Schloßböckelheim im Naheland

Geschichte von Schloßböckelheim

Schloßböckelheim - Ortsansicht[Bild: Prankster (public domain)]

Zur Ortsgemeinde Schloßböckelheim gehören neben den Ortsteilen Tal, Schloß und Kolonie noch die Höfe Rother Hof, Heimberger Hof, Niederthäler Hof, Hahner Hof und Schloßhof. [Anm. 1] Landschaftlich gehört Schloßböckelheim zum „Unteren Naheland“.  [Anm. 2]

Der Ort grenzt nördlich an Weinsheim, westlich an Waldböckelheim, östlich an Hüffelsheim und Niederhausen und südlich an die Nahe als Gemarkungsgrenze. Dahinter beginnt die Gemarkung von Oberhausen. [Anm. 3]

Der Name von Schloßböckelheim wird – ebenso wie von Wald- und Thalböckelheim –  auf die Nennung eines „uilla Becchilenheim“ aus einer Urkunde von 824 zurück geführt. [Anm. 4] 1533 ist ein „Schlosbeckelnheim“ als Name überliefert, 1689 „Schloßböckelheim“, im 19. Jahrhundert „Thalböckelheim“, ehe der Gemeinderat die beiden Ortsteile Thal- und Schloßböckelheim im Jahr 1910/1911 unter dem Namen „Schloßböckelheim“ vereinte. [Anm. 5]

Nur wenige Relikte (beispielsweise der Fund eines vermutlich urnenfelderzeitlichen Bronzerings und einer römischen Münze) weisen auf eine mögliche Besiedelung in der Bronze- bzw. Römerzeit hin. [Anm. 6]Im Mittelalter wurde die Burg Böckelheim, als eine der ältesten Burgen des Naheraums in der Gemarkung errichtet. Aus dem 8./9. Jahrhundert ist die Familie der Konradiner als Besitzer bekannt. [Anm. 7] Um 975 gehörte die Burg vermutlich dem Salier „Konrad von ´Böckelheim´“. [Anm. 8] Nach 1101 gelangte sie vermutlich zu den Grafen von Sponheim. [Anm. 9]

Burgruine Schloßböckelheim[Bild: Walugaselbst (CC BY-SA 3.0)]

Im Jahr 1279 verkaufe Heinrich von Sponheim (geb. zwischen 1235 und 1240, gest. 1289) die Burg an den Mainzer Erzbischof Werner II. (geb. um 1225, gest. 1284) [Anm. 10]

Die zur Verwaltung eingesetzten Mainzer Burggrafen verwalteten im 13. Jahrhundert den dazu gehörigen Besitz von der Burg Böckelheim aus. [Anm. 11]Hinzu kam noch ein Amtmann für das neu geschaffene Amt Böckelheim. [Anm. 12]

In den Jahren 1466 gehörte das Amt Böckelheim zur Herrschaft von Pfalz-Zweibrücken. [Anm. 13] Von 1471 bis 1789/1801 gehörte es zu den Kurfürsten aus dem Hause Wittelsbach und stand unter kurpfälzischer Herrschaft. [Anm. 14]

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hinterließ seine Spuren überall in der Region und Besetzungen und Konflikte schürten die Unruhe bezüglich der Zuordnung des Amtes zwischen Kurpfalz und Kurmainz.  [Anm. 15] 1676 wurde das Amt Böckelheim unter die kaiserliche Zwangsverwaltung von Kaiser Leopold I. von Habsburg gestellt, die Konflikte über die Zuordnung dauerten aber an. [Anm. 16]

1688 kam es beim Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) bei der Besetzung der Pfalz durch die Französische Armee u.a. auch zur Verwüstung der Burg Böckelheim.  [Anm. 17] Das Amt Böckelheim wurde nach der Zerstörung der Burg nach Sobernheim verlegt. 1714 kam Böckelheim durch einen Vertrag zwischen Kurpfalz und Kurmainz endgültig an die Kurpfalz. [Anm. 18]

Im 18. Jahrhundert hatte das „Amt Beckelnheim“ seine größte Ausdehnung, [Anm. 19] es herrschte jedoch in Schloßböckelheim aufgrund der schlechten steinig-felsigen Böden große Armut. [Anm. 20] Der spanische Erbfolgekrieg (1701-1714/15), der Polnische Erbfolgekrieg (1734/35) und der Österreichische Erbfolgekrieg (1741-1748) und die ab 1792 bis 1796 einziehenden französischen Truppen sorgten für wechselnde Besetzungen und brachten Unruhe, Einquartierungen und weitere Beschwernisse in die Region. [Anm. 21] Nach 1800 fielen Gebiete des linken Rheinufers an Frankreich und die Einführung von französischem Recht und Verwaltung bewirkte in der napoleonischen Zeit einen großen Wandel im Naheraum. [Anm. 22]

Nach den Befreiungskriegen der preußisch-russischen Truppen und dem ersten Pariser Frieden von 1814 wurde 1816 der preußische Kreis Kreuznach gegründet, zu dem auch die Bürgermeisterei Sobernheim gehörte. [Anm. 23] Durch die Neuordnung der Territorien grenzte Schloßböckelheim an Preußen, Bayern und Hessen-Homburg. [Anm. 24] Im Jahr 1888 wurde der Ort der neuen Landbürgermeisterei Waldböckelheim zugeordnet. [Anm. 25]

Der 1900 gegründete „Krieger- und Wehrverein Thalböckelheim“ nahm im Leben des Ortes Schloßböckelheim bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs einen wichtigen Platz ein.  [Anm. 26] 1911 wurde der bisherige Ortsname „Thalböckelheim“ durch den Beschluss des Gemeinderats in Schloßböckelheim geändert. [Anm. 27] Der Erste Weltkrieg hinterließ durch den Einzug aller wehrfähigen Personen von 18-48 Jahren schnell einen Arbeitskräftemangel, der zum Teil ab Sommer 1915 durch russische Kriegsgefangene in der Bürgermeisterei Waldböckelheim ausgeglichen werden sollte. [Anm. 28] Die Versorgungslage der Bevölkerung war im Kriegsverlauf schwierig, aa Kartoffeln und andere Lebensmittel abgegeben werden mussten. [Anm. 29]

Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es 1933 einen Stützpunkt der NSDAP in Schloßböckelheim. [Anm. 30] Die Bomben des Zweiten Weltkriegs  verschonten auch Schloßböckelheim nicht und trafen 1941 erstmals die Gemarkung. [Anm. 31] 1942 waren 64 Männer aus dem Ort zur Wehrmacht einberufen. [Anm. 32] 1944 kam bei einem Bombenangriff auf Bahngleise ein Schloßböckelheimer zu Tode. [Anm. 33] Bis zum Kriegsende 1945 verloren 26 Schloßböckelheimer Soldaten im Krieg ihr Leben. Ab Mitte Juli 1945 kam die Region unter französische Besatzung. [Anm. 34]

Der 1948 gewählte Bürgermeister Albert Wagner war bis 1979 im Amt. Besondere wirtschaftliche Auswirkung hatte die Schließung der Waldböckelheimer Drahtwerke, die auch für Schloßböckelheimer Bürger:innen ein wichtiger Arbeitgeber waren. [Anm. 35]

Seit einer Verwaltungsreform, bei der 1970 die Verbandsgemeinde Rüdesheim/Nahe entstand, gehört Schloßböckelheim zu dieser Verbandsgemeinde. Der Verbandsgemeinde gehören 32 eigenständige Ortsgemeinden an, der Verwaltungssitz ist in der namensgebenden Gemeinde Rüdesheim an der Nahe. [Anm. 36]

NACHWEISE

Verfasserin Text: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 1987, S. 100, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Bad_Kreuznach.pdf (Aufruf: 02.06.2022).
  • Seil, Rainer: Chronik der Ortsgemeinde Schloßböckelheim. Ortsgemeinde Schloßböckelheim 2000.

Erstellt am: 02.06.2022

Anmerkungen:

  1. Seil 2000, S. 17. Weitere Informationen zu den Höfen finden sich auf den S. 138-142.  Zurück
  2. Seil 2000, S. 18.  Zurück
  3. Seil 2000, S. 17.  Zurück
  4. Seil 2000, S. 40 und 42.  Zurück
  5. Seil 2000, S. 40. Der Autor stellt noch weitere Zwischenstufen der Namensgebung auf.  Zurück
  6. Seil 2000, S. 41.  Zurück
  7. Seil 2000, S. 42. Die erste Erwähnung stammt aus einer Böckelheimer Urkunde von 824.  Zurück
  8. Seil 2000, S. 43.  Zurück
  9. Seil 2000, S. 44.  Zurück
  10. Seil 2000, S. 44. Die verschiedenen Eigentumswechsel zwischen den Jahren 824 bis 1281 erläutert der Autor auf den Seiten 42-48.  Zurück
  11. Seil 2000, S. 48.  Zurück
  12. Seil 2000, S. 49. Die bis 1466 folgenden Besitzwechsel werden auf den Seiten 49-55 dargestellt. Von 1466 bis 1471 gehörte das Amt Böckelheim zu Pfalz-Zweibrücken, vgl. S. 55.  Zurück
  13. Seil 2000, S. 55.  Zurück
  14. Seil 2000, S. 56. Die wechselnden Besitzverhältnisse sind auf den Seiten 56-59 dargestellt.  Zurück
  15. Seil 2000, S. 59-64. Seil erläutert als Fazit, dass es von 1341 bis 1471 neun Kurmainzer Amtsherren auf Burg Böckelheim gab, und von 1471 bis zur Zerstörung im Jahr 1688 zwölf kurpfälzische Amtsherren dort residiert. Vgl. ebd., S. 65.  Zurück
  16. Seil 2000, S. 64.  Zurück
  17. Seil 2000, S. 65.  Zurück
  18. Seil 2000, S. 66.  Zurück
  19. Seil 2000, S. 69.  Zurück
  20. Seil 2000, S. 66.  Zurück
  21. Seil 2000, S. 71-76. Seil berichtet detailliert über die von den Bewohnern des Nahelandes verlangten Lieferungen an die Truppen u.a. auf den Seiten 77-78 .  Zurück
  22. Seil 2000, S. 80-81.  Zurück
  23. Seil 2000, S. 82.  Zurück
  24. Seil 2000, S. 83.  Zurück
  25. Seil 2000, S. 88.  Zurück
  26. Seil 2000, S. 89-90.  Zurück
  27. Seil 2000, S. 91.  Zurück
  28. Seil 2000, S. 95. 1918 kehrten 14 Schloßböckelheimer Kriegsgefangene in ihre Heimat zurück. Vgl. ebd., S. 98.  Zurück
  29. Seil 2000, S. 93-97.  Zurück
  30. Seil 2000, S. 109.  Zurück
  31. Seil 2000, S. 118.  Zurück
  32. Seil 2000, S. 119.  Zurück
  33. Seil 2000, S. 120.  Zurück
  34. Seil 2000, S. 121.  Zurück
  35. Seil 2000, S. 132.  Zurück
  36. Seil 2000, S. 130.  Zurück