Matheus. [Anm. 4]

Heute zählt das Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. zu den traditionsreichen Stätten landesgeschichtlicher Forschung in Deutschland. Das interdisziplinär ausgerichtete Institut besteht (seit 1976) aus den beiden Abteilungen „Landes- und Verfassungsgeschichte“ und „Landeskundliche Sprach- und Volksforschung“. Es widmet sich der Erforschung der Geschichte des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz und der mit ihm historisch verbundenen angrenzenden Gebiete. Neben zahlreichen Forschungsprojekten aus allen Epochen der rheinland-pfälzischen Geschichte zählt das Institut vor allem die Vermittlung historischer Forschungsergebnisse für ein breites Publikum zu seinen Aufgaben. Diesem Zweck dienen neben verschiedenen Publikationsreihen zahlreiche Veranstaltungen wie Kolloquien, Vortragsreihen und Exkursionen. Das Institut ist ein „An-Institut“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und wird von einem Verein getragen, der zurzeit über 800 Mitglieder vor allem in Rheinland-Pfalz, aber auch in angrenzenden Regionen, dem gesamten Bundesgebiet und im Ausland hat. Schließlich ist das Institut für Geschichtliche Landeskunde Ansprechpartner in landes- und sprachgeschichtlichen Fragen für alle Interessierten. [Anm. 5]

Verfasser: Felix Schmidt

Verwendete Literatur:

  • Felten, Franz J. (Hg.): Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. 1960-2010, anlässlich des 50-jährigen Jubiläums hgg. v., Mainz 2010.
  • Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.: Das Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V., www.igl.uni-mainz.de/institut/institut.html (Aufruf 22.08.2016).

Erstellt am: 21.09.2016

Anmerkungen:

  1. Vgl. Felten, Franz J. (Hg.): Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. 1960-2010, anlässlich des 50-jährigen Jubiläums hgg. v., Mainz 2010, S. 30f.  Zurück
  2. Vgl. ebd., S. 17 und S. 22ff.  Zurück
  3. Vgl. ebd., S. 24f. und S. 29f.  Zurück
  4. Vgl. ebd., S. 36ff.; Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.: Das Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V., http://www.igl.uni-mainz.de/institut/institut.html (Aufruf 22.08.2016).  Zurück
  5. Ebd.  Zurück