Pfalzfeld im Hunsrück

Keltische Steinstele

Pfalzfeld, Rhein-Hunsrückkreis

Zu besichtigen: rekonstruierte Stele, Original im Rheinischen Landesmuseum in Bonn

Anfahrt: A61 Mainz Richtung Koblenz, Ausfahrt Pfalzfeld, nach Pfalzfeld zur Ortsmitte.

 

In der Umgebung von Pfalzfeld fand sich eine reich verzierte Stele aus Buntsandstein. In der ersten Beschreibung von 1608/1609 und der Abbildung von 1649 ist die vierkantige Stele noch 2,2 m hoch. Heute sind nur noch 1,48 m erhalten. Die Reste eines säulenförmigen Schaftes auf dem die halbkugelige Basis der Säule aufsaß sind verloren gegangen. Alten mündlichen Berichten zufolge soll auf dem oberen Ende ein Kopf, vermutlich in Büstenform, gesessen haben. Die ursprüngliche Höhe der Stele könnte 3 m betragen haben.

Heute ist nur noch der Unterteil der Stele erhalten. Leicht obeliskenartig verjüngt sich der vierkantige Schaft nach oben. Die vier Felder sind nahezu gleich mit Reliefs im frühkeltischen Stil verziert. Getrennt werden die Felder durch verzierte Seitenkanten. Im unteren Teil aller vier Felder ist die stilisierte Darstellung eines menschlichen Kopfes eingefügt. Ein herabhängender Schnurbart charakterisiert ein Männergesicht mit kantiger Nase, großen Augen und von maskenhaftem Ausdruck. Unter dem Kinn deutet eine herabhängende, sich in drei Blätter aufteilende Palmette, einen Halsschmuck an. Den Kopf bedeckte eine Kappe, die auf der Stirn mit Blättern verziert ist. Den Kopf umwölben zwei auffallend große blasenartige oder blattartige Gebilde. Es sind die so genannten Blattkronen, ein Motiv der frühkeltischen Zeit das sich häufig in Verbindung mit Menschenköpfen findet.

Kopf und Blattkrone sind umrahmt durch eine dicht gedrängte Fülle von S-Spiralen und Blattmotiven. Die Sitte menschengestaltige oder mit Köpfen versehne Stelen aufzustellen, geht in Mitteleuropa auf italisch-mittelmeerische Vorbilder zurück. Ebenso lässt die Ornamentik starken mediterranen Einfluss erkennen.

Der ursprüngliche Aufstellungsort der in die Zeit um 400 v. Chr. datierenden Stele ist unbekannt. Möglicherweise bekrönte sie ursprünglich einen Grabhügel. In der näheren Umgebung Pfalzfelds finden sich mehrere frühkeltische Grabhügelfelder. Es dürfte sich um eine Person von herausragendem Rang gehandelt haben, an die durch die Stele erinnert wurde. Denkbar wäre auch, dass die Stele im Bereich einer Kultstätte oder eines heiligen Bezirks aufgestellt als „Wächter“ diente. Die Stele ist Ausdruck des bei den Kelten verbreiteten und intensiv gepflegten Ahnen- und Heroenkultes.

Heute ist die Stele im Rheinischen Landesmuseum in Bonn zu besichtigen.

 

M. Thoma

 

Literatur:

C.A. Jost, Pfalzfeld Rhein-Hunsrück-Kreis, Frühkeltische Steinstele. In: J. Kunow, H.-H. Wegner (Hrsg.). Urgeschichte im Rheinland (Köln 2006) 464-465.

C. Koenen, Ein rheinisches vorrömisches Sculpturdenkmal. Bonner Jahrb. 106, 1901, 78-90; H.-E. Joachim, Eine Rekonstruktion der keltischen Säule von Pfalzfeld. Bonner Jahrb. 189, 1989, 1-16; ders. in: Das Rätsel der Kelten vom Glauberg. Glaube - Mythos - Wirklichkeit. Ausstellungskat. Frankfurt (Stuttgart 2002) 319 Kat.-Nr. 135.