Das ehemalige Kurfürstliche Schloss zu Kärlich
„Das Schloß [ ] liegt nah am Abhange eines sanft hinaufsteigenden Waldberges in einer sehr angenehmen Gegend, wo man eine weit ausgedehnte fruchtbare Fläche, vom Rhein umschlängelt und mit einem Ringe von Bergen umkränzt, wie ein Amphitheater vor sich liegen hat. Es ist gewiß, daß nicht viele ländliche Fürstenschlösser in Deutschland die Lage des Schlosses zu Kärlich haben. Sie ist offen, heiter, groß und fürstlich benutzt.“
(J.G. Lang: Reise auf dm Rhein von Mainz bis Düsseldorf. 1805)
Im Jahre 1344 künden die Quellen erstmals von einer Wasserburg in Kärlich, die bereits Ende des 15. Jahrhunderts unter Erzbischof Johann II. von Baden (1456–1503) zu einem Schloss umgebaut wurde. Wenige Zeit später, unter der Herrschaft Carl Caspars von der Leyden (1652–1676), wurde dieses zu einem repräsentativen Jagdschloss erweitert und in wesentlichen Teilen ausgebaut, sodass es in der Folgezeit oftmals zum bevorzugten Aufenthaltsort des Kurfürsten wurde. Zuletzt war es Kurfürst Clemens von Wenzeslaus (1759–1794), der dort weilte, bevor er am 21.20.1792 vor den revolutionären Truppen Frankreichs flüchtete. Im Zuge der bis 1814 andauernden französischen Besetzung wurde das Schloss schließlich 1794 zerstört. Zahlreiche künstlerische und schriftliche Quellen künden jedoch vom Aussehen des Baus. Der monumentale Viereckbau war gekrönt von vier kleinen Barocktürmchen und einem ebenfalls quadratischen nach oben spitz abgeschlossenen Mittelturm. Im Inneren fanden sich auf drei Stockwerke verteilt mehrere repräsentative Säle, ein Wohnbereich und eine Kapelle. Zugang erhielt man über zwei Brücken, die das Schloss über einen etwa 20m breiten umlaufenden Wassergraben mit dem Festland verband. In der unmittelbaren Umgebung lies Clemens Wenzeslaus eine umfangreiche Gartenanlage nach französischem Vorbild errichten, deren prunkvolle Ausgestaltung ebenfalls in zeitgenössischen Berichten beschrieben wird. Sie erstreckte sich über eine Fläche von ca. 25ha und beherbergte symmetrisch angeordnete Bäume, Beete, Blumen und exotische Pflanzen. Die engen Wege waren von steinernen Skulpturen, Brunnen und Fontänen gesäumt. Ein von Bassenheim kommender Bach, drei große Weiher und eine Orangerie gehörten ebenfalls zur idyllischen Gartenanlage des kurfürstlichen Schlosses. Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Gartenarchitektur gemäß den englischen Vorbildern verändert, sodass ein natürlich gewachsener Park entstand, der um einen sogenannten Heuwagen und einen Irrgarten erweitert wurde. Nach der Zerstörung des Schlosses verwilderte auch die Gartenanlage und wurde bald zum Ackerbau benutzt.