Niederburg am Mittelrhein

Zur Geschichte von Niederburg

Bisher sind wir davon ausgegangen, dass der Ort Niederburg erstmals im Jahr 1286 urkundlich erwähnt wurde. Die Akte dazu mit der entsprechenden Urkunde wird beim Hauptstaatsarchiv Düsseldorf aufbewahrt. Diese Erwähnung erfolgt im Zusammenhang mit der Abtei Siegburg, zu der das Kloster in Hirzenach gehörte. In dieser Urkunde aus dem Jahr 1286 wird der Weinberg in der Gemarkung „Sulemulseyt“ eines Herimberti de Niederenberg bei Oberwesel genannt.

Nach neuen Erkenntnissen konnten wir durch Hinweise eines befreundeten Historikers herausfinden, dass es bereits frühere Urkunden gibt, mit denen der Ort Niederburg belegt werden kann. Die früheste bisher entdeckte Urkunde stammt aus dem Jahr 1256. Sie ist im Besitz des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden und wird dort mit vielen anderen Akten des Klosters Eberbach aufbewahrt. Wie es früher oft üblich war, haben Menschen ihre Güter der Kirche „vermacht“. So auch eine Witwe Elisabeth von Oberwesel, die dem Konvent von Eberbach einen Weinberg in der Gemarkung Lützelbach schenkt. Als Zeugen werden dazu aufgeführt Humbert, Ritter von Schönburg (Sconenberch), Leo, Hildebrand, Heinrich von der Weide, Theodor Zöllner und Gottfried von Niederburg (Niderenberch), Bürger zu Oberwesel. Gesiegelt wurde die Urkunden mit dem Siegel des Ritters Humbert von Schönburg.

Es gibt auch frühere Nennungen von Gemarkungsbezeichnungen rund um Niederburg. So ist die Weinbergslage „Ranspoad“ bereits in einer Urkunde im Jahr 1253 erwähnt.

Auf Grund der beschriebenen Urkunden kann man dann natürlich folgern, dass Niederburg schon wesentlich früher entstanden sein muss, zumal in der 2. Hälfte des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts, der Ort Niederburg mehrfach in alten Urkunden erwähnt wird.

Die bisher angenommene Ersterwähnung unter dem Namen Nyderinberc geschah im Kontext eines Personennamens, Herimberti de Nyderinberc, in einer Urkunde aus dem Jahr 1286. Später veränderte sich der Ortsname: 1309 Niederinberch; 1345/46 Niedernberg, Nerenberg, Nedernberg, Nidernberch; 1391 uß Nyderenberg; 1400 Niederburg; 1414 Opidum Nydernberg; 1488 Nedersburg; 1578 Nederborch; ca. 1690 Niderberg; 1788 Niederburg. Der partielle Namenwechsel von -berg zu -burg erfolgte nach der Errichtung eines Feldlagers 1389 zur Belagerung der Stadt Oberwesel (Weseler Krieg). Der Ortsname wird etymologisch von mittelhochdeutsch (ze deme) nideren berge ‘am niedrigen Berg' (Burgenname?). Niederburg gehörte zum Herrschaftsbereich des Trierer Erzbischofs. Im Zusammenhang mit dem „Weseler Krieg" im Jahr 1390/91 wurde Niederburg durch den Kurfürst Werner von Falkenstein zur Festung (Wallgräben, Turmhaus, Burgmauer) ausgebaut. Von der Ortsbefestigung waren 1857 noch Reste erhalten. Der Trierer setzte von Niederburg aus zum ersten Mal im Rheinland Kanonen ein; es gelang ihm, Oberwesel zu unterwerfen. 1403 garantierte Erzbischof Kuno II. von Trier Niederburg seine alten Freiheiten und Gewohnheiten, und im Jahr 1414 bestätigte Kaiser Sigismund dem Trierer Erzbischof den Besitz von Niederburg; Niederburg wird als oppidum, also als Stadt mit Stadtrechten bezeichnet. Niederburg gehörte zum Amt Oberwesel (Oberamt Boppard). 1424 wurde Hermann Boos von Waldeck zum Amtmann von Oberwesel und Niederburg ernannt.

Grundbesitzer in Niederburg

Niederburg hatte im Jahr 1563 insgesamt 45 Feuerstellen. Nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) war die Anzahl der im Ort lebenden Familien auf 26 gesunken. Im Jahr 1663 gehörten 56 Bürger herrschaftlich zu Kurtrier, einer zu Waldeck und 5 zur Pfalzgrafschaft. Seit der Besetzung durch französische Revolutionstruppen im Jahr 1794 war Niederburg französische Commune im Kanton St. Goar (Arrondissement Simmern), gehörte 1800 zur Mairie St. Goar und 1816 zur preußischen Bürgermeisteri St. Goar. 1948 Teil des Amtes St. Goar (Landkreis St. Goar), 1969 Teil der Verbandsgemeinde St. Goar (Rhein-Hunsrück-Kreis), 1970 in der VG Oberwesel. Seit 1972 gehört Niederburg zur Verbandsgemeinde St. Goar.

Familie von Eltz

1488 war ein Hof in Niederburg im Besitz des Johann von Eltz.

Karmeliterkloster/Boppard

1694 wird Besitz in Niederburg erwähnt.

Kloster Allerheiligen/Oberwesel

Das Kloster besaß Güter zu Niederburg. Der Besitz wurde Ende des 18. Jahrhunderts von den Franzosen eingezogen. 1805-10 wurde ein Gut (3,59 ha Acker) zum Verkauf angeboten.

Kurtrier

Das Erzstift war der größte Grundbesitzer in der Gemarkung. 1720 nannte das Erzstift 82.000 Weinstöcke sein Eigen.

Minoritenkloster/Oberwesel

Der Klosterbesitz wurde Ende des 18. Jahrhunderts von den Franzosen eingezogen, 1805 werden 0,11 ha Land verkauft.

Pfarrer von St. Martin/Oberwesel

Er besaß 1796 14 Äcker (7 Morgen 118 Ruten) in Niederberg und Weinberge in Urbar.

Stift Liebfrauen/Oberwesel

Der Stiftsbesitz wurde Ende des 18. Jahrhunderts von den Franzosen eingezogen, 1805-10 wurde eine Wiese (0,79 ha) zum Verkauf angeboten.

Stift St. Goar

Einkünfte der Präsenz des Stifts sind Mitte des 15. Jahrhunderts überliefert.

Stift St. Kastor/Koblenz

1309 wird eine Hofstatt des Stifts als Lehen vergeben.

Stift St. Martin/Oberwesel

Einkünfte der Präsenz des Stifts sind 1650 überliefert.

Zehntrechte in Niederburg

1258 stand die Hälfte des Wein- und Fruchtzehnten dem Dekan und den Kanoniker des Liebfrauenstifts Oberwesel zu, die andere Hälfte Martin Oberwesel. 1303 besaß St. Martin den halben Wein-, Frucht-, Haferzehnt; Dechanten von Liebfrauen u. St. Martin in Oberwesel hatten ca. 1600 gemeinsam Teile des kleinen Weinzehnten (Rimpenzehnt) und weitere gemeinsame Zehntrechte. 1641 hatte der Dekan von Liebfrauen Teile vom großen Weinzehnt, vom großen Fruchtzehnt und vom kleinen Weinzehnt (Rimpenzehnt) inne. Zu den Reichslehen der Herrschaft Kempenich (1424 an Kurtrier gefallen) gehörten Teile des Zehnten zu Niederburg. Der Zehnt war verliehen: 1424 (Korn u. Hafer) an Henne Bienen v. Wesel, 1427 je die Hälfte des Fruchtzehnten an Clais Kindel von Schmidtburg und Hermann Fryhe von Pfaffenau, ebenso an Hans von Sötern und Johann Bene von Schmidtburg; 1428 Teile des Wein-, des Fruchtzehnten und des kleinen Zehnten an Hermann Fryhe von Pfaffenau; 1445 die Hälfte des Fruchtzehnten an Johann Bene von Schmidtburg. Die Herrschaft Kempenich war ab 1435 im Besitz der Herren von Schöneck und wuirde 1453 von Johann III. an Kurtrier geschenkt. Nach dem Aussterben der Familie von Schöneck im 17. Jahrhundert wurde der Zehnt an die Herren von Eltz verpfändet. Der Zehnt gehörte 1472 Meynhard vin Koppenstein, im 16. Jahrhundert Kindel von Schmidtburg, 1556 Konrad von Metzenhausen als Lehen von Simon Boos von Waldeck. 1698 besaß Meinhard von Schönburg die Hälfte des kleinen Zehnten als kurtrierisches Lehen. 1796 hatte St. Martin den Korn- (¼ vom geistlichen Haufen) und Weinzehnt inne. Beteiligte am kleinen Zehnt waren 1799: Kurtrier, die Grafen von der Leyen und der Pastor von Niederburg.

Verfasser: Reinhold Rüdesheim, Stefan Grathoff und Elmar Rettinger

Redaktionelle Bearbeitung: Dominik Kasper

Literatur:

Geändert: 10.05.2011