Geschichte von Gutenberg
Jungsteinzeitliche Funde sowie keltische und römische Spuren künden von einer frühen Besiedelung der Region. In einer nördlichen Gemarkung von Gutenberg wurden u.a. einige Steinwerkzeuge und Scherben aus dem Neolithikum (5.500 – 2.200 v. Chr.) gefunden. [Anm. 1] Im Bereich des Flurstücks „Weißenborn“ wurde Bronzeschmuck aus der Latenézeit (ca. 475 - Christi Geburt) gefunden. Eine durch die Gemarkung führende Römerstraße wurde 1821 in der ersten Katasterkarte von Gutenberg als „Hohe Straße“ erwähnt. [Anm. 2] Im Bereich des Flurs „Bauernstück“ wurde im Jahr 1925 die Ausgrabung von zwei römischen Brandgräbern mit verschiedenen Beigaben wie u.a. Glasurnen, Grablichtern und einer Bronzeschale dokumentiert. [Anm. 3]
Der Ort Gutenberg blickt im Jahr 2023 auf sein 775-jähriges Bestehen zurück. [Anm. 4] Erstmals wurde er im Jahr 1248 urkundlich erwähnt. [Anm. 5] Die Urkunde bezieht sich auf ein Geschenk von 15 Morgen Land der Ortsherren an das damalige Kloster Breidenvas (auf dem heutigen Gebiet des Ortsteils Breitenfelser Hof in Guldental). [Anm. 6] Namentlich erwähnt sind in der Urkunde eine Agnes von Gudenberg mit ihrem Ehemann Wolfram. [Anm. 7] Der Ort selbst hieß bis ins 14. Jahrhundert hinein „Weitersheim“ bzw. „Weithersheim“ und wurde dann erst in „Gutenberg“ umbenannt. [Anm. 8] Im Mittelalter bildeten Weitersheim, Braunsweiler, Roxheim und Hargesheim eine Grundherrschaft, deren Mittelpunkt die Gutenburg bildete. [Anm. 9]
Die erste Erwähnung einer Burg in Weiterheim gibt es in einem Güterverzeichnis des Klosters Eberbach als Nachtrag für das Jahr 1213. [Anm. 10] Die Herrschaft über Gutenberg lag im 13. Jahrhundert in den Händen der Familie vom Stein. Ein Wolfram vom Stein zu Weitersheim wird zusammen mit seinem Vater als Erbauer einer ersten Burg angenommen. [Anm. 11] Eine Mainzer Kämmererfamilie vom Turm/de Turri hinterließ ihre Spuren als Herren von Gutenberg zwischen 1238 und 1334 und bezeichnete sich auch nach ihrem Rückzug in den Raum Mainz-Frankfurt bis ins Jahr 1400 noch als „de Gudenberg“. [Anm. 12] Im Jahr 1339 wird Johann Graf von Sponheim mit der Stiftung einer Messe in der um 1200 erstmals erwähnten Kirche „St. Margareta zu Weitersheim“ als Besitzer genannt. [Anm. 13] Nach seinem Tod ging der Besitz 1340 an seinen Neffen, einem Graf Walram. Nach dessen Tod 1380 dann an seine auf „Schloß Gutenberg“ lebende Frau Elisabeth Gräfin von Sponheim. [Anm. 14] Burg und Tal Gutenberg erlebten verschiedene Besitzwechsel.
Aus einer Urkunde von 1417 geht hervor, dass die Burg über ein Backhaus, ein Kelterhaus, einen Stall, einen Brunnen, ein Pforthaus, eine Brücke sowie über eine doppelwandige Schildmauer zur Verbindung von zwei Türmen verfügte. Sie wurde umgeben von einer Ringmauer. Der letzte besitzende Graf Johann V. von Sponheim starb 1437. [Anm. 15] Im Jahr 1601 wurde festgehalten, dass die Burg verfallen ist. [Anm. 16] Ein auf das Jahr 1630 datierter Kupferstich vom Hunsrücker Sebastian Furck zeigt eine Ansicht des verfallenen Schlosses. [Anm. 17] Im Jahr 1838, 1880 und 1940 wurde die Ruine Gutenburg und die dazugehörigen umliegenden Weinberge mit neuen privaten Besitzern dokumentiert. [Anm. 18] Aus dem Jahr 1605 ist das erste Gerichtssiegel von Gutenberg bekannt. [Anm. 19] Eine Mühle wird im Jahr 1700 auf dem Gebiet des Flurstücks Nackmühle genannt. 1903 wurde die Mühle an die Kreuznacher Familie Cron verkauft und von dieser bis 1960 betrieben. [Anm. 20] Im Jahr 1707 gelangte Gutenberg, zugehörig zum Amt Kreuznach, in den Besitz der Kurpfalz. [Anm. 21]
Eine neue Simultankirche, die dem Heiligen Johannis Nepomuk geweiht war, wurde 1769 errichtet. Ab dem Jahr 1966 wurde sie allein von den Protestanten genutzt, da die katholische Kirche „Maria Geburt“ erbaut wurde. ANM> Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 75. In der Nepomuk-Kirche gab es bis ins Jahr 1963 hinein noch einen in der Formgebung regional einmaligen Barockaltar, der dann an das Kloster St. Gangolf bei Mettlach/Saar verkauft wurde. Vgl. S. 83. Auf den Seiten 83-87 wird der Prozess der Auflösung des Simultaneums und des Neubaus der katholischen Kirche ausführlich beschrieben. Ab 1702 gehörte Gutenberg nach der französischen Besetzung der linksrheinischen Gebiete zur „Mairie de Mandel im Canton de Creuznach, Département Rhin et Moselle“ und ab 1815 zu Preußen. 1821 erfolgte die erste Katastervermessung der Gutenberger Gemeinde. [Anm. 22] Über die danach folgende Zeit finden sich in der Gutenberger Festschrift von 1998 aus historischer Sicht kaum Angaben.
1981 wurde eine Partnerschaft mit dem französischen Ort Villy-le-Bouveret begründet. 1984 erfolgte die offizielle Beurkundung der Partnerschaft. [Anm. 23] Im Jahr 1998 hatte Gutenberg über 900 Einwohner:innen [Anm. 24], im Jahr 2014 waren es 969 und Im Jahr 2021 1.012. [Anm. 25] Nach einer Verwaltungsreform, bei der 1970 die Verbandsgemeinde Rüdesheim/Nahe entstand, gehörte Gutenberg zur Verbandsgemeinde Rüdesheim/Nahe. [Anm. 26] Seit 2020 gehört Gutenberg zur Verbandsgemeinde Nahe-Glan. Die Verbandsgemeinde Nahe-Glan entstand zum 1. Januar 2020 aus der Fusion der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden Bad Sobernheim und Meisenheim.
NACHWEISE
Verfasserin Text: Marion Nöldeke
Verwendete Literatur:
- Jubiläumsfestschrift 750 Jahre Gutenberg 1248 – 1998 Gutenberg (Landkreis Bad Kreuznach). Ortsgemeinde Gutenberg 1998.
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 1987, S. 57, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Bad_Kreuznach.pdf (Aufruf: 23.03.2023).
Erstellt am: 23.03.2023
Anmerkungen:
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 40. Die Fundstücke wurden auf die Jahre 3.500 – 2000 v. Chr. datiert. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 41. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 41. Als Ortsangabe zum Fundort der römischen Brandgräber wurde „Nähe Roxheimer Kreuzung“ vermerkt. Die Fundstücke wurden teilweise der Römerhalle Bad Kreuznach überlassen. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 9. Im Jahr 1998 feierte Gutenberg sein 750-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wurde die Festschrift herausgegeben, aus der im Beitrag zitiert wird. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 13 und 17. Auf der Seite 48 findet sich ein Textausschnitt der Urkunde. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 17. Weiteres zum Besitz des Klosters Breidenvas vgl. S. 44-45. Das Kloster gehörte zu Kloster Eberbach vgl. S. 48. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 17 und S. 50. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 17. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 73. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 46. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 44. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 52. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 53. In einer Urkunde von 1339 wird das Gotteshaus der Hl. Margarete erwähnt und eine unterhalb des Gutenburg gelegene Burgkapelle, die der „Seligen Jungfrau Maria“ geweiht war. Vgl. S. 81. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 53. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 54. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 55. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 56, auf Seite 57 ist ein Bild des Kupferstichs abgedruckt. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 59. 1838: Gerichtsschreiber Meyer aus Kreuznach, 1880: Weingutbesitzer Heinrich Reidenbach aus Kreuznach – weitervererbend an seine Tochter Elisabeth Schaefer aus Münster am Stein, 1940: Weinkaufmann Josef Puth. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 55. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 56-57. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 58. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 58. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 21-23. Der Ort gehört zum französischen Departement im Departement Haute-Savoie in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Ein erster Besuch einer Gutenberger Delegation erfolgte 1982 in Frankreich. Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 9. Zurück
- Vgl. Statistik RLP, S. 86 https://www.statistik.rlp.de/fileadmin/dokumente/baende/Band407_Amtliches_Gemeindeverzeichnis.pdf, (Aufruf: 23.03.2023). Zurück
- Ortsgemeinde Gutenberg 1998, S. 27. Zurück