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Alltagsgeschichte der Nachkriegszeit – nach Berichten von Zeitzeugen

von Herbert Schwedt

An[Anm. 1] einem Herbsttag im Jahre 1955 hielt der "Montan-Expreß" in der kleinen Gemeinde Föhren, im heutigen Kreis Trier-Saarburg gelegen. Dass er das tat, gegen jeden Fahrplan, hatte einen guten Grund: der letzte Föhrener, der in sowjetischer Kriegsgefangenschaft gewesen war, kehrte heim. Er wurde feierlich begrüßt, alle Häuser waren mit Fahnen geschmückt; seine Braut hatte seit 1944 auf ihn gewartet.

In gewisser Weise mag das für die Föhrener, mag das für die Deutschen das Ende der Nachkriegszeit bedeutet haben. Das Ende des Zweiten Weltkrieges lag mehr als ein Jahrzehnt zurück, der Wiederaufbau des Landes war in vollem Gange und weit vorangeschritten: die Kriegsgefangenen in Russland freilich hielten die Erinnerungen an Krieg und Schuld wach. Nun hatte Konrad Adenauer sie freiverhandelt, man ließ die Glocken läuten und konnte sich den wichtigen Geschäften der Zukunft zuwenden.

Das Ende der Nachkriegszeit ist nie proklamiert worden, wenn auch Ludwig Erhard –"Wir sind wieder wer" – Entsprechendes im Sinn gehabt haben mochte. Eine solche Proklamation wäre auch, aus offenbaren Gründen, unsinnig gewesen, und sie soll hier nicht nachgeholt werden. Dennoch spricht vieles dafür, dass sich ab der Mitte der fünfziger Jahre eine Wende vollzog, ein Wandel der Lebensstile, der Perspektiven. Unser Blick ist auf die Zeit zuvor gerichtet, auf das Kriegsende und die Jahre danach. Dabei geht es um Antworten auf die Frage, wie die breite Bevölkerung unseres Landes die Nachkriegszeit erlebt hat, wie die Menschen auf die oft unglaublichen Herausforderungen jener Jahre reagierten, wie sie ihr Leben einrichteten, ihre Kultur – eben die Volkskultur – installierten und – nicht zuletzt – woran sie sich erinnern. Sie erinnern sich in verschiedener Weise, und hier zeigen sich zunächst deutliche regionale Unterschiede. In einer kleinbäuerlich strukturierten Gemeinde im Westerwald, die den Krieg relativ schadlos überstanden hatte und wo es zu existentieller Not nicht kam, wurde über andere Themen gesprochen als von damals halb verhungerten Städtern, die in Ruinen hausten. In der nach der sinnlosen Ardennen-Offensive gnadenlos zerstörten Westeifel gab es andere Probleme als in Rheinhessen, wo viele Evakuierte aufgenommen werden mussten, und das strukturiert Erinnerungen ebenso wie der doch recht fundamentale Unterschied zwischen denen, die hamsterten, und den anderen, bei denen gehamstert wurde.

Das leuchtet unmittelbar ein; wesentlich sind aber auch geschlechtsspezifische Muster des Erinnerns. Frauen haben ihr Gedächtnis, wie sich immer wieder zeigte, nach anderen Regeln geordnet als Männer. Zwar wussten sie, um ein Beispiel zu nennen, Bescheid über die seinerzeit verbreitete – und selbstverständlich verbotene – Schnapsbrennerei, aber die Erinnerung daran hat keine zentrale Bedeutung. Wenn dagegen eine Frau, wie geschehen, nach fast einem halben Jahrhundert noch genau weiß, dass ein Kriegsgefangener, in elendem Zustand heimgekehrt, 42 Kartoffelpuffer auf einmal verspeiste, dann mag das vielleicht kennzeichnend sein für die Sorge der Frauen um das oft so fragile Wohl ihrer Angehörigen.

Solchen Unterschieden – und es gibt noch mehr davon – steht eine Gemeinsamkeit gegenüber: die Nachkriegszeit begann für unsere Gesprächspartnerinnen und -partner nicht etwa mit der Kapitulation des Deutschen Reiches; bemerkenswert ist hingegen, dass unsere Gesprächspartner das jeweilige Datum des Einmarsches der amerikanischen Truppen präzise im Gedächtnis hatten, meist auch die Uhrzeit. Sie vermochten, soweit sie zu dieser Zeit am Ort und nicht in Gefangenschaft oder Krieg waren, auch die näheren Umstände dieses Geschehens genau zu schildern; aber nahezu alle griffen zurück auf die Ereignisse, die dem Ende des Krieges vorausgingen. Das kann nicht wundern, denn Sorge und Not waren allgegenwärtig, Tod und Zerstörung häufig. Auch Erinnerungen an Evakuierungen – aus zerbombten Städten, aus der "roten Zone" – begegneten oft genug. Diese Verknüpfung ist deshalb legitim und richtig, weil sie die Nachkriegszeit als Wirkung, den Krieg als Ursache versteht, aber ihr kann hier nur begrenzt gefolgt werden. Zudem ist die Geschichte des Zweiten Weltkrieges für viele Orte und manche Landschaften gut aufgearbeitet worden.[Anm. 2] Es ist aber doch zu betonen, dass das öffentliche kulturelle Leben in Stadt und Land während des Krieges verödet war. Theater und Konzerthallen wurden 1944 geschlossen, zuvor schon waren, in der Regel spätestens seit Beginn des Russlandfeldzuges, die im Rheinland üblichen Bräuche und Feste verschwunden: Kirchweihfeste gab es ebenso wenig wie Fastnachtsveranstaltungen oder Jahresfeuer. Das zu wissen ist wichtig für das Verständnis des Geschehens in den Jahren nach Kriegsschluss. Darüber hinaus kehrten in den Erzählungen unserer Zeitzeugen einige Motive mit so großer Regelmäßigkeit wieder, dass ihnen einige Bemerkungen gelten müssen; auch deshalb, weil auf diese Weise vieles von der psychischen Situation der Menschen in jener Zeit deutlich gemacht werden kann.

In allen Landesteilen und besonders in ländlichen Gebieten ist die Erinnerung an die schon erwähnten "Jabos" wach. Im Tiefflug jagten sie über die Gebiete, die noch in deutscher Hand waren, und schossen, so die Berichte, "auf alles, was sich bewegte" – keineswegs nur auf deutsche Soldaten. "Die Angst vergeß ich nie", sagte ein Mann aus dem pfälzischen Steinwenden, und eine Frau aus Landstuhl erzählte von einem Mädchen, das, draußen auf dem Acker, unter einem Wagen Schutz gesucht hatte, dem aber trotzdem beide Beine abgeschossen worden waren. Aus Hattgenstein bei Birkenfeld schrieb, mit Datum vom 15. März 1945, ein Mädchen seinem Bruder im Feld: "Wir haben schon einige Tage Sonnenschein, doch es traut sich niemand mit dem Gespann aufs Feld, und wenn die Schießerei so weitergeht, kann überhaupt nichts mehr gearbeitet werden. Man hat auch keine Lust mehr, über die Sonne kann man sich nicht mehr freuen, und ich hatte sie immer so gern."[Anm. 3] Nur in der Dunkelheit konnten die Toten bestattet, die Lebensmittelkarten ausgegeben werden. In Marienberg im Westerwald fand die Konfirmation des Jahres 1945 früh um 6 Uhr statt – später wäre der Gang zur Kirche für die Konfirmanden zu gefährlich gewesen. Man suchte, wie auch bei sonstigen Angriffen, Schutz in Kellern, wo vorhanden, in Bergwerksstollen. In Bettingen in der Eifel ging der Pfarrer Johannes Nickenig durch heftigen Beschuss von Keller zu Keller, um die Verängstigten aufzurichten. Er schlug vor, eine Wallfahrt nach Weidingen zu geloben, um die Bedrängnis abzuwenden. Tatsächlich, so berichtete Christine Grohsjean, gab es danach keine Toten und Verletzten mehr in Bettingen, im Sommer 1946 wurde das Gelübde eingelöst.[Anm. 4] Gelegentlich wird in Erlebnisberichten aus diesen letzten Kriegswochen im Rheinland auch bittere Kritik am sinnlosen Kriegsgeschehen geäußert. Am 17./18. März, es war ein Wochenende, notierte Marta Schweinfurth aus Daubach im Naheland: "Es war, als ob die Natur uns in ihrer besonderen Prachtentfaltung zeigen wollte, wie schön es sein könnte, wenn ... ja wenn ... die Menschen nicht so dumm wären in ihrem Vernichtungsdrang."[Anm. 5]

Es scheint, als kristallisierte in dem Erleben dieser Gefahr und in dem so vielfältigen Erzählen davon das Entsetzen und die Angst dieser Tage, das hilflose Ausgeliefertsein an eine unbekannte Übermacht, die Furcht vor einer höchst ungewissen Zukunft. Deshalb auch gehört dieser Komplex von Berichten in unseren Zusammenhang. Im Umkreis dieser Erinnerungen finden sich auch die – weniger dramatischen – an die Errichtung (und Entfernung) der sogenannten Panzersperren, von deren Wirkungslosigkeit offenbar auch damals alle überzeugt waren. „Was ist der Unterschied zwischen einem Wurstzipfel und einem Panzergraben?“ lautete eine Scherzfrage. Die Antwort: "Es gibt keinen. Beide sind für die Katz!"[Anm. 6] Da es an Männern fehlte, mussten meist Frauen und Mädchen die Sperren aufbauen oder Gräben ausheben, und manchmal verpflichteten die Amerikaner nach ihrem Einmarsch die gleichen Personen zur Beseitigung.

Ein zweiter Erzählkomplex – neben Bombardierungen, Artilleriefeuer und Jabo-Beschuss – ist um die Übergabe und das Einrücken der Amerikaner angesiedelt. Vielleicht ist es, fünfzig Jahre danach, nicht ganz überflüssig, daran zu erinnern, dass noch der letzte Weiler "bis zum letzten Mann" zu verteidigen war: Kapitulieren war lebensgefährlich. Wer nach dem Abzug der deutschen Truppen eine weiße Fahne – das war oft ein Betttuch oder ähnliches – hisste, riskierte, von letzten SS-Leuten standrechtlich erschossen oder aufgehängt zu werden – so geschehen in Hechtsheim und Ingelheim.[Anm. 7] In anderen Fällen wurde wirklich verteidigt, und das zog unweigerlich intensiven Beschuss durch die Amerikaner nach sich. Bei der Bevölkerung waren besonders SS-Einheiten als Verteidiger gefürchtet. Marta Schweinfurth berichtete über das Schicksal des Dorfes Eckweiler: "Der Pfarrer ging zum Ortsbürgermeister, um über die Situation mehr zu erfahren. – Die Dorfältesten hatten noch in der Nacht stundenlang den Offizier bestürmt und angefleht, das Dorf zu verlassen. Dieser aber – total von seinem Fanatismus verblendet, widersetzte sich allen Vernunftgründen und drohte, jeden zu erschießen, der seine Befehle nicht befolgt. – Wir waren nun verurteilt, diese Wahnsinnsfrüchte zu ernten."[Anm. 8] Der Ort wurde verteidigt und stand kurz darauf in Flammen. Anderwärts konnte dieses Schicksal durch mutige Taten abgewendet werden. Im Hunsrückdorf Mengerschied hatten, so wurde erzählt, die alten Männer die weiße Fahne rausgehängt und wurden daraufhin von SS-Leuten – "die waren ganz schlimm" – mit Erschießungen bedroht. Der entgingen sie, weil die SS-Soldaten unmittelbar darauf flüchteten.[Anm. 9] Auch im rheinhessischen Dorf Mommenheim, wie in vielen anderen Orten, hingen weiße Fahnen an vielen Häusern: "Um weitere Zerstörungen zu verhindern, zog der Mommenheimer Adam Diehl den Amerikanern mit einem weißen Tuch entgegen"[Anm. 10] – und das erforderte schon Courage.

Ein großes Problem, das den Zeitzeugen sehr gut in Erinnerung ist und auch in der Literatur immer wieder erwähnt wird, war das Öffnen oder Beseitigen der Panzersperren vor dem Einrücken der gegnerischen Truppen. Selbstverständlich war es strikt verboten, bei Todesstrafe, und ebenso selbstverständlich war es notwendig, um die Gefahr der Beschießung abzuwenden. Bemerkenswert ist, dass dabei oft Frauen tätig wurden. So in Nierstein[Anm. 11] und im pfälzischen Bellheim: Dort hatte ein Volkssturm-Offizier das Öffnen der Sperren untersagt, seiner Order allerdings hinzugefügt: "Was die Frauen tun, geht mich nichts an". Daraufhin entfernten Bellheimer Frauen nachts die Hindernisse, am Kirchturm wurde eine weiße Fahne aufgezogen.[Anm. 12] Zu einer Konfrontation wäre es fast in Godramstein gekommen. Dort befahlen SS-Leute einer Volkssturm-Einheit die Schließung der Sperren. Die widersetzte sich dem Befehl auf die einfachste und vernünftigste Weise: sie verschwand.[Anm. 13] Häufig spielten bei diesen Aktionen – Öffnen der Sperren, weiße Fahne, erste Verhandlungen mit den Amerikanern – Bürgermeister und Pfarrer eine wichtige Rolle.

Die Zivilbevölkerung war in dieser Phase in einer Situation verzweifelter Unsicherheit. Über das zu erwartende Verhalten des "Feindes" war kaum etwas bekannt. Die deutschen Soldaten waren entweder Objekte des Mitleids – man half ihnen oft genug, wenn sie auf der Flucht waren – oder der Furcht, wenn sie sich zu einer sinnlosen Verteidigung entschlossen. Dazu kam der schon erwähnte sogenannte Volkssturm, der nach vielen Berichten nicht selten zur zwar vernünftigen, aber keineswegs ungefährlichen Selbstauflösung tendierte. Und dazu kamen schließlich Gerüchte wie die, dass die älteren Jungens (unter 16 Jahren) "über den Rhein" müssten, um dort noch zu Soldaten ausgebildet zu werden – manche flüchteten sich daraufhin in Verstecke. Berichte darüber zu lesen und vor allem zu hören ist nicht nur bewegend; um das Geschehen in den folgenden Jahren zu verstehen und richtig einzuschätzen, sind sie als Dokumente der Angst, der Hilf- und Trostlosigkeit, oft aber auch persönlichen Mutes unerlässlich.

Das gilt auch für die Erzählungen über den Einmarsch der Amerikaner und die unmittelbare Zeit danach. Nach unseren Eindrücken wurden sie von der Bevölkerung kaum als Befreier von der NS-Diktatur begrüßt,[Anm. 14] aber immerhin: "Die Angst war weg", wie ein Informant formulierte: die Angst vor den Jabos und Artilleriegranaten ebenso wie die vor fanatischen SS-Helden. Die Beschlagnahmung von Häusern, die Abgabepflicht für Radios und Fotoapparate, die Ausgangssperren scheinen, so lassen die Berichte vermuten, eher als unabänderlich hingenommen worden zu sein. Vielmehr ist heute noch eine gewisse Erleichterung darüber zu spüren, dass zwar die Unsicherheit groß war, die Amis aber nett waren – wobei es zweifellos Unterschiede, auch regionaler Art, gab. Kennzeichnend für die Ungewissheit ist eine Notiz von Susanne Sondag: "Da waren sie nun, die Leute aus dem Wunderland Amerika, auf deren Kommen wir zwar seit dem Zusammenbruch der Ardennenoffensive gewartet hatten, die uns aber gleichwohl nicht eigentlich willkommen waren. Standen wir ihnen doch gedemütigt und vollkommen schutz- und rechtlos gegenüber. Was würden sie wohl mit uns anfangen?"[Anm. 15] Und eine Informantin aus Ramstein erinnerte sich an Schokolade und Kaugummi, welche die Soldaten den jungen Mädchen zuwarfen, die sie aber nicht nahmen: "Einen Stolz hat man immer gehabt" – noch war man sich fremd. Wo man sich kennenlernte, da geschah das häufig über Kirche und Religion. Die schon zitierte Marta Schweinfurth wurde von einem Offizier aufgefordert, auf einem Harmonium zu spielen (die näheren Umstände müssen hier nicht interessieren). Sie wählte das Lied „Jesus Heiland meiner Seele, laß an deine Brust mich fliehn“, der Offizier sang in englischer Sprache mit. „Er bat mich weiterzuspielen und holte seine Mundharmonika heraus, um mitzuspielen. Andere kamen herein und hörten zu. Nach einer Weile schaute er mich prüfend an und sagte: ‘Ich glaube an Jesus'. – Ich antwortete: 'Ja, ich auch'. Strahlend reichte er mir die Hand und meinte: 'Dann sind wir Bruder'. Ich verstand was er meinte und nickte fröhlich - 'ja – wir sind Bruder'. Ich wußte, nie würde ich diese erste Begegnung mit dem 'Feind' vergessen.“[Anm. 16] Ein ähnlich bewegendes Dokument aus einem Hausbuch[Anm. 17], verfasst von einer Frau in Dichtelbach im Hunsrück, mag dieses Kapitel beschließen: "Wir waren zu dritt in der Kirche, mein Mann, die Tochter Meta und ich. Aber wie staunten wir alle, jeder hatte gehofft, dass H. Pfarrer Pfaff predigen würde, aber wir sahen nur Amerikaner. Auf dem Altar hatten sie eine rotbraune Decke gebreitet, das Kreuz stand darauf und noch 2 brennende Kerzen. Rechts saßen die Amerikaner und links wir Deutsche. Am Altar stand ein kleines Harmonium, das spielte ein Ami. Sie verteilten noch ihre Gesangbücher, dass wir mitsingen sollten. Die Soldaten sangen die Lieder, ein Ami hielt danach die Predigt in englisch, wir verstanden kein Wort. Zum Schluss gingen noch die Soldaten zum Abendmahl, sie tauchten die Hostie in den Wein dabei ... Seit die Amis da sind, habe ich noch nicht geweint, aber in der Kirche kamen mir die Tränen."

Das war am 25. März 1945. Noch ließ die Kapitulation auf sich warten, aber in Dichtelbach wie anderwärts hatte die Nachkriegszeit begonnen. Es begann die Zeit und damit die Kultur der Not.

Am 27. Februar 1945 notierte Erich Kästner in seinem Tagebuch: "Das Dritte Reich bringt sich um; doch die Leiche heißt Deutschland."[Anm. 18] Rainer Gries spricht im Rückblick von den Kölnern als von "Höhlenmenschen der Neuzeit"[Anm. 19], Helga Grebing von einer „Notgesellschaft“[Anm. 20], und Hermann Glaser sieht neben "den Enklaven ländlicher, friedlicher Abgeschiedenheit die Zonen verbrannter Erde"[Anm. 21]. Das kann missverständlich sein, kann meinen lassen, dass das Land den Krieg halbwegs unbeschadet überstanden hätte; die Westeifel belegt das Gegenteil, zum Exempel sei nur an das Dorf Brandscheid am Fuße der Schneifel erinnert, das "Verdun der Eifel".

Die Not der unmittelbaren Nachkriegszeit ist heute für viele tatsächlich nicht mehr vorstellbar – eine Abmagerungsdiät ist doch etwas grundsätzlich anderes als das dauernde Vegetieren mit 1000 oder gar 700 Kalorien pro Tag. Es ist notwendig, diese Trümmer- und Hungerkulisse zu skizzieren, um die Bedingungen zu verstehen, unter denen sich die Anfänge des kulturellen Lebens in Stadt und Land entwickelten.

Es mangelt nicht an Daten, die das Elend jener Jahre ahnen lassen – Daten über Zerstörung, Flucht, Hunger, Vertreibung. Sie sagen allerdings nichts über das persönliche Leid, das Millionen von Menschen und Familien zu tragen hatten: den Verlust von Angehörigen, von Heimat, auch von Besitz. Zwar hatte es sich "ausgehitlert" – der Ausdruck fiel in einem der Gespräche –, aber die deutsche Gesellschaft als ganzes war durch die "selbstverschuldete Katastrophe"[Anm. 22], durch Kriegs- und Nachkriegsereignisse traumatisiert. Das in einem ganz konkreten Sinne: wer in der Stadt Mainz in den Tagen vom 1. bis zum 20. März 1945 57 Fliegeralarme mit insgesamt 187 Stunden Dauer auszuhalten hatte, dessen Psyche konnte nicht mehr ganz unbeschädigt sein. Und dazu gab es hier seit dem großen Bombenangriff vom 27. Februar weder Strom noch Gas noch Wasser; der Neue Mainzer Anzeiger vom 22.3.1946 sprach von einer "todwunden Stadt", der Zerstörungsgrad lag bei 54 %.[Anm. 23] Ludwigshafen und die BASF waren eine "Ruinenlandschaft"[Anm. 24], in Pirmasens war der „Stadtkern fast ganz ausgelöscht“[Anm. 25], Koblenz glich einer „Trümmerwüste“[Anm. 26].

Nicht anders in vielen kleinen Städten und Dörfern. "Aus dem blühenden Städtchen Mayen war eine Steinwüste geworden"[Anm. 27] – es war zu 64 % zerstört. In Zweibrücken lag der Zerstörungsgrad bei 73 %, in Prüm bei 80 %.[Anm. 28] Von 1100 Häusern in Bitburg lagen 800 völlig in Trümmern, von den übrigen war kein einziges unbeschädigt.[Anm. 29] Johannes Nosbüsch nennt Bitburg „eine tote Stadt, aber auch eine Stadt der Toten“.[Anm. 30] Besonders schlimm sah es vielerorts in der „Roten Zone“ entlang der ehemaligen Reichsgrenzen aus, so genannt nach der Markierung in den Artilleriekarten. "Eine Landschaft in Moll" überschrieb ein Journalist der Rhein-Zeitung noch im Februar 1949 seinen Bericht über eine Reise in die Eifel: "Es ist ein Land der Not ... der chaotischen Zerstörung. Das Auge weiß kaum so viele Zeichen der Vernichtung aufzunehmen."[Anm. 31] Zu den Zerstörungen kam der Mangel an allem, vor allem an Lebensmitteln. Trotz komplizierter Bewirtschaftung sank im Winter 1946 die Kalorienzahl pro Person und Tag auf unter 1000, im Trierer Raum gab es monatlich für jeden zehn Pfund Brot – 1939 waren es 9600 g gewesen.[Anm. 32]

Kein Zweifel, die Katastrophe war selbst verschuldet, ganz und gar. Aber sie war unbeschreiblich, vor allem für Stadtbewohner; vor allem für die Schwächsten: die alten Leute, die Kinder, die Frauen. Ist es, dieses Szenario vor Augen, nicht frivol, nach Kirmes und Karneval, nach Tanz und Theater zu fragen? Das wird sich zeigen müssen. Zunächst gab es tatsächlich andere Probleme: die Sicherung des alltäglichen Überlebens, das große Aufräumen. Beim ersten, dem Überleben, halfen in den großen Städten Wärmehallen und Suppenküchen: In Mainz teilte die Caritas im Juni 1946 27.000 Essen aus,[Anm. 33] in Trier wurden im Winter 1945/46 täglich bis zu 5000 Essen ausgegeben[Anm. 34] – freilich: was waren das für Essen, was für Portionen – pro Mahlzeit wurden 2 g Fett verwendet! Bei der Beseitigung von Trümmern waren oft Frauen und alte Leute maßgeblich beteiligt: "Die Männer waren ja nicht da!" In Mainz waren, nach einem Zeitungsbericht vom 26.10.1946, 6000 Menschen in freiwilligem Einsatz. Für viele Dörfer galt das gleiche. Totes, verbranntes Vieh lag, zum Beispiel nur, in Mengerschied herum: "Das war das Schlimmste!" erinnert sich ein Informant. Man vergrub es in Bombentrichtern.

In dieser Situation war gegenseitige Hilfe notwendig, und sowohl in den Gesprächen als auch häufig in der Literatur ist von einem Zusammenrücken der Menschen in Familie und Nachbarschaft die Rede. Von diesem Zusammenrücken und Zusammenleben in bedrückenden Verhältnissen soll im folgenden die Rede sein. Dabei soll der Blick auf drei Bereiche gerichtet werden, die auch von unseren Gesprächspartnern und -partnerinnen immer wieder als bedeutungsvoll für die erste Zeit nach dem Krieg hervorgehoben wurden: den der informellen, privaten Geselligkeit, den der kirchlichen Feiern und Begehungen, auf das Wiederaufleben traditioneller Bräuche und Feste, hier besonders erster Tanzveranstaltungen, von denen überall besonders intensiv berichtet wurde.

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Feiern und Feste zwischen Ruinen

Dass es informelle Geselligkeit, dass es private Feste auch in der unmittelbaren Nachkriegszeit gab, war unseren Informanten selbstverständlich. Im Gegensatz zu öffentlichen hatte es sie ja auch während des Krieges gegeben: Geburtstage, Hochzeiten, Weihnachtsfeiern. Dass sie nun sehr bescheiden ausfallen mussten, liegt auf der Hand, und das wurde oft auch als bedrückend empfunden: „Es waren die ärmsten Weihnachten (1945; die Verf.) unseres Lebens. - Nun sind die Weihnachten vorbei, es waren die traurigsten seit Jahren. Selbst im Krieg waren sie nicht so arm wie in diesen Tagen.“[Anm. 35] Vor dem Fest hatte es noch eine Sonderzuteilung gegeben: jeder Erwachsene über 18 Jahren erhielt 40 Zigaretten (oder 10 Zigarren oder 40 g Tabak), jeder Erwachsene auch eine halbe Flasche Wein. Was private Feste, etwa der Nachbarschaft, betrifft, so ist der Satz einer Frau aus dem Hunsrück geradezu klassisch zu nennen: "Ja, sicher wurde gefeiert, aber es durfte ja nicht gefeiert werden." Man wusste sich zu helfen, auch als die Amerikaner im Juli 1945 durch die Franzosen abgelöst wurden: die "waren wieder ganz streng." Aber deren scharfe Anordnungen waren gelegentlich leicht zu umgehen: "Weil Ausgangssperre war, stieg man abends über die Hofmauer rüber zu den Nachbarn," hieß es in einem pfälzischen Dorf. Gerade die Dichte der nachbarlichen Kontakte in jener Zeit wurde in den Interviews betont (und ihre spätere Lockerung bedauert).

Von größter Bedeutung für viele Menschen waren, nach Jahren der Kirchenfeindlichkeit, die ersten öffentlichen kirchlichen Begehungen, und hier ist an erster Stelle das Fronleichnamsfest mit seinen Prozessionen zu nennen. Dazu liegen aus den katholischen Landesteilen ergreifende Beschreibungen vor, so von Johannes Nosbüsch, der im Jahre 1945 die erste Fronleichnamsprozession nach dem Kriege in der Westeifel erlebte: "Mochten die Altäre am Prozessionsweg auch noch so ärmlich zusammengezimmert sein, sie waren in ein Blütenmeer getaucht, das an Fülle kaum zu überbieten war. Und wer hätte es gedacht: Nicht nur fehlte es gerade in diesem Jahr nicht an Blumen, auch Vasen gab es in Hülle und Fülle, in Gestalt nämlich der zahllosen Messingkartuschen, großen und kleinen, die auf der Feldflur verstreut lagen. Man brauchte sie nur ein wenig zu polieren, und schon glänzten sie, dass es die wahre Pracht war. So konnte das erstmals seit Jahren wieder unter freiem Himmel gesungene 'Ecce panis angelorum' wahre Schauer der Ergriffenheit entfachen."[Anm. 36]

Kein Zweifel, dass die ersten Fronleichnamsprozessionen nach dem Kriege zumindest von den Katholiken als etwas ganz Herausragendes empfunden wurden. Dafür gab es gewiss mehrere Gründe: Der Krieg mit seinen Ängsten und Gefahren war vorüber, die Kirchen waren unangefochtene Autoritäten in einer Zeit unsicherer Orientierungen. Vor allem aber wurde mit Freude begrüßt, dass die staatlichen Repressionen gegenüber den Kirchen und kirchlichen Riten der Vergangenheit angehörten. Das galt auch und ganz besonders für das Fronleichnamsfest mit seinem demonstrativen Charakter. Zwar war es von den Nationalsozialisten nie förmlich verboten worden, musste aber doch zunehmende Einschränkungen erfahren. So wurde es 1941, wie auch das Fest Christi Himmelfahrt, auf den darauf folgenden Sonntag verlegt. Zuvor schon waren Kirchenfahnen als Schmuck der Häuser am Prozessionsweg verboten worden (Hakenkreuzfahnen blieben erlaubt),[Anm. 37] zunehmend wurden Prozessionen auf Kirchplätze[Anm. 38] oder ins Kircheninnere zurückgedrängt. In Ahrweiler "verbot die Gestapo den Sebastianern (der Sankt Sebastianus-Schützenbruderschaft; die Verf.) im Herbst 1938 für die Zukunft die Teilnahme an den kirchlichen Feierlichkeiten zu Fronleichnam. Daraufhin unterließen sie seit 1939 aus stillem Protest gegen diesen kirchenfeindlichen Eingriff alle ihre traditionellen Festlichkeiten weltlicher Art um die Fronleichnamszeit."[Anm. 39] Die Prozessionen in den ersten Nachkriegsjahren sind also wohl auch als eine Demonstration gegen die – nun überwundenen – Zwangsmaßnahmen gegen die katholische Kirche zu verstehen; die evangelische, die derartige öffentliche Begehungen kaum kennt, hatte in diesem Bereiche also auch keine Schwierigkeiten, wohl aber in anderen, etwa dem der Jugendarbeit, die von Himmler schon 1935 strikt auf kirchlich-religiöse Tätigkeiten begrenzt worden war. "Ausdrücklich verboten war es ihnen, Uniformen und Abzeichen zu tragen, Aufmärsche, Wanderungen und Zeltlager durchzuführen oder auch nur Fahnen und Wimpel zu verwenden."[Anm. 40] Demonstrativ wurde vielerorts auch die Rückführung der Kreuze in die Schulen begangen, aus denen sie in der NS-Zeit hatten entfernt werden müssen – im Regierungsbezirk Trier im Jahre 1937.[Anm. 41] Und mit den Kreuzen kehrte auch der Religionsunterricht in die Schulsäle zurück.

Die Frömmigkeit dieser Zeit fand ihren Ausdruck in vielen regionalen, bald auch überregionalen Wallfahrten, die rasch wieder auflebten. "Zehntausende beim Rochusfest", hieß es 1946 in der Mainzer Presse,[Anm. 42] Tausende aus der Vorderpfalz nahmen im gleichen Jahr an einer Jungmänner-Wallfahrt zum Speyerer Dom teil, Zehntausende versammelten sich bei den Diözesan-Jugendtagen in Trier. Die kirchliche Jugendarbeit nahm einen mächtigen Aufschwung, ungeachtet der bedrückenden Lebensumstände. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die Tatsache, dass die Kirchen Schutzräume boten und als solche auch von der Besatzungsmacht toleriert wurden. Wenn etwa im Jahre 1945 Vereine und Versammlungen noch weithin verboten waren, so ließ sich doch eine geistliche Abendmusik arrangieren wie in Mainz, Speyer oder Landau, eine musikalische Feierstunde wie in Landstuhl, ein Gesangskonzert in der Galluskirche in Friesenheim. Auch Advents- und Weihnachtsfeiern in manchen Schulen – Ludwigshafen, Speyer – konnten gehalten werden. Im Amt Betzdorf, ein Beispiel für den engen materiellen Spielraum bei der Ausrichtung solcher Feiern, rief der Amtsbürgermeister die "Selbstversorger", also die Bauern, zu Spenden für die Weihnachtsfeier der 1500 Kinder des Amtes auf: Mehl, Milch, Fett, Eier und Obst wurden erbeten.[Anm. 43] Solche Spenden- und Sammelaktionen für Kinder gab es in den Notwintern in vielen Orten, vor allem in den größeren.

Weihnachtsfeiern waren nicht die einzigen Aktivitäten für Kinder – schon im Herbst 1945 gab es andere Feste, und damit sind wir bei dem Aufleben traditioneller Bräuche. In Koblenz ging am Martinstag der erste "Meerdes"-Zug durch die Straßen – eine etwas dramatische Angelegenheit. Es wurde schon zum 11.11.1945 ein Martinszug geplant und organisiert. Rudolf Bauer zitiert die Erinnerung eines Zeitzeugen: "Am Samstagabend nach der Komplet in St. Kastor stellte sich der Zug auf dem Kastorhof auf. Mit einer so großen Teilnahme hatten wir nicht gerechnet: Auf dem großen Platz wimmelten ungezählte Fackeln bunt durcheinander, Kindergärten und Schulklassen waren gemeinsam und vollzählig gekommen. Mit dem Koblenzer Martinslied 'Heiliger Sankt Meerdes...' setzte sich der Zug in Bewegung." Das Holz für das Martinsfeuer stammte aus den Trümmern, das Kostüm eines römischen Offiziers aus dem Fundus des Stadttheaters. Aber es gab Probleme: "Plötzlich stockte der Zug. Der französische Soldat, der am Augusta-Gymnasium – damals noch als Kaserne beschlagnahmt – Wache stand, fürchtete offenbar, hier rotte sich eine Demonstration zusammen. Er hielt den Zug an und nahm dem voranreitenden Martin den Säbel ab. Als der Soldat sah, welche Menge unter dem Rathausbogen nachquoll, schoß er einige Warnschüsse in die Luft und zog sich zurück. Die Kinder aber ließen sich nicht irremachen. Sie sangen lauter und gingen weiter, die Augen fest und strahlend auf die Fackel gerichtet, die jedes Kind vor sich her trug. In der Clemensstraße rollten uns Jeeps mit französischen Soldaten entgegen. Aber sie ließen uns weiterziehen und begleiteten uns bis zum Clemensplatz. Unter ihren aufmerksamen Augen brannten wir dort das Martinsfeuer ab, und als der Dechant zu den Kindern sprach, fuhren sie weg."[Anm. 44] Ein bemerkenswerter Beleg nicht nur für ein sehr frühes Martinsfest nach dem Kriege, sondern auch für das Verhältnis zwischen Besatzungsmacht und Bevölkerung, das zu dieser Zeit noch durch Unsicherheit und Spannung geprägt war.

Auch andere Jahresfeuer wurden bald wieder abgebrannt, so die Fastenfeuer – "Burg" oder "Hütt" genannt – in der Westeifel. Die letzten hatte es am Sonntag Invocavit 1939 gegeben, die ersten dann wieder 1946 – die Fastenzeit des Jahres 1945 war durch Kriegsereignisse bestimmt. Und manche dieser Feuer waren etwas ganz Besonderes, so in Daleiden. In der Nähe dieses Ortes befand sich ein Munitionslager, aus dem die jungen Burschen Werfergranaten holten. Die wurden aufgedreht, sie enthielten Pulver in Stangenform. Je drei davon wurden in eine Kartusche gepackt und im Feuer plaziert: "... und dann sind die Dinger geflogen – 100 bis 150 Meter hoch. - Das war unsere erste Hütt", und die Jugendlichen von damals erinnern sich sehr intensiv daran. Aber es gab auch Zwiespältigkeit, wie etwa Nosbüsch aus einem kleinen Dorf in der Westeifel berichtet: "Endlich durfte an diesem Tag auch wieder die 'Hütte' verbrannt werden; groß und klein waren versammelt, als die Männer des Dorfes das riesige Strohkreuz 'auf der Belz' aufrichteten. Da konnte einer der Männer folgende Äußerung nicht unterdrücken: 'Eijch haalen neist mih vu suen Kannereien. (Ich halte nichts mehr von solchen Kindereien)".[Anm. 45] Zu schrecklich waren die Erfahrungen des Krieges gewesen, als dass alle sich unbeschwert der Freude an Bräuchen und bescheidenen Festen hätten hingeben können. Besonders schwer war es für die Männer, die im Krieg gewesen waren; die, oft todkrank, aus der Gefangenschaft heimkehrten; für alle, die nahe Angehörige in Gefangenschaft hatten. Dieser Zwiespalt klang bei den Gesprächen immer wieder an. Es wurde von einer "riesigen Kluft" berichtet zwischen den jungen Männern, die im Felde gewesen waren und den anderen, die dieses Schicksal nicht getroffen hatte; und im Westerwald erinnerte sich ein damals aus dem Krieg Heimgekehrter an seinen ersten Besuch einer Fastnachtsveranstaltung: Er habe sich dabei wie in der Fremde gefühlt. Dieser Zwiespalt, dieses Unbehagen an der Fröhlichkeit in Trümmern und Ruinen, im konkreten wie im übertragenen Sinne, wird uns noch mehrfach begegnen.

So schon bei den ersten Tanzveranstaltungen der Nachkriegszeit. Lange Jahre hatte es keine mehr gegeben, spätestens seit dem Beginn des Russlandfeldzuges waren sie eingestellt worden. Die ersten Tänze, so die Erinnerungen unserer Gesprächspartner, wurden von den Franzosen initiiert oder selbst organisiert, und zwar zuerst von den Soldaten, später den "Holzmachern", die in den Mittelgebirgen das Reparationsholz einschlugen. Ein einheitliches Bild zu gewinnen, ist freilich kaum möglich – vieles scheint von den örtlichen Kommandeuren abhängig gewesen zu sein, wie ja schon Rothenberger bemerkte: "Man kann die Haltung der französischen Offiziere nicht auf einen Nenner bringen".[Anm. 46]

Unklar sind auch die Motive für solche Aktivitäten. Sicher können sie gelegentlich kulturpolitischer Natur gewesen sein – beim Karneval wird dies später recht deutlich werden. Hier ist an eine Einschätzung von Theodor Eschenburg zu erinnern: "Auf kulturellem Gebiet übertrafen die Franzosen wohl alle Alliierten. Kulturelle Aktivität ... sollte für Frankreich werben und zugleich die Härten der Besatzungspolitik überspielen."[Anm. 47] Aber galt das auch für Tanzveranstaltungen im dörflichen Wirtshaussaal? In Ramstein beispielsweise wurden dazu zunächst nur Mädchen eingeladen – um sie wird es wohl in erster Linie gegangen sein. Gell, da gehst du nicht hin! wurde eine Informantin von ihrer Mutter angewiesen. Mädchen, die mit Franzosen gingen, hatten einen schlechten Ruf, zweimal wurde vom Kahlscheren berichtet. In einem Tagebuch aus dem Hunsrück ist zu lesen: "Die Franzosen hielten zuerst alle 14 Tage, dann alle 8 Tage Tanzmusik. Erst war die Bevölkerung zurückhaltend, später aber liefen viele hin. Es gab Gelage, Schlägereien, und es traten Geschlechtskrankheiten auf. Man suchte nach all dem Elend irgendwie Vergessen in diesen zweifelhaften Vergnügungen. Auch hier knüpften sich Bande an, und eine Reihe von Mengerschieder Mädchen sind mit diesen ehemaligen Holzhauern verheiratet."[Anm. 48] Offenbar war es so, dass in einer ersten Phase diese Tänze ein erhebliches Konfliktpotential darstellten: zwischen Müttern und Töchtern, zwischen jungen Deutschen und Franzosen – von Schlägereien wurde des Öfteren erzählt. Dazu kommt, dass viele der aus Krieg und Gefangenschaft Heimgekehrten keinen Sinn für solche Veranstaltungen hatten: "Männer, die heimkamen aus Gefangenschaft, die haben sich damit schwergetan, die wollten nicht dahin gehen." Berichte über frühzeitige Eheschließungen zwischen deutschen Mädchen und Franzosen sprechen für eine doch recht rasche Normalisierung des Verhältnisses zwischen Bevölkerung und Besatzungsmacht.

Ein Hindernis dabei scheint ein kräftiges nationales Repräsentationsbedürfnis der Franzosen gewesen zu sein; das ist deshalb zu erwähnen, weil es in ausnahmslos allen Gesprächen thematisiert wurde. Eine Informantin im rheinhessischen Nackenheim erinnert sich, dass bei der ersten Fastnachtsveranstaltung – das war 1946 –, die unter französischer Protektion stand, "alle Augenblicke" die Marseillaise gespielt wurde; dabei musste man sich erheben, und das war zumindest lästig. Nicht als lästig, sondern als demütigend wurde der Zwang empfunden, die Trikolore zu grüßen, die offenbar in jedem Ort aufgezogen war. Zahllos sind die Geschichten über die Umgehung dieses Gebotes: Man wählte eine andere Straße – "Das war die damalige Verkehrsberuhigung" -, man ging barhäuptig, um den Hut nicht ziehen zu müssen, ein Bauer auf seinem Kuhwagen versteckte die Kapp unterm Arsch. Ein Informant verweigerte den Gruß, wurde auf die Kommandantur geführt und vertrat dort den Standpunkt, dass er nur Personen, nicht Gegenstände grüße – ihm geschah nichts. Andere wurden eingesperrt: "Ich hab gesess in Simmern!" Das konnte ein halbes Jahr dauern.

Gewiss ist, dass die Franzosen offenbar ein Interesse an der Stärkung lokaler Kultur hatten. Ein Beleg dafür sind etwa die Aktivitäten des Mainzer Stadtkommandanten Major Kleinmann, der nicht nur bei der Wiedergründung der Mainzer Universität, sondern auch bei dem Wiederaufleben der Mainzer Fastnacht eine zentrale Rolle spielte. Er war schon nach dem Ersten Weltkrieg in Mainz gewesen, kannte also die Stadt und ihre Bräuche. Schon im Oktober 1945, so erinnert sich Karl Moerlé, wurden "drei Männer aus der ersten und angesehensten Garnitur des Mainzer Karnevals – Moerlé, Glückert und Hilsenbeck – zu dem französischen Stadtkommandanten, dem Major Kleinmann, beordert. Solche Zitierungen verhießen selten Glück." Aber das unbehagliche Gefühl verflog rasch: „Er stellte die knappe Frage: 'Meine Herren, wann fangen Sie mit dem Wiedererstehen der Mainzer Fastnacht an?'"[Anm. 49]

Den Karnevalisten erschien, angesichts von Trümmern, Tod und Not, dieses Ansinnen schlichtweg als absurd. "Aber der französische Stadtkommandant kannte den politischen Karneval, verstand das Bürgerfest als Bewältigungsform jeglicher Not."[Anm. 50] Vorerst kam es freilich noch nicht zu einer richtigen Fassenacht, wohl aber zu dem legendären "Mainzer Abend", veranstaltet vom Mainzer Kulturbund. „Sie dürfen“, zitierte der Neue Mainzer Anzeiger vom 5.2.1946 den Eröffnungsredner Bernhard Fork, "von uns heute keinen Karneval, nicht einmal einen Ausschnitt daraus erwarten, wir wollen lediglich und schlicht einen Abend mainzerischer Art gestalten." Im Mittelpunkt stand ein von Laien gespieltes, von Karl Moerlé verfasstes Theaterstück "Ist das nötig?", ein "mit zeitnahen Pointen gespicktes, ironisierendes und doch auch besinnliches Gegenwartsbild."[Anm. 51] Ganz fehlte die Fastnacht freilich nicht: "Der Carneval blieb im Hintergrund", heißt es in demselben Zeitungsartikel, "einmal nur warf er einen schüchternen, fast wehmütig anmutenden Blick durch den Vorhang: Als Heinrich Hilsenbeck in der Rolle des 'Babbelnit' leise fragte, ob die Mainzer eines Tages wohl auch wieder ihre 'Gute Stube' haben würden, da pfiff Karl Bender, der junge 'Babbelnit', verstohlen die Melodie des Narrhallamarsches. Zum Beschluss des Abends stand dann, mit der alten, fast demonstrativ gezeigten Herzlichkeit begrüßt, 'unser' Seppel Glückert zwar nicht in der Bütte, aber hinter einem mit den mainzerischen Farben verhüllten Pult. Eine halbe Stunde lang sprach er in bewegten, gescheiten, ernsten und witzsprühenden Versen seinen Mainzern aus der Seele. Sie jubelten am hellsten auf bei seinem Ausruf: 'Mr kenne noch!' Sie werden es zeigen, die Mainzer, dass sie noch da sind."[Anm. 52]

Neben dieser gewissermaßen "verordneten" begann sich freilich die Fastnacht da und dort schon 1946 wieder zu regen. Alexander Link fand im Mainzer Stadtarchiv ein kleines, unscharfes Bild, welches die Kinder der St. Ignaz-Pfarrei bei einem Umzug durch die Ruinenlandschaft zeigt.[Anm. 53] Ähnlich in Speyer, einem Bericht der Rheinpfalz vom 6.3.1946 zufolge: "... weder Karneval noch Fasching sind an der Börse der Vergnügungswerte sonderlich gefragt. Aber das hat die Speyerer Buben nicht gekümmert, und eines Nachmittags liefen sie scharenweise mit bunten Papiermützen herum. Freilich: Den Erwachsenen gelingt es nicht so leicht, mit närrischen Illusionen über die Abgründe der Gegenwart zu gaukeln."[Anm. 54] Die Nackenheimer Fastnachtsveranstaltung wurde schon erwähnt; sie "stand unter Aufsicht", niemand durfte maskiert sein, pünktlich um 24 Uhr wurde sie beendet.

Was der wieder erstehende Karneval für viele Menschen bedeutete, mag eine Erinnerung des Karnevalisten Thomas Liessem belegen. Es geht, ausnahmsweise, um Köln, wo es schon 1946 einen spontanen, erst später einen organisierten Umzug gab: "Ich sah vor mir nicht mehr die vier Bannerträger und die Polizeikapelle in ihren Heroldsuniformen. Ich sah nur die Menschen, die sich so unbändig freuten und denen doch die Tränen in den Augen standen. Sie winkten aus den ausgebrannten Fensterhöhlen der Ruinen und benutzten ihre Taschentücher immer wieder dazu, ihre feuchten Augen zu trocknen. Ich beobachtete im Fenster eines notdürftig geflickten Hauses ein Ehepaar: Die Frau trug ein Kapotthütchen und ein Kostüm der 90er Jahre. Sie winkte und weinte gottserbärmlich, während ihr Mann sich mit verschränkten Armen an den Fenstersims lehnte und ohne Unterlaß schluchzte".[Anm. 55] So schwer es heute fallen mag, sich in die Gefühle der Menschen von damals hineinzudenken: Fastnacht und Karneval waren weniger Vergnügungen als vielmehr Zeichen der Hoffnung in einer unglaublich schweren Zeit.

Auf der anderen Seite begegnen wir auch in dieser Situation dem Unbehagen an dem Brauch, der eben ja doch mit Fröhlichkeit assoziiert wurde, in der Kulisse einer so harten Gegenwart. "Die Zeit ist noch nicht beruhigt und reif genug für den großen Karneval, allzu frisch sind die Wunden, die uns die bittere Vergangenheit beibrachte" – so der Neue Mainzer Anzeiger vom 1.3.1946. Im Oktober des gleichen Jahres bat das Dompfarramt "im Namen von zehn katholischen Pfarrgeistlichen den Mainzer Oberbürgermeister Dr. Emil Kraus ..., in dieser schweren Zeit die für 1947 geplanten Karnevals-Veranstaltungen abzusagen". Der OB gab das Schreiben an den MCV weiter, den Mainzer Carneval-Verein. Der entgegnete, er "verkenne keineswegs den Ernst der Lage und vergesse weder die Kriegsgefangenen noch das harte Los der Hinterbliebenen. Er wolle lediglich dazu beitragen, dass man sein altes Motto 'Lache unter Tränen, und du wirst ihrer Herr!' ein wenig verwirklichen könne".[Anm. 56] Alexander Link schließlich bietet die Abbildung eines – nicht datierten – Plakates aus Mainz, das einen Kriegsgefangenen zeigt und den Schriftzug: „Und Du feierst Karneval?“[Anm. 57] Welch eine komplizierte seelische Situation: man brauchte, wie viele Zeitzeugnisse zeigen, den Karneval, brauchte das Fest, und hatte ob dieses Bedürfnisses doch ein schlechtes Gewissen. Wie sich orientieren in dieser Widersprüchlichkeit? Die ungewisse Zukunft bot kaum Perspektiven, und gerade das Hungerjahr 1947 ermutigte nicht zum Optimismus. Da bot sich die Vergangenheit an, selbstverständlich die vor dem Beginn des Krieges, vielleicht eine noch frühere. War es nicht das Sicherste, an sie anzuknüpfen? Sollte man nicht versuchen, sie wiederherzustellen? Nicht selten forderten die Verhältnisse das geradezu heraus.

In vielen bäuerlichen Haushalten wurden in den Notjahren nach dem Kriege die alten Spinnräder von den Speichern geholt und reaktiviert – nicht aus nostalgischen Gründen, sondern weil Wolle käuflich nicht zu haben war und also, so man über Rohwolle verfügte, selbst gesponnen werden musste. Dieser Vorgang könnte in mancher Hinsicht als symbolisch aufgefasst werden – alte Fertigkeiten wurden wieder wichtig, alte Zeiten wurden in der Erinnerung zu guten. Als, wegen der schlechten Verkehrsverbindungen, ein Ludwigshafener Fuhrunternehmer zweimal täglich ein Pferdefuhrwerk nach Rheingönheim laufen ließ, da titelte die Rheinpfalz vom 13.4.1946: "Zurück zur alten Zeit" – und in vieler Hinsicht kann das als allgemeines Motto jener Jahre gelten. Gleichzeitig erzwang die Not Findigkeiten mannigfacher Art, setzte Kreativität frei: ein kultureller Prozess, auch wenn es um das pure Überleben ging.

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Überlebensstrategien

Begünstigt wurde dieses Sich-Einrichten in einer Mangelsituation durch eine gewisse Normalisierung (auch wenn man dieses Wort besser in Anführungsstriche setzen sollte) der Verhältnisse. Die Entnazifizierungsverfahren liefen, die Nürnberger Prozesse kamen zum Abschluss. Bei weitem nicht alle, aber doch viele Kriegsgefangene kehrten zurück, und das ließ die Zahl der Eheschließungen geradezu hochschnellen. In Kirchberg auf dem Hunsrück etwa gab es im Jahre 1948 (freilich schon das Jahr der Währungsreform) 56 Heiraten – 1938 waren es nur 37 gewesen.[Anm. 58] In der Stadt Ludwigshafen stieg die Zahl der Eheschließungen allein von März auf April 1946 von 742 auf 966.[Anm. 59] Das wiederum führte zu einem allmählichen Ausgleich der demographischen Strukturen, wenn auch der Frauenüberschuss weiterhin hoch blieb. Die Geburtenzahlen stiegen in der Folge; das Jahr 1949 war für Gemünden, wie die Hunsrücker Zeitung vom 3.1.1950 meinte, "mit 113 Geburten wohl das beste Geburtenjahr der letzten 30 Jahre". Normalisierung auch der politischen Verhältnisse: der September 1946 brachte Gemeinderats-, der Mai 1947 Landtagswahlen. Die „Adolf-Hitler-Straßen“ wurden wieder zu gewöhnlichen Hauptstraßen, die „Hitlerbäume“ fielen unter Axthieben. Die Repatriierung der Zwangsarbeiter begann, die der Polen war Mitte 1946 abgeschlossen.[Anm. 60] Etwa im Sommer 1947 waren rund 90 % des Eisenbahnnetzes wieder befahrbar.[Anm. 61] Mit dem Wiederaufbau des zerstörten Wohnraumes ging es naturgemäß langsam voran. Für die französische Besatzungszone wurden für das Jahr 1946 9,4 m2 pro Person errechnet,[Anm. 62] im November 1948 lebten in Koblenz noch 1200 Menschen in Kellern, Gartenlauben oder Baracken, 4068 Familien mit über 12.000 Personen waren auf Wohnungssuche, 1835 davon waren in beschädigten und überbelegten Wohnungen oder Notunterkünften untergebracht.[Anm. 63] Aber der Wiederaufbau kam in Gang, nicht nur in den Städten. Von den Zerstörungen in der Eifel, besonders der westlichen, war schon die Rede: in Irrel standen noch drei Häuser, in Ernzem war "so gut wie kein Stein mehr auf dem anderen", die Lage in Brandscheid war „hoffnungslos“. Hier war man auf Selbst- oder Nachbarschaftshilfe angewiesen. Gebaut wurde auf den alten Fundamenten, einheimischer Bruchstein war das Baumaterial. Das erste Glas gab es 1947, gegen Butter. Es ist vielleicht kennzeichnend, dass die Gebäude in der Regel fast exakt so wiedererrichtet wurden, wie sie vor der Zerstörung gestanden hatten – der heutige Besucher könnte sie für alte Bauernhäuser halten.

Eine detaillierte Chronik der Not und gleicherweise der "Instandsetzung" des täglichen Lebens ist hier nicht zu leisten. Indem aber die Überlebensstrategien als Überlebenskultur aufgefasst und interpretiert werden, bilden sie die Kulisse, vor der die bald einsetzenden Aktivitäten, vom Fußballturnier bis zum Weinfest, zu verstehen sind. Deshalb werden ihnen einige Stichworte gelten, und da steht der Hunger – und der Kampf gegen ihn – an erster Stelle. Die besonders verzweifelte Lage im Jahre 1947 ist schon erwähnt worden: der Winter 1946/47 war außerordentlich hart gewesen, ihm folgte ein Dürresommer. Die Kalorienzuteilung sank bis auf 1000 ab, gelegentlich lag sie unter dieser Zahl. In Ludwigshafen kam es zu Hungerunruhen, ebenso in Mainz und Kaiserslautern. Die Koblenzer Rhein-Zeitung titelte am 23.8.1947: "Stadtbevölkerung ohne Kartoffeln." Wie half sich in dieser Situation die Bevölkerung? Bei der Beantwortung dieser Frage soll die Aufmerksamkeit auf drei Bereiche gerichtet werden: den der Selbsthilfe, den der Tauschsysteme (schon die Fülle der mundartlichen Bezeichnungen für das Tauschen wäre eine Untersuchung wert!) und schließlich den der Kriminalität – oder was dafür gehalten wurde. Wichtig dabei ist, den Aspekt der Phantasie, der Kreativität im Auge zu behalten: "Die Findigkeit war groß!" sagte ein Informant in der Eifel, und auch Hedwig Brüchert-Schunk spricht von einem "bewundernswerten Erfindungsreichtum"[Anm. 64].

Wer keine Landwirtschaft hatte, und wer hatte die schon in den großen Städten des Landes, für den war ein Gemüsegarten um so wichtiger, zur Not konnte auch ein Trümmergrundstück bebaut werden. Wiederholt brachten die Tageszeitungen Aufrufe zur Selbsthilfe durch Eigenanbau, so die Rheinpfalz vom 10.4.1946: „Die Ernährungskrise zwingt zur Selbsthilfe. Nach Feierabend greife jeder zum Spaten. Sei nicht nur Verbraucher, sondern auch Erzeuger!“ Mit zunehmend kritischer Lage bedurfte es solcher Appelle immer weniger. Im Herbst 1947 konnte die Rhein-Zeitung berichten, dass 65 % der Gemüseernte in Kleingärten produziert worden sei;[Anm. 65] unklar ist, wie eine solche Zahl ermittelt wurde. Voraussetzung war, dass, wie in Koblenz, Parks in Gartenland umgewidmet wurden, und sicher ist, dass alles, was auf Balkonen und auf Fensterbänken gezogen wurde – Tabak vor allem –, in dieser Zahl nicht enthalten war. Die Zeitungen versuchten auch sonst zu helfen, so mit Hinweisen darauf, wie man aus Brennnesseln Spinat und aus Schafgarbe Brotaufstrich bereiten könne.

Auch bei der Fleischversorgung suchte man sich zu helfen; naturgemäß war hier das Kleinvieh von Bedeutung. Hühner wurden auf Balkonen, in Kellern, in Dachkammern, unter Betten und sogar in Kleiderschränken gehalten. Neben dem Trümmerhuhn gab es auch die Speichergeiß, und auf dem Lande, wo Ställe zur Verfügung standen, war die Schwarzhaltung (und später Schwarzschlachtung) nicht selten. Die dazu nötigen Ferkel waren selbstverständlich nicht frei erwerbbar. Ein Westerwälder Informant erinnert sich, dass man bis ins Oldenburgische fuhr, um Ferkel zu besorgen; die musste man dann, in Säcke verpackt, unter dem Eisenbahnsitz von einer Besatzungszone zur anderen schmuggeln. Damit sie still blieben, gab man ihnen Schnaps ein. Der war schwarz gebrannt: was sonst?

Daneben musste sammeln, wer sich versorgen wollte: je nach Jahreszeit Heidelbeeren, Pilze, Haselnüsse, Ähren nach der Getreideernte, Kartoffeln durch Nachhacken nach der Kartoffelernte, Eicheln. Vor allem aber Bucheckern, aus denen Öl gewonnen wurde. Glücklicherweise brachte das Jahr 1946 eine überaus reiche Ernte[Anm. 66] – zuvor schon hatten die Tageszeitungen regelmäßig über die Entwicklung der Buchenfrüchte berichtet.

Die "Findigkeit war groß" – in Dörrebach im Hunsrück wurde eine "Haferflockenmühle" erfunden, die im weiten Umkreis berühmt wurde. Anderwärts wußte man sich anderweitig zu helfen. Aus den Westwall-Bunkern und ihrer Umgebung waren Granatkartuschen zu holen. Plattgeklopft ließen sie sich zur Hauseindeckung verwenden, oder, zum gleichen Zweck, verkaufen. Andererseits konnte man aus diesen Kartuschen auch die ersten Blumenvasen herstellen; sie waren, in gut poliertem Zustand, phantastisch, und es gab sie, je nach Kaliber, in verschiedenen Größen. Versah man weggeworfene Stahlhelme, von denen es reichlich gab, mit einem Stiel, so ergab das ein brauchbares Gerät zum Füttern der Schweine. Wehrmachtskleidung wurde umgenäht und umgefärbt, Fahnen in vielerlei Weise verarbeitet.

Genug der Beispiele: dass sie sich nahezu beliebig vermehren ließen, ist der Generation der Zeitzeugen hinlänglich bekannt. Das gleiche gilt für den Tauschhandel, der so ausgedehnt war, dass es berechtigt ist, von einer damaligen Tauschgesellschaft zu sprechen. Alles wurde gegen alles verhandelt – einige wenige Beispiele, vielleicht etwas kurioser Art, müssen genügen: Brautkleid gegen Speck und Eier; Füllfederhalter gegen Brot; Tanzschuhe gegen Kartoffeln (1 Zentner); Wein gegen Kohlen, Wein gegen Heringe und Käse aus Bremen (Heringswein); ein Waggon Briketts gegen 1000 Weihnachtsbäume aus dem Westerwald – und so noch lange weiter. In einem hier nicht zu nennenden Ort kostete eine größere Behandlung beim Zahnarzt ein Ferkel, eine kleinere musste mit Butter entgolten werden. Für die völlig zerstörte Kirche in Irrel/Südeifel mussten Heiligenfiguren beschafft werden; man nennt sie heute noch "Äppelheilige", weil sie gegen Apfellieferungen erstanden wurden. Ähnliches im nahen Körperich – auch dort war die Kirche schwer beschädigt. Der Pastor wandte sich am Ostersonntag 1948 mit folgendem Aufruf an seine Pfarrkinder: "Für die Lieferung der Dachrinnen müssen wir – außer dem gesammelten Altmaterial – noch Erbsen in Zahlung geben. Ich bitte die Familien, die noch über Erbsen verfügen, mir anzugeben, welche Menge sie der Kirche überlassen können. Wir müssen das Geschäft in dieser Woche noch abschließen."[Anm. 67] Zwei Zentner Erbsen kamen zusammen, der Handel glückte. Dergleichen nannte man Kompensationsgeschäfte, und in allen größeren Städten existierten Tauschzentralen – Begriffe, die man heute kaum noch kennt. Von den vielen mundartlichen Bezeichnungen für tauschen war schon die Rede. Uns sind die folgenden begegnet: schrotteln, quanteln, fuggern, kozzeln, kuddeln. Überregional bekannt aber war und ist das Verb "hamstern", und über die Sache, die es benennt, gibt es unzählige Geschichten und Berichte.

Die Militärregierung versuchte mit Hilfe der – zunächst noch unbewaffneten – deutschen Polizei, die Hamsterfahrten einzudämmen, und das war überall in Deutschland so. Der Widerspruch war unauflösbar: die labile Wirtschaftslage verbot das Hamstern und erzwang es gleichzeitig. Also waren trotz aller Kontrollen die Bahnhöfe und Züge voller Menschen, die hofften, draußen auf dem Lande Lebensmittel einhandeln zu können gegen irgendetwas – nur nicht gegen Geld. Zwei Erinnerungen, die uns mitgeteilt wurden, gehören zu solchen Schlaglichtern. Eine Informantin aus der Westpfalz war nach St. Martin zum Weinholen gefahren. Auf dem Rückweg wurde sie, zusammen mit anderen, von Franzosen gestellt. Alle mussten ihre Korbflaschen in ein „Riesenfaß“ ausleeren, auch eine Frau ihre Milchkanne. Ihren Protest verstanden die Franzosen nicht – in der Kanne war Wurstsuppe gewesen, das gab "Wein mit Augen". Freilich: "Das war für uns nicht zum Lachen damals!" Nicht ohne ideologiekritischen Hintergrund war das Erlebnis eines Informanten, gleichfalls aus der Pfalz. Verwandte im Saarland hatten ihm ein Netz Kartoffeln mitgegeben, unter denen ein Stück Speck verborgen war. Das hatte er nun über die Grenze zu bringen, durch die französischen Kontrollen. "Muß man sich vorstellen, der Franzose war der Erbfeind, das war für mich wie der Gang in die Hölle, so was ähnliches". Ein französischer Soldat fand den Speck, "Denk ich, das ist der Weltuntergang, jetzt wirst du erschossen, und da hat dieser Mann mich angeguckt, vermutlich hab ich geweint, ich weiß nicht, da hat er die Kartoffeln wieder drüber getan. Ich bin mir vorgekommen wie ein Verräter." Schließlich zog er den Schluss, „"dass eigentlich alles, was ich gelernt bisher hab, eigentlich gar nicht stimmt" – ein beachtliches Stück politischer Umerziehung.

Der Übergang vom Tausch zum Schwarzmarkt, auch dem professionell betriebenen, war fließend, und damit auch der von der Überlebenssicherung zur Kriminalität. Das ist freilich ein heikles Kapitel: auch die Frau, die versuchte, ein paar Pfund Kartoffeln für ihre Kinder zu ergattern, tat etwas Verbotenes. Aber niemand in der Bevölkerung wäre auf die Idee gekommen, das als kriminell zu betrachten. Unbeliebt, oft geradezu verhaßt waren dagegen die berufsmäßigen "Schieber". Man wird also, was die Kriminalität jener Jahre betrifft, nicht nach Gesetzen und Verordnungen fragen müssen, sondern nach den Einschätzungen durch die breite Mehrheit. Immerhin hatten, nach einer Umfrage von 1955, 54 % „der 'Normalverbraucher' sich nach dem Krieg Brot, Mehl und Kartoffeln schwarz besorgt.“[Anm. 68] Zu den Währungselementen gehörten neben Wein (auch Apfelwein) und Schnaps vor allem Kaffee und Zigaretten.[Anm. 69] Das führte in der Westeifel, also in Grenznähe zu Luxemburg, zu einem intensiven Kaffeeschmuggel, über den man dort viele Geschichten hören kann. Nachts gingen die Männer über die Our, das Grenzflüsschen. Sie nahmen mit, was Tauschwert hatte: Schinken, Ferkel, Schweine, sogar Kühe, auch Gebrauchsgegenstände: für eine Schreibmaschine beispielsweise konnte man 50 Pfund Kaffee bekommen. Drüben, in den luxemburgischen Grenzdörfern, hatten manche Bauern in ihren Ställen regelrechte Läden eingerichtet. Welchen Umfang dieser Handel hatte, mögen zwei Zeitungsmeldungen illustrieren. Die Trierische Volkszeitung berichtete am 3.9.1948 (der Schmuggel endete mit der Währungsreform keineswegs), dass in einer einzigen Nacht an einer Stelle 162 Pfund Kaffee beschlagnahmt worden seien, und die Hunsrücker Zeitung vom 30.1.1950 teilte den Fund von 28 Zentner Kaffee in einer Eifeler Dorfkirche (!) durch die Trierer Zollfahndung mit. "Ganze Dörfer", so konnte man hören, seien "aus Kaffee" wieder aufgebaut worden – auch Kirchen übrigens. Ungefährlich waren diese Grenzgänge ganz und gar nicht: die Luxemburger Zöllner "haben aufgepaßt", sogar "auf den Mann geschossen". Erwischten sie einen Schmuggler, dann haben "sie drauf geschlagen, dass es gekracht hat." Auch Haftstrafen gehörten zum Risiko.

In mehreren anderen Bereichen wurde guten Gewissens gegen das Gesetz verstoßen. Schon erwähnt wurde das schwarze Schnapsbrennen: weit verbreitet – jedenfalls auf dem Lande, wo man die erforderlichen Rohstoffe hatte –, allgemein bekannt und allenfalls als Kavaliersdelikt angesehen. In Marienberg im Westerwald etwa war es üblich, dass die Kirmesjungen am Kirmesmontag mit Musik durch den Ort zogen, um Eier und Speck zu sammeln. Die Kapelle hielt jeweils dort, wo etwas zu erhoffen war: bei den Gaststätten, Geschäften und Schwarzbrennereien. Aus einem kleinen Dorf, gleichfalls im Westerwald, wurde berichtet, dass in der Gastwirtschaft nur Dünnbier ausgeschenkt wurde – im Keller aber standen Milchkannen, mit selbst gebranntem Schnaps gefüllt. Der war freilich, wie schon erwähnt, begehrte Tauschware.

Auch das Schwarzschlachten war auf dem Lande trotz strenger Verbote gängige Praxis. Gelegentlich gab es dabei besondere Tricks, etwa das Töten des Schweines am Sonntagmorgen – das Läuten der Glocken übertönte das Schreien des Tieres.[Anm. 70] Man brauchte übrigens nicht die Männer dazu, die ja oft nicht da waren – in einem rheinhessischen Dorf erinnerten sich zwei Frauen mit Stolz und Vergnügen daran, wie sie gemeinsam ein Schwein schwarz schlachteten und komplett verarbeiteten; in Schöneberg am Soonwaldrand erzählten Informanten, dass man damals nur sehr vorsichtig durch den Wald gehen konnte, weil überall Fallen versteckt waren. Auch aus dem Pfälzer Wald und anderen Landesteilen berichteten die Zeitungen immer wieder über Fälle von Wildereien, allerdings auch, mit der gleichen Regelmäßigkeit, über Wildschweinplagen. Dass auch unerlaubt gefischt wurde, manchmal mit Handgranaten, die noch zu finden waren, muss nicht eigens betont werden.

In allen diesen Fällen war und ist ein Unrechtsbewusstsein nicht spürbar, und wo, darüber hinaus, die Alternative zum Verhungern der Diebstahl war, fällt es schwer zu urteilen. Die Zeitungsmeldungen über Diebstähle waren in dieser Zeit überaus zahlreich. Gestohlen wurde alles: Kaninchen und Glühbirnen, Kühe und Kohlen, Lebensmittel, Ochsen, Trauben, Bohnenstangen. In Serrig im heutigen Kreis Trier-Saarburg wurde in einer Nacht der Ertrag eines ganzen Rapsfeldes gestohlen und an Ort und Stelle, vermutlich mit Hilfe eines Fahrrades, ausgedroschen.[Anm. 71] Gerade die Felddiebstähle stellten ein großes Problem dar; deshalb, weil sie kaum zu verhindern waren. In vielen Dörfern wurden Flurwachen organisiert, nächtliche Ausgangssperren verhängt. In Traben-Trarbach wurden die Namen von erwischten Flur- und Gartendieben in einem Aushang sieben Tage lang öffentlich gemacht. Der Erfolg war mäßig, wie die regelmäßigen Berichte über solche Diebstähle beweisen. Und selbstverständlich gab es auch „echte“ Kriminalität: wenn etwa auf dem Schwarzmarkt Blockschokolade oder Seifenstücke angeboten wurden, deren Kern aus Holz bestand;[Anm. 72] wenn Lebensmittel gefälscht wurden, wenn organisierte Schmuggler- und Schieberbanden tätig waren, wenn Betrügereien verschiedenster Art um sich griffen.

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Instandsetzung lokaler Kultur

Aber auch hier begegnet das Doppelgesicht der Nachkriegszeit. Kennzeichnend ist der Satz einer Informantin aus der Westpfalz: "Sie werden von vielen Leuten hören, dass es eigentlich eine schöne Zeit war." Vom Beginn des geselligen Lebens, von Bräuchen und Festen unter kirchlichem oder Besatzungsschutz war schon die Rede; allmählich traten Lockerungen ein. Seit Juni 1946 beispielsweise waren – selbst organisierte – Tanzveranstaltungen erlaubt, bedurften allerdings der Genehmigung: Anträge in deutscher und französischer Sprache waren über Bürgermeister und Landrat an die Militärregierung zu richten.[Anm. 73] Nach unseren Quellen wurde dann, 1949, die „Befugnis zur Genehmigung“[Anm. 74] an die Ortspolizeibehörden übertragen. 1947 wurden Kostümfeste gestattet, Maskierungen waren noch untersagt; 1950 gab es die Erlaubnis für Maskentreiben im Saal und auf den Straßen.[Anm. 75] Dabei ist zu vermerken, dass die von den Nationalsozialisten zwangsweise eingeführten „Bräuche“ überall verschwunden waren: die Sonnwendfeuer ebenso wie die Aufmärsche und Umzüge zum 1. Mai oder zum Erntedankfest. Was sich nun entwickelte, war eine Rekonstruktion früherer Formen, man könnte auch von Regression oder Restauration sprechen. Die Zeit, so Nosbüsch, war "buchstäblich zurückgedreht"[Anm. 76], und man könnte fragen, wie diese Tatsache mit der oft diskutierten Verdrängung der NS-Zeit korrespondierte. Nosbüsch auch betont die "intensive Kultur der familiären und kommunalen Binnenbeziehungen"[Anm. 77], und auch unser Material lässt eine starke Orientierung auf die eigene Stadt, das eigene Viertel, das eigene Dorf erkennen. Nach dem temporären Aufbrechen durch NS-Organisationen und durch den Krieg wurden sie wieder zu quasi geschlossenen Gesellschaften.

Diese Entwicklung wurde durch mehrere Faktoren begünstigt. Auf dem Lande waren die Erwerbsstrukturen kaum verändert – die Landwirtschaft nach traditionellem Muster dominierte in den meisten Landschaften. Traktoren gab es noch lange nicht, dafür aber, in größeren Betrieben, Mägde und Knechte: in der Eifel hielt sich, in Neuerburg etwa, die Institution des Gesindemarktes – "Dengmorkt" – bis zu Beginn der fünfziger Jahre. Filmstreifen jener Jahre zeigen überfüllte Eisenbahnzüge – man reiste auch auf Wagendächern und Puffern – und suggerieren damit hohe Mobilität. Nicht zu Unrecht; aber gleichzeitig wurde aus der Eifel berichtet, dass, gleichfalls in Neuerburg, nur ein einziger Omnibus den Krieg überlebt hatte, und der fuhr langsam, allenfalls 45 Stundenkilometer. Wenn er fuhr, war er völlig überbesetzt: es war "hoffnungslos mitzukommen." Gelegentlich waren Busfahrscheine ebenso rationiert wie alles andere. Die Bahnlinien, obzwar, wie erwähnt, recht frühzeitig instandgesetzt, waren zunächst samt und sonders unterbrochen, zerstört. Dafür gab es zwischen den Dörfern Fußpfade, und sie waren dadurch "praktisch gradlinig verbunden" – sie sind längst verschwunden. Auch die Massenmedien trugen wenig zu einer Außenorientierung bei. Zwar wurde bei der Auslieferung der Tageszeitungen, die zunächst keineswegs täglich erschienen, in bemerkenswerter Weise improvisiert: Fuhrwerke und Fahrradtransporte halfen. Aber in einer Eifeler Pfarrei gab es nach dem Krieg nur ein einziges Radio – an die Ablieferungspflicht sei erinnert, auch wenn sie gelegentlich umgangen werden konnte. Anfang 1947 gab es in der Stadt Koblenz immerhin 5300 Rundfunkhörer, aber vor dem Kriege waren es mehr als doppelt so viele gewesen, nämlich 12.000.[Anm. 78] Das Fernsehzeitalter ließ noch lange auf sich warten – noch 1955 gab es im Hunsrückort Mengerschied kein einziges TV-Gerät, und die Älteren erinnern sich noch wohl – die Fußballweltmeisterschaft 1954 wurde von den meisten Interessierten vor den Schaufenstern von Elektroläden verfolgt. Telefone gab es bei den Postämtern, bei Arzt und Pfarrer – sonst gemeinhin nicht. Reisen waren zweckorientiert; Ausflüge und Vergnügungsreisen gab es erst Jahre später.

Bei alledem aber war, aus völlig verständlichen Gründen, der "Nachholbedarf ungeheuer." Es wird nun also die Reinstallation dieser lokalen Kulturen zu skizzieren sein, in einem Zeitraum, der bis zur Währungsreform reicht: die Formen der Geselligkeit, die weltlichen und kirchlichen Bräuche und Feste, die Freude an Tanz und Theater, der Wiederbeginn des Vereinslebens. Dabei wird unsere Aufmerksamkeit nicht zuletzt auf die Rückgriffe in das Bekannte, Tradierte, Erinnerte gerichtet sein, wie es sich etwa im Wiedererstehen der Spinnstuben dokumentiert, für die es in den Rheinlanden die unterschiedlichsten Bezeichnungen gab. Kennzeichnend die Erinnerungen unserer Informanten und vor allem Informantinnen: "Den ganzen Winter ist majen gegangen worden," hieß es im Hunsrück – "majen" ist dort die Bezeichnung für abendliche Geselligkeit. Im Sommer ließ die bäuerliche Arbeit dafür keine Zeit, und doch habe man auch da abends auf der Bank oder einem Holzstoß vor dem Haus gesessen, erzählt und "vor allen Dingen gesungen." Sonntags war es auf den Dörfern üblich, dass die Jugendlichen spazieren gingen; auf Straßen, die noch begehbar waren. Wichtige Orte der Geselligkeit waren selbstverständlich die Gastwirtschaften, und die Männer erinnern sich lebhaft an das "komische, nachgemachte, gepanschte" Bier, das es damals gab; auch die Bezeichnung "Molke-" oder "Olympia-Bier" (warum?) wurden verwendet. Zugleich waren die Gaststätten wohl auch Wärmestuben; in Schifferstadt jedenfalls sorgten die Wirte für ein "warmes Lokal", indem sie im Bienwald Holz schlugen. Vor allem aber hatten viele Gastwirtschaften Säle, und die wurden zunehmend wichtig.

Wichtig für die Tanzveranstaltungen: "Der Boom ging 46 los", und des Öfteren wurde von einer wahren Tanzwut berichtet, gegen die auch eingeschritten wurde, wie der Rheinpfalz vom 7.6.1947 zu entnehmen ist: "Nachdem in letzter Zeit die Tanzmusiken so überhand genommen hatten, dass fast jeden Sonntag auf den Dörfern getanzt wurde, hat der Landrat im Hinblick auf die Gefahren für die heranwachsende Jugend die Tanzlustbarkeiten stark vermindert." Ein Jahr zuvor, am 22.6.1946, wurde im gleichen Blatt berichtet, dass 15 Jugendliche in Queichheim angezeigt wurden, weil sie an einer Tanzveranstaltung teilgenommen hatten; kein Jugendlicher unter 18 Jahren, so hieß es, "darf ohne Begleitung des Erziehungsberechtigten an einer Tanz- oder Varieté-Veranstaltung teilnehmen!" Nur wenig früher durften junge Männer unter 18 Jahren noch ihre Haut für den "Führer" zum blutigen Markte tragen – wie relativ sind doch die Gefahren für die heranwachsende Jugend! Oft fehlte es an Musikinstrumenten – nach unseren Quellen sollten besonders amerikanische Soldaten ein Faible dafür gehabt haben. Man behalf sich mit Gesang, selbstgebastelten Teufelsgeigen, imitierte das Schlagzeug mit Löffeln, blies auf Kämmen. Schwarz gebrannter Schnaps war gängiges Getränk neben dem "Wasser mit Bierfarbe"[Anm. 79], in Weingegenden brachte man auch Wein mit und musste dann ein "Stobbegeld" zahlen. Wo noch kein elektrischer Strom verfügbar war, erleuchteten Karbidlampen das Geschehen. Im Eifelort Utscheid war ein Saal erhalten geblieben; da kamen die jungen Leute aus den "entlegensten Filialorten marschiert, nur um tanzen zu können". Die Säle waren "geborsten voll"; einer, so ein Informant, habe "richtig gewackelt".

on ähnlicher Bedeutung war der Neubeginn und die Entwicklung des Vereinswesens. In der NS-Zeit wurden alle Vereine "gleichgeschaltet", also dem Führerprinzip unterworfen, viele aber, besonders Arbeitervereine, auch verboten (so der Arbeitergesangverein "Freiheit" in Mainz-Finthen, der nach dem Bericht des Neuen Mainzer Anzeigers[Anm. 80] im April 1946 seine erneute Gründungsversammlung abhielt). Nun wurde die Wiederbelebung versucht: zunächst mit Organisationen, welche dediziert kulturelle Ziele verfolgten. Dazu gehörten der "Kulturbund" in Mainz, dem wir schon im Zusammenhange mit dem "Mainzer Abend" begegnet sind, der aber etwa auch Rezitationsabende veranstaltete, das „Rheinische Kultur-Institut“ in Koblenz, der "Kreis-Kultur-Bund" in Alzey oder der Casino- und der Leseverein in Koblenz, 1863 gegründet, 1937 "gleichgeschaltet" und schon 1945 wieder aktiv.[Anm. 81] Die Wieder- oder Neugründung von Vereinen war alles andere als einfach, aber wieder stoßen wir auf eine widersprüchliche Situation. Die französische Besatzungsmacht wollte eine möglichst genaue Kontrolle über die neue Entwicklung behalten und bestand auf recht peniblen Regelungen. Die Trierische Volkszeitung vom 29.5.1946 beschrieb (die französischen Begriffe übrigens ohne Accents) das komplizierte Genehmigungsverfahren; es ging in diesem Falle um einen Sportverein. Der Antrag ging zunächst an den Ortsbürgermeister, und nur der französische Text war gültig – wurde eine deutsche Fassung eingereicht, wurde er nicht bearbeitet. Eine Kopie ging weiter an den Landrat, von dort an die "Délégation Superieure (Service du Centrale de la Jeunesse et des Sports)". Dort fiel die Entscheidung, die Genehmigung ging zurück an die deutschen Behörden, bei denen auch die weitere Verantwortung lag. Zugleich aber gingen die Unterlagen, die auch Angaben über den Antragsteller, die Gemeinde und die Sportart sowie einen Satzungsentwurf enthalten mussten, vom Bürgermeister an den "Délégué" des Kreises, der die Sicherheitspolizei beizog und ein "Verhör" veranstaltete. Dessen Resultate wurden an die Direktion der Sicherheitspolizei weitergereicht ("Service des Renseignements Generaux") und gingen von dort an den "Délégué Superieur de Rhenanie-Hesse Nassau". Nun fiel die endgültige Entscheidung, die ihren Weg zurücknahm zum "Délégué" des Kreises und zum Bürgermeister. Wie lange ein solches Verfahren dauerte, ist nicht überliefert. Auch die Gründungsversammlung bedurfte einer Genehmigung, und darüber hinaus fehlte es nicht an Auflagen: verboten waren das Schießen, Waffen-, Wehr-, Gelände- und Flugsport, das Geräteturnen sowie alle Kampfsportarten (Ringen, Boxen, Judo). Der Antragsteller durfte nicht Mitglied der NSDAP gewesen sein, für Gemeinden unter 5000 Einwohnern wurde nur ein Sportverein genehmigt. Dessen Name durfte nicht an Vereine in der NS-Zeit erinnern, "selbst nicht an die vor 1933 bestehenden".[Anm. 82] Die erste Verordnung dieser Art war am 22.12.1945 von General Koenig erlassen worden, dem Oberkommandierenden der französischen Besatzungsmacht;[Anm. 83] weitere folgten und wurden jeweils von den Zeitungen veröffentlicht.

Zu dieser Zeit freilich gab es bereits Vereine. Am einfachsten war es für die Sänger, die sich Kirchenchören anschließen konnten – die waren grundsätzlich nicht verboten oder genehmigungspflichtig. Daneben gab es vor und nach dem Vereinserlass Wieder- und Neugründungen von Gesangvereinen. Am 20.10.1945 veröffentlichte die Rheinpfalz einen "Aufruf an die Sängerschaft". Neben der Bewältigung von Not und Problemen, so hieß es in diesem Artikel, sollten "auch die verschütteten Quellen des kulturellen Lebens wieder freigelegt werden. Die Militärregierung wünscht und unterstützt deshalb die baldige Wiederaufnahme jeder musikalischen Betätigung, vor allem des Chorgesanges". Anmeldungen nahm der "Sängerbund Ludwigshafen a.Rh." entgegen, den es also bereits vor der Koenigschen Verordnung gegeben haben muss. Am 31.10.1945 stellte die Rheinpfalz die Frage: "Wer kann Mitglied werden im Sängerbund Ludwigshafen a.Rh.?" Ausgeschlossen waren "ohne Ausnahme" solche Sänger, die vor dem 31.3.1933 in die NSDAP eingetreten waren oder die neben ihrer Parteimitgliedschaft einer weiteren NS-Formation angehörten. Solche aber, "die lediglich zahlende Mitglieder waren und nicht unter die Gruppe der alten Kämpfer zu rechnen sind, können also in den Chor aufgenommen werden."

Auch der "Sport lebt allenthalben auf" – so der Neue Mainzer Anzeiger vom 2.11.1945. Hier, in Mainz, fand auch 1945 schon ein erstes Fußballturnier statt, ausgetragen von acht Mannschaften in Laubenheim. Es war offenbar so, dass vor und neben den Kontrollversuchen der Militärregierung eine Art von Vereinswesen existierte; die Franzosen halfen sich nicht selten damit, dass sie schon bestehende, aber noch nicht genehmigte Vereine als "vorläufig" erklärten. Dazu kommen Definitionsprobleme: war eine Fußballmannschaft ein Verein? Wohl nicht, und schon gar nicht auf dem Lande, wo die (männliche) "Dorfjugend" kickte, manchmal auch gegen eine französische Elf. Die Umstände waren oft abenteuerlich: Zu Auswärtsspielen marschierte man ins Nachbardorf oder reiste per Pferdewagen; eine ganz noble Transportart war, wie schon 1945 bei den Landstuhler Handballern, ein Lastwagen mit Holzgasgenerator. Dazu kam als Problem der Hunger, es kam zu "Kartoffelspielen"[Anm. 84]: Der Gastverein erhielt Lebensmittel, Tabak oder Wein. Dennoch war das Interesse, war die Begeisterung groß.

Von immenser Bedeutung waren auch Film und Theater. Obwohl wir das Kino nicht zur "selbstgemachten Kultur" zählen können, soll ihm eine kurze Notiz gelten. In den großen Städten wurden Filme schon seit Herbst 1945 aufgeführt, und der Besucherandrang war enorm: Das Gedränge, schrieb die Ludwigshafener Rheinpfalz vom 3.10.1945, war "stellenweise beängstigend". Das war in Mainz genauso,[Anm. 85] aber der Neue Mainzer Anzeiger hatte dafür eine einleuchtende Erklärung: "... gegenwärtig aber zieht nicht nur der Film, sondern auch die Wärme die Menschen in die Kinos. Zuhause sind die Stuben meist kalt."[Anm. 86] Dieses Argument galt nicht überall. Die Rheinzeitung Altenkirchen berichtete aus Westerburg unter dem 12.2.1947: "Im Saale 'Zur schönen Aussicht' fand seit zwei Jahren wieder einmal eine Kinovorführung statt" – zu sehen war "Wiener Blut". Das Ereignis sei aber eine "Frostkur" gewesen, und so machte das Blatt den "Vorschlag, dass jeder Besucher ein oder zwei Stückchen Holz mitbringt." Das war auch sonst üblich, sogar bei "richtigem Theater", etwa dem in Kaiserslautern, wie eine Informantin berichtete. Ein Brikett oder zwei Stück Holz waren der Tarif beim Stadttheater Koblenz.[Anm. 87] Auch zur Schule oder in die Tanzstunde[Anm. 88] musste oft Brennmaterial mitgebracht werden.

Das Stichwort Theater meint für uns das der Amateure, der Laiendarsteller. Doch auch hier sind die Übergänge fließend. Offenbar waren in den Notjahren viele Varieté-Bühnen unterwegs, vor allem, aus naheliegenden Gründen, auf dem Lande, wo nahrhafte Gagen zu erhoffen waren – zu Vorstellungen des Rheinhessischen Künstlertheaters beispielsweise mussten zwei Kartoffeln mitgebracht werden, abzulegen in „bereitstehenden Kisten.“[Anm. 89] Auch kleine Zirkusunternehmen, Zauberer und allerlei andere Künstler zogen über Land. Zum anderen gab es Theatergruppen mit sehr unterschiedlichem Niveau. Im berüchtigten Kriegsgefangenenlager Bretzenheim/Nahe entstand schon im Sommer 1945 das Ensemble "Die Optimisten".[Anm. 90] Es vereinte Berufsschauspieler mit begabten Laien. Schon im Herbst 1945 erlaubte der französische Lagerkommandant, selbst aus einer Schauspielerfamilie stammend, auswärtige Auftritte: die Mitglieder versicherten ehrenwörtlich, nicht zu flüchten, und sie mussten um Mitternacht wieder im Lager sein. Die Erlöse wurden zunächst in die sanitären Anlagen des Lagers investiert, später flossen sie dem Roten Kreuz zu.

Im März 1946 entstand in Mainz die „Bardo-Gilde“: Kriegsheimkehrer fanden sich im "Lehrlingshaus" zusammen, wo es einen Saal mit Bühne gab; das Laienspiel hatte hier eine lange Tradition. Bardo hatte ein Mainzer Erzbischof geheißen. Die Gilde begann mit einem "Apostelspiel" von Max Mell. Mit diesem Stück – und später auch mit anderen – brachte sie es in den Jahren 1946-48 auf rund 400 Aufführungen; nicht nur in Mainz, sondern in vielen Orten im Lande. Zur ersten Aufführung heißt es: "Die Leistungen der Darsteller, der Hunger nach Theaterdarbietungen, die Teilnahmebereitschaft einer Zeit ohne Bücher, ohne Bibliotheken, ohne Radio und mit einer Zeitung (zweimal wöchentlich) brachten den Zustrom des Publikums."[Anm. 91] An diesem Zustrom fehlte es nirgends im Lande, und trotz einer deutlichen Renaissance des Dorftheaters in den achtziger und neunziger Jahren vermag man sich heute kaum die Theaterbegeisterung der Nachkriegsjahre vorzustellen.

Im überfüllten Schafsaale in Edenkoben, so die Rheinpfalz vom 12.12.1945, wurde "Marienkind" gegeben, ein Märchenspiel von Schwester Gabriela OSD. Die Frau des Oberregierungsvizepräsidenten Dr. Koch hatte es mit einer "jungen Spielschar einstudiert, sie auch rief dazu auf, Theatertexte einzusenden: Infolge der großen Bombenschäden in unserem Gebiet sind naturgemäß viele Theatertexte verloren gegangen."[Anm. 92] Allerwärts wurde gespielt, am intensivsten vielleicht in den wenig urbanisierten Mittelgebirgsregionen. Die Umstände waren denkbar schwierig. Kostüme wurden von den Frauen selbst genäht, aus irgendwelchen alten Kleidern und Stoffen, örtliche Handwerksmeister gestalteten die Kulissen. Elektriker wussten Lichteffekte wie Blitze und Sonnenuntergänge herbeizuführen, für den Donner lieh man ein Stück Blech beim Schmied. Zigarettenrauch war gut für Nebel- und Dampfschwaden. Die Säle mussten in der kalten Jahreszeit geheizt werden; die Theatergruppe in Marienberg im Westerwald half sich, indem sie Braunkohle aus einem alten, aufgelassenen Stollen förderte. Die Zeitungen jener Zeit sind voll von Berichten über lokale Theateraufführungen, und immer wieder wurde ein stürmischer Besucherandrang verzeichnet. Diese Begeisterung hatte gewiss mehrere Gründe; einer mag gewesen sein, dass, nach den Erinnerungen unserer Gesprächspartnerinnen und -partner, im Kriege gar nicht, in den Vorkriegsjahren aber auch nur wenig gespielt wurde.

Selbstredend waren die Erlöse wichtig, für die Gruppen selbst; aber es scheint bezeichnend zu sein, dass sie sehr häufig anderen, gemeinschaftlichen Zwecken dienten: der Beschaffung von Kirchenglocken (die meisten alten waren im Kriege eingeschmolzen worden), dem Wiederaufbau von Kirchen und Kapellen, der Anschaffung von Musikinstrumenten, später von Turngeräten. Auch auf Freilichtbühnen wurde gespielt, in Landstuhl etwa oder in Irrel und Lahr in der Eifel. Was wurde gespielt? In der Anfangszeit scheinen religiöse Sujets verbreitet gewesen zu sein. Passionsspiele wie in Biewer bei Trier oder Sankt Thomas im Kylltal, Mysterienspiele wie in Koblenz, aufgeführt von der katholischen Jugend. Das entsprach wohl einem verbreiteten Bedürfnis und hatte zudem den Vorteil, dass derartiges der Besatzungsmacht unverdächtig war. Danach und darüber hinaus war die Skala breit und reichte von Klassikern bis zu Rührstücken und Possen. Beliebt war ein Muster, nach dem eine Pause zwischen einem dramatischen, oft sehr traurigen Stück und einem Schwank lag: "Der Dornenkranz einer Mutter" und "Der Pantoffelheld". Nur wenige Titel aus einer Überfülle seien genannt: "Die Hexenlinde vom Dohlengrund", "Die Zigeunerin von Rocca Valla", "Herzen von Stein", "Das Kreuz im Tannengrund". "Damals", so sagte eine Informantin im Hunsrück, "damals haben die Leut noch lieber geweint als heute".

Von den Anfängen der Fastnacht war schon die Rede; 1946/47 wurden Karnevalvereine von der Militärregierung zugelassen. In der Kampagne 1946/47 begann das Fest in den meisten Städten (in Ludwigshafen allerdings erst nach 1950) wieder aufzuleben.

Begann sich auf diese Weise eine gewisse Kontinuität einzustellen, eine Anknüpfung an die Vorkriegszeit, so gab es in anderen Bereichen Brüche; besonders, wie erwähnt, in dem der aufgepfropften NS-"Bräuche". Die Aufzüge und sonstigen Veranstaltungen zum 1. Mai waren verschwunden, aber der Tag blieb Feiertag: 1946 gab es Sonderzuteilungen von Zigarren, Zigaretten und Wein – eine Flasche für den Normalverbraucher, zwei Flaschen für Opfer der Naziherrschaft.[Anm. 93] In allen Städten fanden Kundgebungen von Gewerkschaften und Parteien statt, die Trierische Volkszeitung blickte am 30.4.1946 voraus auf die „erste demokratische Kundgebung Deutschlands.“ Ab und an sind Maitänze erwähnt, so in Mainz-Gonsenheim,[Anm. 94] und in Landau gab es ein Karussell – der Andrang der Kinder sei gewaltig gewesen.[Anm. 95] Auch für die Sonnwendfeuer, die nirgends in Rheinland-Pfalz eine Tradition hatten, findet sich in der Nachkriegspresse kein einziger Beleg mehr. Dagegen wurden die im Lande herkömmlichen Oster-, Fasten- und Maifeuer bald wieder abgebrannt. In Birkenfeld beispielsweise wurden von den jungen Leuten „spontan“ – so ein Informant – an vier Stellen Maifeuer entzündet. Dazu kamen die Martinsfeste, zu denen zumeist gleichfalls ein Feuer gehört.

"Instandsetzung lokaler Kultur" – das betraf vor allem das wichtigste Fest in Rheinland-Pfalz, die Kirchweih. Während des Krieges wurden Kerb und Kirmes nicht begangen: "Wie der Rußlandfeldzug angegangen ist, war sie rum", hieß es in der Pfalz. Auch im Jahre 1945 musste sie ausfallen. Aber schon 1946 gab es sie nahezu überall, vor allem natürlich in ihren Hochburgen. Manche der zeitgenössischen Beschreibungen lassen das Bild eines fast ein wenig gespenstischen Geschehens aufkommen. Die Rheinzeitung vom 16./17.10.1948 berichtete über die "Castorgasser Kirmes ... inmitten Ruinen, in einer toten Straße, in die sich nur hin und wieder noch jemand verirrt." In der zeitgenössischen Presse wurde häufig der Traditionscharakter des Festes betont; es handele sich um "althergebrachte, um alte Sitten und Gebräuche[Anm. 96], die traditionell gefeiert würden"[Anm. 97]. Und in der Tat wurden die alten Formen, wie sie denn lokal oder regional üblich waren, geradezu penibel wieder aufgenommen: es gab Kirmesbäume, Hammeltänze, glossierende Ansprachen, Kuchenaustanzen, Aus- und Begraben von Kirchweihsymbolen, Umzüge, Ehrentänze für die Kirchweihjugend, sogar die Nachkirmes. Angesichts solcher Schilderungen stimmt es fast ein wenig wehmütig, wenn eine Informantin aus Körperich in der Eifel 1994 beobachtet: "Die Kirmes verschwindet ganz!"

Wesentlich jünger als die Kirchweih sind die Weinfeste; von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen, sind sie Kinder unseres Jahrhunderts. Auch ihre junge Tradition wurde durch die Kriegsjahre unterbrochen; dass sie sehr rasch nach Kriegsende wieder stattfanden, ist erstaunlich. Unser frühester Beleg stammt tatsächlich aus dem Jahre 1945, und zwar aus dem vorderpfälzischen Königsbach. Dort wurde, zusammen mit den Weinorten Gimmeldingen und Deidesheim, "zum ersten Male wieder das in der Pfalz traditionelle Winzerfest veranstaltet," und zwar in "Anwesenheit der französischen Besatzungsbehörde." Das Fest begann mit einem Gottesdienst, am Nachmittag folgte ein Festzug. "Vom Bürgermeister jeden Dorfes wurde dem französischen Kreisdelegierten der 'Neue' kredenzt". Die Rheinpfalz vom 17.10.1945 bemerkte dazu: "Nach den vielen harten Jahren bewies dieses Winzer- und Volksfest den Willen zum Neubeginn". Die Regel war ein solch früher Neubeginn freilich nicht; im folgenden Jahre aber kam das Festgeschehen in allen Weinbaugebieten wieder in Gang: in Bacharach, Oberwesel, Braubach, an der Mosel, in Rheinhessen und in der Pfalz, wo ein Landrat Dr. Haberer die "Pfälzer Herbsttage" organisierte.

Auch der – 1932 gestiftete – Mainzer Weinmarkt fand schon 1946 statt[Anm. 98] (das erste Nachkriegs-Oktoberfest in München folgte erst ein Jahr später).[Anm. 99] Einem „Ehrenausschuss“ gehörten der Oberbürgermeister, der Regierungspräsident und der Rektor der Universität an. Die Militärregierung gab 100.000 Flaschen Wein frei, für jeden Tag 20.000, denn es wurde fünf Tage lang gefeiert, und zwar in 17 Zelten. Die boten 5000 Sitzplätze für 20.000 Besucher, denen aber 50.000 Interessenten gegenüberstanden; der Neue Mainzer Anzeiger vom 24.9.1946 sprach von einem "Ansturm von grotesken Ausmaßen" und an anderer Stelle von einem „"menschenunwürdigen Kampf um die Karten". Zum Wein gab es Brötchen mit Fischpaste.

Bei der Wiedereinführung anderer Feste gab es gelegentlich Schwierigkeiten. Der Billigheimer Purzelmarkt, um ein Beispiel zu nennen, fand zwar 1946 statt, musste aber im darauffolgenden Jahre wegen der krassen Notlage abgesagt werden.[Anm. 100] Auch der Dürkheimer Wurstmarkt konnte 1947 noch nicht gehalten werden.[Anm. 101] Dagegen gab es 1947 schon viele der traditionsreichen Messen und Märkte im Land: den Lukasmarkt in Mayen beispielsweise, den Nunkircher Markt bei Sargenroth auf dem Hunsrück – auch dorthin musste man seine Verpflegung selbst mitbringen; den Markt im Eifelort Speicher, von dem es hieß, dass er sich weitgehend "in Form eines Tauschgeschäftes abwickelte."[Anm. 102] Auch die Trierer konnten schon 1946 ihre Peters- und Allerheiligenmesse besuchen. Und 1948 feierte Trier sein Weinfest – zu einer Zeit, als bereits Sonderzüge zum Moselweinfest nach Bernkastel rollten: Ein neuer Zeitabschnitt begann sich anzukündigen.

Und neue Formen zeichneten sich ab, wie sie sich bis zur Gegenwart allerwärts etabliert haben – die zahllosen Weihnachtsmärkte, die ebenso zahllosen Straßen-, Stadtteil- und Dorffeste.[Anm. 103] Manche von ihnen mögen vielleicht als Reaktionen auf eine Krise zu verstehen sein, die zunehmend empfunden und artikuliert wurde: Massenmedien und Außenorientierungen bewirkten eine Ausdünnung der direkten Kommunikation. In Hachenburg-Altstadt fand im Sommer 1955 eine "Woche des Dorfes" statt. Der Bericht der Westerwälder Zeitung darüber erschien am 8. Juli und trug die Überschrift: "Die Menschen kennen sich nicht mehr."

Das klingt schon sehr modern, hat mit komplizierten Modernisierungsprozessen viel und mit der Nachkriegszeit wenig zu tun. Die rundete sich, als 1955 die letzten Gefangenen aus der Sowjetunion heimkehrten. Darüber gibt es viele zeitgenössische bewegende Berichte. Einer soll genügen; er ist der Westerwälder Zeitung vom 17.10.1955 entnommen. In Dernbach im Westerwald hatte sich zur Begrüßung der Heimkehrer eine große Menschenmenge versammelt, Spielmannszug und Musikkapelle spielten, die Schulkinder trugen Fackeln. Ein Mädchen trug ein Gedicht vor und überreichte Blumen, der Bürgermeister und der Pfarrer hielten Ansprachen. Abschließend sang der Kirchenchor "Aus weiter Ferne kehr' ich wieder", der Vereinigte Männerchor das Lied "Heimat".

Damit, mit der Heimat, mochte es nun seine Schwierigkeiten gehabt haben. Wenn in Trier zur Begrüßung unter anderem ein Autokorso veranstaltet wurde,[Anm. 104] lässt sich das als Symbol dafür deuten, dass die Männer in eine Welt zurückkehrten, die ihnen recht fremd erscheinen musste, mehr noch: die begann, sich selbst fremd zu werden. Immerhin: man läutete die Glocken und wandte sich den Geschäften der Zukunft zu.

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Anmerkungen:

  1. Dieser Aufsatz ist die gekürzte Fassung der Studie: Leben in Trümmern. Alltag, Bräuche, Feste - zur Volkskultur, in: Franz-Josef Heyen, Anton M. Keim (Hg.): Auf der Suche nach neuer Identität. Kultur in Rheinland-Pfalz im Nachkriegsjahrzehnt (Veröffentlichungen der Kommission des Landtages für die Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz, Bd. 20), Mainz 1996, S. 1-64. Zurück
  2. Vgl. besonders Johannes Nosbüsch: Bis zum bitteren Ende. Der Zweite Weltkrieg im Kreis Bitburg-Prüm, Trier 1978. – Ders.: Damit es nicht vergessen wird. Pfälzer Land im Zweiten Weltkrieg: Schauplatz Südpfalz, Landau 5/1984. Zurück
  3. Artur Ruppenthal: Das Kriegsende in und um Birkenfeld 1945. In: Peter Brandt (Hg.): Birkenfeld. Festschrift zum 650jährigen Stadtjubiläum (Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld, Bd. 42), Birkenfeld 1982, S. 225-236, hier S. 226. Zurück
  4. Artur Ruppenthal: Das Kriegsende in und um Birkenfeld 1945. In: Peter Brandt (Hg.): Birkenfeld. Festschrift zum 650jährigen Stadtjubiläum (Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld, Bd. 42), Birkenfeld 1982, S. 225-236, hier S. 226. Zurück
  5. Rainer Seil: Kriegsende 1945 in Eckweiler und Daubach – ein Erlebnisbericht von Marta Schweinfurth geb. Kunz, in: Landeskundliche Vierteljahrsblätter, 40, 1994, H. 2, S. 55-64, hier S. 55. Zurück
  6. Johannes Nosbüsch, Vergessen (wie Anm. 2), S. 234. Zurück
  7. Vgl. Heinz Leiwig: Mainz 1933 bis 1948. Von der Machtergreifung bis zur Währungsreform, Mainz 1984, S. 86. Zurück
  8. Seil (wie Anm. 5), S. 59. Zurück
  9. Vgl. Gustav Schellack: Das Dorf Mengerschied während der amerikanischen Besatzung des Hunsrücks – März bis Juni 1945, in: Rhein-Hunsrück-Kalender, 1994, S. 61-64, hier S. 61. Zurück
  10. Ulrich Luig: Mommenheim. Hundert Jahre Sozialgeschichte eines rheinhessischen Dorfes (Reihe Regional, Bd. 1), Mainz 1990, S. 134. Zurück
  11. Vgl. Georg Eller: Das Kriegsende 1945 in Nierstein, in: Hildegard Friess-Reimann, Sigrid Schmitt (Hg.): Nierstein. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart eines alten Reichsdorfes, Alzey 1992, S. 226-244, hier S. 230. Zurück
  12. Vgl. Nosbüsch, Vergessen (wie Anm. 2), S. 332f. Zurück
  13. Vgl. Nosbüsch, Vergessen (wie Anm. 2), S. 314. Zurück
  14. Vgl. auch Alexander Link: "Schrottelzeit" – Nachkriegsalltag in Mainz. Ein Beitrag zur subjektorientierten Betrachtung lokaler Vergangenheit (Studien zur Volkskultur in Rheinland-Pfalz, Bd. 8), Mainz 1990, S. 167. Zurück
  15. Nosbüsch, Ende (wie Anm. 2), S. 248. Zurück
  16. Seil (wie Anm. 5), S. 63f. Zurück
  17. Es wurde uns von Fritz Schellack dankenswerterweise zur Verfügung gestellt. Zurück
  18. Zitiert nach Hermann Glaser: Kulturgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2 Bde., München, Wien 1985/86, Bd. 1, S. 16. Zurück
  19. Vgl. Rainer Gries: Die Rationen-Gesellschaft. Versorgungskampf und Vergleichsmentalität: Leipzig, München und Köln nach dem Kriege, Münster 1991, S. 250. Zurück
  20. Helga Grebing: Demokratie ohne Demokraten? Politisches Denken, Einstellungen und Mentalitäten in der Nachkriegszeit, in: Everhard Holtmann (Hg.): Wie neu war der Neubeginn? Zum deutschen Kontinuitätsproblem nach 1945 (Erlanger Forschungen, A, Bd. 50), Erlangen 1989, S. 6-19, hier S. 16. Zurück
  21. Glaser (wie Anm. 18), Bd. 1, S. 16. Zurück
  22. Friedrich Prinz: Einleitung für einen Rückblick ohne Zorn und Nostalgie, in: ders. und Marita Krauss (Hg.): Trümmerleben. Texte, Dokumente, Bilder aus den Münchner Nachkriegsjahren, München 1985, S. 19. Zurück
  23. Vgl. Karl-Heinz Rothenberger: Die Hungerjahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Ernährungs- und Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz 1945-1950 (Veröffentlichungen der Kommission des Landtages für die Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz, Bd.3), Boppard 1980, S. 45. Zurück
  24. Rothenberger (wie Anm. 23), S. 49. Zurück
  25. Wolfgang Semler: Zur Pirmasenser Wirtschaftsgeschichte in der Nachkriegszeit, in: 200 Jahre Stadt Pirmasens. 1763-1963, Pirmasens 1963, S. 132-142, hier S. 132. Zurück
  26. Rudolf Bauer: Koblenz – so wie es war, Bd. 2, Düsseldorf 1980, S. 39. Zurück
  27. Paul Geiermann: Die Stadt Mayen mit ihren Jahrtausenden zwischen Vulkanen und Autobahnen. Ein Geschichts- und Heimatbuch, Mayen 1978, S. 177. Zurück
  28. Rothenberger (wie Anm. 23), S. 45. Zurück
  29. Vgl. Trierische Volkszeitung, 10.7.1946. Zurück
  30. Nosbüsch, Ende (wie Anm. 2), S. 203. Zurück
  31. Rheinzeitung/Koblenz, 26./27.2.1949. Zurück
  32. Vgl. Rothenberger (wie Anm. 23), S. 72. Zurück
  33. Vgl. Neuer Mainzer Anzeiger, 13.7.1946. Zurück
  34. Vgl. Trierische Volkszeitung, 1.11.1946. Zurück
  35. Gustav Schellack: Die Chronik des Dorfes Mengerschied von 1944-1960, Masch. Ms., Mengerschied 1958, o.P. Zurück
  36. Nosbüsch, Ende (wie Anm. 2), S. 302. Zurück
  37. Vgl. Franz-Josef Heyen: Nationalsozialismus im Alltag. Quellen zur Geschichte des Nationalsozialismus vornehmlich im Raum Mainz-Koblenz-Trier, Boppard 1967, S. 199f. Zurück
  38. Vgl. Fritz Schellack: Aus der Geschichte und dem Leben der Evangelischen Kirchengemeinde Laufersweiler, Simmern 1993, S. 62. Zurück
  39. 700 Jahre Stadt Ahrweiler 1248-1948, Ahrweiler 1948, S. 28. Zurück
  40. Georg Denzler, Volker Fabricius: Die Kirchen im Dritten Reich. Christen und Nazis Hand in Hand? Bd. 1, Frankfurt a.M. 1984, S. 89. Zurück
  41. Vgl. Denzler, Fabricius (wie Anm. 40), S. 106. Zurück
  42. Vgl. Neuer Mainzer Anzeiger, 23.8.1946. Zurück
  43. Vgl. Rhein-Zeitung Altenkirchen, 14.12.1946. Zurück
  44. Bauer (wie Anm. 26), S. 97-99. Zurück
  45. Nosbüsch, Ende (wie Anm. 2), S. 304. Zurück
  46. Vgl. Rothenberger, Hungerjahre (wie Anm. 23), S. 95. Zurück
  47. Zitiert nach Rainer Hudemann: Kulturpolitik im Spannungsfeld der Deutschlandpolitik. Frühe Direktiven für die französische Besatzung in Deutschland, in: Franz Knipping, Jacques Le Rider (Hg.): Frankreichs Kulturpolitik in Deutschland. Ein Tübinger Symposium, Tübingen 1987, S. 15-31, hier S. 15. Zurück
  48. Gustav Schellack (wie Anm. 35), o.P. Zurück
  49. Zitiert nach Anton M. Keim: 11mal politischer Karneval. Weltgeschichte aus der Bütt, Mainz 2/1981, S. 216. Zurück
  50. Keim (wie Anm. 49), S. 216. Zurück
  51. Neuer Mainzer Anzeiger, 5.2.1946. Zurück
  52. Neuer Mainzer Anzeiger, 5.2.1946. Zurück
  53. Vgl. Link (wie Anm. 14), Abb. 43. Zurück
  54. Rheinpfalz, 6.3.1946. Zurück
  55. Thomas Liessem: Kamelle und Mimosen, Köln o.J., S. 78. Zurück
  56. Helmut Mathy: Bürgerfest und Zeitkritik. Zum Jubiläumsbuch "150 Jahre Mainzer Carneval-Verein 1838 bis 1988", in: Mainz, Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte, 8, 1988, H. 1, S. 41-48, hier S. 46f. Zurück
  57. Link (wie Anm. 14), Abb. 44. Zurück
  58. Vgl. Hunsrücker Zeitung, 3.1.1950. Zurück
  59. Vgl. Rheinpfalz, 8.6.1946. Zurück
  60. Vgl. Rothenberger (wie Anm. 23), S. 99. Zurück
  61. Vgl. Helga Grebing, Peter Pozorski, Rainer Schulze: Die Nachkriegsentwicklung in Westdeutschland 1945-1949, a) Die wirtschaftlichen Grundlagen. (Studienreihe Politik, Bd. 7a), Stuttgart 1980, S. 67. Zurück
  62. Vgl. Grebing, Pozorski, Schulze (wie Anm. 61), S. 30f. Zurück
  63. Vgl. Rhein-Zeitung Koblenz, 13./14.11.1948. Zurück
  64. Hedwig Brüchert-Schunk: Frauen in der Nachkriegszeit, in: Anton Maria Keim, Alexander Link (Hg.): Leben in den Trümmern. Mainz 1945 bis 1948 (Mainz Edition, Bd. II), Mainz 1985, S. 105-122, hier S. 110. Zurück
  65. Vgl. Rhein-Zeitung Koblenz, 24.9.1947. Zurück
  66. Vgl. Rothenberger (wie Anm. 23), S. 77. Zurück
  67. Festschrift 200 Jahre Pfarrkirche St. Hubertus Körperich, Körperich 1990, S. 42. Zurück
  68. Link (wie Anm. 14), S. 92f. Zurück
  69. Vgl. Konrad Fuchs: Geschichte der Verbandsgemeinde Gebhardshain. 1815-1970, Mainz 1982, S. 169. Zurück
  70. Birgit Sachs: Mainzer Erinnerungen: Frauen und Kinder in der Nachkriegszeit (Mainzer kleine Schriften zur Volkskultur, Bd. 6), Mainz 1994, S. 95. Zurück
  71. Vgl. Trierische Volkszeitung, 27.7.1946. Zurück
  72. Vgl. Rhein-Zeitung Altenkirchen, 6.12.1947. Zurück
  73. Vgl. Willi Wagner: Zusammenbruch und Neubeginn. Die Ereignisse im heutigen Landkreis Rhein-Hunsrück in der Zeit von 1945 bis 1950, Simmern 1990, S.28. – Vgl. auch Rhein-Zeitung Altenkirchen, 12.6.1946. Zurück
  74. Hunsrücker Zeitung, 9.11.1949. Zurück
  75. Vgl. Hunsrücker Zeitung, 21.1.1950. Zurück
  76. Nosbüsch, Ende (wie Anm. 2), S. 303. Zurück
  77. Nosbüsch, Ende (wie Anm. 2), S. 302. Zurück
  78. Vgl. Rheinzeitung Koblenz, 22.1.1947. Zurück
  79. Bernd Mühl: Der Club oder 85 Jahre Mainzer Fastnachtsgeschichte, in: Werner Hanfgarn, Bernd Mühl, Friedrich Schütz: Fünfundachtzig Mainzer Jahre, Mainz 1983, S. 107-210, hier S. 189. Zurück
  80. Vgl. Neuer Mainzer Anzeiger, 20.4.1946. Zurück
  81. Vgl. Bauer (wie Anm. 26), S. 93. Zurück
  82. Trierische Volkszeitung, 29.5.1946. Zurück
  83. Vgl. Hanno Broo: Gesellige und Sportvereine in Mainz 1945 bis 1948, in: Keim/Link (wie Anm. 64), S. 141-154, hier S. 141f. – Bernhard Schwank: 1945-1950 Sport – Leben in den Trümmern, in: 1946-1986. 40 Jahre Sport in Rheinland-Pfalz, Mainz 1987, S. 9-46, hier S. 13f. Zurück
  84. Schwank (wie Anm. 83), S. 34. Zurück
  85. Vgl. Sachs (wie Anm. 70), S. 63. Zurück
  86. Neuer Mainzer Anzeiger, 9.11.1946. Zurück
  87. Vgl. Trierische Volkszeitung, 10.1.1946. Zurück
  88. Vgl. Sachs (wie Anm. 70), S. 72. Zurück
  89. Vgl. Rheinpfalz, 22.6.1946. Zurück
  90. Vgl. Anne Tesch: Die Bühne des Bretzenheimer Lagers, Masch. Ms., Bad Kreuznach 1963. – Gertrude Maria Schuster: Die Kriegsgefangenenlager Galgenberg und Bretzenheim. Kriegsgefangene berichten, Bad Kreuznach (1987). Zurück
  91. Wie es war. Mainzer Schicksalsjahre 1945-1948. Berichte und Dokumente gesammelt, geschrieben und hg. von Erich Dombrowski, Emil Kraus und Karl Schramm, Mainz 1965, S. 135. Zurück
  92. Rheinpfalz, 15.12.1945. Zurück
  93. Vgl. Trierische Volkszeitung, 30.4.1946. Zurück
  94. Vgl. Neuer Mainzer Anzeiger, 3.5.1946. Zurück
  95. Vgl. Rheinpfalz, 1.5.1946. Zurück
  96. Rhein-Zeitung, 18.6.1947. Zurück
  97. Rhein-Zeitung, 30.6.1948. Zurück
  98. Vgl. Hans Baumann: Nicht nur ein Weinverkaufsfest, in: Mainz, Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte, 3, 1983, H. 3, S. 88-94. – Günter Schenk: „Komm, trink und lach“ – Fünfzig Mainzer Weinmarkt-Jahre im Spiegel der Chronik. In: ebd., 8, 1988, H. 3, S. 23-29. Zurück
  99. Vgl. Sybille Spiegel: Das Herbstfest 1946 im Trümmermünchen: Kein Oktoberfest aber eine richtige Wies'n, in: Friedrich Prinz (Hg.): Trümmerzeit in München. Kultur und Gesellschaft einer deutschen Großstadt im Aufbruch 1945-1949, München 1984, S. 339-344, hier S. 339. Zurück
  100. Vgl. Rheinpfalz, 1.10.1947. Zurück
  101. Vgl. Rheinpfalz, 30.8.1947. Zurück
  102. Trierischer Volksfreund, 18.10.1950. Zurück
  103. Vgl. Herbert und Elke Schwedt: Bräuche zwischen Saar und Sieg. Zum Wandel der Festkultur in Rheinland-Pfalz und im Saarland (Studien zur Volkskultur in Rheinland-Pfalz, Bd.5), Mainz 1989. Zurück
  104. Vgl. Trierischer Volksfreund, 12.10.1955. Zurück