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Jugendstil
Künstlerische Stilrichtung (etwa 1890-1914). Eine Stilrichtung der Kunst etwa zwischen 1890 und 1914. Benannt nach der in München seit 1896 erscheinenden Zeitschrift ´Jugend´. Geometrische oder floreale Ornamentik, Einsatz edler Materialien, artifzielle Gestaltung der Oberfläche sind einige Merkmale des Jugendstiles, der in der Augsburger Synagoge eine seiner wichtigsten architektonischen Leistungen zeigt.
Der Höhepunkt des Jugendstils lag um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert Wie bei vielen anderen Kunststilen sind seine Wurzeln vielfältig. Ganz allgemein läßt sich sagen, daß in der rasanten Industrialisierung der gesellschaftliche Hintergrund zu sehen ist. Das traditionelle Handwerk verlor seine starke Stellung und mußte der billigeren und massenhaften Fertigung der modernen Industriestätten weichen. Schon früh hatte es dazu Gegenbewegungen gegeben, vor allem in England, dem Ursprungsland der industriellen Revolution. William Morris (1834-1896) und seine Bewegung Arts and Crafts (Kunst und Handwerk) werden dabei als wichtigste Vorläufer des Jugendstils angesehen. Die von Morris begründeten Werkstätten sollten in Konkurrenz zur zerstückelten Industrieproduktion hochwertiges Kunsthandwerk am Leben erhalten. Baukunst, Malerei, Plastik etc. sollten sozusagen zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen und damit gleichzeitig eine neue Kultur hervorbringen. Dieser Anspruch des Gesamtkunstwerks wird uns bei manchem Prager Architekten der Jugendstilepoche wiederbegegnen wie z.B. bei Jan Kotera. In der Folge dieser Bewegung entstanden vielerorts Kunstgewerbeschulen, darunter auch die 1885 in Prag gegründete Kunstgewerbeschule. In der Architektur hatten im Laufe des 19. Jahrhundert neue Materialien wie Stahl, Eisen und Glas rasch Verbreitung gefunden.
Die Vielfältigkeit des verwendbaren Materials ermöglichte neue Ausdrucksmöglichkeiten in Form und Farbe. Der Mitte des 19. Jahrhundert errichtete Bahnhof King's Cross Station in London und vor allem der einige Jahrzehnte später erbaute Eiffelturm waren Vorbilder, die von den Jugendstilkünstlern aufgegriffen und in ihrem Sinne umgestaltet wurden. Nicht zuletzt war es die Suche nach einer neuen Identität in einer sich rasch verändernden Welt, die dem Bestreben der Jugendstilkünstler zugrundelag. Die historisierenden Stile wie Neogotik oder Neobarock entsprachen immer weniger dem Zeitgeist vieler Künstler, die nach einer neuen, eigenständigen Ausdrucksform suchten. Nicht umsonst bürgerte sich in Frankreich dafür der Begriff Art nouveau (Neue Kunst) ein, der noch deutlicher als der Terminus Jugendstil die Aufbruchsstimmung beinhaltet. Kein Wunder, daß sich dabei rasch unterschiedliche Strömungen und Richtungen herausbildeten und unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt wurden. Wie jede Verallgemeinerung ist die folgende Charakterisierung des Jugendstils daher etwas holzschnittartig, für das Verständnis dieser Kunstrichtung reicht sie allerdings völlig aus.
Fast durchgängig ist der Versuch zu beobachten, die Natur , die in den wuchernden städtischen Ballungszentren zu verloren gehen drohte, in Kunst und Alltag zurückzubringen. Zahllose Pflanzenmotive dominieren die ornamentale Gestaltung, hinzu kommt die Darstellung vieler Tiere. Die 'Natur als Vorbild' drückt sich auch in der Formensprache aus: Geschwungene, fließende Linien wie bei vielen Pflanzen stehen im Vordergrund.