Bacharach am Mittelrhein

St. Peter

Der Grundriss der evangelischen Pfarrkirche St. Peter musste wie bei vielen anderen Kirchen im Mittelrheintal an die räumlichen Gegebenheiten des engen Tals angepasst werden. Der schmale Platz zwischen Berghang und Straße sowie das ansteigende Gebäude ließen nur eine geringe Länge der Kirche zu. Die Architektur der Peterskirche verdeutlicht den Übergang von der mittelrheinischen Spätromantik zur Gotik, denn während der Turm bereits zu Baubeginn errichtet wurde, entstand der Chor erst nach 1350. Die Mittelschiff-Gewölbe wurden gegen Ende des 15. Jahrhunderts eingezogen.

Aussenbau

Romanische, dreischiffige Emporenbasilika mit mächtigem, in das Langhaus einspringendem Westturm, nicht vortretendem Querhaus und von Rundtürmen flankierter Halbkreisapsis. „Trotz ihrer Kleinheit ist diese (auch durch Gunst der Lage ausgezeichnete) Kirche ein Hauptbeispiel für den romanischen Baugeist in seiner letzten, auf malerisch freie Wirkungen ausgehenden Phase“ (Dehio). Sie scheint in jene konservative Bautengruppe im zweiten Viertel des 13. Jahrhundert zu gehören, die von der vorhandenen gotischen Strömung zwar Einzelnes übernimmt, aber im Wesentlichen an der einheimischen Überlieferung festhält. Baudaten fehlen. Der Grundriss und Teile des aufgehenden Mauerwerks der Ostteile gehen wohl auf einen Bau aus dem frühen 12. Jahrhunderts zurück, der zur Filiation der Abteikirche von Siegburg bzw. der Kölner Baukunst gehört. Seit 1094 waren Kirche und Pfarrei dem Kölner Andreasstift inkorporiert; ein Stiftsherr war jeweils Pfarrer und besaß die kirchliche Gerichtsbarkeit über die zahlreichen (bis zu zwanzig) Geistlichen des Viertäler-Gebietes. Im 15. Jahrhundert wurden Turm und Fenster z. T. spätgotisch verändert. Restaurierungen erfolgten 1857, 1890-92 (nach dem Brand 1872) und 1968-70, die beiden letzten verbunden mit einer Erneuerung der Farbfassung.

Die ohne Zwischenglied an das Querhaus anschließende, wegen des abfallenden Geländes auf einem hohen Sockel stehende Apsis bildet in Verbindung mit den kleinen, im Winkel zum Querschiff angeordneten Rundtürmen und dem sie überragenden Ostgiebel des ungewöhnlich hohen Langhauses eine originelle und anziehende Gruppe. Die im 14. Jahrhundert vergrößerten und mit Maßwerk gefüllten Fenster sind nach dem Vorbild Kölner Kirchen (St. Aposteln, St. Gereon) von einer Blendarkatur gerahmt, deren Säulen auf strebepfeilerartigen Wandvorlagen stehen. Darüber befindet sich eine Zwerggalerie mit rhythmisch gruppierten Säulchen.
Portale im westlichen Joch des Langhauses, das südliche (heute zugemauert) ist durch reichere Gestaltung hervorgehoben. Auf der Südseite befinden sich ein weiteres Portal und kleiner hochgotischer Dreieckserker für eine Leuchte. Die Seitenschiffjoche neben dem Turm sind querhausartig erhöht, so dass sich die Bauteile sowohl von der Apsis über das Querhaus und Langhaus wie auch von den Seitenschiffen über deren westliche Teile zum dominierenden Westturm staffeln, der in einer achtseitigen schlanken Dach-Pyramide gipfelt. Dieser ist in den drei Untergeschossen spätromanisch mit Gliederung durch Eck- und Mittellisenen, Rundbogenfriesen und Spitzbogenblenden; im zweiten Geschoss der Westwand große Spitzbogenfenster; im dritten Geschoss auf drei Seiten je zwei große rundbogig gekuppelte Schallarkaden. Das vierte Turmgeschoss wurde 1478 aufgesetzt, einer mittelrheinischen Tradition folgend mit Zinnenkranz und Wehrerkern.

Innenbau

Innenansicht von St. Peter

Im Innern sind Chor und Querhaus gegenüber dem Langhaus stark erhöht, darunter stollenartige, tonnengewölbte Räume, die vom Kircheninneren aus nicht zugänglich sind. Das Querhaus besteht aus einer querrechteckiger Vierung und schmalen längsrechteckigen Flügeln; im südlichen Querhausarm befinden sich Emporeneinbau und Netzgewölbe des 15. Jahrhunderts. Die übrigen Gewölbe sind spätromanisch mit dünnen Rundstabrippen auf Diensten, die in der Apsis auf dem Fenstergesims stehen, sonst bis zum Boden reichen und gewirtelt sind.

Das Langhaus ist nur 11 Meter lang, bei einer Höhe von 17 Metern. Der Aufbau ist viergeschossig: schlichte Arkadenzone mit längsrechteckigen Pfeilern, mehrfach abgestufte Emporenbögen ohne Teilung, blindes Triforium (zwei Arkaden in jedem Joch), endlich kleine Obergadenfenster, alles in Rundbogenform. Unter den Emporendächern zeigen sich verhehlte Strebemauern. Gebuste Kreuzgewölbe mit Birnstabrippen und spitzen Schildbögen, im Mittelschiff von gewirtelten Diensten getragen, die zwischen den beiden Ostjochen am Fußgesims der Empore auf figürlichen Konsolen absetzen, sonst aber bis zum Boden reichen; vielleicht war ursprünglich, ähnlich wie in Limburg an der Lahn, in den beiden Ostjochen ein zusammenfassendes sechsteiliges Gewölbe geplant. Verglichen mit dem älteren, wohl Anfang des 13. Jahrhunderts entstandenem, an Kölner Baukunst orientiertem Ostbau spricht das Langhaus für eine Planänderung, die letztlich auf das Vorbild von Laon zurückzuführen ist. Viel Verwandtes zeigt die Peterskirche mit der Stiftskirche in Limburg/Lahn; ob beide Bauten in unmittelbarem Zusammenhang stehen (die frühgotischen Formen in Limburg wären dann in Bacharach in romanische zurückgebildet) oder aber Bacharach und Limburg aus einem beiden gemeinsamen, westlich orientierten Zentrum (etwa um Koblenz/Andernach) hervorgegangen sind, ist nicht geklärt.

Die durch zwei Treppen zugänglichen gratgewölbten Emporen (an die der Andernacher Bautengruppe erinnernd, vor allem auf der Südseite) ziehen sich unter dem Westturm hin. Sein Erdgeschoss wird als nach drei Seiten offene Halle mit vier ungleich großen Kreuzrippengewölben über Bündelpfeilern gebildet. Die mit sieben Rippen gewölbte Turmempore öffnet sich gegen das Mittelschiff in einem hohen, ungeteilten, bis zum Gewölbe reichenden Spitzbogen (vgl. Siegburg, Andernach, Limburg und verwandte Bauten).

Innenausmalung

Innenausmalung in St. Peter

In großer Fülle angeordnete Blatt- und Knospenkapitelle von kraftvoll quellender Art, z. T. mit direktem (?) französischem Einfluss (Reims), z.T. mit denen in Gelnhausen und Kobern verwandt. In den Seitenschiffen befinden sicht gut durchgebildete Hängeschlusssteine mit Ringrippe. Zwischen den Ostjochen des Mittelschiffs zeigen sich zwei figürliche Konsolen, im Ostjoch des nördlichen Seitenschiffs zwei Kapitelle mit männlicher und weiblicher Halbfigur.

Die Ausmalung erfolgte 1970 auf der Grundlage der bei der Restaurierung freigelegten Reste spätromanischer Malerei: Pfeiler grau, Dienste, Rippen und Fenstergewände englischrot mit weißen Fugen, auf den Rippen der Querhausflügel reiche Bohnen- und Samenmuster. An der Ostwand des nördlichen Querhausarmes befindet sich ein riesiger, im 19. Jahrhundert stark ergänzter hl. Christophorus. Reste eines Chorgestühls um 1300. Orgelprospekt bez. 1782 ME (ligiert).

Grabdenkmäler:

  • Kreisförmige Platte mit Ritzzeichnung, 1467.
  • Meinhard zu Schönberg (gest. 1596), über 5 Meter hohe Wappenädikula mit ganzfiguriger Darstellung in der Art des Johann von Trarbach (gest. 1586), seinem Nachfolger Hans Trapp zugeschrieben.
  • Freiherr Johann Friedrich von Wolfskehl (gest. 1609), ebenfalls mit ganzfiguriger Darstellung.

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Quelle: Dehio und Homepage der Verbandsgemeinde bzw. der Gemeinde; Außenbilder: S.G.; redakt. Bearb. S.G