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Pfennig
Alte Münze. Die Münzbezeichnung entstand im 8./9. Jh. im germanischen Sprachbereich, die etymologische Herkunft des Wortes ist nicht geklärt. Ausgangspunkt der europäischen Pfennigprägung ist der karolingische Silberpfennig oder Denar, lat. Denarius genannt. Er wurde durch die Münzreform geschaffen, die unter dem Karolinger Pippin (751-768) begonnen und unter seinem Sohn Karl dem Großen (768-814) beendet wurde. Auch das nicht-fränkische angelsächsische England lehnte seine frühen Pennys in Gewicht und Feingehalt den karolingischen Münzen an. Mit dem Zerfall des Frankenreichs begann für den deutschen Pfennig (Denar 2), den französischen Denier, den italienischen Denaro sowie für den englischen Penny eine eigene Entwicklung. Die Silberpfennige stellten - abgesehen von einigen selten ausgeprägten Teilstücken (Obol) - von der karolingischen Epoche bis zum Ende des 13. Jh.s praktisch das einzige Münznominal in den Gebieten des riesigen Frankenreichs und darüber hinaus dar (Penning in Skandinavien, Nachprägungen des Denier tournois in den Kreuzfahrerstaaten).
In die Pfennigzeit fällt die allmähliche Entwicklung von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft; wobei in karolingischer Zeit ein West-Ost-Gefälle auffällt. Dem entspricht die Verteilung der Münzstätten, die sich - mit Ausnahme von Regensburg (Donau) und Würzburg (Main) - bis in vorottonische Zeit (bis 936) ausschließlich westlich des Rheins befanden (vor allem im Einzugsbereich der Flüsse Schelde, Maas, Mosel und Rhein), während der Norden und der Osten münzleer waren. Erst die Entdeckung und Nutzbarmachung der Silbervorkommen an Harz und Erzgebirge - zuerst am Rammelsberg bei Goslar am Ende der Regierungszeit Ottos I. (936-973) - bot die Voraussetzungen, die Ungleichheit zu beheben und später sogar die Entwicklung umzukehren. Die Pfennigprägungen der Karolinger und Sachsenherrscher wurden meist zu Handelszwecken verwendet. Noch unter den Saliern (1024-1125) war die Verwendung der Pfennige als Handelsmünzen (Fernhandelsdenare) die Regel, wie die hohen Fundzahlen - im Vergleich zu den geringen Fundmengen in Mitteleuropa - der Prägungen (vorwiegend Otto-Adelheid-Pfennige) in Schweden (einschließlich Gotland) zeigen, die als Beleg für den Wikingerhandel gelten.
Der Grundstock zur Zersplitterung des deutschen Münzwesens wurde mit der Politik der Münzrechtsverleihungen der Ottonen (936-1002) gelegt. Die Vergabe der Münzdiplome an geistliche Fürsten und Äbte in ottonischer Zeit war Teil der Politik, einen Gegenpol zu den mächtigen Stammesherzögen zu bilden und damit das Königtum zu stärken. Das Ziel wurde nicht erreicht, statt dessen legte sie den Grundstock für den Partikularismus des deutschen Münzwesens. Die Fortsetzung der Münzrechtsverleihungen durch die Salier (1024-1125) und Staufer - später auch an Adlige und Städte - und die Schwächung des Königtums begünstigten die Zersplitterung, die erst mit den Einigungsbestrebungen im 19. Jh. beendet werden konnte.
Im 11./12. Jh. brach die Ausfuhr der Pfennige nach Norden und Osten ab. Die mit der Städtegründungsperiode (1100-1300) beginnende gewerbliche (handwerkliche) Konzentration dehnte den binnenwirtschaftlichen Geldverkehr aus, der Pfennig wurde als Zahlungsmittel für die städtischen Märkte benötigt. Im 11. Jh. änderte sich auch die Gewichtsbasis der Pfennigprägung vom Pfund auf die Gewichtsmark (Mark I), die (je nach Region) lokal verschieden schwer ausfiel. Das Fehlen einer starken Zentralgewalt versetzte die einzelnen Münzherren in die Lage, die vielen Münzverrufungen durchzuführen, die fiskalisch, aber wohl auch durch Gewinnstreben bedingt waren. Da die Pfennige zeitlich und lokal verschiedenen Schwankungen unterworfen waren, galten sie nur regional begrenzt, bevor sie wieder eingezogen und durch neue, meist schlechtere Prägungen ersetzt wurden. Um die vielen verrufenen und regionalen Pfennige unterscheiden zu können, wurden ständig die Münzbilder geändert, was sich am deutlichsten in den kunsthistorisch wertvollen Brakteaten niederschlug. Neben diesen einseitig geprägten Hohlmünzen aus dünnem Silberblech liefen auch zweiseitig geprägte Dünnpfennige, sog. Halbbrakteaten um.
Als im 13. Jh. einige Handelsstädte in den Besitz des Münzrechts kamen, versuchten diese eine für den Handel günstigere, im Silbergewicht stabile Münze zu schaffen. Die Bestrebungen führten zu dem sog. Ewigen Pfennig (lat. denarius perpetuus), der zuerst in Konstanz, Lindau und einigen Bodenseestädten eingeführt wurde. Entgegen ihrer Bezeichnung war die Pfennigmünze nicht von ewiger Dauer, konnte aber an einigen Orten immerhin über Jahrzehnte mit etwa gleichbleibendem Silbergehalt geprägt werden. Die Bemühungen der Handelsstädte konnten aber den Verfall der Pfennigmünze nicht aufhalten. Mit dem Aufkommen der Groschen im 13. Jh. wurde die Pfennigzeit von der Groschenzeit abgelöst. Der Groschen im Normwert von 12 Pfennigen löste den Pfennig als Währungsmünze ab, denn die etwa zeitgleich beginnende Goldprägung eignete sich besser als Zahlungsmittel für den Groß- und Fernhandel. Die Wertverhältnisse des Pfennigs zu den neu aufkommenden Pfennigvielfachen in diesem Lexikon sind meist unter den einzelnen Stichpunkten aufgeführt: Beispielsweise war der Normwert eines Kreuzers 4 Pfennige, ein Mariengroschen galt 8 Pfennige, der Turnosegroschen sowie der Reichsgroschen 12 Pfennige. Da der Wert des im 15. Jh. aufkommenden Talers gewöhnlich 24 Groschen betrug, ergibt sich rechnerisch ein Wert von 288 Pfennigen auf den Taler, der de facto aber in einem ganz anderen Verhältnis zu dem zur Scheidemünze gewordenen Pfennig stand. In der Neuzeit verlor der Pfennig weiter an Silbergewicht und wurde erst seit Mitte des 18. Jh.s auch in Kupfer ausgeprägt. Der Pfennig hat sich bis in unsere Zeit, als Hundertstel-Unterteilung der Deutschen Mark im Dezimalsystem erhalten: 100 Pfennige = 1 Deutsche Mark.
An der ältesten deutschen Münzsorte lässt sich deutlich die nur phasenweise unterbrochene Entwicklung der ständigen Münzverschlechterung ablesen: Um 800 enthielt der Pfennig etwa 1,7 g Silber, um 1100 knapp 1 g, um 1300 im Durchschnitt rund 0,3 bis 0,4 g, 1500 noch ca. 0,1 g, im 17./18. Jh. noch umgerechnet 0,05 g. Der Verfall der Kaufkraft fällt noch um ein Vielfaches krasser aus, wenn man die sinkende Kaufkraft des Silbers in Betracht zieht.