Römische Tempelbezirke
Wederath, Rhein-Hunsrückkreis
Zu besichtigen: Topographie Tempelbezirk, Pläne und Funde im Museum
Anfahrt: Wederath/Belginum Archäologiepark an der B327 nordöstlich von Morbach. Parken auf dem Museumsparkplatz und der Ausschilderung des Archäologieparks folgen.
Verkehrsgeographisch günstig liegt der vicus Belginum und das Gräberfeld von Wederath „Hochgerichtsheide“ auf einer der typischen Hochflächen des Hunsrücks, ca. 580 m über NN.
Vier große Tempelbezirke zeugen davon, dass die Verehrung der Götter in Belginum während der römischen Zeit eine große Rolle spielte.
Tempelbezirk 1
Umfangreiche Straßenbaumaßnahmen im Kreuzungsbereich der B327 und B50 führten zur archäologischen Untersuchungen im westlichen Teil der römischen Siedlung Belginum bei Wederath. Die Grabungen von 1969-1973 erbrachten den Nachweis eines kleinen quadratischen Gebäudes, eines Theater und ein Tempelbaus.
Der Tempelbezirk 1 war durch eine 2-3 m breite Gasse von der zivilen Siedlung getrennt. Eine Umfassungsmauer umgab den Kultbezirk auf einer Länge von 120 x 70 m. Bei dem Kultbau handelt es sich um einen nahezu quadratischen Umgangstempel. In der Mitte des Gebäudes erhob sich turmartig die 10,5 x 8,5 m große Cella umgeben von einem 17,5 x 16 m großen Umgang. Östlich des Umgangstempels befand sich ein kleiner Quadrattempel von 4 x 4 m Größe. Südwestlich des Umgangstempels wurde ein Altarfundament von 1,2 x 1,9 m Größe freigelegt. Das aus dem Tempelbezirk geborgene Fundmaterial datiert vom 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr.
Das Landschaftsbild der Antike war geprägt von zahlreichen Tempelbezirken in den römische, keltische, keltisch-römische und schließlich auch orientalische Gottheiten verehrt wurden. Zentraler Bestandteil der Kultausübung ist das Opfer, das an einem Altar dargebracht wird. Unblutige Opfer waren Spenden von Feldfrüchten, Wein oder Weihrauch. Zu den blutigen zählt die rituelle Tötung von Tieren. Geopfert wurde innerhalb der Heiligtümer in der Regel auf dem Altar vor dem Tempel der jeweiligen Gottheit. Das Opfer war vollbracht, wenn es dem weiteren menschlichen Gebrauch, beispielsweise durch Verbrennen entzogen war.
Tempelbezirk 2
Der 20 x 18 m große Umgangstempel des Tempelbezirks 2 wurde während der Jahre 1995-1998 untersucht. Von einer Umfassungsmauer umgeben liegt der Tempel nördlich in einer Ecknische des Tempelbezirks 1. Bemerkenswert sind die mächtigen Quarzitblöcke im Umfeld des Tempelbaus, die ursprünglich über die alte Oberfläche hinausragten. Möglicherweise bildeten die von Eisenadern durchzogenen Findlinge den Ausgangspunkt eines Kultplatzes. Während einer Grabungskampagne im Jahre 2004 waren Brandspuren und Abschrotungen erkennbar, die auf Eisenverarbeitung oder kultische Handlungen hinweisen könnten. Zur frühen Phase in der Entwicklung des Kultbaus gehören Holzpfosten und spätlatènezeitliche Funde aus dem letzten Jahrhundert v. Chr.
In einer frühen Phase wurde ein auf Pfeilerfundamente gegründetes Gebäude errichtet. Das Fundmaterial weist das Gebäude in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr.
Am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde der große Umgangstempel errichtet. Um eine ausreichend große Fläche für den Tempelbau zu schaffen, musste das nach Norden abfallende Gelände durch eine 2 m starke Anschüttung stabilisiert werden. Der Tempelbau wurde vermutlich während des dritten Jahrhunderts n. Chr. systematisch abgebrochen.
Während einer Grabungskampagne im Jahr 2004 wurden nördlich des Tempels zwei keltische Gräben festgestellt, deren weiterer Verlauf aufgrund der kleinen Grabungsfläche ungeklärt bleibt. Bemerkenswert sind eine Hundebestattung nördlich des Tempels und der Fund zweier eiserner Messer. Letztere könnten der Zerlegung von Opfertieren oder dem Zerteilen des Opferkuchens gedient haben. Eine ebenfalls gefundene eiserne Halsfessel kann der Fesselung eines Tieres oder Menschen gedient haben.
Tempelbezirk 3
Östlich der Kreisstraße 106 nach Wederath, wurde ein weiterer Umgangstempel nachgewiesen. Der Tempel ist nur unvollständig erhalten. Spuren der Cella und Teile der Umgangsmauer sind belegt. Datierendes Fundmaterial weist in das 1.-2. Jahrhundert n. Chr. Pfostenspuren unter den Fundamenten des Umgangstempels weisen auf eine ältere Bauphase im frühen 1. Jahrhundert v. Chr. hin.
Tempelbezirk 4
Vom vierten Tempelbezirk ganz im Osten der Siedlung sind keine Grundrisse oder Baubefunde bekannt. Zahlreiche Funde weisen auf ein weiteres Heiligtum hin. Hervorzuheben ist ein Altarstein und eine Inschrift zu Ehren der Göttin Epona, Schutzgöttin der Fuhrleute, eine der bedeutendsten Gottheiten der Treverer
Welche Gottheiten die Bevölkerung oder die Reisenden in den zahlreichen anderen Tempeln verehrten ist unbekannt, weder Statuen noch Inschriften konnten hier geborgen werden.
M. Thoma
Literatur:
R. Cordie, Die Tempelbezirke von Belginum. In: Kelten, Germanen, Römer im Mittelgebirgsraum zwischen Luxemburg und Thüringen. Hrsg von A. Haffner/S. v. Schnurbein. Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 5 (Bonn 2000) 409-420.
R. Cordie/W.-R. Teegen, Neue Untersuchungen im Tempelbezirk 2 von Wederath-Belginum, Kreis Bernkastel-Wittlich. Archäologie in Rheinland-Pfalz 2005 (Mainz 2007) 56-59.
P. Haupt, Die Grabungen im vicus Belginum 2000: Trassenbereich der B 50 (neu) Trierer Zeitschr. 63, 2000, 203–231.