Bruttig an Mosel und Saar

Haus Schunk, Bruttig

[Bild: "Reinhardhauke", CC BY-SA 3.0]

Das unmittelbar an der heutigen Moselweinstraße gelegene Haus Schunk zählt zu den architektonisch und kulturhistorisch bedeutendsten Profanbauten in der Region. [Anm. 1] Errichtet im Jahr 1659 von Paul Pauli und Anna Elisabeth Dederichs, diente das stattliche Gebäude in seiner ursprünglichen Funktion als Privathaus des kurtrierischen Schultheißen, der dort auch seine Amtsgeschäfte führte. Nach Aussage von Reinhold Schommers dienten Angehörige der Familie Pauli seit dem 16. Jahrhunderts in der Umgebung von Cochem und Zell wiederholt als Amtsträger im Gerichts- und Vogteiwesen sowie später auch als Winzer und Kaufleute. [Anm. 2] Im Zuge der Säkularisierungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging der Bau in den Besitz der Winzerfamilie Schunk über, deren Namen er bis heute trägt. 1922 schenkte die Familie das Gebäude der Missionsgesellschaft der deutschen Oblaten, die seit 1903 eine Niederlassung in Engelport unterhielten. [Anm. 3] Das Schunk´sche Haus diente in der Folgezeit als Hofhaus und Noviziat, bis es 1965 an die Herren von Eberstein verkauft und 1982 als Wohnhaus ausgebaut wurde.

Das im Stil der Spätrenaissance errichtete Gebäude hebt sich durch seine Größe und die aufwendige Fassadengestaltung deutlich von den umliegenden Fachwerkhäusern aus dem 15. und 16. Jahrhundert ab. Es handelt sich um einen zweigeschossigen, verputzten Bruchsteinbau mit Gliederungselementen aus rotem Sandstein, dessen gegen die Mosel gerichtete Traufseite in vier Achsen mit jeweils einem Doppelfenster gegliedert ist. Die streng symmetrische Fassade wird von zwei traufseitigen steinernen Zwerchgiebeln mit Volutenverzierungen betont; als Abschluss dient ein hohes Satteldach. Hervorzuheben sind zudem die reich gegliederten Portale, die durch Rundstab und Kehlprofilen ausgezeichneten Fenstergewände, die zu dem Fasskeller gehörenden Ovalfenster im Untergeschoss sowie die Dachgauben und Ziertürmchen mit Bleizierrat. An der Südwestecke des Gebäudes findet sich eine Nische mit einer Steinfigur der heiligen Margaretha aus der Erbauungszeit.

Die Innengestaltung des Schunk´schen Hauses ist ebenfalls in großen Teilen originalgetreu erhalten. Von dem an der Moselseite gelegenen „Diensteingang“ führt ein Gang zu dem ehemaligen Gerichtssaal, der sich durch eine reich mit Stuck verzierte Kölner Decke (Deckenkonstruktion aus Deckenbalken und darüberliegenden, verputzten Dielen), einem Wandfries und einem steinernen Kamin mit einem Reichsadler aus den Stuckverzierungen auszeichnet. An den Gerichtssaal schloss sich ein bescheiden gestalteter Beratungsraum an; zudem befand sich auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges ein einfaches Wartezimmer für die Prozessparteien.

Der Zugang zu den Privat- und Dienstgemächern des Schulheißen erfolgte über das in der Mittelachse des der Mosel abgewandten Seite gelegene Hofportals. Die einzelnen Geschosse sind von einer reich gestalteten, hölzernen Treppe aus zugänglich. Zu der Ausstattung des Gebäudes gehört unter anderem die ebenerdige Küche mit noch erhaltenem Kaminmantel, ein großzügiges Speisezimmer, eine Winterschlafstube sowie mehrere Räume zur Moselfront mit reich stuckierten Balkendecken sowie einem großen Saal im Obergeschoss mit einem großen Steinkamin aus rotem Sandstein. [Anm. 4]

Autor: Max Hartmann

 

Verwendete Literatur:

  • Schommers, Reinhold: Gemeinde Bruttig-Fankel an der Mosel, Köln 1972 (Rheinische Kunststätten 371).
  • Wackenroder, Ernst (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. München 1959.

Veröffentlicht am 04.08.2022

Anmerkungen:

  1. Siehe hierzu Schommers 1972, S. 16. – Vgl. hierzu auch Wackenroder 1959, S. 120. Zurück
  2. Schommers 1972, S. 19.  Zurück
  3. Ebenda, S. 16.  Zurück
  4. Zu der Innengestaltung des Schunk´schen Hauses siehe im Einzelnen Schommers 1972, S. 16-19; Wackenroder 1959, S. 121-128. Zurück