Römisches Gebäude, Gräberfelder
Riesweiler, Rhein-Hunsrück-Kreis
Zu besichtigen: weder die Fundamente der römischen Straßenstation noch die Gräberfelder sind erhalten.
römisches Steinmonument
An der Römerstraße von Trier über Kichberg (Dumnisssus) nach Bingen wurde bei Riesweiler in der Flur „unter dem Hahnacker“ ein großes Gebäude aus Quadersteinen im Jahr 1828/29 freigelegt. Unter den herumliegenden Überresten von Steinmonumenten fand sich der vordere Teil eines steinernen Löwen. Die Steinskulptur ist bedauerlicherweise verschollen. Im Jahre 1930 waren auch die Fundamente des Gebäudes ausgebrochen die Steine fanden für den Neubau eines Hauses Verwendung. Der Überrest eines Denkmals ein 76 cm hoher und 27 cm tiefer Löwe aus Kalkstein fand sich in einer Scheune eingemauert und kam 1938 in das Hunsrückmuseum in Simmern.
Die majestätische Erscheinung und das stolze Verhalten des Löwen ließ ihn zum Sinnbild von Männlichkeit, Mut und Kraft werden; er galt er als edelmütig und dankbar.
Bedeutend ist seine Rolle in Religion und Mythos. Eine enge Verbindung besteht zu Apollon als Sonnengott. Auch im Mithraskult und anderen Religionen symbolisiert er die Sonne. Symbolcharakter hat die Überwindung des Löwen von Nemea durch Herakles. Massenhafte plastische Darstellungen aus dem alten Orient betonen die Eigenschaft des Löwen als Torhüter und als Tempel- oder Grabwächter.
Im Osten war der Löwe das Jagdtier der Könige. Auch die Haltung domestizierter Löwe scheint ein königliches Privileg gewesen zu sein; spektakuläre Imitation fand es in Rom durch M. Antonius, später durch manchen Kaiser, so Domitian und Caracalla. Seit 186 v. Chr. traten Löwen mit zunehmender Regelmäßigkeit als Kampftiere im Zirkus auf, zunächst in reinen Tierkämpfen, seit Sulla auch gegen Menschen. Ein berühmter Löwen-Züchter und -Abrichter war Hanno von Karthago. Das Fleisch der Löwen wurde im Allgemeinen nicht gegessen, das Fett dagegen kosmetisch verarbeitet.
Vermutlich befand sich bei Riesweiler ein Grabmonument. Zu jeder römischen Besiedlung gehören auch zwangsläufig die Gräber der verstorbenen Bewohner. Nach antiker Sitte lagen die römischen Gräber außerhalb der Siedlungen an den Straßen. In der Lage und Bauweise der Grabanlagen kam das herrschende Sozialgefüge zum Ausdruck. Die Wirkung der Monumente wurde durch ihre Position an der Straße, ihre Größe und Ausstattung und durch den bildlichen Schmuck gesteigert.
Grabmonumente waren schon in der Antike der Zerstörung ausgesetzt. In vielen Siedlungen beispielsweise in Neumagen an der Mosel hatte sich vor allem deshalb ein reicher Bestandteil an Grabdenkmälern erhalten, weil die Germaneneinfälle im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. zur raschen Errichtung von Festungswerken zwangen. Sie wurden vielfach aus Blöcken niedergelegter Grabmonumente errichtet. Denkbar wäre, dass auch in dem Gebäude von Riesweiler Quader und Skulpturen eines oder mehreren Grabmonumente eingebaut worden waren.
römische Gräber
Auf der Gemarkung Riesweiler wurden zahlreiche römische Gräber bei Drainagen- und Rodungsarbeiten oder Wegeumlegungen entdeckt und zerstört. Eine Gruppe von vier Grabhügeln in der Flur „in den Wiesen“ im Bereich des Koppenbaches wurde 1936 untersucht. Die kleinen bis zu 10 m breiten Hügel waren teils von Wall und Graben umgeben. Der Aushub der Gräben, dies sichern Beobachtungen an anderen Bestattungsplätzen, wurde innerhalb der Innenfläche zu einem Hügel oder am Grabenrand wallartig aufgeschüttet. Bisweilen wurde die Innenfläche eines Grabbezirks mit einer Ummauerung umgeben. Die Gräben wurden über längere Zeit, wahrscheinlich während Jahrzehnten offen gehalten, erst dann erfolgte durch Erosion eine allmähliche Verfüllung. Ein Hügel barg eine Brandgrube mit römischer Keramik und einem eisernen Messer. Die übrigen Hügel enthielten nur spärliche römische Scherbenfunde. Die Funde sind heute verschollen. Durch die unzureichende finanzielle Ausstattung der damaligen Ausgrabung bedingt, wurden sicherlich Funde und Gräber übersehen und zerstört.
Eine zweite Gruppe mit 12 Grabhügeln befand sich in der Flur „Winkelwiesenschlag“. Auch diese Hügel wurden 1935/36 untersucht. Heute sind von der sich knapp 50 m hakenförmig in Südwest-Nordost erstreckenden Grabhügelgruppe nur noch leichte Erhebungen sichtbar. Ein mit Birken und Sträuchern bestandener Weg führt durch das Gräberfeld.
Die teils rechteckigen flachen Grabhügel waren von Grabgärten umgeben Mehrfach stoßen die in einer Reihe liegenden Grabgärten aneinander. Die Mehrzahl der Grabgärten dürften Familiengrabbezirke gewesen sein. Denkbar ist auch, dass die nahe beieinander liegenden Grabgärten einem Sippenverband als Bestattungsplatz dienten. Im Inneren der Grabenanlagen wurden Brandschichten, Steinanhäufungen und spärliche Funde angetroffen, darunter Scherben, Eisennägel, Messer, Münze und Bruchstücke eines Mühlsteines aus Basaltlava. Die Funde weisen auf Brandbestattungen des 1. Jahrhunderts n. Chr. hin.
Scherben eines römischen Gefäßes des 4. Jahrhunderts n. Chr. zeigen dass die Grabstelle noch Jahrhunderte später aufgesucht wurde und mit Nachbestattungen zu rechnen ist. Ein Grabhügel im Distrikt „Schmelenacker“ barg in der Hügelschüttung ebenfalls Scherben des 4. Jahrhunderts n. Chr. und belegt die lange Siedlungsdauer während der römischen Zeit in Riesweiler.
Dass in Riesweiler während der römischen Epoche einige der Ansiedler zu Wohlstand und Reichtum gekommen waren belegen nicht nur die gefundenen Steinskulpturen, sondern auch eine Goldmünze des Kaiser Valens der Jahre 364.378 n. Chr. Der Goldsolidus wurde im Jahre 1936 bei Melorationsarbeiten am rechten Ufer des Brühlbaches im Distrikt „In der Dürrenbach“ gefunden, gelangte in das Hunsrückmuseum in Simmern und ist seit dem zweiten Weltkrieg verschollen.
M. Thoma
Literatur:
W. Wagner, Hunsrückmuseum Simmern. Mit Inventar der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung. Schriftenreihe des Hunsrückmuseums in Simmern/Hunsrück 7 (Simmern 1993) 309-314.
Bonner Jahrbuch 142, 1937, S. 324-325.