Grabhügelgruppe
Mörschbach, Rhein-Hunsrück-Kreis
Zu besichtigen: Grabhügelgruppe
Anfahrt: Von Rheinböllen auf der L223 in Richtung Benzweiler, links nach Mörschbach abbiegen. Durch Mörschbach durchfahren auf die K52 Richtung Ellern, etwa 700 m bis zum Wald fahren durch den Wald etwa 400 m bis zum scharfen Abknick der Straße in Richtung Osten. Kurz vor der Waldausfahrt ein Abzweig, rechts die alte Buche, hier parken. Gleich rechts nördlich der Kreuzung der erste Grabhügel. Etwa 60 m südlich der zweite. Etwa 170 m nördlich des Grabhügels an der Kreuzung der dritte Hügel.
An der Straße von Mörschbach nach Ellern befinden sich drei größere Grabhügel. Die alle im Jahr 1907 durch das Bonner Provinzialmuseum ausgegraben wurden. Unmittelbar an der „alten Buche“ liegt ein 1,6 m hoher und noch 16 m Durchmesser aufweisender Hügel. Durch den Straßenbau weist er Beschädigungen auf. Unter der Hügelaufschüttung fand sich eine etwa 0,2 m tief in die alte Oberfläche eingetiefte Grube. In der 2,3 m langen und 0,7 m breiten Grube waren noch spärliche Skelettreste einer Körperbestattung zu beobachten. Dem Toten waren zwei eiserne Lanzenspitzen und ein Keramikgefäß beigegeben worden. Zur Kleidung des Toten gehörte ein Gürtel mit mehreren Eisenringen, sein Gewand wurde mit einer Gewandspange einer Fibel verschlossen. Die bronzene etwa 3,3 cm große Fibel zeigt zwei einander gegenüberstehende Vogelköpfe und gehört zu den so genannten Doppelvogelfibeln.
Die Funde befinden sich im Landesmuseum Bonn.
Anhand der Fibel lässt sich das Grab in die frühkeltische Zeit des 5. Jahrhunderts v. Chr. datieren. In der frühkeltischen Kunst trafen verschiedene Elemente zusammen. Neben griechischen und etruskischen Motiven sind mit den Wasservögeln die Symbole der Hallstattzeit vertreten. Der figürliche Kunststil des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. findet sich vor allem auf Fibeln, Ringschmuck, Gürtelhaken, Schwertscheiden und Schmuckscheiben, das heißt auf Gegenständen die persönliche Insignien waren. Zu Beginn zeichnet die frühkeltische Kunst ein starker Naturalismus aus. Später werden statt einer Naturnähe die Mehrdeutigkeit, stilisierte Gesichter, groteske Masken oder Mischwesen aus Mensch und Tier gesucht. Vermutlich waren die figürlichen Darstellungen von religiösem Charakter und sind weniger im Sinne einer Schmuckfunktion zu verstehen.
Mit der Bestattung unter dem Grabhügel am Wegesrand tritt uns ein keltische Krieger des 5. Jahrhunderts v. Chr. entgegen, ausgestattet mit 2 Lanzen und einer Fibel, die vom hohen Stand des Handwerks und der Symbolkraft der figürlichen Darstellung zeugt.
Der zweite Hügel liegt etwa 60 m südlich des ersten Hügels. Unter der 14 m breiten und 1,1 m hohen Hügelaufschüttung wurden mehrere Gefäßscherben des 1. Jahrhunderts n. Chr. gefunden. Über weitere Beobachtungen, ob es sich hierbei um eine römische Nachbestattung in einem keltischen Grabhügel handelt, ist nichts bekannt.
Unter dem dritten, in gerader Linie nördlich des ersten, etwa 170 m entfernt liegenden Hügel von 18 m Durchmesser und 1,2 m Höhe wurden vier Steinpackungen freigelegt. Bedauerlicherweise erwiesen sich die von NO nach SO ausgerichteten Steinpackungen als vor langer Zeit ausgeraubt.
Ein weiterer Großgrabhügel von 30 m Durchmesser und 1,8 m Höhe findet sich an der Gemarkungsgrenze in Richtung Ellern. Den Forstweg in Richtung Süden direkt am Waldrand etwa 700 m weit folgen, der Hügel liegt rechts im Fichtenwald. Der beeindruckende Hügel auch Hunnengrab genant hat sicherlich die Phantasie unberufener Ausgräber beflügelt. Zeugnis ihrer Tätigkeit sind mehrere Eintiefungen in die Hügelanschüttung. Über Funde ist nichts bekannt.
Der vermutlich größte Grabhügel befand sich ursprünglich in einem Wiesental unterhalb Mörschbach an dem nach Benzweiler führenden Fußpfad. Der Riesenhügel wurde 1865 abgetragen und zum Auffüllen eines Weges genutzt. Unter der Hügelanschüttung fand sich eine quadratische Sandsteinkiste von 0,67 m Seitenlänge und 0,57 m Höhe. Geschützt durch einen Steindeckel blieben in der Kiste ein Keramik-, ein Glasgefäß erhalten. Eine Fibel und der Leichenbrand einer römischen Brandbestattung wurden geborgen. Der Verbleib der Funde ist unbekannt.
M. Thoma
Literatur:
W. Wagner, Hunsrückmuseum Simmern. Mit Inventar der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung. Schriftenreihe des Hunsrückmuseums in Simmern/Hunsrück 7 (Simmern 1993) 295-298.
Bonner Jahrbuch 118, 1909, Jahresbericht 1907/1908 S. 128 und 131.
Trierer Zeitschrift 14, 1939, S.147.