Simmern im Hunsrück

Römische Siedlung, Münzschatz, Straßentrassen

Simmern, Rhein-Hunsrück-Kreis

Zu besichtigen: Die Siedlungsspuren der römischen Ansiedlung sind nicht erhalten. Funde sind im Hunsrückmuseum in Simmern zu besichtigen

Bei Simmern sind unter der heutigen Bebauung immer wieder Spuren einer römischen Ansiedlung zu beobachten, die an der römischen Straße von Trier über Kirchberg/Dumnissus nach Koblenz lag. Südwestlich von Simmern zweigt die Straße in Richtung Koblenz von der Ausoniusstraße Trier-Bingen ab. Die Weggabelung findet sich in der Flur „unter den Espen“ bei Ohlweiler. Beim Pflügen der Äcker zeichnet sich die römische Straße als heller Streifen in der dunklen Erde deutlich ab.

Nahe der Wegekreuzung waren 1882 Gebäudefundamente beobachtet und römische Funde geborgen worden. Das heute verschollene Fundmaterial soll zahlreiche Scherben römischer Keramik, Marmorfragmente, Bronze- und Eisenteile, Mühlsteine und Münzen umfasst haben.

Die römische Ansiedlung bei Simmern ist in den antiken Reisebüchern nicht erwähnt und ebenso wenig auf der Tabula Peutingeriana einer mittelalterliche Abschrift einer römischen Straßenkarte zu finden. Vermutlich hatte der Ort keine unmittelbare Bedeutung für den Reiseverkehr. Lag er doch zu nahe an dem Straßendorf Kirchberg/Dumnissus mit seinen Herbergen und Rasthäusern. Von hier aus war der Weg nach Bingen und umgekehrt in einem Tagesmarsch zu bewältigen. Unklar ist die Situation an der Strecke Koblenz/Confluentes, Simmern. Bei diesem Weg handelt es sich um eine Nebenstrecke. An der Straße liegende Orte und Ansiedlungen beispielsweise bei Pleizenhausen oder Simmern sind in den römischen Reisebüchern nicht aufgelistet.

Bei Ausschachtungsarbeiten eines Grundstücks an der Ecke Rottmannstraße-Friedrichstraße wurden 1927/1928 ein Meter tief in der Erde Mauern freigelegt. Die dabei zu Tage tretenden Amphorenscherben, Bruchstücke von Keramik weisen auf eine römische Ansiedlung hin. Die Siedlung erstreckt sich vermutlich bis zur Riesweiler Hohl. Bronzemünzen weisen in das 4. Jahrhundert n. Chr.

Auch in der Kirchstraße wurden bei Kanalisationsarbeiten 1946 etwa 0,9 m unter der Oberfläche ein Steinfundament, Ziegelscherben und verziegelter Lehm des Wandbewurfs eines Fachwerkhauses freigelegt.

Im Bereich des neuen Friedhofs „Im Schindkaulberg“ wurden 1925 und 1930 südlich des Ehrenmales mehrfach römische Mauerreste, Gefäßscherben und römische Ziegel gefunden. Möglicherweise befand sich hier in leichter Hanglage ein römischer Gutshof (villa rustica).

 

Zu den Siedlungsfunden zählt auch ein römischer Schatzfund der etwa 361 n. Chr. vergraben wurde. Der Fundort ist unbekannt. Das Landesmuseum Bonn erwarb 1897 den Fund, der etwa 675 Münzen umfasste. Den größten Teil der Bronze und Kupfermünzen stellen konstantinische Prägungen. Münzen des 2. Jahrhunderts n. Chr. fanden sich in einem Garten am Schlangenpfädchen.

Zu jeder Besiedlung gehören auch zwangsläufig die Gräber der verstorbenen Bewohner. Nach antiker Sitte lagen die römischen Gräber außerhalb der Siedlungen an den Straßen. Südlich der Römerstraße wurde ca. 150 m vom Simmerbach entfernt die Steinabdeckung eines römischen Denkmals geborgen. Ein Grabmal bot jedem, der über genügend Kapital verfügte, ein letztes Mal Gelegenheit, seinen Reichtum, seine Macht und seine Person demonstrativ zur Geltung zu bringen. So war es auch politisch unbedeutenden Personen möglich, das eigene Bildnis durch Statue oder Büste öffentlich aufzustellen, ansonsten ein Privileg, das der kaiserlichen Genehmigung bedurfte. Begehrt waren die Plätze nahe der Straße.

Zwei römische Grabhügel wurden um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Simmerner Stadtwald abgegraben. Die Fundberichte sprechen von großen Scherbenmengen und Terrakottenbruchstücken. Das zweite Grab barg Waffen und Werkzeug. Ein römisches Brandgrab wurde 1927 im Garten des ehemaligen katholischen Krankenhauses geborgen. Der Bestattung des 1. Jahrhunderts n. Chr. waren mehrere Gefäße beigegeben worden, die heute im Hunsrückmuseum verwahrt sind.

Eine fränkische Gürtelschnalle im Jahre 1935 aus dem Garten des evangelischen Krankenhauses geborgen, dürfte ursprünglich zu einer Bestattung des 7. Jahrhunderts gehört haben, als die Franken im Bereich der alten Verkehrswege siedelten. Fränkische Gräber wurden in Kirchberg und Buch gefunden.


M. Thoma


Literatur:

W. Wagner, Hunsrückmuseum Simmern. Mit Inventar der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung. Schriftenreihe des Hunsrückmuseums in Simmern/Hunsrück 7 (Simmern 1993) 413-420.