Personenschifffahrt auf der Mosel in alter Zeit - Die Reisenachen
Nachen, die Urform der aller Schiffe befuhren die Mosel, seit Menschen an ihr leben, zu Tausenden. Ihre frühesten Formen waren die Einbäume. Das Wort Nachen (althochdeutsch: Nahho, germanisch: Nakwa, indogermanisch: Nagua, lateinisch: Navicula) bedeutet einfach nur Einbaum abgeleitet von (Baum)stamm. Die gut vierhundertjährige Zugehörigkeit des Mosellandes zum römischen Weltreich hat -vom lateinischen Navicula- hinterlassen, dass wir an der Mosel eben Nachen und nicht wie meist sonst in Deutschland Kahn oder Boot sagen.[Anm. 1]
Vor jedem Moselort lagen sie in „Scharen“ die hölzernen Dreiborde. Diese moselfränkische Bezeichnung geht auf die ursprünglichen Bauweise zurück, nach der die Nachen nur aus drei starken Brettern (Borden) bestanden, wobei eines den Boden und die beiden andern die Seiten bildeten. Meist bauten die Nutzern die Nachen auch selbst. Die Nachen -und das Fahren mit dem „Deibaam“ und mit dem Handruder- waren den Moselbewohnern so gegenwärtig, das sie auch im Volksmund zu interessanten Vergleichen herhalten mussten. „Der sieht aus, als wäre ihm der Nachen fort getrieben.“, das war alles andere als ein Lob auf besondere Pfiffigkeit. „Du kannst mir den Nachen deien!“, das war eine klare und endgültige Abfuhr. Von ihren Funktionen her waren die meisten Fischernachen.
Wichtiger noch waren die öffentlichen Fährnachen. Es gab auch private Fährnachen, das waren die eigenen Nachen mit denen Winzer zu ihren Wingerten übersetzten, die sie nur so erreichbar konnten.
Dann gab es seit Beginn der Neuzeit auf der Mosel noch eine weitere Sonderform die Reisenachen. Sie sind die wahren Vorläufer der vielen schmucken Personenschiffe und der komfortablen Kreuzfahrtschiffe, die heute von Ostern bis Allerheiligen die Mosel zwischen Koblenz und Metz mit zigtausenden Touristen nur zu deren Vergnügen befahren.
Zweck der Reisenachen waren von Anfang an individuelle Vergnügungsfahrten. Die waren allerdings nur „zu Tal“ von Trier nach Koblenz möglich, sie dauerten mindestens zwei Tage. Die größeren der eigens zu diesem Zweck gebauten Reisenachen konnten 6 bis 10 Personen befördern. Die Nachen waren mit einer Plane überdeckt. Einzelreisende oder auch kleine Gruppen mieteten sich so einen Reisenachen mit einen oder zwei Schiffern. Diese Vergnügungsfahrten mit den Nachen waren noch bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts üblich, obwohl bereits seit 1830 die bequemen Eiljachten und seit 1841 die komfortablen Dampfer nach festen Plänen auf der Mosel fuhren. Der Vorteil der Nachenfahrten war, dass die Reisenden jederzeit aussteigen und nach eigenem Gutdünken verweilen konnten.
Eine frühe, sehr anschauliche Schilderung einer Moselreise per Nachen hat der Historiker Philipp Wilhelm Gercken hinterlassen, der in den Jahren 1774 bis 1776 auch an der Mosel weilte. Nach ausführlichen Besichtigungen und Studien in Trier und Umgebung tritt er den ersten Teil seiner Rückreise von Trier in einem Reisenachen an. Hier sein Bericht:
Von hier habe ich meine Rückreise über den Hunsrück, Simmer, Bingen nach Mainz zurückgenommen, weil ich die Gegend von Numagen (Neumagen) wo der Kaiser Constantin lange ein Lager gehabt, sehen wollte. So bin ich in einem expressen Nachen auf der Mosel bis nach Leser (Lieser) in die Grafschaft Veldenz gefahren, den ich so bedungen hatte, daß der Schiffer mich allemal an Land setzen mußte, wenn die großen Krümmen, so die Mosel hat, vorkamen, und ich sonst die Gegend näher sehen wollte. Ich fuhr morgens in Trier ab und kaum erreichte ich wegen der vielen Krümmen am Abend das große Dorf Leser (Lieser), so noch Trierisch ist (zu Kurtrier gehört) und gerade gegen Mühlheim über liegt, so schon zur Grafschaft Veldenz, die churpfälzisch ist, gehöret. Hier ist eine Fähre über die Mosel, wo ich mich noch übersetzen ließ und die Nacht zu Mülheim blieb. Vorzüglich an den Krümmen bei guten Lagen hat die Mosel schöne Weinberge und in verschiedenen Gegenden gutes Fruchtland. Sonst aber hat die Mosel in dieser Gegend viele Felsenstücke im Grunde liegen, davon viele aus dem Wasser ragen, manche aber seicht liegen und so einen kundigen Schiffer erfordern.....Ich ließ mich dreimal aussetzen, und der Schiffer gab mir eine Menschen mit, der die Gegend und Fußsteige kannte und mich wieder an die Stelle an der Mosel führte, wo die Krümme sich endigte und ich wieder einstieg, bis wir endlich gegen Numagen (Neumagen) über gelangten, wo ich wieder anfahren (anlegen) ließ, und weil daselbst wieder eine große Krümme ist, so hatte ich Zeit genug, mich dort umzusehen....... [Anm. 2]
Es folgt eine Besichtigung von Neumagen und wie oben gesagt die Weiterfahrt nach Lieser bzw. Mühlheim, von wo die Reise über den Hunsrück im Wagen weiter verlief.
Die bekannteste Schilderung einer Nachenfahrt auf der Mosel war allerdings keine Vergnügungsfahrt. Kein geringerer als der große Dichter Goethe hat notgedrungen diese Reise machen müssen. In seiner „Campagne in Frankreich“ berichtet er, dass nach der für die Franzosen siegreichen Kanonade von Valmy auf dem schmählichen Rückzug Ende Oktober 1792 er für die Fahrt von Trier nach Koblenz für sich und seine Begleitung so ein „einmänniges Boot“ - er schreibt nicht Nachen- mietete. Die eindrucksvolle Schilderung der abenteuerlichen Fahrt auf dem gewundenen Lauf der Mosel wird hier ungekürzt wieder gegeben:
„Als ich nun die Abfahrt jener kranken und ermüdeten Reiter eifrig betreiben sah, ergriff mich gleichfalls das Gefühl, es sei wohl am besten getan, einen Ausweg auf dem Wasser zu suchen. Sehr ungern ließ ich meine Chaise zurück, die man mir aber nach Koblenz nachzusenden versprach, und mietete ein einmänniges Boot, wo mir denn beim Einschiffen meine sämtlichen Habseligkeiten, gleichsam vorgezählt, einen sehr angenehmen Eindruck machten, indem ich sie mehr als einmal verloren glaubte oder zu verlieren fürchtete. Zu dieser Fahrt gesellte sich ein preußischer Offizier, den ich als alten Bekannten aufnahm, dessen ich mich als Pagen gar wohl erinnerte und dem seine Hofzeit noch gar deutlich vorschwebte; wie er mir denn gewöhnlich den Kaffee wollte präsentiert haben.
Das Wetter war leidlich, die Fahrt ruhig, und man erkannte die Anmut dieser Wohltat um so mehr, je mühseliger auf dem Landwege, der sich dem Flusse hie und da näherte, die Kolonnen dahin zogen, oder auch wohl von Zeit zu Zeit stockend verweilten. Schon in Trier hatte man geklagt, daß bei so eiligem Rückmarsch die größte Schwierigkeit sei, Quartier zu finden, indem gar oft die einem Regiment angewiesenen Ortschaften schon besetzt gefunden worden, wodurch große Not und Verwirrung entstehe.
Die Uferansichten der Mosel waren längs dieser Fahrt höchst mannigfaltig; denn obgleich das Wasser eigensinnig seinen Hauptlauf von Südwest nach Nordost richtet, so wird es doch, da es ein schikanöses gebirgisches Terrain durchstreift, von beiden Seiten durch vorspringende Winkel bald rechts, bald links gedrängt, so daß es nur im weitläufigen Schlangengange fortwandeln kann. Deswegen ist denn aber auch ein tüchtiger Fährmeister höchst nötig; der unsere bewies Kraft und Gewandtheit, indem er bald hier einen vorgeschobenen Kies zu vermeiden, sogleich aber dort den an steiler Felswand herflutenden Strom zu schnellerer Fahrt kühn zu benutzen wußte. Die vielen Ortschaften zu beiden Seiten gaben den muntersten Anblick; der Weinbau, überall sorgfältig gepflegt, ließ auf ein heiteres Volk schließen, das keine Mühe schont, den köstlichen Saft zu erzielen. Jeder sonnige Hügel war benutzt, bald aber bewunderten wir schroffe Felsen am Strom, auf deren schmalen vorragenden Kanten, wie auf zufälligen Naturterrassen, der Weinstock zum allerbesten gedieh.
Wir landeten bei einem artigen Wirtshause, wo uns eine alte Wirtin wohl empfing, manches erduldete Ungemach beklagte, den Emigrierten aber besonders alles Böse gönnte. Sie habe, sagte sie, an ihrem Wirtstische gar oft mit Grauen gesehen, wie diese gottesvergessenen Menschen das liebe Brot kugel- und brockenweise sich an den Kopf geworfen, so daß sie und ihre Mägde es nachher mit Tränen zusammengekehrt.
Und so ging es mit gutem Glück und Mut immer weiter hinab bis zur Dämmerung, da wir uns denn aber in das mäandrische Flußgewinde, wie es sich gegen die Höhen von Montreal herandrängt, verschlungen sahen. Nun überfiel uns die Nacht, bevor wir Trarbach erreichen oder auch nur gewahren konnten. Es ward stockfinster; eingeengt wußten wir uns zwischen mehr oder weniger steilem Ufer, als ein Sturm, bisher schon ruckweise verkündigt, gewaltsam anhaltend hereinbrach; bald schwoll der Strom im Gegenwinde, bald wechselten abprallende Windstöße niederstürzend mit wütendem Sausen; eine Welle nach der andern schlug über den Kahn, wir fühlten uns durchnäßt. Der Schiffmeister barg nicht seine Verlegenheit; die Not schien immer größer, je länger sie dauerte, und der Drang war aufs höchste gestiegen, als der wackere Mann versicherte, er wisse weder wo er sei, noch wohin er steuern solle.
Unser Begleiter verstummte, ich war still in mir gefaßt, wir schwebten in der tiefsten Finsternis, nur manchmal wollte mir scheinen, daß Massen über mir, doch noch etwas dunkler als der verfinsterte Himmel, sich dem Auge bemerklich machten; dies gewährte jedoch wenig Trost und Hoffnung; zwischen Land und Fels eingeschlossen zu sein, drang sich immer ängstlicher auf. Und so wurden wir im Stockfinstern lange hin und her geworfen, bis sich endlich in der Ferne ein Licht und damit auch Hoffnung auftat. Nun ward nach Möglichkeit drauf los gesteuert und gerudert, wobei sich Paul nach Kräften tätig erwies.
Endlich stiegen wir in Trarbach glücklich ans Land, wo man uns in einem leidlichen Gasthofe Henne mit Reis alsobald anbot. Ein angesehener Kaufmann aber, die Landung von Fremden in so tiefer stürmischer Nacht vernehmend, nötigte uns in sein Haus, wo wir bei hellem Kerzenschein, in wohlgeschmückten Zimmern, englische schwarze Kunstblätter, in Rahm und Glas gar zierlich aufgehangen, mit Freude, ja mit Rührung, gegen die kurz vorher erduldeten finsteren Gefährlichkeiten, begrüßend erblickten.
Herr und Frau, noch junge Leute, beeiferten sich, uns gütlich zu tun; wir genossen des köstlichsten Moselweins, an dem sich mein Gefährte, der eine Wiederherstellung freilich am nötigsten haben mochte, besonders erquickte.
Paul gestand, daß er schon Rock und Stiefel ausgezogen, um, wenn wir scheitern sollten, uns durch Schwimmen zu erretten; wobei er sich denn freilich nur allein möchte durchgebracht haben.
Kaum hatten wir uns getrocknet und geletzt, als es in mir schon wieder zu treiben anfing und ich fortzueilen begehrte. Der freundliche Wirt wollte uns nicht entlassen, sondern verlangte vielmehr, wir sollten den morgenden Tag noch zugeben, versprach auch von einer benachbarten Höhe die weiteste schönste Aussicht über ein bedeutend Gelände und manches andere, was uns zur Erquickung und Zerstreuung hätte dienen können. Aber es ist wunderbar: wie sich der Mensch an ruhige Zustände gewöhnt und in denselben verharren mag, so gibt es auch eine Gewöhnung zum Unruhigen; es war in mir die Nötigung zu einem rollenden Forteilen, der ich nicht gebieten konnte.
Als wir daher fortzueilen im Begriff standen, nötigte uns der wackere Mann noch zwei Matratzen auf, damit wir im Schiff wenigstens einige Bequemlichkeit hätten; die Frau gab solche nicht gerne her, welches ihr, da der Barchent neu so und schön, gar nicht zu verdenken war. Und so ereignet sich's oft in Einquartierungsfällen, daß bald der eine bald der andere Gatte dem aufgedrungenen Gast mehr oder weniger wohl will.
Bis Koblenz schwammen wir ruhig hinunter, und ich erinnere mich nur deutlich, daß ich am Ende der Fahrt das schönste Naturbild gesehen, was mir vielleicht zu Augen gekommen. Als wir gegen die Moselbrücke zu fuhren, stand uns dieses schwarze, mächtige Bauwerk kräftig entgegen; durch die Bogenöffnungen aber schauten die stattlichen Gebäude des Tals, über der Brückenlinie sodann das Schloß Ehrenbreitstein im blauen Dufte durch und hervor. Rechts bildete die Stadt, an die Brücke sich anschließend, einen tüchtigen Vorgrund; dieses Bild gab einen herrlichen, aber nur augenblicklichen Genuß, denn wir landeten und schickten sogleich gewissenhaft die Matratzen unversehrt an das von den wackern Trarbachern uns bezeichnete Handelshaus.[Anm. 3]
Außer den oben wieder gegebenen sehr anschaulichen Reisebeschreibungen sind noch weitere Schilderungen und Aussagen zu Moselfahrten mit Reisenachen überliefert, so beschreibt auch Philipp Adam Storck den Start seiner Nachenreise von Trier nach Koblenz:
Als der Tag dämmerte, hieß es: der Schiffer ist da, um das Gepäck zu holen, es ist kein Säumen. Als ich mit meinem Reisegefährte an die Mosel gekommen, fanden wir einen aus drei Brettern zusammengesetzten, mit Leinwand gedeckten Nachen, genannt Dreibord. Das kleine Fahrzeug nahm uns auf, und wir richteten uns in dem engen Raum ein, so gut wir konnten.
Wir warfen noch einen Abschiedsblick auf die Stadt, die Moselbrücke, auf das reizend gelegene Pallien; der Schiffer zog betend seinen Hut ab, darauf ein Stoß, und wir schwammen nach der Mitte des Stromes hin, dem wir uns auf unserem Kähnlein muthig vertrauten. [Anm. 4]
Nicht nur schriftliche Zeugnisse von Nachenreisen sind uns überliefert sondern auch bildliche Darstellungen. In der Zeit der ab 1800 aufkommenden „Moselromantik“ bereisten englische Maler die Mosel. Die bekanntesten sind William Clarkson Stanfield (1793-1867), sein Sohn Georges Clarkson Stanfield (1828-1878) und Joseph Mallord William Turner (1775-1851). Diesen Engländern verdanken wir einzigartige Bilder der Mosellandschaft darunter auch Darstellungen von Reisenachen.
William Clarkson Stanfield hat zwischen 1829 und 1843 mehrere Reisen auf den Kontinent gemacht und dabei auch Frankreich, die Niederlande und das Rheinland besucht. 1838 hat er einen Teil seiner Arbeiten in der Mappe „Sketches on the Moselle, the Rhine and the Meuse“ veröffentlicht. Für seine Moselfahrt hatte der Maler sich einen Reisenachen gemietet. Offensichtlich hat ihm das soviel Freude gemacht, dass er sich selbst im Nachen auf der Fahrt vor Klotten gezeichnet und dieses Bild sogar für das Deckblatt der Mappe ausgewählt hat. Damit hat er auch das ideale Titelbild für diesen Aufsatz geliefert.
Ein Ausschnitt wird hier nochmals wieder gegeben. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass der Nachen malerisch ausgestaltet ist und im Detail nicht genau den Proportionen der Moselnachen entspricht. Bei diesem großartigen Stimmungsbild sollte darüber hinweg gesehen werden.
Auch der Sohn Georges Clakson Stanfiel hat auf seinen Bild von Cochem von 1861 Reisenachen gemalt. Bei ihm ist allerdings Vorsicht geboten, weil er in anderen Moselansichten bei Schiffen und Nachen gern Versatzstücke verwendet, die nicht zur Mosel passen.[Anm. 5]
Der bekannte „Zeitzeuge“, der Königlich Preußische Regierungsrath Georg Bärsch, der gern nur zum Vergnügen die Mosel befahren hat, schildert seine zwischen 1834 und 1840 mit einem Reisenachen unternommenen Moselfahrten geradezu enthusiastisch.
„Wer die höchst angenehme Wasserfahrt von Trier nach Koblenz nur zu seinem Vergnügen macht und die herrliche Gegend recht mit Muße genießen will, thut am Besten, sie in Trier einen Nachen zu diesem Zweck zu miethen. Der Nachen wird mit Stroh, mit Sitzen, mit einem Verdeck von Spriegeln und Leinwand versehen und kann außer den beiden Schiffern, sechs und mehr Personen fassen. Man kann dann frei über Zeit und Ort der Landung bestimmen, kann sich aufhalten wo und wie lange man will und Koblenz ganz bequem in zwei Tagen erreichen. Ich habe dreimal diese Fahrt in Gesellschaft meiner Familie und einiger Freunde, mit dem wackern Schiffmanne Matthias Priem aus Zurlauben gemacht, dem ich zehn Taler für eine solche Fahrt zahlte. Bei Pünderich ließen wir uns aussetzen, gingen über den rothen Pfad nach Alf und hatten längst in Alf, im Gasthaus zu grünen Baum, bei der freundlichen Familie Mentges, ein recht gutes Mittagsmahl eingenommen, wenn der Nachen auf dem weiten Weg über Zell in Alf ankam.
Zu Carden pflegte ich im Gasthof des Herrn Spieckermann, den ich allen Reisenden empfehlen kann, zu übernachten und kam am zweiten Tag gegen Abend nach Coblenz. Noch immer erinnere ich mich mit Vergnügen dieser angenehmen und genußreichen Fahrten, und mehrere meiner Freunde haben es mir gedankt, daß ich sie veranlaßte, die Reise auf diese Art zu machen.“[Anm. 6]
Zu bemerken ist eine kleine Kuriosität betreffend die Charakterisierung der Nachenführer, sowohl Goethe als auch -fast 50 Jahre nach ihm- Baersch verwenden das Adjektiv „wacker“, das damals „bieder, rechtschaffen und ehrlich“ bedeutete. Dies ist sicherlich das das kürzeste Lob auf den geachteten, selbstbewussten Stand der alten Trierer Moselschiffer.
Es folgen noch zwei Moselbilder mit Darstellungen von Reisenachen. Insbesondere auf dem unteren Bild von einem unbekannten englischen Maler ist eine sehr anschauliche Darstellung eines Reisenachens zusehen. Er ist mit einer von vier Spriegeln gehaltenen Plane überdeckt. Nach seinen Abmessungen konnte er sicherlich 6 Personen befördern.
Anmerkungen:
- An der Obermosel und an der unteren Saar wird vielerorts „Aachen“ gesagt. Zurück
- Philipp Wilhelm Gercken (1722 – 1791), der Auszug aus seinen Reiseschilderungen ist entnommen aus: Gottfried Kentenich Moselfahrer Trier 1948. Zurück
- Goethe: Campagne in Frankreich, Tübingen 1822. Das lobend erwähnte gastfreundliche Ehepaar in Traben-Trarbach waren der Kaufmann Ludwig Böcking und seine Frau Dorothea. Ihr Haus, ein stattliches Barockpalais - heute „Haus Böcking“ genannt- beherbergt das Mittelmoselmuseum. Näheres siehe. Heinz Günther Böse Goethe an der Mittelmosel in Jahrbuch des Kreises Bernkastel-Wittlich 1994 S.86-91. Zurück
- Philipp Adam STORCK: Darstellungen aus den Preußischen Rhein- und Mosellande Essen und Duisburg 1818 S. 191. Kurzbiographie s. Heinz Günther Böse, Storck in: Trierer Biographisches Lexikon, herausgegeben von Heinz Monz, Trier 2000, S. 456. Zurück
- Die auf dem Bild von Cochem dargestellten Nachen, sind ihrer Form nach eindeutig Moselnachen (Dreiborde), ebenso die Nachen auf seinen hier nicht abgebildeten Bildern: Blick auf Ehrenbreitstein (1863) und Beilstein (1859). Dagegen sind in den Bildern: Saarburg (Variante nach 1856), Martinsmühle zu Trier (Fiktion) 1857 und Beilstein 1865 Nachen mit einer eigenartigen und für die Mosel untypischen Form dargestellt. Diese auffälligen Widersprüchen auf zu klären ist Sache der Kunstgeschichte. Zurück
- Georg BAERSCH: Der Moselstrom von Metz bis Coblenz Trier 1841 S. 530. Zurück