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Die Herren von Nister

Burg Nister (Froneck)[Bild: RaSlaMa]

In einer Urkunde Erzbischof Brunos von Trier (1102-1124) für Lipporn begegnet 1117 ein Dietfreyt von Nestere.[Anm. 1] Da ein Winand von Nister vor 1166 der Abtei Siegburg ein Stück seines Eigengutes zum Seelgerät seines Sohnes Dagemar schenkte, hat man in diesem Edelherrengeschlecht wohl die Vögte der Grundherrschaft Nister vor sich, die die Abtei Siegburg bei ihrer Stiftung 1064 erhalten hatte.
Hinter den Grafen von Sayn und den Freusburgern erscheint 1176 ein Ludwig von Nister in einer Urkunde Erzbischof Philips I. von Köln (1167-1191). Ein Sohn Ludwigs war wohl jener Rorich von Nister, der 1183, 1187 und vor 1190 in Gesellschaft der Grafen von Sayn, des Florentinus von Kempenich und Reiners von Freusburg und 1187 mit seinem Bruder Crato (= Kraft) in Urkunden Kölner Erzbischöfe auftritt.

Die Grundherrschaft Nister mit dem Berg, auf dem früher eine Burg gestanden hatte, schenkten Graf Heinrich von Sayn und seine Gemahlin Mechthild am 27. Februar 1222 dem Kloster Marienstatt. Erzbischof Heinrich I. von Köln (1225-1238) genehmigte als Lehnsherr diese Schenkung.[Anm. 2]
Da Heinrich Herr von Isenburg 1249 zugunsten der Gräfin Mechtild von Sayn auf Güter und Huben zu Nister verzichtete[Anm. 3], stammte Nister wohl aus dem väterlichen Erbe der Gräfin Mechtild, die auch die hart nördlich angrenzende Grundherrschaft Gebhardshain besaß. Die Herren von Nister aber könnten die Vogtei von den Thüringer Vorfahren der Mechtild zu Lehen getragen haben.
Diese Burg an der Ostgrenze ihrer Grafschaft hart über dem alten Nisterübergang der Köln-Leipziger-Straße in fremden Händen musste den Grafen von Sayn ein Dorn im Auge gewesen sein.
Dem Bau der Burg Blankenberg um 1180 am Nordwestrand des Westerwaldes über diese Straße mag wenig später der Bau der Hachenburg am Ostrand der Grafschaft gefolgt sein. Zur Hachenburg leiteten die Sayner Grafen auch damals die Köln-Leipziger Straße von ihrem alten Übergang am Fuße der Burg Nister um.
Die Heirat Graf Heinrichs III. von Sayn (1202-1246) mit Mechtild von Meißen-Landsberg, die kurz nach 1205 eine Aussöhnung zwischen den Grafen von Sayn und Graf Dietrich von Landsberg, dem Inhaber des Thüringer Erbes am Mittelrhein, brachte, hat Nister in die Hand des Sayner Grafen gebracht. Fraglich bleibt, ob Graf Heinrich von Sayn die Burg Nister bereits in den vorhergehenden Wirren jener Jahre zwischen Staufern und Welfen zerstört, oder wirklich erst 1206 den in der Nähe Hachenburgs entbehrlichen Burgbau geschleift hat. [Anm. 4]

Die Nachkommen der Herren von Nister aber waren nicht die unbedeutenden Ministerialen von Nister, die 1218 bis 1297 begegnen, sondern die mächtigsten Vasallen des Grafenpaars, eine Gruppe Edelfreier, die in der Zeugenliste der Marienstätter Urkunde von 1222 gemeinsam auftreten. Rorich der kleine, Vogt von Hachenburg, Rorich und Christian von Blankenberg und Rorich Walpode. Das gehäufte Auftreten des Vornamens Rorich ist kaum ein Zufall, da diese Geschlechter, ebenso wie das Geschlecht des in der gleichen Urkunde auftretenden Ministerialen Rorich von Gebhardshain, das gleiche Wappen, die drei schräggestellten Rauten führen und auch sonst oft zusammen denen 1222 neben ihnen auftretenden Konrad von Rennenberg und Dietrich von Ütgenbach, die aber andere Wappen führen, als nahe Verwandte erscheinen. Rorich Walpode war aber wohl ohne Zweifel mit einem Rorich von Rachdorf, der 1190 als Zeuge einer Kölner Urkunde begegnet, identisch, da die Walpoden noch 1420 einen Hof zu Freirachdorf und 1317 den benachbarten Hof Freiert (Vrienrode) besaßen, die beide ihren Namen vom Ansitz jenes Edelfreien herleiten. Darüber hinaus kann man vielleicht Rorich mit dem Rorich von Nister (1183-1187) gleichsetzen.

Dass die Vögte von Hachenburg, die Herren von Blankenberg und die Walpoden von der Neuerburg, die sich durchweg nach Burgen des saynischen Grafenpaares nannten und darüber hinaus die Herren von Virneburg, die ebenfalls das Rautenwappen führen, Nachkommen der Herren von Nister waren, wenn auch vorerst ihr Anschluss im Einzelnen nicht völlig gesichert ist, wird aber dadurch bestätigt, dass alle diese Geschlechter an der Grundherrschaft Nister beteiligt waren. So besaß Wilhelm Herr zu Waldeck, der Sohn des Udo von Waldeck und der Beatrix von Blankenberg, 1262 Güter bei Marienstatt. Noch 1451 besaßen die Walpoden von der Neuerburg, Herren von Reichenstein, im Kirchspiel Kroppach die Zehnten zu Alhausen, Altburg, Atzelgift, Burbach, Helmeroth, Hommelsberg, Limbach, Mörsbach, Stein und Wingert.
Den Löwenanteil finden wir in den Händen der Vögte von Hachenburg und ihrer Nachkommen, der Herren von Greifenstein. Ruprechts von Greifenstein Mühle zu Heuzert, zu der noch 1409 ebenso wie 1346 Astert, Giesenhausen, Heimborn, Ehrlich, Heuzert, Kroppach, Kundert, Limbach, Marzhausen, Niedermörsbach, Obermörsbach, Streithausen, Lauterbach und Lützelau gebannt waren, ergänzt sich mit den zahlreichen kleinen Zeugnissen von Greifensteiner Besitz und Lehen im Kirchspiel Kroppach: 1270 zu Hailzhusen, 1287, 1408 zu Streithausen, 1300 zu Idelberg, 1364 zu Lützelau, Ehrlich und Heimborn, 1377 zu Kleeberg zu einem etwas klareren Bild der alten Grundherrschaft Nister. Auch weibliche Nachkommen der Herren von Nister haben hier wohl Güter geerbt, da 1255 Rorich von Rennenberg und seine Frau Alveradis Allod bei Marienstatt und die Herren von Wildenberg 1290 Güter im Landstrich Nister besaßen. Auch ein Ritter von Aventrode verzichtete noch 1300 auf die Hofstatt des Klosters Marienstatt und den Burgberg der alten Burg Nister[Anm. 5] zugunsten dieses Klosters. Da Engelbrecht von Sayn-Greifenstein 1329 Lützelau und seine Güter im Kirchspiel Kroppach von Graf Johann von Katzenelnbogen zu Lehen trug, kann man vielleicht daraus auf einen Versuch der Greifensteiner schließen, ihren Besitz durch Lehnsauftrag an eine auswärtige Macht dem Machtbereich der Grafen von Sayn zu entziehen. Doch hat infolge der Zersplitterung des Besitzes die Grundherrschaft im Kampf um die Landeshoheit für die Grafen von Sayn keine ernsthafte Konkurrenz mehr bedeutet. Ihre Geschichte ist überhaupt seit der Gründung der Abtei Marienstatt nur mehr eine Geschichte ihrer stückweisen Veräußerung an das Kloster.

Von den Nachkommen der Herren von Nister sind an erster Stelle die Vögte von Hachenburg zu nennen, von denen Rorich der kleine, Vogt von Hachenburg (1215-1237) neben Graf Heinrich III. von Sayn (1202-1246) 1222 und 1237 erscheint und die Vogtei Hachenburg, die Sayn über den Besitz von St. Kassius und Florentinus zu Bonn besaß, wohl als Lehen von den Grafen von Sayn innehatte. Mit seiner Gemahlin Guda (1270), der Schwester Rudolfs von Greifenstein, hatte er zwei Söhne Heinrich Vogt von Hachenburg und Kraft von Hachenburg (1255-1279), der von seinem Oheim Rudolf die Herrschaft Greifenstein erbte und sich Herr von Greifenstein nannte, und eine Tochter, die wahrscheinlich mit Hermann von Isenburg verheiratet war. Bei dem Vogt von Hachenburg, der 1241 im Gefolge Graf Heinrichs von Sayn in Westfalen erscheint, handelt es sich wohl um Heinrich, Vogt von Hachenburg 1244 bis 1271. Er hat die Vogtei Hachenburg bis zu seinem Tod innegehabt. Doch haben die Grafen von Sayn dann anscheinend diese Rechte eingezogen, da Heinrichs Ehe mit einer Irmgard (1260) kinderlos geblieben war. Sein Anteil an der Grundherrschaft Nister ist seinen Greifensteiner Neffen zugefallen. Seine Beziehungen zu seinen Verwandten Ernst von Virenburg und den Walpoden von der Neuerburg und ein enges Dienstverhältnis zu Gräfin Mechtild von Sayn lassen über seine anderen Besitzungen nur Vermutungen zu. einen Hinweis gibt der Streit, den Gräfin Mechtild von Sayn mit den vermuteten Erben Heinrichs wohl kurz nach seinem Tod am 1.1.1274 um Gebhardshain führt. Sonst ist Besitz der Vögte von Hachenburg nur zu Leutesdorf und Todtenberg 1260 bezeugt.

Von den saynischen Ministerialen von Blankenberg ist das Geschlecht der Edelfreien von Blankenberg zu scheiden, das zu den Familien mit dem Rautenwappen, den Nachkommen der Herren von Nister gehört.[Anm. 6] Ebenfalls zu den Familien mit dem Rautenwappen gehören die Edelherren von Virneburg.[Anm. 7]

Anmerkungen:

  1. Der vorstehende Text folgt weitgehend dem Abschnitt "Die Herren von Nister" aus Gensicke, Landesgeschichte S. 197-200. Zurück
  2. MRUB III Nr. 180 und 181. Zurück
  3. Goerz, Mittelrheinische Regesten III Nr. 675. Zurück
  4. Die erst im 14. Jahrhundert überlieferte Nachricht (MRUB III Nr. 34), nach der Graf Heinrich von Sayn die Burg Nister 16 Jahre vor 1222, als er Nister verschenkte, zerstört (colliso) habe, ist nicht völlig eindeutig. Zurück
  5. Görz, Mittelrheinische Regesten IV Nr. 3069. Zurück
  6. Vgl. zu ihnen Gensicke, Landesgeschichte S. 199f. Zurück
  7. Vgl. zu ihnen Gensicke, Landesgeschichte S. 200. Zurück