Eisenzeitliche Befestigung „Altburg"
Bundenbach, Kreis Birkenfeld
Zu besichtigen: Wall, Befestigung und keltische Gebäude, ein Ausschnitt der eisenzeitlichen Innenbebauung ist rekonstruiert. Schlüssel zur Anlage am Kiosk erhältlich.
Anfahrt: B50 von Koblenz nach Trier, Abfahrt Büchenbeuren auf der L182 in Richtung Rhaunen. Nach Rhaunen weiter in Richtung Bundenbach auf der L182, in Bundenbach der Hauptstraße bis zur Kirche und der Aussschilderung folgen.
SO von Bundenbach und im Bereich der an Versteinerungen bekannter Schiefergruben und Stollen liegt auf einem schmalen Bergsporn zum Hahnenbachtal und oberhalb der mittelalterlichen Schmidtburg die Altburg. Der Hahnenbach hatte sich auf seinem Weg zur Nahe etwa 140 m tief mit starken Windungen in den Schiefer eingeschnitten.
Die „Altburg" ist eine der ganz wenigen keltischen Siedlungen die nahezu vollständig untersucht wurde.
Ein 8 m hohen Abschnittswall von 80 m Länge sowie ein vorgelagerter Felsgraben von 3 m Tiefe und 4-11 m Breite riegelten den 2,4 ha großen Felssporn der „Altburg" (340 m ü. NN) ab. An den Steilflanken schützten schwächere Randbefestigungen das Gipfelplateau.
Das an der Steilkante zwingerartig zurück biegende Wall- bzw. Mauerende bildet heute wie damals eine Torgasse. Nach Ausweis der teils als Pfostenbau, teils als Schwellbau ausgeführten Torkammer ist die Wehranlage vierphasig. Die älteste Bauphase besaß offenbar nur einen Palisadenring. Das aufwändigste Befestigungswerk ist eine zweischalige 6 m breite Schiefermauer, die mit einem Gerüst von Spaltbohlen stabilisiert wurde. Die Mauer ist mit der Burgsiedlung in einer Brandkatastrophe untergegangen. Auf diesen Einschnitt folgte ein Wiederaufbau. Durch die Torgasse und ein mehrfach erneuertes Burgtor verlief ein Weg zur Spitze des Gipfelplateaus. Auf dem Plateau konnte der Ausgräber R. Schindler in den Jahren 1971-1975 über 3600 Pfostengruben freilegen.
Der Innenraum des Plateaus ist durch die Abgrenzung einer Oberburg gleich hinter dem Wall zweigeteilt. Die anschließende Unterburg war dichter bebaut, wobei sich schmale Gassen und ein kleiner zentraler Platz abzeichnen. Größere Häuser und qualitätsvolle Funde in der Oberburg sprechen ebenso wie der ungewöhnlicher Felsenkeller für den Sitz des Burgherrn. Über dem Felsenkeller erhebt sich heute ein Schutzhaus, in dem der Befund konserviert und zu besichtigen ist. Die Oberburg war durch einen in einem Felsgraben eingelassenen Palisadenzaun von der Unterburg abgegrenzt, mehrere Zugänge führten zum unteren Plateau.
Über 200 Haus- Speicherbauten ließen sich bisher rekonstruieren. Jedoch konnten nur ein Drittel der Pfostengruben im Burginneren zu Gebäudegrundrissen vervollständigt werden. Damit sind die Gesamtzahl der Gebäude und damit auch die Einwohnerzahl noch nicht verlässlich ermittelbar.
Die Wohnbauten bestanden aus Eckpfosten und lehmverputzten Flechtwerkwänden. Ein mit Holzschindeln oder Stroh gedecktes Satteldach bedeckte das Gebäude. Ein Zwischenboden war vermutlich unter dem Dach eingezogen. Zum Schutz gegen Schädlinge und Feuchtigkeit standen die Speicher auf vier oder sechs Holzständern.
Bei der geringen Humusüberdeckung ist eine stratigraphische Differenzierung des spärlichen Scherben- und Fundmaterials nicht möglich, doch lässt sich die Besiedlung auf die Zeit von der Mitte des 4. Jahrhundert v. Chr. bis in kurz vor den Gallischen Krieg (58-50 v. Chr.) festlegen. Ein Holzbefund ließ sich dendrochronologisch in das Jahr 78 v. Chr. datieren. Der Fundbestand, überwiegend Scherben, weist für die Burg keine nennenswerte Handels- oder Gewerbetätigkeit nach. Vom Weingenuss des Burgherrn zeugen Reste von Weinamphoren aus dem Mittelmeerraum.
Einige wenige Keramikscherben und Steingeräte weisen auf eine ältere Nutzungsphase während des Endneolithikums im 3. Jahrtausend v. Chr. hin.
Die Höhensiedlung von Bundenbach repräsentiert den charakteristischen eisenzeitlichen Befestigungstyp im Mittelrheingebiet. Den Höhensiedlungen kommt, ihrer oft unzugänglichen Lage nach sicherlich eine fortifikatorische Bedeutung zu, doch sind in ihnen keine kollektiven Sicherungsmaßnahmen eines bedrohten Landes zu sehen. Die wirtschaftliche Funktion zahlreicher fern der Infrastruktur gelegener Höhensiedlungen ist noch nicht erkennbar. Grundlegende Vorraussetzung für eine solche Zentralisierung innerhalb einer Agrargesellschaft ist das fortgeschrittene Stadium einer wirtschaftlichen Entwicklung. Viele Faktoren dürften zur Befestigung der Höhensiedlung geführt haben. Zu nennen wäre die Kontrolle von Verkehrswegen, der Zugriff auf Ressourcen, eine neben der militärischen Sicherheit repräsentative Lage und nicht zuletzt das Repräsentationsbedürfnis einer Elite.
M. Thoma
Literatur:
R. Schindler, Die Altburg von Bundenbach. Trierer Grabungen und Forschungen 10 (Mainz 1977); K.-H. Koch/R. Schindler, Vor- und frühgeschichtliche Burgwälle des Regierungsbezirkes Trier und des Kreises Birkenfeld. Trierer Grabungen und Forschungen. 13,2 (Trier 1994) 99-103 Plan 68; H. Nortmann, Die eisenzeitlichen Burgwälle :
Trierer Landes. In: A. Haffner/A. Miron, Studien zur Eisenzeit im Hunsrück-Nahe-Raum. Trierer Zeitschrift 13 (Trier 1991) 121-140; ders., Voreisenzeitliche Höhensiedlungen im Trierer Land. In: Studia Antiquaria Festschrift N. Bantelmann. Universitätsforschung prähistorische Archäologie 63 (Bonn 2000) 59-66; H. Nortmann, Bundenbach, Kreis Birkenfeld. Endneolithische Höhensiedlung und eisenzeitliche Befestigung „Altburg“.
In: J. Kunow, H.-H. Wegner (Hrsg.). Urgeschichte im Rheinland (Köln 2006) 321-322.