Grabhügelgruppen, umwallte römische Grabhügel
Wahlbach, Rhein-Hunsrück-Kreis
Zu besichtigen: Grabhügelgruppen, umwallte römische Grabhügel
Anfahrt:
Umwallte römische Grabhügel: Von Wahlbach auf der K52 in Richtung Mörschbach. Unmittelbar am Ortsausgang von Wahlbach rechts in den Landwirtschaftsweg einbiegen. An der Feldwegkreuzung rechts und ca. 1 km weit. Nach der Einfahrt in den Wald, nächsten Waldweg rechts ca. 50 m weit gehen, die Grabhügelgruppe liegt unmittelbar rechts des Weges.
Eine weitere Grabhügelgruppe (R.3400277, H.554009) an der Straße K52 von Wahlbach nach Mörschbach. Nach Einfahrt in den Wald nächsten Waldweg links wählen. Etwa 50 m weit in den Wald hinein die Grabhügel rechts des Weges.
Beschreibung:
Auf der Gemarkung Wahlbach finden sich zwei kleinere Grabhügelgruppen. Die eine liegt nordöstlich von Wahlbach am Hang oberhalb des Benzweiler Baches im Laubwald. Die kleinen 9-13 m großen Hügel sind gut zu erkennen, die Grabhügel erreichen Höhen bis zu einem Meter. Die Zeitstellung der Grabhügel ist unbekannt, vermutlich handelt es sich in Anbetracht der geringen Größe der Tumuli um ein römisches Gräberfeld.
Sicher römisch sind die viereckigen Hügel der zweiten Gruppe Die Hügel weisen Seitenlängen von 11-15 m auf. Zentral liegt der größte Hügel mit 20 m Seitenlänge, die Hügelanschüttung weist Spuren von Erdentnahme oder Raubgrabungen auf. Die bisher nicht untersuchten Hügel sind von einem Wall umgeben und liegen eng beieinander.
Viereckige und umwallte Hügel sind ein sicheres Indiz für römische Grabanlagen. Die Umwallung ist Teil einer Grabanlage, den so genannten Grabgärten. Als Grabgärten werden in der Forschung kleinere Gräberbezirke bezeichnet, die durch einen quadratisch oder rechteckig verlaufenden Graben eingefasst sind. Eine gärtnerische Gestaltung der Grabgärten ist archäologisch nicht belegbar, wird aber für römische Gräber des italischen Gebietes in den Schriftquellen erwähnt. Grabgärten werden schon in keltischer Zeit angelegt, sie sind Ausdruck eines keltisch-römischen Totenbrauchtums.
Der Aushub der Gräben wurde innerhalb der Innenfläche zu einem Hügel oder am Grabenrand wallartig aufgeschüttet. Die Gräben wurden über längere Zeit, wahrscheinlich während Jahrzehnten offen gehalten, erst dann erfolgte durch Erosion eine allmähliche Verfüllung.
Auf der Innenfläche der Grabenbezirke wurden nach der Verbrennung der Toten die Gräber angelegt. Die Toten wurden mit den Beigaben verbrannt, die ihnen im Leben wichtig waren und mit einer Urne in Erdgräbern bestattet. Häufig findet sich ein Zentralgrab umgeben von weiteren Bestattungen. Die Mehrzahl der Grabgärten dürften Familiengrabbezirke gewesen sein. Gerade die enge Anordnung der Grabhügel von Wahlbach spricht für einen Bestattungsplatz einer römischen Familie oder Sippe.
Wenig ist über die Bräuche während der Beisetzung und der Trauerzeit bekannt. Überliefert sind Totenmahlzeiten und das rituelle Zerschlagen von Geschirr. In Einzelfällen konnten auch Trankopfer, welche die Hinterbliebenen zum Gedenken regelmäßig am Grab darbrachten, archäologisch nachgewiesen werden.
Mit dem Ende des 3. Jahrhunderts setzte sich, vielleicht durch die christliche Vorstellung von der Wiederauferstehung bedingt, die Körperbestattung durch. Der Tote wurde in einem Holzsarg oder in ein Leintuch gehüllt bestattet.
Die Gräber von Wahlbach liegen unweit der römischen Straße, die etwa 600 m südlich von Simmern/Riesweiler kommend nach Rheinböllen führte,
M. Thoma
Literatur:
W. Wagner, Hunsrückmuseum Simmern. Mit Inventar der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung. Schriftenreihe des Hunsrückmuseums in Simmern/Hunsrück 7 (Simmern 1993) 424-425.