Hausweiler
0.1.Allgemeine Angaben
Ortsgemeinde Hausweiler, Verbandsgemeinde Lauterecken
Einwohner (1999): 78
Einwohner (2007): 52
Einwohner (2010): 62
Gemarkung: 156 ha, davon ca. 5 ha Siedlungsfläche und 21 ha Wald
0.2.Lage
Der Ort liegt in rund 200 Metern Höhe über NN im Tal des Rötelbachs. Die Erhebungen rings um den Ort erreichen Höhen von ca. 350 Metern über dem Meeresspiegel.
0.3.Siedlung und Wohnung
Es handelt sich um ein zusammengedrängtes Haufendorf mit alter Bausubstanz, das durch die Durchgangsstraße zweigeteilt wird. Ein kleiner Friedhof liegt im Südwesten des Dorfes an der Straße nach Buborn. Insgesamt ist nur geringe Neubautätigkeit festzustellen.
0.4.Wüstungen
Im Bereich der heutigen Gemarkung von Hausweiler soll während des Mittelalters ein Ort Birken bestanden haben, der während des Dreißigjährigen Krieges untergegangen sei.
0.5.Name
In der Kopie einer Urkunde von 1347 wird der Ort als Houswyler bezeichnet. Weitere Namensformen: Huswylre (1363 in Originalurkunde), Hußwyler (1443), Hußwiller (um 1500), Hausweiler (1568/75). Das Grundwort -weiler weist auf eine kleine Ortssiedlung mit unbestimmtem Gründungsdatum hin. Das Bestimmungswort Haus bezieht sich unter Berücksichtigung der frühen Namensformen nicht auf das Wort Haus in der heutigen Sprachbedeutung, sondern auf einen altdeutschen Personennamen, vielleicht Huso.
0.6.Wappen
Das Wappen wird diagonal in eine gelbes und in ein grünes Feld aufgeteilt. Auf dem gelben Grund erscheint ein blaubewehrter und blaubezungter roter Löwe, auf dem grünen Feld eine goldene Hirschstange und ein goldenes Birkenblatt. Der Löwe entspricht dem Löwen im Wappen der Wildgrafen, zu deren Besitz Hausweiler gehörte. Die Hirschstange ist ein Hinweis auf den Wildreichtum in der Umgebung des Ortes. Das Birkenblatt bezieht sich auf den untergegangenen Ort Birken. Dieses Wappen wurde 1964 durch das Innenministerium des Landes Rheinland-Pfalz genehmigt.
0.7.Abriss der Ortsgeschichte
0.7.1.Frühgeschichte
Mit Sicherheit war die Umgebung des Ortes in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Entsprechende Funde sind jedoch nur aus der Umgebung von Hausweiler bekannt geworden.
0.7.2.Mittelalter
Theoretisch könnte der Ort mit dem Grundwort -weiler schon im frühen Mittelalter durch fränkische Bauern von einer benachbarten Römerstraße her besiedelt worden sein. Wahrscheinlicher ist die Annahme, dass hier im Tal des Rötelbachs erst viel später, vielleicht erst im 10. oder 11. Jahrhundert, eine kleine Siedlung (ein Weiler) entstand, die als Ursprung des heutigen Ortes anzusehen ist. Der Ort gehörte innerhalb des Burgbannes von Grumbach ursprünglich zum Nahegau und kam zusammen mit Grumbach 1258 in den Besitz des Grafen Godefried, der die Linie Dhaun der Wildgrafen stiftete. Zusammen mit anderen Dörfern des Burgbannes von Grumbach wurde er 1363 an Sponheim - Starkenburg verpfändet.
Die erste urkundliche Erwähnung von Hausweiler erfolgte 1347, allerdings in einer Urkunde, die nur in einer späteren Kopie erhalten geblieben ist. In dieser Urkunde wird über einen Streit zwischen Graf Heinrich von Veldenz und den Propst Johannes vom Remigiusberg um den Zehnten aus Pfeffelbach und Hausweiler berichtet. In einem Schiedsspruch wurde verfügt, dass das Kloster von den Einnahmen aus den beiden Dörfern acht Malter Getreide an die Kirche von Kusel liefern sollte. Im Jahre 1448 verkaufte Wild- und Rheingraf Gottfried zu Dhaun den Ort Hausweiler neben einer Reihe weiterer Orte aus dem Grumbacher Tal mit dem Recht auf Wiederkauf an Pfalzgraf Stephan von Pfalz-Zweibrücken. Der Rückkauf durch die Wildgrafen erfolgte bereits 1477. Kurze Zeit später entstand die selbständige Linie des rheingräflichen Hauses von Grumbach. Fortan gehörte Hausweiler zu dieser Grumbacher Linie der Rheingrafen bis zur Beendigung der alten Feudalzeit im Verlauf der Französischen Revolution. Um 1500 besaßen die Junker Faust von Wachenheim in Hausweiler ein größeres Hofgut, das nach mancherlei Streitigkeiten in den Besitz der Rheingrafen gelangte. Diese verpachteten das Gut an ihren Untertanen Gerhard Müller aus Hausweiler. Der Vertrag für diese Verpachtung ist im Landesarchiv Koblenz einzusehen. In ihm sind Größe und Lage des Gutes genau beschrieben, es werden Flurnamen genannt und auch die Namen von Menschen, die damals in Hausweiler wohnten.
0.7.3.Neuzeit
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kam es zu mancherlei Streitigkeiten zwischen Hausweiler und verschiedenen Nachbardörfern. Es bestand eine Weidegemeinschaft, an der neben Hausweiler auch Buborn, Deimberg und der Schönborner Hof beteiligt waren. Buborn und Hausweiler fühlten sich in dieser Gemeinschaft übervorteilt und trennten sich von Deimberg und dem Schönborner Hof. So entstanden zwei Parteien. Es kam immer wieder vor, dass die eine Partei ihr Vieh auf den Wiesen der anderen Partei weiden ließ, oder dass sich Vieh verirrte. Nach der Gewohnheit der Zeit konnte fremdes Vieh in eigenen Besitz genommen werden, wenn es auf der eigenen Weidefläche angetroffen wurde. Da sich derartige Fälle unter den beiden Parteien der ehemaligen Gemeinschaft ständig wiederholten, kam es zu einem schwerwiegenden Streit, der erst nach Jahren auf gerichtlichem Wege geschlichtet wurde. 1575 etablierten sich in dem Nachbarort Grumbach die Rheingrafen. Die Bewohner von Hausweiler waren von nun an deren Untertanen. Bis zur Zeit der Französischen Revolution gehörte Hausweiler zu der Herrschaft der Rheingrafen von Grumbach. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort wiederholt ausgeplündert, nur wenige Menschen überlebten den Krieg. Schon 1632 kam es zu Mord und Plünderung durch die Truppen der Spanier, die auf der Seite des Kaisers standen. Noch im selben Jahr fielen viele Einwohner der Pest zum Opfer. Im Jahr 1635 wüteten Kroaten in der Gegend, die als kaiserliche Truppen bei Odernheim eine Niederlage hatten hinnehmen müssen und nun glanaufwärts gezogen waren. Wie die Bewohner anderer Dörfer aus der Umgebung von Grumbach verließen auch die Bewohner von Hausweiler ihr Dorf und versteckten sich im Waldgebiet der Winterhauch. Nur wenige kehrten in das Dorf zurück. Auch nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die Gegend noch von marodierenden Truppen heimgesucht. Hausweiler konnte sich nur allmählich erholen. Unter den Kriegen Ludwigs XIV. von Frankreich hatte der Ort ebenfalls zu leiden. Im Verlauf dieser Kriege flüchteten die Einwohner im Jahr 1697 erneut aus dem Dorf.
0.7.4.Neueste Zeit
Während der Zeit der Französischen Revolution und der anschließenden Zeit des Kaisers Napoleon wurde das linksrheinische Deutschland von Frankreich annektiert. Hausweiler gehörte nun, während der französischen Administration, zur Mairie Grumbach. Zugleich war Grumbach auch Mittelpunkt eines Cantons, der wiederum ein Teil des Arrondissements Birkenfeld war und zu dem Departement Saar gehörte. Schon 1793 zogen französische Truppen durch das Glantal und nahmen in den Dörfern bei Grumbach Quartier, auch in Hausweiler. Dabei kam es zu Übergriffen der Revolutionstruppen gegen die Bevölkerung des Ortes. Nach dem Ende der französischen Herrschaft wurde im Wiener Kongress das Fürstentum Lichtenberg gegründet, das in den Besitz des Herzogtums Sachsen-Coburg kam. 1834 verkaufte Sachsen-Coburg dieses Fürstentum an Preußen. Es bildete nun innerhalb der preußischen Rheinprovinz den Kreis St. Wendel. Dieser Kreis war in mehrere Ämter aufgeteilt. Hausweiler gehörte zum Amt Grumbach.
Weitere Veränderungen ergaben sich nach dem Ersten Weltkrieg. Ein Großteil des Kreises St. Wendel verblieb 1919 bei dem autonomen Saargebiet. Aus dem bei Preußen verbliebenen Teil entstand zunächst der so genannte "Restkreis St. Wendel-Baumholder" mit Sitz in Baumholder. 1937 wurde dieser Restkreis mit dem bis dahin oldenburgischen Kreis Birkenfeld vereinigt, und es entstand ein neuer Kreis Birkenfeld innerhalb des preußischen Regierungsbezirks Koblenz. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Ort zunächst im Regierungsbezirk Koblenz des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Durch die Gebietsl- und Verwaltungsreform von 1968 wurde das Amt Grumbach aufgelöst. Hausweiler kam 1972 zur neu gegründeten Verbandsgemeinde Lauterecken, gleichzeitig vom Regierungsbezirk Koblenz in den neu gegründeten Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz.
0.8.Wahlergebnisse
SPD | CDU | FDP | Grüne | Linke | Sonstige | |
Landtag 2001 | 48,8 | 27,9 | 0,0 | 4,7 | --- | 8,6 |
Landtag 2006 | 69,2 | 23,1 | 5,1 | --- | -- | 2,6 |
Landtag 2011 | 54,3 | 34,3 | --- | 5,7 | 5,7 | --- |
Bundestag 2002 | 55,6 | 31,1 | 8,9 | 4,4 | --- | --- |
Bundestag 2005 | 42,2 | 37,8 | 11,1 | 4,4 | 4,4 | --- |
Bundestag 2009 | 16,2 | 56,8 | 5,4 | 10,8 | 5,4 | 5,4 |
Bundestag 2013 | 35,5 | 41,9 | 0,0 | 0,0 | 16,1 | 6,4 |
0.9.Zeittafel
1347 | Ersterwähnung in der Kopie einer Urkunde des Klosters auf dem Remigiusberg |
1556 | Einführung der Reformation |
1632 | Spanische Truppen verwüsten den Ort. Die Pest wütet |
1635 | Flucht der Bürger vor den Kroaten |
1648 | Ende des Dreißigjährigen Krieges. Der Ort erholt sich nur langsam |
1697 | Die Bewohner von Hausweiler fliehen vor den Franzosen im Zusammenhang mit den Kriegen Ludwigs XIV. |
1798 | Eingliederung des linksrheinischen deutschen Gebietes an Frankreich. Hausweiler gehört zur Mairie und zum Kanton Grumbach, zum Arrondissemont Birkenfeld, zum Département de la Sarre. |
1808 | Kirchenorganisatorisch kommt Hausweiler zur Kirchengemeinde Grumbach |
1816 | Hausweiler gehört im Amt Grumbach zum Fürstentums Lichtenberg, das selbst wiederum zu dem Land Sachsen-Coburg gehört |
1834 | Hausweiler gehört innerhalb des Kreises St. Wendel zur preußischen Rheinprovinz |
1918 | Ende des Ersten Weltkrieges. Hausweiler liegt zunächst im sogenannten Restkreis St. Wendel-Baumholder |
1937 | Hausweiler kommt zum Kreis Birkenfeld |
1945 | Ende des Zweiten Weltkrieges. Hausweiler gehört innerhalb des Bundeslandes Rheinland-Pfalz zunächst weiterhin zum Amt Grumbach |
1968 | Gebiets- und Verwaltungsreform des Landes Rheinland-Pfalz. Hausweiler gehört seit 1972 als Ortsgemeinde zur Verbandsgemeinde Lauterecken und zum Landkreis Kusel |
1997 | Hausweiler feiert das Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung vor 650 Jahren |
0.10.Bewohner
Das Dorf blieb bis heute ländlich strukturiert. Der Großteil der Bevölkerung arbeitete bis vor wenigen Jahrzehnten hauptsächlich in der Landwirtschaft. Neben den Bauern gab es Land- und Waldarbeiter und wenige Handwerker. Weitere Möglichkeiten zur Berufsausübung bestanden kaum. Heute noch wird die Gemarkung von wenigen Menschen landwirtschaftlich genutzt. Ein großer Teil der Erwerbstätigen arbeitet außerhalb des Dorfes. Bereits 1955 mussten von 19 Berufstätigen 15 auspendeln. Heute gilt Hausweiler als die kleinste selbständige Ortsgemeinde im Landkreis Kusel. Bei der geringen Einwohnerzahl ist eine weiterhin rückläufige Tendenz zu befürchten.
0.11.Bevölkerungsentwicklung
1815 | 1860 | 1900 | 1925 | 1958 | 1999 | 2007 | 2010 |
23 | 122 | 129 | 97 | 79 | 78 | 78 | 52 |
0.12.Religiöse Verhältnisse
Vom frühen Mittelalter her gehörte Hausweiler zum Kirchspiel Herren-Sulzbach. Eine eigene Kirche hatte das Dorf nie. Infolgedessen entspricht die Kirchengeschichte von Hausweiler der des Ortes Herren-Sulzbach bis zum Jahr 1808. Damals wurde die neue Kirchengemeinde Grumbach gegründet, der auch Hausweiler angeschlossen wurde. 1556 führten die Rheingrafen die Reformation ein. Bis zum Dreißigjährigen Krieg waren alle Bewohner von Hausweiler evangelisch. Später duldete die Herrschaft auch andere Konfessionen, doch diese gewannen keine besondere Bedeutung. Bis heute ist der überwiegende Teil der Bevölkerung wie im gesamten Kirchspiel evangelisch.
0.13.Schule, Kultur, Vereinswesen
0.13.1.Schule
Wie in den übrigen Dörfern des Amtes Grumbach entstanden auch in Hausweiler im ausgehenden 16. Jahrhundert als Auswirkung der Reformationsbewegung die Bemühungen, Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen. Doch Hausweiler erreichte es wegen der geringen Einwohnerzahl auch in der Vergangenheit nie, am Ort selbst eine eigene Schule einzurichten. Ursprünglich mussten die Schulkinder im benachbarten Herren-Sulzbach den Schulunterricht besuchen. In einem Hirtenhaus wurde dort der Unterricht für alle Schüler aus den Orten des ganzen Kirchspiels erteilt. Als um 1814 auch in den anderen Dörfern des Kirchspiels eigene Schulen entstanden, schloss sich Hausweiler der Schule Grumbach an und bildete mit dem Amtsort eine Schulgemeinschaft, die bis zur allgemeinen Schulreform ab 1968 fortbestand. Zunächst besuchten die Grundschüler nun die Grundschule Grumbach-Hoppstädten, während die Hauptschüler sofort nach Lauterecken kamen. Im Jahr 2010 wurde die Grundschule Grumbach-Hoppstädten geschlossen, und so werden jetzt auch die Grundschüler in Lauterecken unterrichtet. Das Gymnasium Lauterecken steht nur wenige Kilometer weit vom Ort entfernt.
0.13.2.Feste und Brauchtum
Die Kirmes von Hausweiler findet am 3. Wochenende im Mai statt. Altes Brauchtum, wie es in früherer Zeit in allen Dörfern der Glangegend üblich war, wird heute kaum noch gepflegt.
0.13.3.Vereine
Es bestand lange Zeit am Ort lediglich ein Männergesangverein. Derzeit sind keine Vereine mehr gemeldet.
0.14.Gesundheits- und Sozialwesen
Allgemeinärzte können in Grumbach, Offenbach und Lauterecken aufgesucht werden. Die nächstgelegenen Krankenhäuser sind die von Meisenheim und von Kusel. Zuständige Sozialstation ist die in Lauterecken.
0.14.1.Wirtschaft und Verkehr
In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg ging die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe stark zurück, doch die landwirtschaftlich nutzbare Fläche blieb weitgehend erhalten. Die fortbestehenden Betriebe vergrößerten sich also. Haupterwerbsbetriebe wurden in Nebenerwerbsbetriebe umgewandelt. Seit der Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts werden zunehmend Betriebe stillgelegt. Der Ort ist von der B 270 aus über eine Kreisstraße zu erreichen. Grumbach und Lauterecken liegen jeweils etwa drei Kilometer weit entfernt. Zu den Autobahnauffahrten bei Kusel und bei Kaiserslautern sind es 35 bis 45 Kilometer.
0.15.Nachweise
Verfasser: Ernst Schworm
Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm
Literatur:
- Fabricius, Wilhelm: Das Hochgericht auf der Heide - Die Wildgrafschaft zwischen Oberstein, Meisenheim, Lauterecken und Kusel, in: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst Jg. 24, Trier 1905.
- Grashof, Karl Theodor: Die Dorfschulchronik von Herren-Sulzbach, 1996.
- Grashof, Karl Theodor und Guischard, Albrecht: Salisso, aus der Geschichte des Kirchspiels Herren-Sulzbach, Köln 2000.
- Karsch, Otto: Geschichte des Amtes Grumbach, Neuwied 1959.
- Schneider, Carl: Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und Landes auf dem Hundsrücken, Kreuznach 1854.