Bibliothek

Paul von Hindenburg

Bundesarchiv Bild 183-S51620 Generalfeldmarschall Paul v. Hindenburg[Bild: Bundesarchiv, Bild 183-S51620 / [CC-BY-SA]]

Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg wurde am 2. Oktober 1847 in Posen (heute Poznan, Polen) geboren und starb am † 2. August 1934 auf Gut Neudeck in Ostpreußen. Während des Ersten Weltkriegs oblag ihm als Generalfeldmarschall gemeinsam mit Erich Friedrich Wilhelm Ludendorff in der Obersten Heeresleitung (OHL) die Kriegsführung. 1925 wurde zum Reichspräsidenten der Weimarer Republik und Nachfolger Friedrich Eberts gewählt. Nach der Wiederwahl ernannte der bereits 85-jährige am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler. Hindenburg, um den sich schon früh ein bestimmter Kult rankte, hatte demnach zeit seines Lebens mehrfach entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert.

0.2.Militärische Laufbahn

Paul von Hindenburg als Kadett in Wahlstatt 1860[Bild: public domain]

Als Sohn eines preußischen Offiziers und Gutsbesitzers war Hindenburg die militärische Laufbahn nach dem Besuch des evangelischen Gymnasiums bereits vorbestimmt. Seiner Kadettenausbildung in Schlesien und Berlin folgte daher bereits 1865 die Tätigkeit in der Leibgarde Königin Elisabeths, der Witwe des verstorbenen preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. Des weiteren nahm er an der Schlacht von Königgrätz und am Deutsch-Französischen Krieg sowie an der Kaiserproklamation im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles teil. Seine Qualifikation für den Generalstab erhielt er an der Kriegsakademie in Berlin, woraufhin er 1877 in den Großen Generalstab versetzt und im folgenden Jahr zum Hauptmann, 1888 zum Offizier und drei Jahre später zum Oberstleutnant befördert wurde. Bevor er 1896 Chef des Generalstabes des VIII. Armee-Korps in Koblenz wurde, leitete er die II. Abteilung im Kriegsministerium und kommandierte das Oldenburgische Infanterieregiment Nr. 91. Die letzte Etappe seiner lückenlosen Karrierleiter bildete Magdeburg. Im Jahr 1911 wurde Generalleutnant von Hindenburg unter Verleihung des Schwarzen Adlerordens in den Ruhestand verabschiedet. Daraufhin ließ er sich mit seiner Frau Gertrud von Sperling (1860–1921) in Hannover nieder.

Nach oben

0.3.OHL und Erster Weltkrieg

Auf eigene Initiative wurde Hindenburg zu Beginn des Ersten Weltkriegs gemeinsam mit Erich Ludendorff im August 1914 zum Oberbefehlshaber der 8. Armee, mit welcher er in der später vielgerühmten Schlacht bei Tannenberg die russische Armee besiegte, was ihm die Beförderung zum Generaloberst und das Vertrauen eines Großteils der Bevölkerung einbrachte. Unmittelbar nach dem Triumph, der militärstrategisch hauptsächlich Ludendorff zu verdanken war, feierte man Hindenburg als „Sieger von Tannenberg“, sodass geschichtswissenschaftlich vielfach von einem Mythos/politischem Kult gesprochen wird, der über seinen Tod hinaus andauerte. [Anm. 1] Eine Niederlage gegen das russische Militär folgte jedoch bereits im September in der Schlacht an den Masurischen Seen. Nichtsdestotrotz übertrug man ihm am 1. November 1914 das Amt des Oberbefehlshabers Ost, d.h. das Kommando über alle deutschen Armeen an der Ostfront.

Postkarte 1914: Hindenburg und der Stab der 8. Armee[Bild: public domain]

Die Oberste Heeresleitung hatte zu dieser Zeit Erich Falkenhayn inne, dessen Führungsstil allgemeine Skepsis hervorrief und auch von Ludendorff und Hindenburg nicht befürwortet wurde. Zu den Auseinandersetzungen die Kriegsführung betreffend, kamen persönliche Unstimmigkeiten dazu, die zum Jahreswechsel 1914/1915 in einer Führungskrise gipfelten. Ludendorff und Hindenburg hatten einen schnellen Vernichtungskrieg im Osten zum Ziel. Unterstützung erhielten sie in diesem Vorhaben von k. u. k. Generalstabschef Conrad und dem ehemaligen Chef des Großen Generalstabes Helmut Moltke. Zusätzliche Probleme an der Westfront, insbesondere an der Somme und in Verdun, führten schließlich zur Entlassung Erich Falkenhayns. In diesem Augenblick schien der beliebte Paul von Hindenburg, ein Repräsentant des alten preußischen Militäradels, gemeinsam mit dem jungen, leistungsorientierten, aus der bürgerlichen Mittelschicht stammenden Erich Ludendorff das ideale Nachfolge-Duo zu bilden. [Anm. 2]

Nach oben

Die höchste Auszeichnung des Ersten Weltkriegs: der Stern zum Großkreuz des Eisernen Kreuzes, verliehen am 25. März 1918[Bild: public domain]

Am 29. August 1916 übernahmen sie die Führung der 3. Obersten Heeresleitung und damit sogleich ein Amt, dass ihnen nicht nur militärisch, sondern auch politisch enorme Macht verlieh. In der Folgezeit regelte Hindenburg daher von Bad Kreuznach aus nicht nur militärische, sondern auch politische und wirtschaftliche Aktionen. Einen Eindruck der Arbeitsbereiche sowie der Öffentlichkeitswirksamkeit rund um seine Person liefert der zeitgenössische Dokumentarfilm "Ein Tag bei Generalfeldmarschall von Hindenburg" auf www.europeana.eu.

Nach der gescheiterten Frühjahrsoffensive 1918 musste auch das faktische Staatsoberhaupt, d.h. die OHL bzw. Hindenburg, einsehen, dass ein sofortiger Waffenstillstand und die Wahl einer neuen parlamentarischen Regierung der letzte Ausweg aus dem verlorenen Krieg und den revolutionären Unruhen im Reich bot. Am 25. Juni 1919 schließlich trat er von seinem Amt zurück und verabschiedete sich abermals in den Ruhestand.

Nach oben

0.4.Weimar und die Machtergreifung Hitlers

Sechs Jahre später trat Paul von Hindenburg wieder auf die politische Bühne Europas. Der ergebnislose Wahlgang der Reichspräsidentenwahl vom 25. Juni 1925 hatte zur Folge, dass die konservativen Parteien der Weimarer Republik auf die Kandidatur des Parteilosen 77-jährigen pochten. Die Tatsache, dass Hindenburg am 12. Mai 1925 als Reichspräsident die Nachfolge Friedrich Eberts antrat, veranschaulicht einmal mehr die These einer Republik ohne Republikaner, denn Hindenburg war zuvor nicht nur maßgeblich an der Verbreitung der sog. „Dolchstoßlegende“ beteiligt, sondern kann darüber hinaus als Sinnbild einer althergebrachten Ordnung gelten, dessen politisches Verständnis den republikanischen Idealen zuwider lief.

Am 30.1.1933 berief er Adolf Hitler zum Reichskanzler und spielte somit eine entscheidende Rolle im Rahmen der „Machtergreifung“ und der darauffolgenden Errichtung der NSDAP-Diktatur. Im Alter von 87 Jahren starb Paul von Hindenburg am 2. August 1934 und wurde dem unter den Nationalsozialisten wiederaufflammenden Hindenburg-Mythos entsprechend nicht auf Gut Neudeck, sondern im Denkmal der Schlacht bei Tannenberg beigesetzt. Seit 1945 befindet sich seine Grabstätte in der Elisabethkirche in Marburg.

Reichspräsident Hindenburg bei den Befreiungsfeiern 1930 nach Ende der Rheinlandbesetzung in Koblenz[Bild: Bundesarchiv, Bild 102-10168 / [CC-BY-SA]]

Nach oben

Verfasser: Katharina Thielen

erstellt am: 05.03.2014

Literatur:

  • Pyta, Wolfram: Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler. München 2009.
  • Stachelbeck, Christian: Deutschlands Heer und Marine. München 2013.
  • Uhle-Wettler, Franz: Erich Ludendorff. Soldat - Feldherr -Revolutionär. Graz, 3. Aufl. 2013.

 

Anmerkungen:

  1. Zuletzt beispielsweise Hoegen, Jesko van: Der Held von Tannenberg. Genese und Funktion des Hindenburg-Mythos. Köln [u.a.] 2007. (Stuttgarter Historische Forschungen 7) Zurück
  2. Zu der Vorgeschichte ausführlich Stachelbeck, S. 38-52.  Zurück