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Ballisten
Mittelalterliche Belagerungsmaschinen (Torsionsgeschütze). Die großen Torsionsgeschütze der Griechen und Römer funktionierten aufgrund eines gegen die Schussrichtung gedrehten und damit gespannten Sehnenbündels. Die großen Pfeil- und Kugelballisten, die auf diesem Prinzip der Drehung (Torsion) beruhten, gehörten zu den Standardwaffen der griechischen, römischen und byzantinischen Heere.
Der Militärhistoriker Schmidtchen beschreibt den komplizierten Mechanimus der griechisch-römischen Torsionsgeschütze folgendermaßen: "Kernstück der Konstruktion dieser schweren Fernwaffen war ein senkrechter hölzerner Rahmen, der durch zwei Balkenstücke in drei kleinere Rahmen unterteilt wurde. In den beiden äußeren befanden sich oben wie unten bronzene Spannbuchsen eingelassen, über welche mehrere, dicht nebeneinander liegende Stränge aus Sehnen eingezogen waren. Man bevorzugte hierbei Nacken- und Sprunggelenksehnen von Stieren und Hirschen. Zwischen die beiden, über die Buchsen verlaufenden Hauptstränge, wurden in ihrer Mitte starre hölzerne Arme eingeschoben, deren äußere Enden mit einer verstärkten Bogensehne verbunden waren. Eine gegen die Schußrichtung erfolgende Drehung der senkrechten Sehnenbündel über die oberen und unteren Buchsen bewirkte eine starke, durch diese Torsion hervorgerufene Spannung. Zum Schuß zog man nun die Bogensehne mit einer Windenkonstruktion auf der durch den mittleren Rahmenteil reichenden Läuferschiene des Schaftes, der mitsamt dem Rahmen über einen Scharnierhebel in der Höhe verstellbar war, bis zum Einrasten durch eine Sperrklinke zurück und erhöhte damit die Spannung noch beträchtlich. Bei der Freigabe der Bogensehne durch die Entriegelung der Sperrklinke schnellten die beiden Arme nach vorn und brachten den eingelegten Pfeilbolzen oder die Steinkugel mit hoher Geschwindigkeit in die Schussbahn." Die verwendeten Pfeilbolzen hatten ungefähr eine Länge von 60 cm. Die Reichweite betrug je nach Größe des Geschützes bis zu 500 Metern. Bis zu dieser Entfernung durchschlug der Pfeilbolzen jede in der Antike bekannte Körperpanzerung. (Schmidtchen, Kriegsmaschinen S.114f.)
Von den Griechen gelangte das Wissen über die Ballisten an die Römer. Bis ins dritte Jahrhundert vor Christus hinein war die Balliste das einzige Wurfgeschütz der Römer und kam in den Punischen Kriegen (264-146 v.Chr.) vielfach zur Anwendung. Sie wurde von 10 Mann und einem Geschützführer bedient. Die vierräderigen carroballista tauchen erst in der späteren Kaiserzeit auf. Die mächtigsten von ihnen warfen 2-6 Zentner schwere Geschosse (Steine, Kugeln) in stark gekrümmten Bogen 1.000 Schritt (ca. 350 Meter) weit.
Nur Spezialisten mit großer Sachkenntnis und Erfahrung konnten die Sehnenbündel exakt und gleichförmig vorspannen, weil Kälte und Feuchtigkeit das Verhalten der Natursehnen relativ stark beeinflußten. Man stellte die optimale Vorspannung anhand des Tones fest, den die Sehnenbündel bei kurzem Anreißen von sich gaben.
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Belagerungsmaschinen.