Kulturdenkmäler in Ohlweiler
Molkerei
Die Molkereigenossenschaft m.u.H. Ohlweiler Auf Anregung von Landrat Dr. Beckerath und Instrukteur Schwarz aus Bonn wurde 1898 der erste Versuch gemacht, in Ohlweiler eine Molkerei zu gründen. Allein die 17 Unterschriften zu den vorgelegten Statuten reichten nicht aus, eine Genossenschaft ins Leben zu rufen. Als dann im Frühjahr 1901 Pfarrer Oertel aus Neuerkirch in Holzbach, Ohlweiler, Schönborn und Ravengiersburg für das Genossenschaftswesen warb, kamen 50 Unterschriften zusammen. In den Vorstand wurden gewählt Peter Schmidt, Lehrer Peter Schuch, Peter Theis alle aus Ohlweiler und 9 Aufsichtsratmitglieder aus den Dörfern Ravengiersburg, Schönborn, Nickweiler, Nannhausen, Ohlweiler und Holzbach. Man kaufte von Peter Schmidt den Bauplatz. Nach dem Bauplan der \"Bergener Eisen- und Maschinenfabrik" aus Frankfurt a.M. errichtete Maurermeister Weirich aus Sargenroth das Gebäude für 12.000 Mark. Kamin und Kesselaufmauerung erstellte Philipp Knipp aus Dreieich zum Preis von 1.300 Mark. Im November 1901 trat auch Riesweiler der Molkereigenossenschaft bei. Am 1. November 1901 war eine Milchanlieferung von 802 Liter zu verzeichnen. Sie stieg nach Neujahr auf 1.100 Liter und im Sommer 1902 auf 1.900 Liter.245 Nach 10 Jahren (1911) war die Zahl der Milchlieferanten auf 256 gestiegen, Milch von rund 600 Kühen wurde verarbeitet. Zur Verarbeitung der angelieferten Milch dienten zwei Alphaseparatoren mit je 1.400 Liter Stundenleistung. Gebäude und Maschinen standen bei der Eröffnung des Betriebs mit 29.649 Mark zu Buche. Die aufgenommene Bauschuld betrug 26.500 Mark. Nach zehn Jahren war die gesamte Schuld durch die erzielten Überschüsse getilgt. Bis Ende des Jahre 1909 war ein Milchquantum von 1.688.191 kg verarbeitet worden, den Genossen konnten in diesem Zeitraum 443.607 Mark ausgezahlt werden. Der gezahlte Durchschnitt pro kg Milch lag 1910 bei 8,54 Pfg. Im gleichen Jahr wurde ein Bilanzgewinn von 7.099 Mark erzielt. Die Buttererzeugung betrug innerhalb der ersten zehn Jahr 495.353 Pfund. Im Durchschnitt waren zu 1 Pfund Butter etwa 11 1/2 kg Milch erforderlich. Die Genossen erhielten in den ersten 3 Jahren das Pfund Butter zu 1,05 Mark, mussten aber dann infolge der allgemeinen Marktlage 1,20 Mark zahlen. Rund 77 % der erzeugten Butter setzte die Genossenschaft an auswärtige Abnehmer ab.246 Ersten .Weltkrieg und Inflation brachten die Molkerei in eine Krisenphase. Man trug sich mit dem Gedanken der Stilllegung. Werbeaktionen u. neue Lieferanten ließen ab 1927 die Milchanlieferungen wieder steigen. Am 1. März 1932 feierte die Molkereigenossenschaft in der Kaiserhalle in Simmem ihr 30jähriges Bestehen. Damals wurden pro Jahr über 2 Millionen Liter Milch angeliefert und rund 190.000 Pfund Butter hergestellt. Der langjährige Betriebsleiter Julius Fickeis erhielt aufgrund seiner Verdienste vom Molkereiverband und der Landwirtschaftskammer ein Diplom bei der Jubiläumsfeier überreicht. Trotz der Rückläufigkeit des Milchviehbestandes nach dem 2. Weltkrieg kam es durch die Haltung von Buntvieh zu einer erheblichen Mehranlieferung. Die Anlage erwies sich als zu klein. 1953 beschloss man einen Umbau mit der Erstellung eines neuen Kesselhauses und dem Anbau einer Käserei. Auch die Maschinen wurden auf den neusten Stand gebracht durch die Anschaffung eines neuen Kessels, Kannenspülmaschine, automatische Erhitzungsanlage, eines Butterformers, einer Milchwaage, einer Zentrifuge (6000 Ltr. Stundenleistung) und Förderbänder. Die Baumaßnahmen waren 1957 abgeschlossen, in Gebäude und Maschinen hatten man fast 360.000 DM investiert. Der Betrieb konnte täglich 23.000-24.000 kg Milch verarbeiten, das war mehr als das Doppelte der Anlieferungen vor dem Umbau. Die Verwaltung glaubte, dass dies für lange Sicht ausreichen würde. Aber bereits im Jahre 1961 war die Kapazität wieder voll ausgelastet. Die Betriebsleitung lag seit 1938 in den Händen von Otto Schlaupitz. Zahlreiche Medaillen, vergeben bei den DLG-Prüfungen, sprachen für die Güte der Butter- und Käseerzeugnisse der hiesigen Molkerei. Um die Rentabilität der Molkereien zu steigern, plante man 1964 das veraltete Molkereigebäude aufzugeben und einen Neubau zu errichten. Der Gemeinderat stellte "Auf dem hohen Wasen" das erforderliche Grundstück in einer Größe von 1 ,55 ha zur Verfügung. Der Neubau kam nicht zustande, wohl aber 1966 als Fusion die Hunsrücker Molkereigenossenschaft Külzthal-Ohlweiler. Im Jahre 1970 fanden weitere Verhandlungen statt mit dem Ergebnis, dass die Molkereigenossenschaft Külzthal-Ohlweiler mit den Molkereigenossenschaften Kastellaun, Kirchberg und Blankenrath zusammengeschlossen wurde. Tankfahrzeuge brachten ab 1. Mai 1970 die Milch der Ohlweiler Landwirte zur Verarbeitung direkt nach Kirchberg. Das leerstehende Molkereigebäude sollte zunächst an die RWE verpachtet werden und als Lagerraum Verwendung finden. Es wurde aber dann an Martin Klein aus Sohren verkauft, der es als Wohnhaus benutzt. Quelle: Willi Wagner: Ohlweiler. Ein Dorf im Hunsrück. Hrsg. von der Ortsgemeinde Ohlweiler. Argethal 1992. S. 217-219.