Grabhügelfeld
Lautzenhausen (Rhein-Hunsrück-Kreis)
Zu besichtigen: Das Grabhügelfeld fiel dem Flugplatzbau zum Opfer
Auf der Wasserscheide zwischen Mosel und Nahe zog sich auf ca. 3 km Länge entlang der Hunsrück-Höhenstraße ein etwa 100 Grabhügel umfassendes Grabhügelfeld. Dem Bau des Flugplatzes Hahn fielen die Grabhügel zum Opfer. Aus finanziellen Gründen war eine gezielte Ausgrabung der Hügel und Fundbergung nicht möglich.
Funde wurden 1951 vom Lehrer Puntmann aus Raversbeuren beim Flugplatzbau in der Gemarkung Lautzenhausen, Rhein-Hunsrück-Kreis (Altkreis Zell) aus zerstörten Hügelgräbern geborgen. Der unter dem Ortsnamen Hahn bekannte Militärflugplatz liegt auf der relativ ebenen Wasserscheide zwischen Mosel und Nahe und erreicht im Bereich der Gemarkung Lautzenhausen in einer schwachen Kuppe bei etwa 505 m NN seinen höchsten Punkt. Auf diese Rücken- oder Kuppenlage, wie sie typisch für die Grabhügelfelder der Hunsrück-Eifel-Kultur ist, kann auch der Nekropolenrest von 1951 festgelegt werden. Eine genauere Fixierung innerhalb des etwa 1500 Meter langen Landebahnstreifens ist heute nicht mehr möglich.
Knapp 7 km südwestlich der Lautzenhausener Hügelgruppe befinden sich die latenezeitlichen Fürstengräber von Hochscheid und einige Kilometer weiter nordwestlich, die teils eisenzeitliche, teils römische Hügelnekropole vom „Briedeler Heck".
Von der römischen Besiedlung auf der Gemarkung Lautzenhausen zeugen Mauerreste und Brunnen. Kein Befund wurde unter wissenschaftlicher Beobachtung freigelegt. Ein Landwirt legte ein 10,6 x 7,9 m großes Gebäudefundament frei. Zum Fundgut des römischen Gutshofes gehören zahlreiche Keramikscherben.
Zu jeder menschlichen Besiedlung gehören auch zwangsläufig die Gräber der verstorbenen Bewohner. Nach antiker Sitte lagen die römischen Gräber außerhalb der Siedlungen an den Straßen. Zu dem Gutshof von Lautzenhausen dürfte ein 1928 geöffnetes Hügelgrab gehört haben. Unter der Hügelaufschüttung fand sich ein reiches Brandgrab aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. mit zahlreichen Keramikgefäßen, die in das Museum in Simmern kamen.
.In der Lage und Bauweise der Grabanlagen kam das herrschende Sozialgefüge zum Ausdruck. Die römische Antike kennt prinzipiell zwei Bestattungsarten: Die Erdbestattung (Körpergrab) und die Verbrennung des Leichnams (Brandgrab). Vom 1. bis zum Ende des 3. Jahrhunderts wurden die Toten verbrannt und ihre Asche beigesetzt. Den ethnisch unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen der römischen Provinzen war die Sitte gemeinsam, den Toten ihr Trachtzubehör Gewandspangen, Nadeln und Schmuck mit in die Gräber zu legen.
Die reichhaltige Beigabenausstattung des Brandgrabes von Lautzenhausen geht auf die keltischen Wurzeln der hier ansässigen Treverer zurück. Nicht nur Geschirr, auch die dazugehörenden Speisen, Eier, Brot, Geflügel, Speckseiten wurden in das Grab gelegt und sollte als Wegzehrung auf der Reise in das Totenreich zur Verfügung stehen. Einem Brauch aus dem mediterranen Raum entspricht es, den Toten auch die Brandbestattung mit einer Lampe oder Münze auszustatten. Mit der Münze sollte der Verstorbene den Fährmann Charon bezahlen, der ihn nach einem antiken Mythos über den Fluss Styx fährt, der die Ober- von der Unterwelt trennt. Es konnte nichts Schlimmeres geben als unbeerdigt zu bleiben. Tote, deren Leichnam nicht von Erde bedeckt wurde, durften nicht über den Unterweltfluss geführt werden, sie waren zu einem ruhelosen Dasein als Gespenster verdammt.
Wenig ist über die Bräuche während der Beisetzung und der Trauerzeit bekannt. Überliefert sind Totenmahlzeiten und das rituelle Zerschlagen von Geschirr. In Einzelfällen konnten auch Trankopfer, welche die Hinterbliebenen zum Gedenken regelmäßig am Grab darbrachten, archäologisch nachgewiesen werden.
Mit dem Ende des 3. Jahrhunderts setzte sich, vielleicht auch durch die christliche Vorstellung von der Wiederauferstehung bedingt, die Körperbestattung durch. Der Tote wurde in einem Holzsarg oder in ein Leintuch gehüllt bestattet. Reiche Großgrundbesitzer ließen Sarkophage anfertigen, die wiederum in Mausoleen aufgestellt wurden.
M. Thoma
Literatur:
W. Wagner, Hunsrückmuseum Simmern. Mit Inventar der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung. Schriftenreihe des Hunsrückmuseums in Simmern/Hunsrück 7 (Simmern 1993) 214-216.
H. Nortmann, Eisenzeitliche Hügelgräber bei Lautzenhausen, Rhein-Hunsrück-Kreis. Trierer Zeitschrift 52, 1989 S. 23-28.
Bonner Jahrbuch 140/141, 1934 S. 494. Bonner Jahrbuch 142, 1937 S. 242.
Trier Zeitschrift 14, 1939, S.145