Odernheim am Glan im Naheland

Geschichte von Odernheim am Glan

Odernheim am Glan[Bild: Günter Lang]

 

Odernheims Wurzeln gehen zurück auf eine früh-fränkische Siedlung des 5. oder 6. Jahrhunderts. Die Umgebung des Disibodenbergs gehörte bereits in dieser Zeit zum Erzbistum Mainz. Im Jahr 976 wird die Siedlung als zum „Kirchspiel Sobernheim“ gehörig erstmals urkundlich erwähnt.  [Anm. 1]

Odernheim am Glan gehörte seit dem 12. Jahrhundert den Grafen von Veldenz. Ab 1444 den Herzögen von Pfalz-Zweibrücken. [Anm. 2]

 


Kloster Disibodenberg[Bild: Günter Lang]

 

1108 wurde am nahegelegenen Disibodenberg über dem Zusammenfluss von Nahe und Glan ein Benediktinerkloster gegründet. Hildegard von Bingen (1098-1179) und Jutta von Sponheim (um 1092 – 1136) traten im Jahr 1112 dort ein. [Anm. 3]

Eine kleine Kirche oder Kapelle wird 1253 auf dem Gebiet Odernheims erwähnt. 1338 findet sich in einer Urkunde als weitere Erwähnung einer „Kyrche bi deme heyligen Cruce“.  Beide Nennungen werden an der Stelle des heutigen evangelischen Gemeindehauses verortet. [Anm. 4] 1342 gehörte Odernheim zur Pfarrei des Kloster Disibodenbergs, zu dem eine Pfarrkirche „St. Nikolaus“ erwähnt wird. [Anm. 5]

 

Odernheim - Am Untertor[Bild: Günter Lang]

Als Ort erhielt Odernheim 1349 Stadtrechte. Zu diesem Zeitpunkt war der Ort schon mit einer Ringmauer und Türmen umgeben. Die Ringmauer wurde im Jahr 1818 abgerissen, um Raum für die Stadtentwicklung zu schaffen. Reste der Mauer und des alten Pulverturms sind heute noch erkennbar. [Anm. 6] Der Pulverturm hatte einen Durchmesser von 5,70 Metern und Mauern mit einer Dicke von 1,70 Metern. Er war zu einem Drittel in die Mauer integriert, zwei Drittel waren vor die Mauer gesetzt. [Anm. 7] 

Odernheim - Bannmühle[Bild: Günter Lang]

Im Jahr 1360 wird erstmals eine Bannmühle in Odernheim erwähnt. Das Korn eines festgelegen Bannbezirkes musste dort gemahlen werden. Sie gehörte bis 1559 als „Obere Klostermühle“ zum Kloster Disibodenberg, danach zum Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. 1572 wird die Mühle als mit drei Wasserrädern ausgestattet und bedeutsam beschrieben. [Anm. 8] Nach einem Brand wurde die Mühle 1890 mit einer Dampfmaschine ausgestattet und größer zu einer Handelsmühle ausgebaut. 1910 entstand nach einem weiteren Brand eine Turbinenanlage, die bis 1952 in Betrieb war. 1954 wurde der Mühlenbetrieb ganz eingestellt.  [Anm. 9]

Große Zerstörungen gab es in Odernheim 1504 beim Bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg (1504/05) und 1689 beim Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697). [Anm. 10]

In den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts wurde Odernheim reformiert. Davor gab es auch schon lutherische und calvinistische Einflüsse dort. [Anm. 11] 

Odernheim - Rathaus[Bild: Günter Lang]

 

Das Odernheimer Rathaus wurde in den Jahren 1540/41 im Auftrag von Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken (1526-1569) erbaut.  Es handelt sich um einen Renaissancebau mit gotischen Motiven. Der Kern (Mauerwerk) ist heute noch erhalten. Ergänzt wird das Rathaus von einer Glocke vom Kloster Disibodenberg und einer aus dem 18. Jahrhundert stammenden, noch funktionsfähigen Rathausuhr. [Anm. 12]

1567 ließ Herzog Wolfgang für seine Tochter, Prinzessin Christina, noch das „Wittelsbacher Schlösschen“, ein Haus mit Turm, als Wohnsitz erbauen. [Anm. 13]

1559 wurde das Kloster Disibodenberg aufgelöst und seine Besitztümer nach Meisenheim übertragen. [Anm. 14]

 

Odernheim - Ältestes Haus[Bild: Günter Lang]

Als ältestes Wohnhaus von Odernheim wird ein ca. 1564 erbautes, heute von der Fa. Gutschker-Dongus genutztes Gebäude angenommen, was früher von einer jüdischen Familie bewohnt wurde. [Anm. 15]

Das 1640 erbaute protestantische Pfarrhaus wurde 100 Jahre von Odernheimer Pfarrern bewohnt. In den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts vom letzten Abt des Klosters Disibodenberg, Peter von Limbach (gest. 1568). [Anm. 16]

Odernheim - Obertor[Bild: Günter Lang]

Zum an einer ehemaligen Ringmauer gelegenen Obertor, auch Oberpforte genannt, gibt es eine Erwähnung aus dem Jahr 1655. 1757 wurde Odernheim von einem schweren Hochwasser getroffen, was sieben Menschenleben forderte und auch das Obertor beschädigte. Es wurde 1763 abgerissen und sofort wieder aufgebaut. 1924 wurde es mit einem neuen Bogen versehen. Die Fußgängerdurchgänge stammen aus den Jahren 1977 und 1984. [Anm. 17]

Odernheim - Kirche[Bild: Günter Lang]

Das Pfarrhaus der 1710 entstandenen lutherischen Gemeinde war ein Anwesen, was ebenfalls über 100 Jahre von lutherischen Pfarrern bewohnt wurde. [Anm. 18] Den Lutheranern wurden Simultanrechte an der reformierten Kirche eingeräumt. [Anm. 19] An Stelle der 1830 an die politische Gemeinde gegangenen alten Kirche wurde später ein evangelisches Schulgebäude errichtet. [Anm. 20] Die heutige Kirche wurde 1738 erbaut und erhielt 1807 und 1865 neue Fenster. [Anm. 21] 1962-1964 erfolgte eine Innenrestaurierung und die Verlegung des Hauptportals von der Ostseite auf die Westseite. [Anm. 22] 1988 wurde zur 200-Jahr-Feier der Innenanstrich erneuert. [Anm. 23]

Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) litt Odernheim unter den Kriegswirren. Das Rathaus wurde von spanischen Soldaten stark zerstört. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde es in seiner originären Gestalt wieder hergestellt. 1775 folgten Erhaltungsarbeiten und Verputzarbeiten, die nicht dem früheren Stil entsprachen. [Anm. 24] Im Jahr 1910 wurde der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt. [Anm. 25]

1747 wanderten 20 Familien aus Odernheim, Oberhausen und Durchroth in das Gebiet des heutigen Berlins aus. [Anm. 26]

1768 wurde Odernheim mit den damals 710 Einwohnern und Einwohnerinnen der Kurpfalz zugehörig und der Ort wurde dem Oberamt Kreuznach unterstellt. Nach der Französischen Revolution wurden die linksrheinischen Gebiete besetzt, Odernheim gehörte dann zum Kanton Obermoschel, der zum Arrondissement Kaiserslautern gehörte. Nach dem Wiener Kongress (1815/16) gehörte Odernheim bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) zur Bayerischen Pfalz. [Anm. 27]

Detaillierte Informationen zum 20. Jahrhundert bedürfen noch einer Erforschung.

Weinbau-Museum[Bild: Günter Lang]

Seit 1970 gehörte Odernheim zur Verbandsgemeinde Sobernheim, davor zum Landkreis Rockenhausen. Seit 2020 gehört Odernheim zur Verbandsgemeinde Nahe-Glan. Die Verbandsgemeinde Nahe-Glan entstand zum 1. Januar 2020 aus der Fusion der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden Bad Sobernheim und Meisenheim. 

Odernheim am Glan[Bild: Günter Lang]

Nachweise

Verfasserin: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 1987, S. 92-93, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Bad_Kreuznach.pdf (Aufruf: 20.10.2022).
  • „Die Rüstigen Rentner“: Zu Fuß auf Spurensuche durch das historische Odernheim. Odernheim 2020.

Erstellt am: 28.10.2022

Anmerkungen:

  1. Historischer Rundweg 2020, S. 43 und 61. Auf S. 61 wird in einer Ortsgeschichtlichen Beschreibung das Jahr 976 als erste urkundliche Erwähnung genannt, auf S. 41 das Jahr 975 aufgelistet.  Zurück
  2. Historischer Rundweg 2020, S. 61.  Zurück
  3. Historischer Rundweg 2020, S. 61.  Zurück
  4. Historischer Rundweg 2020, S. 41 und 43.  Zurück
  5. Historischer Rundweg 2020, S. 43.  Zurück
  6. Historischer Rundweg 2020, S. 34. Der Pulverturm wurde von der örtlichen Arbeitsgruppe „Rüstige Rentner“ wieder zugänglich gemacht, vgl. S. 37.  Zurück
  7. Historischer Rundweg 2020, S. 36.  Zurück
  8. Historischer Rundweg 2020, S. 52.  Zurück
  9. Historischer Rundweg 2020, S. 53.  Zurück
  10. Historischer Rundweg 2020, S. 62.  Zurück
  11. Historischer Rundweg 2020, S. 41.  Zurück
  12. Historischer Rundweg 2020, S. 6-7. Zurück
  13. Historischer Rundweg 2020, S. 14.  Zurück
  14. Historischer Rundweg 2020, S. 41.  Zurück
  15. Historischer Rundweg 2020, S. 10.  Zurück
  16. Historischer Rundweg 2020, S. 9 und 44.  Zurück
  17. Historischer Rundweg 2020, S. 19-20.  Zurück
  18. Historischer Rundweg 2020, S. 10, 41, 45.  Zurück
  19. Historischer Rundweg 2020, S. 41.  Zurück
  20. Historischer Rundweg 2020, S. 41 und 47.  Zurück
  21. Historischer Rundweg 2020, S. 45 und 46, 1865 wurden bunte Fenster eingesetzt Vgl. ebd. S. 45.  Zurück
  22. Historischer Rundweg 2020, S. 46-47.  Zurück
  23. Historischer Rundweg 2020, S. 47.  Zurück
  24. Historischer Rundweg 2020, S. 6 und 44.  Zurück
  25. Historischer Rundweg 2020, S. 7.  Zurück
  26. Historischer Rundweg 2020, S. 62.  Zurück
  27. Historischer Rundweg 2020, S. 62.  Zurück