Gönnheim in der Pfalz

Die protestantische Pfarrkirche in Gönnheim

Die evangelische Kirche in Gönnheim.[Bild: Immanuel Giel [CC0]]

Eine Kapelle zur Ehren des heiligen Martin zu Gönnheim wird in erhaltenen Dokumenten erstmals 1488 bezeugt. Gönnheim war also ein kleiner Ort, der keine eigene Kirche hatte. Da die Kapelle allerdings dem heiligen Martin geweiht war, dessen Kirchen öfters ein sehr hohes Alter haben, da Martin der Hausheilige der Franken war und ihm demzufolge während der Frankenzeit die allermeisten Kirchen geweiht wurden. [Anm. 1] Eine Kapelle könnte in Gönnheim also schon viel länger Bestand gehabt haben. So wird von der Gönnheimer Kapelle bereits 1344 und 1363 berichtet. [Anm. 2]   

Spätestens 1575 war Gönnheim so gut wie protestantisch. [Anm. 3] Die Kapelle wurde dem protestantischen Kult zugeführt. Während des Dreißigjährigen Kriegs, in dem Gönnheim schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde und bei Kriegsende nur noch 3 bewohnte Haushalte aufwies, wurde die Kapelle schwer beschädigt und war vollständig ruinös. Erst 1681 wurde die Kapelle unter Verwendung des alten Mauerwerks teilweise neu errichtet.

Das Kirchenschiff wurde 1756 komplett neu gebaut. [Anm. 4] Gemäß der schlichten protestantischen Bauweise wurde die Form eines einfachen Saals ohne Säulen gewählt. Der Saal endet in einem einfachen dreiseitigen Chor. Die Fenster sind ebenfalls einfach gehalten. Sie sind typische Langfenster des 18.Jahrhunderts, die einen halbrunden Abschluss haben. Die Decke ist flach und einfach. Lediglich am herabhängenden Leuchter in der Mitte der Kirche ist ein rundes Medaillon aus Stuck angebracht. Im Keilstein des rundbogigen Eingangsportals ist die Jahreszahl 1757 zu lesen. [Anm. 5] Der Architekt war Rockenbach aus Frankenthal.[Anm. 6] Unmittelbar nach Erbauung der Kirche gab die reformierte Gemeinde bei Georg Friedrich Schrader in Frankenthal zwei Glocken in Auftrag. Nachdem 1781 eine Glocke zersprungen war und die andere als zu klein empfunden wurde, gab man zwei neue Glocken beim selben Gießer in Auftrag. [Anm. 7] Die Inschrift lautete: Gegossen in Frankenthal von G.F. Schrader vor die Gemeinde Gennheim anno 1781. Wann klingt der Glocken Thon lobt Gennheim Gottes Sohn. [Anm. 8] Die Orgel wurde erst um 1860 eingebaut. Um 1900 wurde ein neuer Altar errichtet. [Anm. 9]

1770 wurde der Turm auf Kosten der Gemeinde neu errichtet. [Anm. 10] Er erhielt ein einfaches vierseitiges Dach. Die zierliche welche Haube, die er heute in rekonstruierter Form noch hat, wurde um 1899 nach Plänen des Architekten Franz Schöberl (1845-1908) aus Speyer aufgesetzt, als der Turm etwas erhöht wurde. Von 1770 ist das Geschoss mit den rundbogigen Schallöffnungen. [Anm. 11] Die Kirche ist am 6. Dezember 1942 durch einen Fliegerangriff der Alliierten vollständig zerstört worden. Dabei brannte die Turmhaube ebenfalls ab. Notdürftig wurde der Turm mit einem einfachen Flachdach versehen. Der Turm ist auch heute noch in Besitz der Zivilgemeinde, während die Kirche in Besitz der Kirchengemeinde ist. [Anm. 12]

Die aktuelle Inneneinrichtung bestehend aus der den Chor einnehmenden Kanzel, Altar und das Gestühl sind nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden und aus gebeiztem Holz. Stilistisch erinnert die Einrichtung dennoch an die Epoche der Erbauungszeit, da sie einheitlich im Rokoko-Stil gehalten ist. Zur 200-Jahrfeier 1957 wurde die neue Orgel eingeweiht. [Anm. 13]. Die Kirche ist nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zwischen 1950 und 1956 wiederhergestellt worden. Einzig die Orgelempore ist aus der ehemaligen lutherischen Kirche in Wachenheim übernommen worden. [Anm. 14]

Als der Turm um 1900 aufgestockt wurde, erhielt er einen neuen Dachstuhl und dafür drei neue Glocken angeschafft worden. Von diesen drei Glocken wurden zwei Glocken zum Einschmelzen heruntergenommen. Nach dem Krieg während der Amtszeit von Bürgermeister Philipp Uhrich II. um 1920 wurden neue Glocken beschafft. Da die Glocken der Firma Hamm in Frankenthal den Erwartungen nicht entsprachen, wurden die Glocken bei der Firma Pfeiffer in Kaiserslautern umgegossen. Nachdem zwei Glocken wiederum im Zweiten Weltkrieg abgegeben werden mussten, überstand die letzten Glocke im Kirchturm wie durch ein Wunder die Bombardierungen. [Anm. 15]

Die Kirche wurde zuletzt 1991 renoviert. Sie ist eine charakteristische reformierte Kirche des Rokoko. [Anm. 16]

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Nachweise

Verfasser: Alexander Wißmann M.A.

Verwendete Literatur:

  • Bonkhoff, Bernhard H.: Pfälzisches Glockenbuch, Kaiserslautern 2008.
  • Christmann, Ernst: Gönnheim. Ein Heimatbuch, Neustadt an der Weinstraße 1971.
  • Glasschröder, Franz Xaver: Neue Urkunden zur pfälzischen Kirchengeschichte, Speyer 1930.
  • Karn, Georg Peter; Mertzenich, Rolf: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz 13.1. Kreis Bad Dürkheim, Worms 1995.
  • Meinhardt, Georg: Beschreibung der Häuser von Gönnheim, Gönnheim 1948.

Erstellt am: 25.06.2018.

Anmerkungen:

  1. Siehe Christmann 1971, S. 21.  Zurück
  2. Siehe Glasschröder 1930, S. 111. Zurück
  3. Siehe Christmann 1971, S. 25. Zurück
  4. Siehe a.a.O., S. 58. Zurück
  5. Karn, Mertzenich 1995, S. 390. Zurück
  6. Karn, Mertzenich 1995, S. 390. Zurück
  7. Siehe Bonkhoff 2008, S. 152. Zurück
  8. Ebd, Zurück
  9. Siehe Meinhardt 1948, o.S. Zurück
  10. Siehe Christmann 1971, S. 59. Zurück
  11. Siehe Karn, Mertzenich 1995, S. 390. Zurück
  12. Siehe Meinhardt 1948, o.S. Zurück
  13. Siehe http://www.protkirche-goennheim.de/historisches/unsere-martinskirche/; zuletzt geprüft am 25. Juni 2018. Zurück
  14. Siehe Karn, Mertzenich 1995, S. 390. Zurück
  15. Siehe Meinhardt 1948, o.S. Zurück
  16. Siehe Karn, Mertzenich 1995, S. 390. Zurück