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Retabel
Altaraufsatz. Das Retabel (von lateinisch retro, "hinter", "rückwärts", und tabula, "Brett") ist die Bezeichnung für den seit dem 11./12. Jahrhundert üblichen Altaraufsatz. Es diente vornehmlich als Blickfang und manchmal auch zur Aufbewahrung von Reliquien. Entstanden ist das Retabel durch Verlängerung der Rückwand (Dorsale), des Stipes und der Mensa oder durch Hinzufügen eines separaten Sockels als Basis für das Retabel. Ausgelöst wurde die Entwicklung des in die Höhe strebenden plastisch gestalteten oder bemalten Altaraufsatzes durch eine Änderung der Liturgie im 11. Jahrhundert. Nach der neuen Ordnung stand der Priester nicht mehr hinter dem niederen, opfersteinähnlichen Altar und schaute in Richtung der Gemeinde, sondern er zelebrierte die Messe vor dem Altar stehend und wendete den Gläubigen die meiste Zeit seinen Rücken zu. Anfänglich ersetzte oft auch ein Wand- oder Mosaikbild das Altarretabel.
Die ältesten erhaltenen Retabeln stammen aus dem 12. Jahrhundert, u. a. das 1160 entstandene Stuckretabel im Dom von Erfurt. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich aus dem Retabel der Flügelaltar. In der Renaissance waren diese Wandelaltäre dann nicht mehr üblich und wurden wieder vom Retabel abgelöst. Seit der Spätrenaissance bedeckt das Altarblatt fast das gesamte Retabel. Bei Verwendung eines Epitaphs als Retabel spricht man von einem Epitaphaltar.