Lütz im Hunsrück

Römischer Viergötterstein

Lütz, Kreis Cochem-Zell

Zu besichtigen: Der Viergötterstein wird im Rheinischen Landesmuseum in Bonn aufbewahrt.

Bis in das 19. Jahrhundert war in der Vorhalle der katholischen Pfarrkirche St. Maximin ein römischer Viergötterstein verbaut. Heute befindet sich der Stein im Rheinischen Landesmuseum Bonn. Auf allen vier Seiten des 0,58 m hohen Quaders sind Götterfiguren abgebildet. Die Kopfpartien fehlen, sie befanden sich auf einem weiteren nicht mehr erhaltenen Quader. Ein Dübelloch für den zweiten Quader ist an der Oberseite des erhaltenen Steines erkennbar.

Eine weibliche Gottheit im langen Gewand ist auf der Vorderseite des Lützer Viergöttersteines dargestellt. Sie steht neben einem Altar, auf dem ein kleines Feuer brennt. In die Flammen schüttet sie aus einer Schale in ihrer rechten Hand ein Weihrauchopfer. Auf vergleichbaren Denkmälern wird diese Handlung der Göttin Juno zugesprochen.

Eine weitere Frauenfigur auf der zweiten Seite des Quaders, ist an Hand ihrer Attribute, dem langen Gewand und einem Ovalschild, als die Göttin Minerva zu identifizieren.

Das gegenüberliegende Seitenrelief zeigt eine mit Untergewand und Mantel bekleidete Figur. Für den Götterboten Merkur spricht der kaum wahrnehmbare Flügelansatz am linken Fußknöchel.

Auf der Rückseite ist Herkules abgebildet, eindeutig an dem hinter seinem Rücken herabhängenden Löwenfell zu erkennen. Die drei runden Gegenstände in der Schale in seiner rechten Hand stellen vermutlich die Äpfel der Hesperiden dar.

Mit den vier Gottheiten, Juno, Minerva, Merkur und Herkules ist die für die Viergöttersteine geläufige Göttergruppe abgebildet. Haus und Familie stehen unter dem Schutz von Juno. Minerva schützt das Handwerk und die Kunst. In Not und Gefahr ist Herkules ein starker Helfer und Merkur vermehrt als Gott des Handels den Reichtum.

Ursprünglich bildete der Viergötterstein von Lütz die Basis einer Jupitergigantensäule. In der Regel befand sich über den Quadern mit den Götterabbildungen ein Zwischensockel mit weiteren Götterdarstellungen oder Weiheinschriften. Auf diesem Sockel stand eine meist geschuppte Säule mit korinthischem Kapitell. Den Abschluss der Säule bildete Jupiter auf einem Pferd über die besiegten Giganten reitend.  

Jupitergigantensäulen waren meist in Heiligtümern oder in der Nähe von Gutshöfen aufgestellt worden. Zwar waren bei Bauarbeiten im Bereich der Stadtkirche im Jahre 1971 römische Gebäudereste angeschnitten worden, der ursprüngliche Standort der Säule bleibt jedoch unbekannt. Die Säulen und Viergöttersteine sind im 2. und 3. Jahrhundert im nördlichen Obergermanien und in der östlichen Gallia Belgica weit verbreitet.

 

M. Thoma

 

Literatur:

C.A. Jost, Lütz: Römischer Viergötterstein. In: H.-H. Wegner (Hrsg.), Cochem-Zell. Landschaft an der Mosel. Führer arch. Denkmäler Deutschland 46 (Stuttgart 2005) 138-139.

H.-P. Hock, Der Viergötterstein von Lütz. Jahrbuch Kreis Cochem-Zell 1951, 161-163.