Geschichte von Meddersheim
Die Gemarkung Meddersheim wurde schon früh besiedelt. Aus der Spätlatènezeit (ca. 150 v. Chr. bis zur Zeitenwende) sind Reste von Brandgräbern und zahlreiche weitere Grabfunde der damaligen keltischen Bevölkerung erhalten. [Anm. 1]
Aus der römischen Besiedlungszeit des linksrheinischen Raumes sind bauliche Überreste und Fundstücke in der Gemarkung Meddersheim nachgewiesen, beispielsweise Überreste einer römischen Wasserleitung und Mauerreste einer römischen Villa. Eine römische Heerstraße führte nah am Ort vorbei und ist heute noch teilweise erhalten. [Anm. 2]
Ab dem 4. Jahrhundert eroberten und besiedelten alemannische Stämme das Gebiet. [Anm. 3] Um das Jahr 500 nahmen die Franken das Gebiet um Bad Kreuznach in Besitz. Viele Ortsnamen mit den Endungen „-heim“ gehen auf die alt-fränkische Herkunft zurück. [Anm. 4] Es wird angenommen, dass Meddersheim zu den ältesten fränkischen Besiedlungen gehört. Der erste Teil des Ortsnamens geht vermutlich auf einen fränkischen Personennamen zurück. [Anm. 5]
Aus der frühmittelalterlichen Ortsgeschichte von Meddersheim wurden bisher keine Quellenfunde gemacht. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes benennt ein Hof oder eine Gehöftgruppe namens „Lubescheid“ (= Lauschied) in der Nähe von Meddersheim. Sie stammt aus der Zeit um 1200 und somit aus dem Hochmittelalter, wo das Gebiet des Nahegaus bis ins 13. Jahrhundert zum Besitz des Erzbistums Mainz gehörte. [Anm. 6]
Um das Jahr 1200 lautete der Ortsname „Mettersheim“, 1226 „Metersheim“, bis 1240 „Medirsheim“. Danach bürgerte sich der Name Meddersheim ein. [Anm. 7]
Im 14. Jahrhundert kam Meddersheim bis zur Teilung der Grafschaft in den Besitz des Adelsgeschlechts der Wildgrafen zu Kyrberg, die schon am Anfang des 12. Jahrhunderts das Patronatsrecht für die Meddersheimer Kirche ausgeübt hatten. [Anm. 8] Ab 1520 gehörten Meddersheim und Kirschrotz als gemeinsamer Besitz den Wild- und Rheingrafen zu Kyrburg und Dhaun. [Anm. 9]
Aus dem späten Mittelalter und dem 16. Jahrhundert liegen einige schriftliche Quellen zum Weinanbau in Meddersheim vor. [Anm. 10]Um 1540 wurde in Meddersheim die Reformation eingeführt. Meddersheim und Kirschroth bildeten weiterhin eine Pfarrei. [Anm. 11]Grenzbeschreibungen aus den Jahren 1601 und 1662 weisen darauf hin, dass die Gemarkung Meddersheim zu der Zeit noch größer war als heute. [Anm. 12]
Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) war die mittlere Nahe von spanischen und kaiserlichen Truppen rund 10 Jahre lang besetzt, danach von schwedischen Truppen. Meddersheim musste sich für die Kriegsbeiträge in der Zeit verschulden und litt unter den Kriegsfolgen, der Pest und Viehseuchen. [Anm. 13]
Nach dem Krieg wohnten in der Zeit von 1650-1660 35 Familien in Meddersheim, 1708 waren es 67 Familien und 1733 schon 150 Familien. [Anm. 14]Nach dem Aussterben der Kyrburger Linie 1688 wurden Meddersheim und Kirschroth 1701 Eigentum der Häuser Salm und Dhaun, ab 1744 der Salm-Kyrburgschen Linie. Ab 1764 bis 1797 gehörte Meddersheim hälftig zum Fürsten von Salm-Kyrburg und den Wild- und Rheingrafen von Rheingrafenstein und Grumbach und bildete mit Kirschroth eine Oberschultheißerei. [Anm. 15]
Der polnische Erbfolgekrieg (1733-1736) und der Siebenjährige Krieg (1756-1763) brachten mit der französischen Besetzung des Naheraums auch Gewalt und Unruhe nach Meddersheim, da die Soldaten verpflegt werden mussten und Zwangsrekrutierungen stattfanden. [Anm. 16] Auch die französische Herrschaft von 1794-1814 hinterließ ihre Spuren. [Anm. 17] Danach waren die Jahre bis 1866 im gesamten Gebiet von wechselnden Staatszugehörigkeiten geprägt: von einer bayerisch-österreichischen Übergangsverwaltung über Preußen, Hessen-Homburg, Hessen-Darmstadt bis Preußen. [Anm. 18]
In den Jahren 1808/09 betrug die Bevölkerungsanzahl 690 Personen in Meddersheim, im Jahr 1864 waren es bereits 898 Personen. 173 Familien verteilten sich auf 159 Wohnhäuser. [Anm. 19]1910 gab es aufgrund einer Auswanderungs- und Landfluchtwelle in den Jahren 1871-1900 im Ort dann nur noch eine Bevölkerung von 719 Personen. [Anm. 20]
Am Ersten Weltkrieg nahmen 121 Meddersheimer Männer teil, 11 von ihnen fielen, 31 wurden verwundet, bis am 7. Dezember 1918 die ersten französischen Besatzungssoldaten eintrafen. [Anm. 21]Im Zweiten Weltkrieg mussten die Meddersheimer 37 gefallene Soldaten beklagen. 1978 wurde auf dem Friedhof ein Kriegsdenkmal für die Opfer beider Weltkriege errichtet. [Anm. 22]
Ab 1935 wurde das Amt Meddersheim von Sobernheim aus verwaltet. [Anm. 23]Seit 1970 gehörte Meddersheim zur Verbandsgemeinde Sobernheim. [Anm. 24] Seit 2020 zur Verbandsgemeinde Nahe-Glan. Die Verbandsgemeinde Nahe-Glan entstand zum 1. Januar 2020 aus der Fusion der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden Bad Sobernheim und Meisenheim. [Anm. 25]
NACHWEISE
Verfasserin Text: Marion Nöldeke
Verwendete Literatur:
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 1987, S. 76-77, https://www.edoweb-rlp.de/resource/edoweb:7004231/data (Aufruf: 15.01.2021).
- Füllmann, Joachim: Meddersheim. Geschichte eines Dorfes an der mittleren Nahe. Meddersheim 1986.
Erstellt am: 15.01.2021
Anmerkungen:
- Füllmann 1986, S. 17. Zurück
- Füllmann 1986, S. 18 (Fotos) bis 19, die römischen Tonrohre der Wasserleitung wurden 1920 entdeckt, die Überreste der römischen Villa 1975. Der Verlauf der Römerstraße ist auf S. 19 beschrieben. Zurück
- Füllmann 1986, S. 17. Zurück
- Füllmann 1986, S. 18. Zurück
- Füllmann 1986, S. 21. Zurück
- Füllmann 1986, S. 21 und 23. Der Autor führt an, dass die Mainzer Besitztümer an der Mittleren Nahe von einem Burggrafen mit Sitz auf dem Disibodenberg verwaltet wurden. Ab dem Jahr 1240 war der Verwaltungssitz in Sobernheim, ab 1279/81 in Burg Böckelheim. Vgl. ebd., S.22. Zurück
- Füllmann 1986, S. 24. Zurück
- Füllmann 1986, S. 23, 25 und 33. Zum Patronatsrecht sind Streitigkeiten mit dem Bistum Mainz ab dem Jahr 1271 und in den Folgejahren überliefert. Vgl. ebd., S. 25-27. Auf den S. 33-43 überliefert der Autor ausführlich die Geschichte der Herrschaft der Wildgrafen. Zurück
- Füllmann 1986, S. 69. Zurück
- Füllmann 1986, S. 21. Das erste Weinregister von Meddersheim stammt aus dem Jahr 1643. Vgl. ebd., S. 61. Zurück
- Füllmann 1986, S. 50. Zurück
- Füllmann 1986, S. 29. Zurück
- Füllmann 1986, S. 58 und 60. 1635 sollen in Meddersheim 73 Personen gelebt haben, 1645 gab es nur noch 17 EinwohnerInnen. Vgl. ebd., S. 60. Zurück
- Füllmann 1986, S. 61. Zurück
- Füllmann 1986, S. 69. Zurück
- Füllmann 1986, S. 65. Zurück
- Füllmann 1986, S. 79-87. Zurück
- Füllmann 1986, S. 91-95. Zurück
- Füllmann 1986, S. 109. Zurück
- Füllmann 1986, S. 112. Zurück
- Füllmann 1986, S. 131 und 137. Der Autor gibt auf den Seiten 129-135 eine detaillierte Kriegschronik [LL1] weiter. Die Namen aller Meddersheimer Opfer des Ersten Weltkriegs sind auf der Seite 184 aufgelistet. Zurück
- Füllmann 1986, S. 184-185. Von der Zeit des Nationalsozialismus in Meddersheim berichtet der Autor detailliert auf den Seiten 173-182. Von der Zeit des Zweiten Weltkriegs auf den Seiten 184-188. Die Namen aller Meddersheimer Opfer des Zweiten Weltkriegs sind auf der Seite 184 aufgelistet. Zurück
- Füllmann 1986, S. 182. Ab 1969 wurde die Bezeichnung „Amt“ in Verbandsgemeinde geändert. Vgl. Füllmann, Joachim; Vogt, Werner: Merxheim. Aus Der Geschichte eines Dorfes an der mittleren Nahe (Hg.: Ortsgemeinde Merxheim). Idar-Oberstein 1992, S. 181. Zurück
- Füllmann, Vogt 1992, S. 174. Zurück
- Die Ortsgemeinde Meddersheim veröffentlicht auf ihrer Homepage auch einige Informationen zur Ortsgeschichte: weindorf-meddersheim.de/unser-dorf/meddersheim-stellt-sich-vor.html bzw. auf der Seite der Verbandsgemeinde Nahe-Glan vg-nahe-glan.de/gemeinden--stadt/meddersheim/portrait-der-gemeinde/ (Aufruf: 15.01.2021). Zurück