Bacharach - Residenz der Pfalzgrafen bei Rhein
Bacharach war seit merowingischen Zeit ständig besiedelt. Der Name soll sogar auf das keltische Baccaracum zurückgehen. Die erste urkundliche Erwähnung soll bereits 923 erfolgt sein, doch die Überlieferung ist unsicher. Im Jahr 1019 ist die Existenz Bacharachs dann aber mit Sicherheit bezeugt. Bacharach gehörte um die Jahrtausendwende zum Herrschaftsbereich der Kölner Erzbischöfe . Man nimmt an, dass Erzbischof Kunibert (623-nach 663) das ehemalige königliche Fiskalland von König Dagobert I. (629-39) erhalten hat. Wahrscheinlich vollzog sich der Übergang aber erst in karolingischer bzw. ottonischer Zeit. Anfang des 11. Jahrhunderts verfügte der Kölner mit Sicherheit über grundherrliche Rechte. Denn als 1020 die Kirche in Deutz mit Grundbesitz ausgestattet wurde, wurden auch Kölner Wingerte in Bacharach genannt. Schließlich übertrug Erzbischof Hermann III. im Jahr 1094 die Bacharacher Kirche dem Kölner St. Andreasstift. Über Vogteirechte kam die großräumige Grundherrschaft schließlich an die Pfalzgrafen. König Konrad III. (1138-52) machte im Jahr 1142 seinen Schwager Hermann von Katzenelnbogen, den Sohn des ersten Lehnsträgers Goswin von Stahleck, zum Pfalzgrafen. Stahleck wurde Hauptresidenz des Geschlechts, das den Schwerpunkt seiner Herrschaft in diesen Jahren von den pfalzgräflichen Gebieten an der Mosel an den Mittelrhein verlegte. Nachfolger Hermanns in der Pfalzgrafschaft wird 1165 Konrad von Hohenstaufen, ein Stiefbruder Kaiser Friedrich Barbarossas.
Im Jahre 1194 fand in Bacharach die berühmte Hochzeit der Agnes von Stahleck aus dem hohenstaufischen Haus mit dem Welfen Heinrich statt. Die daraus resultierende welfische Herrschaft währte nur bis 1214. In diesem Jahr ging die Pfalzgrafschaft auf das Haus Wittelsbach über: Otto von Wittelsbach wurde mit der Pfalzgrafschaft belehnt. Er richtete 1216 in Bacharach eine Zollstation ein. Diese sollte die einträglichste Einnahmequelle der Pfalzgrafschaft werden. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gewährte der König den Pfalzgrafen für ihre Handelssiedlung Stadtrechte. Bacharach blieb bis zum Ende des "Alten Reiches" Anfang des 19. Jahrhunderts im Besitz der wittelsbachischen Pfalzgrafen, auch als diese später in Heidelberg und Mannheim residierten. Die wittelsbachischen Pfalzgrafen besaßen 1243 mit den Burgen Stahlberg und Fürstenberg das ganze "Viertäler-Gebiet" mit Bacharach, Steeg, Oberdiebach und Manubach. 1254 wurden Bacharach und Diebach in den Rheinischen Städtebund aufgenommen. Die Stadt Bacharach sah mehrfach königliche Häupter in ihren Mauern. 1314 wollten sich einige deutsche Fürsten in Bacharach treffen, um Ludwig IV. zur Wahl als König vorzuschlagen. Noch im selben Jahr kam Ludwig als neu gewählter König nach Bacharach. 1349 weilten Kaiser Karl IV. und seine Ehefrau Anna von der Pfalz, Tochter des Pfalzgrafen Rudolf, in der Stadt. Höhepunkt glanzvoller Feste in Bacharach bot das Jahr 1442. Damals wurde Friedrich III. von Österreich auf dem Weg zu seiner Krönung in Aachen in Bacharach von Kurfürst Ludwig IV. empfangen. Die starke Abhängigkeit von den Pfalzgrafen ließ in der Stadt erst ab 1356 eine Ratsverfassung entstehen. Kurz zuvor (1344) war auch mit dem Bau der Stadtmauer begonnen worden. 1365 war der befestigte Ort dann offizielle Münzstätte.
Pfalzgraf Friedrich II. führte 1545 in der Viertäler Gemeinde die Reformation ein. Als 1685 die katholische Linie Pfalz-Neuburg die Pfalzgrafenwürde bekleidete, entstand unter Kapuzinerpatres eine neue katholische Gemeinde. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) setzte der wirtschaftliche Niedergang Bacharachs ein. Die Stadt verlor ihre Vormachtstellung als größter Weinstapelplatz. Die Mauern Bacharachs wurden 1689 von den Franzosen zerstört, die drei Burgen gesprengt. Nach der Befreiung durch Blücher 1813/14 wurde Bacharach preußisch.
Obwohl sich die Stadt im 19. Jahrhundert wirtschaftlich erholte, wirkten sich mehrere Stadtbrände - der verheerendste tobte 1872 - überaus nachteilig aus. Bacharach hatte mit der Einbindung in den preußischen Staatskörper seine ehemalige Wirtschaftskraft als Verwaltungs- und Gerichtsort, Zollstation und Stapelplatz der Rheingauweine weitgehend verloren. Die vorwiegend vom Wein- und Sekthandel, Kleinbetrieben und seit 1890 von einer Schiefergrube lebende Stadt hatte schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts den (erst 1852 behobenen) mangelhaften Zustand der Straße auf dem Hunsrück beklagt. Diese sicherte bis zur Eröffnung der Hunsrückbahn 1890 den Anschluss an das Hinterland mit Gewerbebetrieben (Eisenhütten, Salzfaktorei) sowie die Versorgung mit Nahrungsmitteln (Feldfrüchten) und Holz. Erst 1892 erfolgte durch den Bau einer Landungsbrücke für Dampfschiffe der Anschluss Bacharachs an die Rheinschifffahrt.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Bacharach bei der Länderneugliederung mit anderen Teilen der früheren Rheinprovinz Teil des Bundeslandes Rheinland-Pfalz.