Keltische Eisenbarren
Bruschied, Rhein-Hunsrück-Kreis
Zu besichtigen: Die Eisenbarren sind im Hunsrückmuseum in Simmern zu besichtigen.
Bei Sprengungen im Steinbruch fanden Arbeiter 1941 in einem Hohlraum 15 Eisenbarren. Die doppelkonischen Barren fanden sich aufgestapelt, in drei Reihen in der Höhle. Weitere 4 Eisenbarren wurden wiederum bei Sprengungen im Jahr 1952 gefunden. Die Eisenbarren sind zwischen 2,3 und 3,8 kg schwer. Schon im 19. Jahrhundert waren beim Teufelsfels im Lützelsoon drei heute verschollene Eisenbarren gefunden worden. Insgesamt bringen die erhaltenen Barren ein Gewicht von 41 kg Eisen auf die Waage. Zusammen mit den drei verschollenen Barren wurde während der spätkeltischen Zeit etwa ein Zentner Eisen versteckt. Der Verwahrfund stellte zur damaligen Zeit sicherlich ein großes Vermögen dar.
Die Lagerstätten für Eisen finden sich in den Tälern des Soonwaldes und wurden auch in urgeschichtlicher Zeit genutzt. Nach dem Abbau des Eisenerzes wurde in Verhüttungsöfen mit kaminartiger etwa 1,7 m hoher und 0,6 m breiter Lehmummantelung den so genannten Rennofen bei Temperaturen um 1.150 Grad Celsius die Eisenerze und Kohlenstoff zur Reaktion gebracht. Die Luftzufuhr regelte entweder ein Blasebalgbetrieb oder die Ausnutzung natürlich vorbeistreifender Hangwinde.
Rennofen
Der Name Rennofen leitet sich von der verflüssigten Schlacke ab, die beim Ofenbetrieb zu Boden rinnt. Hierbei entsteht sehr viel eisenreiche Schlacke, die sich in flüssiger Form vom Metall trennt, wobei das Metall als Feststoff zurückbleibt und nur durch gezieltes Aufbrechen der Ofenbrust entnommen werden kann. Nach erfolgter Reparatur kann der Ofen erneut betrieben werden. Bobachtungen an ausgegrabenen Eisenverhüttungsplätzen zufolge fanden sich in den Bedienungsgruben und den Schlackenhalden auch faustgroße "Pochsteine". Sie dienten sowohl zum Zerkleinern des Erzes, bevor dieses zusammen mit der Holzkohle in die Rennöfen gefüllt wurde, als auch zum Ausschmieden der bei der Verhüttung entstandenen Luppe.
Große Ambosssteine mit anhaftenden Schmiedeschlacken belegen, dass nicht nur die Verhüttung, sondern auch die erste Weiterverarbeitung der rohen Metallstücke (sog. Luppen) am gleichen Platz erfolgt ist.
Die doppelkonische Form der Eisenbarren erleichterte ihren Transport und ihre anschließende Weiterverarbeitung zu Waffen oder Werkzeugen. Diese lassen sich nur mittels komplizierten Techniken herstellen und bedürfen eines großen Erfahrungsschatzes. Spezialisierte Handwerker und Schmiede lebten in den größeren Siedlungen, die bisher im Hunrückgebiet nur bei Bundenbach entdeckt worden sind. Die Metallbeigaben der spätkeltischen Gräber der Nekropole von Wederath weisen auf den hohen Stand des Metallhandwerks hin. Auch hier dürften Schmiede in der bisher noch nicht gefunden Siedlung die Eisenbarren umgearbeitet haben.
Gegenüber der frühkeltischen Zeit war die Qualität des Eisens wesentlich verbessert worden und wurde in Form von doppelpyramiden- und schwertförmgen Barren verhandelt. Ein Aufbau aus mehreren Schichten machte das Eisen elastischer. Besonders beanspruchte Spitzen oder Schneiden wurden auf eine spezielle Art gehärtet. Die keltischen Waffen wie Schwerter und Lanzen waren wegen ihrer Qualität weithin geachtet und gefürchtet. Keltische Helme aus Eisen und Kettenpanzer, die aus winzigen Ringchen bestanden, wurden in die römische Bewaffnung übernommen. Die mit eingeritzten oder eingeätzten Verzierungen bedeckten Lanzen erhielten an den Schneiden Ausschnitte, die gefährliche Wunden rissen.
Bei Bruschied fanden sich nicht nur Zeugnisse der keltischen Epoche, nahe dem östlichen Dorfausgang von Bruschied wurde bei Grabungen 1904/1905 ein Kellergewölbe eines römischen Gutshofes freigelegt. Die Brandgräber einer frührömischen Ansiedlung fanden sich bei der Anlage des Sportplatzes.
M. Thoma
Literatur:
W. Wagner, Hunsrückmuseum Simmern. Mit Inventar der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung. Schriftenreihe des Hunsrückmuseums in Simmern/Hunsrück 7 (Simmern 1993) 428-429.