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Turnose
Ursprünglich aus Frankreich stammender Währungstyp. Auch Turnosegroschen oder Turnos, ist eine Bezeichnung für den franz. Gros tournois und seine Nachahmungen und Beischläge von deutschen und niederländischen Münzständen. Seit dem ausgehenden 13. Jh. wurden Nachahmungen der französischen Groschenmünze geprägt, die sich zunächst noch weitgehend an das Münzbild des Vorbilds (Chatel tournois im beschrifteten Doppelrand) hielten. Die franz. Groschenmünzen und ihre Nachahmungen liefen zunächst im niederländischen, westdeutschen und südwestdeutschen Raum um. Im 14. Jh. erschien eine Vielzahl von silbernen Groschen mit Darstellungen von Wappen, Heiligen und Münzherren, die sich weit vom ursprünglichen Münzbild entfernt hatten, aber noch alle Turnosen genannt wurden. Sie galten 24 Pfennige oder 2 Schillinge und wogen etwa 3,9 bis 4 g (um 920/1000 fein). Der Turnosegroschen spielte für den Münzumlauf des west- und südwestdeutschen Raums in der 1. Hälfte des 14. Jh.s eine große Rolle und wurde erst in der 2. Hälfte des Jh.s durch den Albus verdrängt. Die in großen Mengen geprägten Prager Groschen aus Böhmen und die Meißner Groschen gingen auch aus franz. Gros tournois hervor und wurden ursprünglich auch als Turnosegroschen bezeichnet.
Den Turnosen gab es auch als abstrakte Rechnungseinheit. Gerne gaben die Erzbischöfe mehr Zollbeträge an Dritte aus, als dort überhaupt eingingen. Deshalb verfiel man auf das Verfahren, Gläubigern nicht feste Geldbeträge anzuweisen, sondern ihnen nur einen prozentualen Anteil (einen Turnosen) an den eingehenden Geldern zu versprechen. Gingen am Zoll z.B. am Tag 100 Mark ein, so erhielt der Gläubiger hiervon vielleicht 10 %, also 10 Mark. Dieses Geld durfte er als Abschlagszahlung entnehmen. Den Turnosen durfte er so lange kassieren, bis ihm die Schuld vollständig ausbezahlt war. Je geringer also die Zolleinnahmen ausfielen, um so länger musste der Gläubiger auf sein Geld warten.