Dörscheid
Das heutige Dörscheid entwickelte sich vermutlich im 9. Jahrhundert aus einer Siedlung auf einer Anhöhe gegenüber dem frühen Oberwesel. Schriftlich erwähnt wurde es erstmals im Jahr 1250 als „Derscheid“. Herren des Ortes waren damals die Reichministerialen von Falkenstein aus dem Hause Bolanden. Im Jahr 1277 erwarb der rheinische Pfalzgraf Ludwig II. den Ort. Bis zur Auflösung der Pfalzgrafschaft im Jahr 1803 blieb Dörscheid zusammen mit Sauerthal und Weisel in ihrer Hand.
Das frühe Dörscheid bestand noch aus zwei Ortsteilen. Diese wurden 1359 als „Niedern-“ und „Oberderscheit“ und 1452 als „Obernderst“ und „Niedernderst“ bezeichnet.
Während des pfälzisch-bayerischen Erbfolgekrieges (1504) belagerte der hessische Landgraf Kaub und ließ nebenbei Weisel und die beiden Dörscheid niederbrennen. Nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde das von Krieg, Seuchen und Hunger geradezu entvölkerte Ober-Dörscheid um 1640/44 aufgegeben. Auch in Nieder-Dörscheid lebten nach dem Krieg von ehemals 32 Familien nur noch 17.[Anm. 1] Aus dem ehemaligen Nieder-Dörscheid entstand das heutige Dörscheid.
Bis zur Reformation war Dörscheid wie auch Sauerthal nach Weisel eingepfarrt, das heißt, dass ein Pfarrer aus Weisel nach Dörscheid anreisen musste, um den Gottesdienst abzuhalten. 1591 wurde in Dörscheid eine selbstständige Pfarrei eingerichtet; der Pfarrer übernahm auch den Schulunterricht für die Kinder des Dorfes.[Anm. 2] Mit Einrichtung der Mittelpunktschulen in umliegenden größeren Städten in den 1970er Jahren wurde die Schule in Dörscheid geschlossen.
Von 1806 bis 1813 war das Gebiet der Niedergrafschaft unter französischer Verwaltung Napoleons (Pays réservé de Catzenellenbogen). Im Wiener Kongress 1815 schließlich wurden Dörscheid und 34 andere Gemeinden dem Herzogtum Nassau einverleibt, welches wiederum im preußisch-österreichischen Krieg 1866 vom Königreich Preußen annektiert worden war. Es war zunächst der Provinz Hessen-Nassau zugeordnet und ab 1885 dem neu gegründeten Kreis Sankt Goarshausen.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts zählte Dörscheid über 380 Einwohner:Innen.[Anm. 3]
Wie genau sich die beiden Weltkriege und der Nationalsozialismus auf den Ort auswirkten, ist noch nicht erforscht. Nach der Befreiung durch amerikanische Truppen am 26./27. März 1945 lag Dörscheid in der französischen Besatzungszone. Seit 1946 gehört Dörscheid zum neugegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz und seit 1972 zur Verbandsgemeinde Loreley.
Anmerkungen:
- Gunkel, Peter: Dokumente zur Geschichte von Sauerthal. Wiesbaden/Sauerthal 1995, S. 107. Zurück
- Dehe, Kurt; Spreitzer, Rudi: Sauerthal. Geschichte in Text und Bild. Geisenheim 1994, S. 66. Zurück
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Dörscheid, Bevölkerung – Zeitreihen, https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/tscontent.aspx?id=103&l=3&g=0714109031&tp=1027&ts=tsPop01 (Aufruf am 01.12.2020). Zurück