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Motte
(Turm-)Hügelburg. Die Motte, ein Turmbau auf künstlich aufgeschüttetem Hügel, geht auf normannisch-fränkische Befestigungsgewohnheiten zurück. Solche Anlagen wurden schon im hethitischen Reich und in Syrien gebaut, hier allerdings mit weit größeren Ausmaßen. Der Begriff der Motte taucht erst in den Quellen des 12. Jahrhunderts auf. Etymologisch stammt er wohl aus dem Altfranzösischen: motte = Erdscholle (chateau à motte); lateinisch mutta = Erdaushub, englisch moat, mounted mound. Der ebenfalls gebräuchliche Begriff der Turmhügelburg ist gleichbedeutend mit dem der Motte. Der berühmte Teppich von Bayeux, der Ende des 11. Jahrhunderts entstand und die Besitznahme Englands durch Wilhelm den Eroberer darstellt, zeigt solche Motten, auf denen hölzerne (Wohn-)Türme standen. Dadurch hat sich im Deutschen im 19./20. Jahrhundert der irreführende Begriff "Turmhügelburg" eingebürgert, obwohl meistens nur niedrige Bauten auf diesen Mottenhügeln standen. Motten kommen noch im 15. Jahrhundert vor. Im Rheinland und in Niedersachsen lässt sich beobachten, dass Motten in unmittelbarer Nähe der geschützt liegenden, aber nur schwach befestigten Wirtschaftshöfe entstanden.
Weitere Beispiele für Motten im nördlichen Rheinland sind: Hoverberg im Kreis Heinsberg, Hiltrop, Berge-Altenberge, Hardtburg bei Stotzheim und Linn bei Krefeld. Bekannt sind auch die Motten in Niedersachsen: Burg Wölpe bei Erichshagen, Stumpenhausen im Landkreis Nienburg und Warpke im Landkreis Lüchow-Danneberg. In Thüringen kann man die Motte Gommerstedt hervorheben. In der Nordeifel steht die Motte Hardtburg bei Stotzheim. Bekannt am Mittelrhein ist auch die Motte Bickenbach bei Alsbach Hähnlein und die Motte Sprengelburg bei Eßweiler in der Pfalz.
Aufgrund dieser Tatsache konnten diese Anlagen die Güter besser schützen und auch den dort lebenden Menschen Zuflucht bieten. Deshalb wurde die Motte im 11. und 12. Jahrhundert zu einem bevorzugten Burgentyp. Die Entwicklung des Adelssitzes vom nahezu ungeschützten Herrenhof zur wehrhaften Mottenanlage lässt sich besonders gut beim Husterknupp im Erfttal verfolgen. Im Bereich des Herrenhofes wurden schrittweise verschiedene Mottenhügel hinzugefügt und zu einem Befestigungskomplex erweitert.
Entstehung einer Motte
Eine Motte entstand, indem man einen kreisförmigen Graben ausschachtete und den Aushub in der Mitte zu einem Hügel aufschüttete. Erleichtert wurden die Ausschachtungsarbeiten, wenn ein Bergsporn oder eine Kuppe genutzt werden konnten. Verschiedentlich wurde um bereits bestehende Holz- und Steintürme breite Gräben ausgehoben und so nachträglich ein Hügel geschaffen, d.h. die Türme wurden eingemottet. Die Hügel waren zwischen 5 und 10 Meter hoch und hatten auf der Kuppe einen Durchmesser von bis zu 30 Metern. Auf dem Plateau errichtete man ein kleines, einräumiges Wohnhaus, seltener einen kleinen Wehr- oder Wohnturm, die beide überwiegend aus Holz bzw. Fachwerk bestanden. (Turmhügelburgen mit einem Holz- und Steinturm aus dem 11. und 12. Jahrhundert gibt es in größerer Zahl in Unterfranken und im nördlichen Rheinland). Steintürme konnten aus statischen Gründen erst errichtet werden, wenn sich das Erdreich des aufgeschütteten Hügels gesetzt hatte. Wohl aus demselben Grund war bei den wenigen Steintürmen nur das Untergeschoß aus Stein, während die oberen Geschosse aus Fachwerk bestanden. Bauten und Hügel, die im Mittel auf einer Fläche von ungefähr 300 bis 500 qm standen, wurden von einem eng begrenzten Palisaden- oder Mauerring umgeben.
Die Palisaden bestanden aus in den Boden gerammten Pfählen oder Baumstämmen. Die gewöhnlich 1 bis 1,2 Meter dicke Steinmauer war entweder vermörtelt oder eine mit Holzbalken verstärkte Trockenmauer. Auch bei den Motten kannte man die althergebrachten Holz-Erde-Konstruktionen aus Erde, Sand und Kies mit einer Breite von 2 bis 2,5 Metern.
Von der Kernanlage gelangte man über eine auf Pfosten ruhende Holzrampe über den Graben in die wesentlich größere Vorburg. Während diese zur Hauptburg hin offen war, schützte ein hufeisenförmiger Wall die Feldseite. Früher glaubte man, dass die Herrschaft auf der eigentlichen Motte wohnte und in der Vorburg nur Wirtschaftsbauten (Pferdestall, Schmiede, Scheuer o.ä.) und die Wohngebäude der Bediensteten standen. Neuere Ausgrabungen zeigen aber, dass in vielen Fällen alle Burgbewohner in der geräumigen Vorburg lebten, während der Burghügel unbewohnt blieb und nur in Zeiten der Gefahr aufgesucht wurde.
(Text: Stefan Grathoff)