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Rutte
Schussapparat. Die Rutte oder Rütte nutzte die Biegsamkeit von Holz. Eine elastische Holzlatte steckte zusammen mit einem senkrechten Widerlagerbaum in einem Holzfuß. Beide waren am unteren Ende mit Tauen und Sehnen fest zusammengewickelt. Die Holzlatte wurde mit Seil und Winde nach hinten gebogen und arretiert. Der Pfeil lag waagerecht auf einer höhenverstellbaren Unterlage, die mit einem Scharnier am Widerlagerbaum befestigt war.
Über die Höhenverstellung ließ sich im beschränkten Umfang die Schussbahn und Schussweite beeinflussen. Bei anderen Konstruktionsformen lag das Schaftende des Pfeils in einer Nut auf dem Widerlagerbaum auf, während die Pfeilspitze von einer gabelförmigen Stütze gehalten wurde. Diese Stütze war am Widerlagerbaum befestigt und konnte je nach Pfeillänge verstellt werden.
Löste man die Arretierung, schnappte die Latte wie eine Feder gegen den Pfeil, und er schnellte nach vorn. Die Rutte hatte vor allem die Aufgabe, Brandpfeile über die Burgmauern zu schleudern.
Die bekannte Darstellung einer Rutte in der Bayerischen Staatsbibliothek München (Codex germanicus Moncensis Nr.356, Bl.152) trägt die Bezeichnung "Das instrüment haist maleoli". Diese Benennung (lat. malleolus = Hämmerchen, Setzling) bezieht sich aber nicht auf die Maschine selbst, sondern wohl auf die Brandpfeile, die sie verschoss.
Wie wirkungsvoll die schnell zu ladenden Rutten arbeiteten, zeigt ein Bericht des Landgrafen Ludwig des Frommen von Thüringen, der die Belagerung von Akkon im Jahr 1189 schildert: [...] ouch fuwer sie dar zu wurfen hin in da selbes nit snellen rutten drin. an daz die grozen werc in taten schaden, von diesem sie haten so unlideliche not. [...] auch warfen sie Feuer in die Stadt mit schnellen Rutten. Ohne daß die [anderen] großen Belagerungsmaschinen ihnen [den Stadtbewohnern] Schaden zufügten, wurde ihnen von diesen unleidliche Not zugefügt.
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Belagerungsmaschinen.
(Text: Stefan Grathoff)