Rheinböllen im Hunsrück

Straße über den Guldenbach bei Rheinböllen

Rheinböllen, Rhein-Hundrückkreis

Zu besichtigen: rekonstruiertes Teilstück einer römischen Straße

Das antike Straßennetz mit einer geschätzten Gesamtlänge von 100 000 km gilt als eine der größten Leistungen des Römischen Reichs. Vergleichbar den heutigen Unterteilungen gab es auch in römischer Zeit Klassifizierungen von Straßen. Zur höchsten Straßenkategorie gehört die Fernstraße (via publica).

Römische Straßen erreichen nicht selten eine Stärke bis zu einem Meter. Zuunterst findet sich häufig eine Steinschichtung, darüber eine Kiesschicht, abschließend folgt ein Deckenbelag aus Sand und Kies. So weist auch die auf Rheinböllen zuführende Straße ein massives Quarzitfundament auf, darüber lagen Lehm und Geröllschichten. Der etwa 5 m breite Straßenkörper war leicht gewölbt, um die Oberfläche zu entwässern und beiderseits von einem Straßengraben begleitet.

Der erste Schritt zur Entwicklung der römischen Infrastruktur war die Vermessung des Landes, um Straßen, Städte aber auch einzelne Gebäude errichten zu können. Die Vermesser arbeiteten mithilfe einfacher Geräte wie Fluchtstangen und der gorma, einem Drehkreuz, mit dessen Hilfe rechte Winkel abgesetzt werden konnten. Weite Strecken und Gefälle mussten berechnet werden. Straßen und Brücken konnten nur gebaut werden wenn die betroffenen Strecken richtig vermessen waren. Überlandstraßen, vergleichbar heutigen Autobahnen verbanden die römischen Städte und eröffneten die Wege nach Rom.

In römischer Zeit wurde der Verkehr durch dasselbe Erdrelief von Gebirgen und Flüssen geprägt wie heute. Über die Höhen des Hunsrücks und der Eifel verliefen die Fernstraßen der Antike, von Trier nach Mainz und nach Köln. Daneben gab es zahlreiche Nebenstraßen, die von der Mosel auf die Hauptverkehrsachsen zusteuerten. Wo immer es möglich war, wurden für Massengüter und Schwertransporte beispielsweise Weinfässer der Flussweg genutzt. Auch flussaufwärts war der Transport etwa fünfmal billiger als der über die Straße. Selbst kleine Flüsse wurden von Schiffen mit geringem Tiefgang befahren. An Stromschnellen oder am Wechsel vom Fluss- zum Straßentransport musste die Ware auf Wagen umgeladen werden. Saar, Mosel und Rhein waren wichtige Transportwege für den Schwerlastverkehr. Ein durchschnittliches Transportschiff hatte eine Ladekapazität von etwa 70 Tonnen.

Zur Orientierung der Reisenden säumten im Abstand von einer milia (1,48 km) oder leuga (2,2 km) Meilen- oder Leugensteine die Hauptstraße. Die runden Steinsäulen von ca. 2 m Höhe und 0,4 m Durchmesser gaben die Entfernung zum nächsten Hauptort an. Reisehandbücher in Listen- und graphischer Form und der Auflistung öffentlicher Straßen erleichterten die Orientierung. Neben Ausgangspunkt und Zielort finden sich in ihnen Gesamtlänge und eine Aufgliederung in Teilstrecken.

 

M. Thoma